Hertha Ehlert

Hertha Ehlert
Hertha Ehlert im August 1945

Hertha Ehlert (* 26. März 1905 in Berlin als Hertha Liess; † 4. April 1997) war Aufseherin in verschiedenen Konzentrationslagern.

Biografie

Ehlert war Verkäuferin in einer Bäckerei, bevor sie durch die Vermittlung des Arbeitsamtes am 15. November 1939 zur Ausbildung als Aufseherin in das KZ Ravensbrück gelangte. Dort war sie unter anderem als Leiterin von Außenkommandos eingesetzt. Im Oktober 1942 wurde sie in das KZ Majdanek versetzt und von dort im Frühjahr 1944 in das KZ Plaszow. Ab November 1944 war sie im KZ Auschwitz im Nebenlager Rajsko als Aufseherin im Gartenkommando tätig. Im Zuge der Evakuierung verließ Ehlert das KZ Auschwitz am 18. Januar 1945 und gelangte mit einem Evakuierungstransport Anfang Februar 1945 in das KZ Bergen-Belsen.

Am 15. April 1945 wurde das KZ Bergen-Belsen durch britische Truppen befreit, die dort über 10.000 Tote und etwa 60.000 Überlebende vorfanden. Das SS-Lagerpersonal wurde dazu verpflichtet, alle Leichen abzutransportieren und in Massengräbern zu bestatten.

Danach wurde Ehlert verhaftet und durch britische Militärangehörige verhört. Im Bergen-Belsen-Prozess (17. September bis 17. November 1945) wurde sie wegen ihrer im KZ Auschwitz und Bergen-Belsen begangenen Verbrechen angeklagt, die sich auf Zeugenaussagen stützten. Während des Prozesses sagten auch die Schwestern Inga und Jutta Madlung als Entlastungszeuginnen für Ehlert aus. Jutta Madlung war vom 8. September 1942 bis zum 13. August 1943 Häftling im KZ Ravensbrück aufgrund des Erzählens politischer Witze, dem Hören englischer Schallplatten und der Freundschaft zu einer Jüdin. Zusammen mit ihrer Schwester war sie in dem Arbeitskommando von Ehlert bei Siemens und schilderte vor Gericht, dass Ehlert sich den Häftlingen gegenüber wohlwollend und hilfegebend verhalten hätte. Ehlert soll Jutta Madlungs Aussage nach keine Häftlinge geschlagen haben und unter den Aufseherinnen eine positive Ausnahme dargestellt haben.

Ehlert, die auf „nicht schuldig“ plädierte, wurde am 17. November 1945 wegen Beihilfe zum Totschlag schuldig gesprochen und zu 15 Jahren Haftstrafe verurteilt. Ehlert wurde am 7. Mai 1953 vorzeitig aus der Haft in der Justizvollzugsanstalt Werl entlassen. Sie kam am 8. Mai 1953 kurzzeitig in die Rehabilitationseinrichtung Fischerhof in Uelzen. Dort wurde sie von Savitri Devi besucht, mit der sie sich bereits im Februar 1949 in der Justizvollzugsanstalt Werl angefreundet hatte. Hertha Ehlert, die nach Kriegsende von der Bundesrepublik Heimkehrerentschädigung bekam, nahm später den Namen Naumann an.

Literatur

  • United Nations War Crimes Commission (Hrsg.): Law reports of trials of war criminals, selected and prepared by the United Nations War Crimes Commission. 3 Bände, William S. Hein Publishing, Buffalo (New York) 1997, ISBN 1-57588-403-8 (Reprint der Originalausgabe von 1947–1949)
  • Nicholas Goodrick-Clarke: Hitler's Priestess: Savitri Devi, the Hindu-Aryan Myth and Neo-Nazism, NYU Press, New York 2000, ISBN 0814731112

Weblinks


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