Hertha Geffke

Hertha Geffke

Herta Geffke, geborene Kaasch (* 19. August 1893 in Bollinken; † 29. Dezember 1974 in Berlin), war eine deutsche Politikerin, Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus und Parteifunktionärin (SED). Als Mitglied der Zentralen Parteikontrollkommission war sie in den 1950er Jahren für stalinistische Säuberungen in der SED verantwortlich.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die Tochter eines Schuhmachers aus Bollinken im Landkreis Randow war nach dem Besuch der Volksschule zunächst als Haushaltsgehilfin, später als Druckereiarbeiterin tätig. 1908 trat sie der Sozialistischen Arbeiter-Jugend bei. Sie wurde 1912 Mitglied der SPD, wechselte 1917 zur USPD und schließlich 1920 zur KPD. Sie wurde 1921 zum Dritten Weltkongress der Kommunistischen Internationale und zum Zweiten Internationalen Frauenkongresses in Moskau delegiert.[1] Von 1921 bis 1925 gehörte sie dem Preußischen Landtag an. Von 1929 bis 1933 arbeitete sie in der Bezirksleitung der KPD Rheinland-Ruhrgebiet. Ab 1931 war sie für die Rote Hilfe Deutschlands Baden-Pfalz tätig und gehörte ab 1933 deren Zentralvorstand an.

Nach der Reichstagswahl 1933 arbeitete sie politisch in der Illegalität. Im September des gleichen Jahres wurde sie verhaftet und nach sechs Monaten „Schutzhaft“ 1934 zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus wegen Vorbereitung zum Hochverrat verurteilt. Sie war in den Zuchthäusern Ziegenhain bei Kassel und Jauer in Schlesien inhaftiert. Ab 1937 wurde sie in Stettin zur Herrenschneiderin ausgebildet und war danach in diesem Beruf tätig. Sie nahm wieder illegale Parteitätigkeit auf und gehörte 1943/44 der Widerstandsorganisation um Werner Krause und Walter Empacher an.[1]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nahm sie Kontakt zur KPD-Gruppe um Gustav Sobottka auf und wurde mit der Leitung der Antifa-Schule des NKFD in Stettin-Krekow beauftragt. Von Juni 1945 bis März 1946 leitete sie das Landesjugendamt Mecklenburg-Vorpommern. Im April 1946 wurde sie Sekretärin für Frauen beim Landesvorstand der SED Mecklenburg. Sie war 1946 Mitglied im Vorstand der Beratenden Versammlung Mecklenburg und gehörte bis 1950 dem Landtag Mecklenburg-Vorpommern an, dessen dritte Vizepräsidentin sie war. Ab 1947 gehörte sie dem Landessekretariat der SED Brandenburg an. 1947/48 war sie Zentralvorstandsmitglied der VVN. Von März 1948 bis Mai 1949 war sie Mitglied des Deutschen Volksrates.

Ab 1949 war sie in der Zentralen Parteikontrollkommission (ZPKK) der SED tätig, wo sie neben Hermann Matern für die Säuberungsaktionen der Partei „von feindlichen und entarteten Elementen“ verantwortlich war. Hier leitete sie ab November eine Sonderkommission, die Verbindungen von Parteimitgliedern zu Noel Field aufdecken sollte. 1954 wurde sie stellvertretende Vorsitzende der ZPKK. 1958 übernahm sie die Leitung der Kaderabteilung am Institut für Gesellschaftswissenschaften beim Zentralkomitee der SED. 1962 ging sie mit einer Ehrenrente der Partei in den Ruhestand.

Herta Geffke erhielt 1955 den Karl-Marx-Orden und 1968 den Vaterländischen Verdienstorden. [2] In Berlin wurde eine Schule nach ihr benannt.

Literatur

  • Martin Broszat, Hermann Weber (Hrsg): SBZ-Handbuch: Staatliche Verwaltungen, Parteien, gesellschaftliche Organisationen und ihre Führungskräfte in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands 1945-1949. Im Auftrag des Arbeitsbereichs Geschichte und Politik der DDR an der Universität Mannheim. 2. Auflage 1993, Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 1993, ISBN 978-3-486-55262-1, S. 907 (Digitalisat)
  • Klaus Schwabe: Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern 1946. Landtag Mecklenburg-Vorpommern (Hrsg), Schwerin 1996, S. 83–84.

Einzelnachweise

  1. a b Rolf Bartusel: Geffke-Kaasch, Herta (1893 - 1974). In: MV-DATA Die biografische Datenbank. Abgerufen am 18. April 2009.
  2. Heinz Mohnhaupt, Karl A Mollnau, Annerose Gündel (Hrsg): Normdurchsetzung in osteuropäischen Nachkriegsgesellschaften (1944-1989). Einführung in die Rechtsentwicklung mit Quellendokumentation / Deutsche Demokratische Republik 1958-1989. 1. Halbband, Vittorio Klostermann, 2003, ISBN 978-3-465-03241-0, S. 316 (Digitalisat)

Weblinks


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