Hernando Cortes

Hernando Cortes
Hernán Cortés, Museo de América, Madrid

Hernán (auch Hernando) Cortés (* 1485 in Medellín in der heutigen Provinz Badajoz, Extremadura; † 2. Dezember 1547 in Castilleja de la Cuesta bei Sevilla) war ein spanischer Konquistador und von 1521 bis 1530 Generalgouverneur von Neuspanien.

Inhaltsverzeichnis

Erste Erfolge in Westindien

Hernán Cortés mit katalanischer Markierungsfahne, Meister von Saldana

Cortés entstammte dem niederen spanischen Adel. Er war über die Linie seiner Mutter mit Francisco Pizarro, dem Eroberer Perus, entfernt verwandt.[1] Seine Familie war nicht wohlhabend. Er studierte bereits mit 14 Jahren an der Universität Salamanca Rechtswissenschaft. Bereits nach zwei Jahren brach Cortés sein Studium ab und kehrte nach Medellín zurück. Die zwei Jahre in Salamanca, sowie seine späteren Erfahrungen als Notar, brachten ihm die kastilische Rechtsordnungen nahe.

Anschließend trat er in den Kriegsdienst ein und schiffte sich 1504 nach Westindien ein, wo er beim Statthalter von Hispaniola, Nicolás de Ovando, einem Verwandten, arbeitete.[2]

Im Jahre 1511 begleitete er den Statthalter Don Diego Velázquez nach Kuba und wurde dessen Sekretär, als dieser Gouverneur von Kuba wurde. Diese Anstellung erhielt er auf Grund seiner Tüchtigkeit.

Cortés ließ sich auf Kuba von seinem Gönner Velázquez ein Repartimiento in Cuavanacan am Río Duaba zuteilen. Dort ließ er die ansässigen Tainos nach Gold suchen und hatte damit Erfolg und erwarb ein beträchtliches Vermögen. Auch auf Kuba arbeitete er als Notar und verdiente Geld mit der Viehzucht. Zudem war er dafür verantwortlich, den königlichen Anteil aus der Kubanischen Goldproduktion zu berechnen. Andere Kolonisten nahmen ihn zu dieser Zeit nicht ernst, da er sich noch durch keine Eroberung hervorgetan hatte und nannten ihn Cortesillo, den kleinen Cortés.

Als der Gouverneur Diego Velázquez 1515 die Hauptstadt Kubas von Baracoa nach Santiago verlegte, ging Cortés mit ihm und wurde als Alcalde der Oberbefehlshaber und Friedensrichter der Stadt. [3]

Trotzdem hatte er immer wieder Differenzen mit dem Statthalter. Für kurze Zeit ließ Velázquez seinen Sekretär sogar ins Gefängnis werfen, weil dieser Catalina Suarez nicht heiraten wollte, der er die Ehe versprochen hatte. Cortés brach aus dem Gefängnis aus, wurde jedoch erneut gefangen. Schließlich heiratete er Catalina Suarez unter dem Druck des Gouverneurs und versöhnte sich mit ihm und der Familie seiner Frau. Die Ehe blieb kinderlos.[4]

Befehlshaber der Expedition

Malinche und Hernán Cortés
Altmexikanische Bilderhandschrift der Tlaxcalteken aus dem 16. Jahrhundert (Lienzo de Tlaxcala)

Zweimal versuchte Velázquez seinen Machtbereich zu erweitern und schickte Expeditionen unter Francisco Hernández de Córdoba und Juan de Grijalva an die unbekannte Küste Mittelamerikas. Dadurch erfuhr er vom Goldreichtum des Landes. So rüstete er eine dritte Expedition aus und setzte Cortés als Kommandant ein. Doch Freunde warnten Velázquez vor dem Ehrgeiz des Hernán Cortés. So nahm er seinen Auftrag zurück, doch es war bereits zu spät. Denn Cortés ließ sich nicht mehr aufhalten. Er hatte in anderen kubanischen Häfen schnell Männer angeworben und weitere Schiffe gekauft. Mit ihnen segelte er am 18. Februar 1519 von Havanna mit einer Mannschaft von 670 Mann, zumeist blutjunge Männer aus Spanien, Genua, Neapel, Portugal und Frankreich, Richtung der neu entdeckten Küste los. Eine Flottille von 11 Schiffen stach in See; neben dem Flaggschiff des Konquistadors mit dem Namen Santa Maria de la Conception, drei weitere Karavellen und sieben kleinere Brigantinen.

Auf der Insel Cozumel gelang es, den Spanier Gerónimo de Aguilar aus den Händen der Indianer zu befreien. Er war acht Jahre zuvor an der Küste gestrandet und hatte bei den Eingeborenen als Sklave gelebt und die Sprache der Maya erlernt.[5][6] Cortés umfuhr die östliche Spitze von Yucatán, segelte dann in nördlicher Richtung an der Küste entlang, lief in den Fluss Tabasco ein. Als er in der Nähe der gleichnamige Stadt an Land gehen wollte um Trinkwasser aufzunehmen, verweigerten die Indianer die Landung. Deshalb nahmen die Spanier die Stadt mit Gewalt. Darauf unterwarfen sich die Indianer Cortés und dem König von Spanien und erklärten sich bereit, Tribut zu zahlen und 20 Sklavinnen zu liefern. Eine dieser Sklavinnen, Doña Marina (Malinche), wurde die Geliebte des Eroberers Hernán Cortés. Gemeinsam mit Gerónimo de Aguilar diente sie ihm als Dolmetscherin und wurde zu seiner wichtigsten Beraterin.

Der Fall von Tenochtitlán

Hauptartikel: Spanische Eroberung Mexikos

Cortés versenkt seine Schiffe, Bild von Karel Donatus Van Beecq (1638-1722)

Landung und Koloniegründung

Cortés setzte seine Fahrt in nordwestlicher Richtung fort und landete am 21. April 1519 bei San Juan de Ulúa. Die Azteken empfingen die Fremden freundlich und beschenkten sie mit Gold, Edelsteinen, Kleidung und prächtigem Federschmuck.

Vor der Ankunft von Cortés gab es Niemanden, dem Moctezuma jemals so reiche Geschenke gesandt hatte. Einem Mann, der in seiner Vorstellung vielleicht sogar ein Gott war, konnte er sich nicht verschließen. Damit verstärkte der Aztekenherrscher mit seinen Geschenken die geheimnisvolle Aura, die den Konquistador bei seiner Ankunft umgab.[7]

Moctezuma lehnte Cortés Wunsch, ihn in Tenochtitlán zu besuchen, ab. Mit seinen großzügigen Goldgeschenken wollte er die Fremden besänftigen und sie dazu bewegen, das Land zu verlassen und bewirkte das genaue Gegenteil. Denn Cortés ließ sich dadurch nicht abschrecken, vielmehr forcierten die prachtvollen Geschenke seine Habgier.

Um eine formelle Unabhängigkeit vom Statthalter in Kuba zu erlangen, gründete Cortés eine selbstständige Kolonie nach dem Vorbild der spanischen Korporationen – im Namen des Königs und unter königlicher Autorität. Er gab ihr den Namen Villa Rica de Vera Cruz (Veracruz) und entsandte ein Rechtfertigungsschreiben zusammen mit den von den Azteken erhaltenen Geschenken an den König von Spanien. Im Anschluss ließ Cortés Segel, Anker, Kompasse und alle weiteren, beweglichen Teile an Land schaffen. Die Schiffe wurden auf seine Anweisung hin zerstört. [8] So nahm er sich und seinen Leuten bewusst die Möglichkeit zur Rückfahrt und zwang gleichzeitig die verbliebenen Matrosen in seine Truppe.

Mit der Zerstörung seiner Schiffe setzte Cortés alles auf eine Karte. Er hatte sich für dieses Unternehmen hoch verschuldet und sich den Befehlen von Velazquez widersetzt. Wenn er scheiterte, würde man ihn als Verräter in Ketten nach Spanien bringen, oder gleich auf Kuba aburteilen. Nur mit einem Erfolg konnte er seine Gläubiger befriedigen, sich gegen Velazquez wehren und vor dem König als Held da stehen.

Doppelstrategie

Wichtige Informationen über Land und Leute sowie eine Einladung nach Cempoala erhielt Cortés von dem Dicken Kaziken der Totonaken. Noch wenige Jahre zuvor waren die Totonaken ein freies Volk und erst seit kurzer Zeit lebten sie als Unterworfene der Azteken. Die Indianer beklagten sich bei ihm über die Moctezuma und die erdrückende Last der Tributzahlungen. Der Kazike gewährte dem Konquistador einen tiefen Einblick in die politischen Verhältnisse des Landes und bat ihn um militärischen Beistand gegen die Azteken. [9] Cortés versprach, die Totonaken vor den Azteken zu schützen und veranlasste den Kaziken, die zufällig anwesenden aztekischen Tributeintreiber gefangen zu nehmen. Damit drängte Cortés die Totonaken, ihr erzwungenes Bündnis mit den Azteken aufzukündigen. Schon kurz darauf verhalf er den Tributeintreibern heimlich zur Flucht. Cortés benutzte diese Männer als Boten für seine Nachrichten an Moctezuma. Die berichten ihrem Herrscher, dass Cortés sein Freund und Alliierter sein will. Den Totonaken hingegen versprach Cortés Schutz und Waffenhilfe bei einem Angriff der Azteken. Dabei ging es ihm mit dieser Doppelstrategie vielmehr um die Hilfe der Totonaken gegen die Azteken.

Risse im Machtblock der Azteken

Die Dolmetscherin Doña Marina und die Totonaken berichteten Cortés, dass das Reich der Azteken über kein klar umrissenes Staatsgebiet verfügte. Es gab keine einheitliche Sprache, obwohl Nahuatl fast überall verstanden wurde. Es gab auch keine einheitliche Verwaltung, kein einheitliches Rechtssystem und kein stehendes Heer. Es gab nur die gewaltige militärische Macht der Azteken, die diesen Vielvölkerstaat zusammenhielt.[10] Da das Heer nur für Kriegszüge aufgestellt wurde, fehlte eine militärische Sicherung des Reiches fast vollständig.[11] Hatten die Azteken ein weiteres Volk unterworfen, mussten die Kaziken Tribut an die Herrscher in Tenochtitlán zahlen. Der bestand nicht nur aus Edelmetallen, Kunsthandwerk oder Nahrungsmitteln, sondern auch aus Menschen. Diese wurden von den Azteken versklavt oder auf den Altären den Göttern geopfert. Wurden die Tributforderungen nicht erfüllt, löste dies einen weiteren Kriegszug aus.[12] So vermehrten die Azteken mit jedem Sieg die Zahl ihrer Feinde.

Die Totonaken waren es auch, die Cortés von den Tlaxcalteken und ihrer tiefen Feindschaft zu den Azteken berichteten. Die Tlaxcalteken hatten sich über viele Jahre hinweg den Azteken widersetzt und zahlten keinen Tribut. Obwohl die Tlaxcalteken nur noch eine kleine Enklave in dem riesigen aztekischen Reich hielten und auf ein überschaubares Gebiet begrenzt waren, hatten sie in vielen Schlachten ihre Kampfkraft gezeigt. Cortés hatte die Absicht mit diesem Volk ein Bündnis einzugehen.

Marsch nach Tenochtitlan

Cortés Eroberungszug durch Mexiko 1519 nach Tenochtitlán

Am 16. August 1519 brach Cortés mit 500 Fußsoldaten, 16 Reitern, 30 Armbrustschützen und 12 Arkebusiere auf. Seine Artillerie bestand aus 6 Geschützen, 10 bronzenen Feldschlangen, 4 Falconiere und etlichen Bombarden. Begleitet wurden die Truppe von etwa 400 Kriegern des Kaziken von Cempoala.

Wahrscheinlich war dies der Grund, warum die Tlaxcalteken die Unterhändler, die Cortés ihnen schickte, nicht anhörten. Die Azteken hatten nicht nur Krieg gegen Tlaxcala geführt, sondern das Land auch mit einem umfassenden Handelsembargo belegt, das sogar Salz einschloss. Jetzt hatten die fremden Spanier gemeinsam mit den Totonaken ihr Land betreten. Die Totonaken waren Unterworfene und zwangsweise Verbündete der Azteken. Daraus schlussfolgerten die Tlaxcalteken, dass die Spanier mit den Azteken im Bunde waren. Sie nahmen die totonakischen Unterhändler gefangen und griffen Cortés mit einer großen Übermacht an. Da es die Tlaxcalteken jedoch auch nach mehreren Schlachten nicht schafften, die Spanier zu besiegen, nahmen sie schließlich Verhandlungen mit den Fremden auf. Schon kurz darauf verbündeten sie sich mit Cortés und bildeten eine Allianz. Der Hass auf die Azteken machte die Tlaxcalteken zu seinen wertvollsten und treuesten Verbündeten.

Durch 2000 Mann aus Tlaxcala verstärkt, gelangte Cortés nach Cholula, einer erst kürzlich von den Azteken unterworfenen, reichen und als Götterheiligtum sehr angesehenen Stadt. Während es in Tlaxcala nicht einmal Salz gab, herrschte hier Überfluss an Lebensmitteln und Waren aller Art. Heute lässt es sich nicht mehr sagen, ob Cortés mit einem Präventivschlag gegen Cholula die Azteken einschüchtern wollte, ob die Tlaxcalteken die Spanier gegen ihre alten Feinde aufwiegelten, oder ob die Cholulteken die Spanier in einem Hinterhalt ermorden wollten. Sicher ist, dass die Spanier ein Massaker anrichteten, in dem viele Einwohner der Stadt starben und die Tlaxcalteken die reiche Stadt plünderten.[13][14]

Mit seinem Bündnis mit den Tlaxcalteken und der Unterwerfung von Cholula hatte Cortés den Azteken klar gezeigt, dass er ein nicht zu unterschätzender neuer Machtfaktor in ihrem Reich war. Moctezuma versuchte ihn immer noch von seiner Hauptstadt fern zu halten. Doch je mehr Cortés von Tenochtitlán erfuhr, desto mehr war er gewillt, diese Stadt zu besuchen.

Als die Spanier den letzten Pass in den Bergen überwunden hatten, sahen sie den Texcoco-See und die vielen dichtbesiedelten Städte an seinem Ufer. Tenochtitlán war die größte dieser Städte und lag mitten in diesem See. Mehrere Dammstraßen verbanden sie mit dem Festland.[15]

In der Hauptstadt der Azteken

Moctezuma empfing Cortés am 8. November 1519 vor den Toren der Hauptstadt[16] und ließ den Spaniern den Palast seines verstorbenen Vaters Axayacatl als Wohnung anweisen. Dieser Palast war so groß, dass alle Spanier mit samt ihren Pferden und Kanonen darin Platz fanden.[17]

Zu Beginn ihres Aufenthaltes in Tenochtitlán wurden die Spanier sehr hofiert. Begleitet von hohen Würdenträgern bereisten und erkundeten sie das Land. Von besonderem Interesse für Cortés waren die Häfen des Landes und die Goldbergwerke.

Auf Bitten von Cortés zeigte Moctezuma ihm und seinem Gefolge das Innere eines Tempels. In einem Raum, dessen Wände blutverkrustet waren, fanden die Spanier drei Herzen von Menschenopfern, die gerade in einem Kohlebecken verbrannt wurden. Für die Azteken war die Opferung von Menschen eine heilige Handlung und eine Ehrung ihrer Götter. Die Spanier und besonders Hernán Cortés, fühlten sich in ihrem religiösen Empfinden zutiefst beleidigt. Für sie war die Religion der Indianer eine Gotteslästerung. Als Cortés den Tlatoani darauf ansprach und die Götterstatuen der Azteken stürzen, und durch das Christliche Kreuz und Marienbilder ersetzen wollte, kam es zu einem Streit.[18] So errichteten die Konquistadoren in ihrem Palast eine kleine Kirche und entdeckten dabei hinter einer Mauer die Schatzkammer von Axayacatl.

Die immer stärker auftretenden Spannungen mit den Azteken machten den Spaniern klar, wie angreifbar sie waren. Dann erreichte Cortés die Nachricht, dass es in Veracruz ein Gefecht gegeben hatte. Die Azteken hatten die kleine Garnison unter Escalante angegriffen und geschlagen. Sechs Männer waren tot und Escalante schwer verwundet, er starb drei Tage nach dem Gefecht. Der Soldat Arguello war lebend in Gefangenschaft geraten.[19] Jetzt stand endgültig fest, dass die Spanier in der aztekischen Hauptstadt in Lebensgefahr schwebten.

Moctezumas Gefangennahme

Moctezuma II., 1715 von Antonio de Solis dargestellt

Nach der Schlacht bei Veracruz schickte der aztekische Befehlshaber, der Juan de Escalante und seine Männer getötet hatte, den abgeschnittenen Kopf des Gefangenen Spaniers Arguello seinem Tlatoani in Tenochtitlán. Cortés stellte Moctezuma zur Rede und die Spanier forderten ihn unter Drohungen auf, sie in ihr Quartier zu begleiten. Sie eröffneten ihm, dass er von nun an ihr Gefangener sei.[20] Der gedemütigte Fürst regierte dem Namen nach zwar weiter, in Wirklichkeit aber war von nun an Cortés sein Gebieter.

Er ließ die aztekischen Hauptleute, die gegen Juan de Escalante und seine Männer gekämpft hatten, vorführen und verhören. Nach dem sie gestanden hatten, dass sie auf Befehl Moctezumas gehandelt hatten, wurden sie verurteilt und öffentlich verbrannt. Cortés zwang Moctezuma die Vollstreckung des Urteils mit anzuschauen.[21] Die Nachricht vom Tod der aztekischen Hauptleute verbreitete sich sehr schnell über das ganze Land. Damit war das Ansehen der Spanier bei den Totonaken in Cempoala wieder hergestellt.

Cortés sandte Spanier in die Provinzen, um diese nach Reichtümern zu untersuchen, setzte missliebige Beamte ab und andere ein. Er brachte Moctezuma schließlich so weit, dass er die Oberherrschaft Kaiser Karls V. förmlich anerkannte und die Zahlung eines jährlichen Tributs versprach.

Trotz aller Spannungen versuchte Moctezuma auch in der Gefangenschaft immer noch gütlich mit den Spaniern auszukommen. So gab er Cortés eines Tages Tecuichpoch, seine Lieblingstochter zur Frau. Obwohl Cortés bereits verheiratet war, wies er die Tochter des aztekischen Herrschers nicht zurück und versprach sie gut zu behandeln. Eine weitere Tochter Moctezumas gab Cortés einem seiner Offiziere.

Spanier gegen Spanier

Diego Velázquez de Cuéllar hatte unterdessen eine Flotte von 18 Schiffen mit 1200 Mann, 12 Kanonen und 60 Pferden unter dem Oberbefehl des Pánfilo de Narváez ausgesandt, um Cortés und seine Offiziere gefangen zu nehmen und die Eroberung von Neuspanien zu vollenden. Auf diese Nachricht ließ Cortés 150 Mann unter Pedro de Alvarado in Tenochtitlán zurück und marschierte am 20. Mai 1520 mit den übrigen 250 Mann dem Feind entgegen. Er überfiel Narváez, der sich bereits der Stadt Cempoala bemächtigt hatte, schlug ihn in der Nacht und nahm ihn mit dem größten Teil seiner Leute gefangen. Die meisten der gefangen genommenen Truppen traten in seine Dienste.

Noch während sich Cortés und Narváez auf dem Schlachtfeld bekriegten, bemächtigten sich die Krieger aus Texcoco des ungeschützten Trosses von Pánfilo de Narváez und der Menschen, die mit ihm an Land gegangen waren. Sie brachten die 550 Gefangenen nach Zultepec,[22] opferten sie ihren Göttern und verspeisten sie in den nächsten 7 Monaten.

Die „Noche Triste“

Mit Gold und Versprechungen überzeugte Cortés die meisten Männer aus der Armee des Narváez, sich ihm anzuschließen. So kehrte er mit einer Armee von über 1200 Mann nach Tenochtitlán zurück. Dort war inzwischen ein Aufstand gegen die Spanier ausgebrochen, weil Pedro de Alvarado die Teilnehmer des aztekischen Frühlingsfestes niedermetzeln ließ. Die Azteken hatten Cuitláuac als den neuen Herrscher des Reiches erwählt und Moctezuma die Macht entrissen. Nach einem Angriff der aztekischen Krieger auf den spanischen Palast wurde Moctezuma von seinen eigenen Männern getötet. Dies ist jedoch nur durch spanische Quellen belegt. Es ist ebenso wahrscheinlich, dass die Spanier sich des aztekischen Königs entledigten, als er ihnen nichts mehr nützte.[23] Cortés versuchte daraufhin in der Nacht vom 30. Juni auf den 1. Juli 1520 aus Tenochtitlán zu fliehen. Von den mehr als 1200 Soldaten und knapp 100 Pferden überlebten nur 425 Soldaten und 24 Pferde die Flucht. Cortés selbst verlor den Zeigefinger seiner linken Hand. In dieser Nacht musste Cortés den größten Verlust an Männern, Waffen und vor allem an Gold verkraften, weshalb diese Nacht auch als die „Noche Triste“, die traurige Nacht, bekannt geworden ist.

Schlacht von Otumba

Hernán Cortés versuchte sich mit seinen verbliebenen Truppen nach Tlaxcala abzusetzen. Doch auf einer Ebene vor Otumba wurde er am 14. Juli 1520 von einem aztekischen Heer eingeholt und gestellt. Hier wollten die Azteken die Spanier endgültig vernichten. Allerdings unterschätzten sie die Kampfkraft der spanischen Kavallerie. Bisher hatten sie die Reiter mit ihren Pferden nur auf den gepflasterten Straßen in Tenochtitlán, oder auf der Flucht über die aufgerissenen Dämme in der Noche Triste erlebt. Dieser Kavallerie in einer offen Schlacht, auf einer grasbewachsenen Ebene gegenüber zu stehen, war ihnen neu. Dagegen hatten die Spanier bereits viele solcher Situationen siegreich bestanden. Cortés erkannte den aztekischen Befehlshaber an seinem aufwendigen Federschmuck und seiner Federstandarte. Er stürmte begleitet von einigen Reitern, mitten unter die Azteken. Juan de Salamanca ritt den Befehlshaber der Azteken nieder, tötete ihn, hob die Federstandarte auf und überreichte sie Cortés.[24] Obwohl die Spanier in dieser Schlacht schwere Verluste erlitten, zogen sich die Azteken nach dem Tod ihres Anführers zurück.

Als Cortés fünf Tage nach seiner Flucht aus Tenochtitlán endlich Tlaxcala erreichte, waren seine Verluste an Menschen und Material gewaltig. Auch einige spanische Frauen, die mit Pánfilo de Narváez ins Land gekommen waren, starben auf der Flucht, während die Dolmetscherin Doña Marina und Doña Luisa,[25] eine Tochter des alten Xicoténcatl ebenso überlebten, wie die beiden Töchter Moctezumas und María Estrada, die Frau eines Konquistadors.

Pocken-Epidemie

Darstellung der Pocken von einem aztekischen Künstler

Trotz seiner eindeutigen Niederlage in Tenochtitlán gab Cortés nicht auf. Er reorganisierte seine verbliebenen Truppen und startete einen Eroberungsfeldzug rund um den Texcoco-See.

Während dessen wütete eine Pocken-Epidemie in Tenochtitlán und griff schon bald auf das umliegende Land über. Ein spanischer Sklave, der mit den Truppen von Pánfilo de Narváez angekommen war, hatte die Krankheit mitgebracht.[26]

Viele Einwohner Tenochtitláns starben an den Pocken. Oft waren die Menschen nicht in der Lage, ihre Angehörigen zu versorgen. Nach Schätzungen starben vierzig Prozent der einheimischen Bevölkerung innerhalb eines Jahres.

Der Nachfolger Moctezumas, Cuitláhuac starb nach nur achtzig Tagen seiner Regentschaft. Obwohl die Krankheit die Zahl der Kämpfer auf beiden Seiten drastisch verringerte, waren die Folgen für die Azteken verheerender. Denn sie litten viel stärker unter den Pocken, als die Spanier. Nach dem ihr Herrscher gestorben war, wählten die Azteken Cuauhtémoc, den Sohn von König Ahuitzotl, im Februar 1521 auf den Thron.

Allianzen

Für Cortés war der Aufbau neuer Allianzen existenziell. Seine wichtigsten Verbündeten, die Tlaxcalteken hielten ihm auch nach der Niederlage in Tenochtitlán die Treue, obwohl die Azteken ihnen Emissäre nach Tlaxcala sandten, die ihnen Frieden und Wohlstand versprachen. Gemeinsam schlugen die Spanier und die Tlaxcalteken die aztekische Besatzung in Tepaeca und lösten die Stadt aus dem Bündnis mit den Azteken.[27] Cuauhtémoc, der neue Herrscher der Azteken sandte Boten und Krieger an die umliegenden Völker aus und versuchte sie mit Versprechungen, Drohungen und Strafexpeditionen an sich zu binden. Doch das Reich der Azteken war keine homogene Einheit. Viele Völker hatten genug von der aztekischen Vorherrschaft und beteiligten sich nicht am Kampf gegen die Spanier ohne jedoch sogleich Partei gegen die Azteken zu ergreifen. Denn immer noch mussten sie eine Bestrafung durch die aztekische Armee fürchten.

Innerhalb weniger Monate zog Cortés mit seinen Truppen rund um den Texcoco-See. Dabei besiegte er mehrere Stadtstaaten wie Chimalhuacán, Oaxtepec, Yautepec, Cuernavaca und Tlacopan[28], während andere sich ihm freiwillig anschlossen. Viele Völker, die Cortés bei seinem Eroberungsfeldzug traf, fühlten sich von den Azteken unterdrückt. Sie waren kein integrierter Teil des Reiches, sondern wurden von den Azteken nach ihrer Unterwerfung ausgebeutet.[29] Zu seinen neuen Bundesgenossen zählten jetzt auch Tepeyacac, und Cuernavaca. Freiwillig schlossen sich ihm auch die Städte Huexotzinco, Atlixco, Tliliuhquitepec, Metztitlán und Chalco an. War ihm ein Herrscher nicht zu Willen, ersetzte Cortés ihn kurzerhand durch einen Mann, den er als Marionette benutzen konnte.

Als jedoch der Tlatoani von Chalco an den Pocken starb, empfahl er auf dem Totenbett seinem Volk, sich den Spaniern zu unterwerfen und schickte seine Söhne zu Cortés, statt zu Cuauhtémoc, dem Aztekenherrscher. Er legte die Nachfolge des Tlatoani von Chalco und der dazugehörigen Ortschaften in die Hände von Cortés.[30] Der nahm die Prinzen wohlwollend auf und bestätigte sie in ihrem Amt. Immer mehr Städte erkannten den Konquistador als obersten Herrscher im Lande an. Durch seine kluge Bündnispolitik und seine militärischen Erfolge über die Azteken nahm er jetzt die Stellung ein, die zuvor Moctezuma eingenommen hatte.

Auch Texcoco, eine der größten Städte des Reiches und ein Mitglied des Dreibundes, konnten die Spanier einnehmen und nach ihrem Sieg auf ihre Seite ziehen. Dabei nutzte Cortés die Streitigkeiten der Indianer um die Herrschaft über die Stadt und setzte Ixtlilxochitl, den Sohn von Nezahualpilli auf den Thron.

Belagerung

Codex Tlaxcala, Bei der Belagerung von Tenochtitlán trugen die verbündeten indianischen Völker die Hauptlast des Krieges.

In Tlaxcala hatte Martin López, der Schiffbaumeister dreizehn Brigantinen gebaut. Die Tlaxcalteken trugen die Einzelteile der Schiffe mit mehreren tausend Kriegern, unter dem Schutz von Gonzalo de Sandoval und seinen Männern, an den Texcoco-See. In der Stadt Texcoco wurden die Schiffe zusammengebaut und zu Wasser gelassen. Die letzte der dreizehn Brigantinen wurde am 28. April 1521 in Dienst gestellt.[31]

Bereits nach wenigen Tagen wurde das kleinste Schiff wieder außer Dienst gestellt, weil es sich nicht gegen die aztekischen Kriegskanus behaupten konnte.

Die Schiffe bildeten den ersten Belagerungsring um die aztekische Hauptstadt. Zu Beginn übernahm Cortés selbst das Kommando über die Schiffe.

Die Truppen unter Alvarado und Olid marschierten als erstes in Richtung Chapultepec und zerstörten dort ein Aquädukt. Damit unterbrachen sie die Wasserversorgung Tenochtitláns.

Mit seinen Brigantinen konnte Cortés die Versorgung der Hauptstadt über den Texcoco-See recht gut verhindern. Nur wenige Kanus kamen im Schutz der Nacht durch. Zu Beginn des Kampfes versuchten die Azteken Pfähle in den Seegrund zu rammen, deren Spitzen dicht unter der Wasseroberfläche lagen. Mit diesen Pfählen wollten sie die Brigantinen aufhalten, um sie dann mit ihren Kanus anzugreifen. Doch schnell merkten die Spanier, dass sie mit vollen Segeln einfach über diese Pfähle hinweg segeln konnten, ohne dass diese Schaden anrichteten.

Die Azteken versuchten ihre Stadt bereits auf den Dämmen im See zu verteidigen. Sie rissen einige Stellen auf und bauten Verschanzungen an anderen Stellen. Tag für Tag griffen die Spanier an und wurden von den Azteken mit Kanus vom See aus attackiert. Mit Hilfe ihrer Schiffe kämpften sich die Spanier den Weg frei und erreichten die Stadt. Dort gewannen sie an Boden.

Nach ihren Angriffen zogen sich die Spanier am Abend immer wieder in ihre Stellungen zurück. In der Nacht besetzten die Azteken ihre alten Stellungen in der Stadt erneut. Cortés befahl deshalb die eroberten Häuser nieder zu reißen, damit die Azteken sie in der Nacht nicht erneut besetzen konnten. So rückten die Spanier Haus für Haus, langsam auf das Stadtzentrum vor.[32]

Cuauhtémoc organisierte einen groß angelegten Angriff auf Alvarado und die Truppen in Tlacopan. Doch die Azteken wurden zurückgeschlagen.

Schließlich wurden alle Lebensmitteln und Wasserlieferungen in die Stadt, von den Spaniern abgefangen. Selbst diejenigen Azteken, die versuchten Fische im See zu fangen, wurden aufgriffen. Viele tranken das Salzwasser aus dem See und wurden krank. Die Hungersnot war so schwerwiegend, dass viele der Eingeschlossenen starben.

Während die Streitkräfte der Azteken immer weiter dezimiert wurden, trafen in Vera Cruz immer wieder frische spanische Truppen ein. Eine starke Gruppe unter Francisco de Garay war eigentlich ausgezogen um das Gebiet am Pánuco zu erobern. Sie war dort jedoch gescheitert und so schlossen sich die meisten Männer Cortés an.[33]

Immer mehr ehemals mit den Azteken verbündete Städte schlugen sich jetzt auf die Seite der Spanier. Es waren die Städte Huichilibusco, Coyohuacan, Mizquic und alle übrigen Orte rund um den Texcoco-See. Auch kleinere Stadtstaaten waren Cortés willkommen, denn sie leisteten einen wichtigen Beitrag zu Ernährung seiner Truppen.

Tenochtitláns Fall

Cortés erlag am 21. Juni 1521 einer Kriegslist und verfolgte die scheinbar endgültig geschlagenen Azteken in die Stadt. Dort schickte Cuauhtémoc frische Kräfte gegen ihn. Sie töteten und fingen ca. 60 Spanier an diesem Tag. Nur knapp entging Cortés der Gefangenschaft. Christobal de Olea rettete ihm das Leben und starb selbst in diesem Kampf.

Die Azteken opferten die gefangenen Spanier ihren Göttern. Sie schickten Körperteile der Toten zu den Völkern, die jetzt auf der Seite der Spanier kämpften und drohten ihnen. Tatsächlich gelang es ihnen einige Städte wieder auf ihre Seite zu ziehen. Doch Cortés schickte eine Strafexpedition und unterband die Hilfe für Tenochtitlán.

Cuauhtémoc zog sich mit seinen verbliebenen Truppen nach Tlatelolco, einem Stadtteil mitten im See zurück, gab sich jedoch nicht geschlagen. Als die Krieger der Azteken jedoch von Cortés in einen Hinterhalt gelockt wurden, gaben sie den Friedensofferten der Spanier zum Schein nach. Noch während der Friedensverhandlungen griffen sie die Spanier noch einmal an. Doch ihre Kräfte waren bereits zu sehr geschwächt.

In einer Kampfpause flohen viele ausgehungerte Frauen und Kinder vor den ständigen Kämpfen zu den Spaniern. Cortés schickte Gonzalo de Sandoval mit seinen Männern in das letzte von den Azteken besetzte Stadtviertel im See. Auch dort rissen die Spanier die Häuser und Verschanzungen nieder. Als es keinen anderen Ausweg mehr gab, floh Cuauhtémoc mit seiner Familie und den letzten Getreuen in Kanus über den See.

García Holguíns, einer der Männer von Gonzalo de Sandoval, konnte mit seiner Brigantine den letzten Herrscher der Azteken Cuauhtémoc, bei seiner Flucht auf dem See von Texcoco festnehmen.[34] 240.000 Azteken sind Schätzungen zufolge während der über mehrere Monate dauernden Belagerung gestorben.

Am 13. August 1521 war die Stadt endgültig erobert. Sie war fast vollkommen zerstört. Weil in den Straßen immer noch so viele Leichen lagen, dass sie unmöglich alle begraben werden konnten, evakuierte Cortés die Bevölkerung aus der Stadt. Drei Tage lang dauerte der Zug der halb verhungerten Menschen hinaus auf das Festland.

Als endlich alle Leichen aus der Stadt geschafft und begraben waren, begann Cortés sofort mit dem Wiederaufbau Tenochtitláns. Aufgrund seiner Taten wurde Cortés von Karl V.. zum Gouverneur, Obersten Richter und Generalkapitän von Neuspanien ernannt, womit er der mächtigste Mann nach dem Kaiser war. Mit der Eroberung des Aztekenreiches legte Hernán Cortés den Grundstein für das Vizekönigreich Neuspanien und das „Imperio Español“, das spanische Imperium.

Cuauhtémoc wurde von Cortés in seiner Funktion als König der Azteken bestätigt. Doch nur kurze Zeit später ließ er ihn foltern, um zu erfahren, wo er die Goldschätze versteckt hatte.

Bereits während der Eroberung des Landes hatte Cortés stets auf einen Wandel der indianischen Religion hingearbeitet. Jetzt holte er Missionare nach Neuspanien.

Mit militärischen Vorstößen in den Norden erweiterte er seinen Machtbereich weit über die Grenzen des ehemaligen Aztekenreiches hinaus.

Der Feldzug nach Honduras

Im Jahre 1523 schickte Cortés Cristóbal de Olid nach Honduras, um das Land zu erobern. Olid war ein Weggefährte der ersten Stunde und hatte Cortés nie einen Anlass zu Misstrauen gegeben. Doch er verbündete sich mit Diego Velázquez de Cuéllar, dem Erzfeind von Cortés. Er wollte, mit der Hilfe des Statthalters von Kuba, Honduras für sich selbst erobern, und sich von Cortés unabhängig machen. Als Cortés von dieser Entscheidung hörte, schickte er Francisco de Las Casas mit zwei Schiffen nach Honduras, um Cristóbal de Olid gefangen zu nehmen. Doch weil Cortés auch lange Zeit nichts von Las Casas hörte, machte er sich selbst mit einer Armee von mehreren hundert Spaniern und dreitausend indianischen Hilfstruppen auf den Weg nach Süden. Aus Furcht, dass der letzte König der Azteken Cuauhtémoc, während seiner Abwesenheit, einen Aufstand in der Hauptstadt anzetteln könnte, nahm Cortés ihn auf den Feldzug mit. Unterwegs soll er sich angeblich eines Mordkomplotts schuldig gemacht haben, und wurde von den Spaniern gehenkt. Fast wäre der Feldzug an den Strapazen des Weges, dem schlechten Wetter und dem Hunger gescheitert. In den Kämpfen mit den feindlichen Indianervölkern starben viele Teilnehmer der Expedition. Weil man in Tenochtitlán für so lange Zeit keine Nachricht von Cortés hatte, kam das Gerücht auf, dass er nicht mehr am Leben sei. Seine Feinde berichteten dieses Gerücht als Tatsache an den spanischen Königshof und verteilten den Besitz von Cortés untereinander. Doch Cortés nahm ein Schiff und fuhr über Havanna nach Vera Cruz. In Neuspanien wurde er begeistert empfangen und vor allem in Tlaxcala stürmisch begrüßt. Die absolute Macht hatte er jedoch durch seine lange Abwesenheit verloren.

Am 13. Dezember 1527 hatte Karl V. eine Audiencia für Neuspanien ernannt. Sie sollte die Regierung der Kolonie übernehmen und bestand aus einem Präsidenten und vier Oidores (Richter). Ihr Präsident war Nuño Beltrán de Guzmán. Die Richter waren Juan Ortiz de Matienzo, Diego Delgadillo, Diego Maldonado und Alonso de Parada.[35]

Vor allem der Bischof von Burgos, Juan Rodríguez de Fonseca, hatte versucht die Siege von Cortés am Hof des Kaisers klein zu reden oder sie Diego Velázquez zu zuschreiben. Einen seiner Günstlinge, Christobal de Tapia, hatte er mit offiziellen Urkunden und Blanko-Schriftstücken ausgestattet. Diese Schriftstücke hatte er angeblich im Auftrag des Kaisers ausgestellt. So wollte er de Tapia an die Macht bringen und ihm die Statthalterschaft von Neuspanien zuschanzen.[36] Bischof Fonseca nutzte seine Macht als Vorsitzender des Consejo de Indias und warf die Boten, die Cortés nach Spanien sandte, ins Gefängnis. Er unterschlug Berichte an den Kaiser und angeblich sogar Gold.

Am Hof des Kaisers

Hernán Cortés
Zeitgenössische Zeichnung von Christoph Weiditz (1529)

Im Jahre 1528 fuhr Cortés mit einem Schnellsegler nach Europa und bewältigte die Reise von Veracruz nach Palos in nur 41 Tagen. Neuspanien war seit Oktober 1523 eine Provinz Spaniens. Als der Eroberer dieser größten und reichsten Provinz sah sich Cortés in einer Reihe mit den mächtigsten europäischen Fürsten seiner Zeit. Deshalb umgab er sich auf dieser Reise mit einem großen Gefolge. Es begleiteten ihn Kampfgefährten aus Neuspanien, adelige Indianer aus Tenochtitlán, Tlaxcala und Cempoala. An seiner Seite waren jeweils ein Sohn von Moctezuma und von Maseescasi, einem der Fürsten aus Tlaxcala. Außerdem begleiteten ihn zwölf tlaxcaltekische Ballspieler, sowie indianische Musiker, Sänger und Akrobaten.[37] Er hatte viel Gold, Edelsteine, Kunstgegenstände und exotische Tiere im Gepäck. Unterwegs erkrankte Gonzalo de Sandoval und starb in La Rábida. Als Karl von der Ankunft des Hernán Cortés erfuhr, ließ er ihm auf seiner Reise durch den lokalen Adel alle Ehren erweisen.

Bei dem offiziellen Empfang des Konquistadors bei Hofe appellierte Cortés an die Gerechtigkeit seines Kaisers und berichtete ihm ausführlich von den Eroberungen und Schlachten, die er in der neuen Welt geschlagen hatte. Er antwortete offen auf die Anklagen seiner Feinde und bestritt, dass er Gold der Krone zurückgehalten hatte, wies nach, dass er mehr als das geforderte Fünftel nach Spanien geschickt hatte. Außerdem hatte er viel Geld aus eigener Tasche für den Wiederaufbau von Tenochtitlán ausgegeben. Kaiser Karl V. hatte Cortés viel zu verdanken, denn ohne die reichen Gold- und Silberlieferungen aus Neuspanien wären es ihm nicht möglich gewesen, seine Kriege zu führen.

Es ist anzunehmen, dass Cortés dem Kaiser einfach zu reich und mächtig geworden war. Er hatte sich ihm gegenüber immer loyal verhalten, doch er wurde von den indigenen Völkern in Neuspanien als absoluter Herrscher angesehen. Er hatte sich einen Palast auf den zerstörten Grundmauern des Palastes von Moctezuma errichtet und so auch baulich klargestellt, welchen Anspruch er hatte. So machte Karl V. Cortés für seine Verdienste zum Ritter vom Heiligen Jacob und zum Generalkapitän von Neuspanien und der Südsee (Pazifischer Ozean). Zudem wurde er zum Marqués del Valle de Oaxaca, (Marquis des Tales von Oaxaca) erhoben. Damit gehörte er zum Hochadel von Spanien.[38] Der Titel wurde von seinen Nachkommen bis 1811 geführt. Das Tal von Oaxaca war eines der wohlhabendsten Gebiete von Neuspanien. Trotz aller Ehrungen wurde er nicht wieder als Gouverneur, oder als Vizekönig in Neuspanien eingesetzt. Die Führung dieses neuen Landes behielt der Kaiser doch lieber in den eigenen Händen und vertraute sie Männern an, die keine so gewaltige Hausmacht besaßen.

Wenige Tage nach dieser Audienz erkrankte Cortés in Toledo so schwer, dass man annahm, er würde sterben. Auf Bitten des Herzog von Béjar besuchte Seine Majestät Karl V. den anscheinend todkranken Cortés in Begleitung des Hochadels.[39] Allgemein fasste man diesen Besuch als einen großen Gunstbeweis auf.

Rückkehr nach Neuspanien, Entdeckung Kaliforniens

Halbinsel Baja California noch als Insel dargestellt

Im Jahre 1530 schiffte sich Cortés wieder nach Neuspanien ein, hatte allerdings nur noch militärische Befehlsgewalt. Bei seiner Rückkehr fand er das Land in Anarchie. Nach der Wiederherstellung der Ordnung im Lande konzentrierte er sich auf die Erforschung der Westküste von Neuspanien.

Die Leitung der Zivilangelegenheiten wurde einer Behörde, der Audiencia de Nueva España, übertragen. Antonio de Mendoza wurde als Vizekönig nach Neuspanien gesandt, traf jedoch erst im Jahre 1535 dort ein und war mit der Verwaltung des Landes in den Zivilangelegenheiten betraut. Cortés behielt die militärische Macht und die Erlaubnis, seine Eroberungen fortzusetzen. Diese Teilung der Macht führte zu dauernden Streitigkeiten mit dem Vizekönig. Im gleichen Jahr wurde Tenochtitlán in Ciudad de México umbenannt (Mexiko-Stadt).

Im Jahre 1536 entdeckte Cortés auf einer Expedition die Halbinsel Baja California. Der Golf von Kalifornien trägt seit dieser Zeit auch den Namen Cortés-See.

Der Feldzug nach Algier

Im Jahre 1541 reiste Cortés noch einmal nach Spanien, wurde dort jedoch mit Kälte aufgenommen. Seine Ansprüche fanden vor Gericht kein Gehör. Statt dessen erlaubte ihm der Kaiser, sich der Flotte von Andrea Doria auf dem Feldzug nach Algier an die Berberküste anzuschließen und gegen die Osmanen zu kämpfen.[40] Noch bevor die Flotte die algerische Küste erreichte, geriet sie in ein Unwetter. Mit über 150 anderen Schiffen sank auch die Esperanza, das Schiff von Cortés. Nur mit knapper Not konnten seine Söhne und er selbst sich retten. Trotz seiner Erfahrungen bei der Eroberung des Aztekenreiches lud Karl V. ihn nicht zum Kriegsrat ein. Cortés interpretierte dies als eine bewusste Kränkung seiner Person.

Der Chronist Francisco López de Gómara nahm im Gefolge von Cortés am Kriegszug teil und schrieb:

„Cortés erbot sich daraufhin, Algier mit den spanischen Soldaten und den deutschen und italienischen Kräften im Sturm zu nehmen, die bereits gelandet waren, falls dem Kaiser damit gedient sei. Die Kriegsleute liebten solche Reden und lobten ihn sehr, aber die Seeleute und andere hörten ihn nicht an. Und so ging er in der Annahme, dass Seine Majestät davon keine Kenntnis hatte“[41]

Letzte Jahre und Tod

Cortés hatte viel Geld ausgegeben, um seine Entdeckungsreisen zu finanzieren. Im Februar 1544 erhob er einen Anspruch beim königlichen Finanzministerium, wurde aber in den nächsten drei Jahren nur vertröstet und von einem Gericht an das Nächste verwiesen. Angewidert entschied er sich 1547 dafür, nach Neuspanien zurückzukehren. Doch als er Sevilla erreichte, wurde er krank und starb am 2. Dezember 1547 in Castilleja de la Cuesta auf seinem Landgut im Alter von 62 Jahren. Er hinterließ sein Vermögen seinen Kindern und machte dabei keinen Unterschied, ob sie Europäer oder Mestizen waren. Bevor er starb, ließ er den Papst seine drei unehelichen Kinder legitimieren. Dabei ging es ihm besonders um seinen Sohn Martin, den Sohn, den er mit Doña Marina (La Malinche) hatte und Dona Leonor Cortés y Moctezuma, der Tochter von Tecuichpoch.[42] Seine Gebeine wurden in Mexiko beigesetzt, verschwanden aber 1823. Cortés hinterließ seinem Sohn, Don Martín, seine Titel und Besitzungen. Sie sind später an den neapolitanischen Herzog von Monteleone übergegangen.

Cortés Platz in der mexikanischen Geschichte

Das Bild von Cortés hat sich im Laufe der Geschichte sehr gewandelt. Obwohl er Menschen tötete und sie foltern ließ, obwohl er die kulturelle Identität der Indianer zerstörte, wurde er von vielen Völkern Mittelamerikas respektiert und sogar verehrt.[43][44] Das ist verständlich, denn schließlich hatte er sie vom Joch der Azteken befreit. Heute ist der Konquistador in Mexiko sehr schlecht angesehen. Doch es gibt immer noch viele Straßen und Plätze, die seinen Namen tragen. Das aztekische Erbe steht heute bei den Mexikanern weit höher im Kurs als Cortés. Mit der spanischen Eroberung verloren ca. 15 Millionen[45] der Ureinwohner ihr Leben. Sie starben vor allem an den eingeschleppten Krankheiten und den Grausamkeiten der Europäer. So ist es nicht verwunderlich, dass die Verdienste von Cortés, (die Einigung Mexikos, das Ende der Blumenkriege und die anschließenden Menschenopfer) die Verluste im Bewusstsein der Mexikaner nicht aufwiegen.

Einzelnachweise

  1. http://laconquista.de/conquista/mexiko.htm
  2. Cortés, Hernán: Die Eroberung Mexicos. Drei Berichte an Kaiser Karl V. S. 323
  3. http://www.motecuhzoma.de/Baracoa-deu.htm
  4. http://www.laconquista.de/conquista/mexiko.htm#1515
  5. Cortés, Hernán: Die Eroberung Mexicos. Drei Berichte an Kaiser Karl V. S. 38
  6. http://www.mexicodesconocido.com.mx/notas/4181-Jer%F3nimo-de-Aguilar-y-Gonz%E1lo-Guerrero:-dos-actitudes-frente-a-la-historia span.
  7. Fabian Altemöller, Schlüsselszenen der Eroberung Mexikos- ein Vergleich der Schriften von Cortés, Díaz DEL Castillo und Sahagún, Verlag Grin, S 14
  8. Cortés, Hernán: Die Eroberung Mexicos. Drei Berichte an Kaiser Karl V. S. 87
  9. Gerhard Paleczny Der Untergang des Aztekenreiches und die Folgen im 16. Jahrhundert, Grin Verlag, S 13
  10. Hanns J. Prem, Die Azteken-Geschichte-Kultur-Religion, Verlag C. H. Beck, ISBN – 3 406 45835 1 Seite 19
  11. Hanns J. Prem, Die Azteken-Geschichte-Kultur-Religion, Verlag C. H. Beck, ISBN – 3 406 45835 1 Seite 22
  12. Hanns J. Prem, Die Azteken-Geschichte-Kultur-Religion, Verlag C. H. Beck, ISBN – 3 406 45835 1 Seite 39
  13. http://www.motecuhzoma.de/Cholula.html
  14. Michael Wood: Auf den Spuren der Konquistadoren. Philipp Reclam jun. Verlag, Stuttgart 2003, S. 51f.
  15. http://www.sbceo.k12.ca.us/~vms/carlton/Renaissance/Aztecs/aztecs1.htm The Aztec (engl.)
  16. http://www.motecuhzoma.de/motecuhzoma-deu.htm
  17. Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko, 1988, S. 243
  18. Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko, 1988, S. 263
  19. Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko, 1988, S. 271
  20. Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko, 1988, S. 273
  21. Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko, 1988, S. 276
  22. http://my.opera.com/garydenness/blog/2007/10/02/the-zultepec-massacre Video
  23. Felix Hinz : Bernardino de Sahagún im Kontext der frühen Geschichtsschreibung über die Conquista Mexikos
  24. Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko, 1988, S. 363
  25. Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko, 1988, S. 361
  26. Hanns J. Prem, Die Azteken-Geschichte-Kultur-Religion, Verlag C. H. Beck, ISBN – 3 406 45835 1 Seite 113
  27. Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko, 1988, S. 371
  28. http://www.laconquista.de/conquista/mexiko.htm
  29. Hanns J. Prem, Die Azteken-Geschichte-Kultur-Religion, Verlag C. H. Beck, ISBN – 3 406 45835 1 (Seite 40)
  30. Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko, 1988, S. 402
  31. Geoffrey Parker (Hrsg.): The Times – Große Illustrierte Weltgeschichte, Verlag Orac, Wien 1995, S. 271.
  32. Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko, 1988, S. 477
  33. Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko, 1988, S. 376
  34. Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko, 1988, S. 517
  35. Bernal Díaz del Castillo Die Wahrhafte Geschichte der Eroberung von Mexiko S. 539
  36. Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko, 1988, S. 532
  37. http://mdzx.bib-bvb.de/codicon/Blatt_bsb00010527,00015.html?prozent=1 Kostümbuch München um 1600 (14 Zeichnungen von Christoph Weiditz)
  38. http://www.motecuhzoma.de/cort-karl.html
  39. Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko, 1988, S. 717
  40. Naval Battle of Preveza, 1538
  41. http://www.motecuhzoma.de/cort-karl.html
  42. http://uqconnect.net/~zzhsoszy/states/southamerica/aztec.html Aztek (Kingdom)
  43. Hanns J. Prem, Die Azteken-Geschichte-Kultur-Religion, Verlag C. H. Beck, ISBN – 3 406 45835 1 Seite 117
  44. Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko, 1988, S. 680-682
  45. Rudolf Oeser, Epidemien. Das große Sterben der Indianer. Pocken, Masern, Grippe, Fleckfieber, Cholera, Malaria, Verlag: Books on Demand GmbH, Seite 81

Literatur

  • W. H. Prescott: History of the Conquest of Mexico, with a preliminary view of the ancient Mexican civilization, and the life of the conqueror, Hernando Cortez. Routledge, London 1857. (online)
  • Arthur Schurig (Hrsg.): Die Eroberung von Mexiko durch Ferdinand Cortés. Mit den eigenhändigen Berichten des Feldherrn an Kaiser Karl V. von 1520 und 1522. Insel, Leipzig 1923.
  • Herbert Matis: Hernán Cortés. Musterschmidt, Göttingen 1967.
  • Hernán Cortés: Die Eroberung Mexicos. Drei Berichte an Kaiser Karl V. Insel, Frankfurt am Main 1980, ISBN 3-458-32093-8.
  • Jane Lewis Brandt: La Chingada. Scherz, München 1985.
  • Bernal Díaz del Castillo: Geschichte der Eroberung von Mexiko. Hrsg. und bearb. von Georg A. Narciss und Tzvetan Todorov. Insel, Frankfurt am Main 1988, ISBN 3-458-32767-3.
  • Richard Lee Marks: Der Tod der gefiederten Schlange Droemer Knaur, München 1993.
  • Claudine Hartau: Hernán Cortés. Rowohlt, Reinbek 1994.
  • Salvador de Madariaga: Hernán Cortés. Manesse, Zürich 1997.
  • Hugh Thomas: Die Eroberung Mexikos. Fischer, Frankfurt am Main 2000.
  • Felix Hinz: „Hispanisierung“ in Neu-Spanien 1519-1568. Kovac, Hamburg 2005.
  • Tzvetan Todorov: Die Eroberung Amerikas. Das Problem des Anderen. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1985 ISBN 3-5181-1213-9

Weblinks


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