Herzog von Spoleto

Herzog von Spoleto

Das unabhängige Herzogtum Spoleto in Süditalien war langobardisches Fürstentum, das um 570 von einem dux Faroald gegründet wurde. Eine Dekade des Interregnums nach dem Tod von Alboins Nachfolger ließ die langobardischen Herzöge in relativer Unabhängigkeit vom Zentralstaat in Pavia zurück. In der Stadt Spoleto war das römische Capitolium, das Jupiter, Juno und Minerva gewidmet war, schon in die bischöfliche Kathedrale (heute die Kirche San Ansano) umgewidmet worden (die Diözese wurde im 4. Jahrhundert gegründet), die die heidnischen Strukturen dabei übernahm. Die langobardischen Herzöge stellten die Befestigungsanlagen auf dem hohen Rocca wieder her, deren Mauern von Totila während der Gotenkriege geschleift worden waren.

Die Herzöge von Spoleto führten mit Unterbrechungen Krieg gegen das byzantinische Exarchat Ravenna, ihre Besitzungen umfassten je nach Kriegsglück große Teile Umbriens, der Marken und der Abruzzen. Niemals so bedeutend wie das Herzogtum Benevent, liegt die Geschichte Spoletos ziemlich im Dunkel. Der zweite Herzog, Ariulf, unternahm mehrere Feldzüge gegen die Byzantiner (579-592 gegen Ravenna, 592 gegen Rom). Ariulf folgte Theudelapius, der Sohn Faroalds, der mit dem ersten Bau der heutigen Kathedrale in Verbindung gebracht wird. Ihm folgten Atto (653), Transemund I. (663) und Faroald II. (703), der gemeinsam mit seinem Bruder Wachilap regierte. Faroald eroberte Classis, den Hafen Ravennas, so Paulus Diaconus in seinen Schriften: „In dieser Zeit fiel auch Faroald, der erste Herzog der Spoleter, mit einer langobardischen Armee in Classis ein, ließ die reiche Stadt geplündert und bar aller Reichtümer zurück.“ Er wurde vom langobardischen König Liutprand gezwungen, die Stadt wiederherzustellen, ein Hinweis auf die lose Kontrolle der langobardischen Zentralregierung, deren Kräftigung Liutprands Aufgabe war, wie es Paulus Diaconus für seine fränkischen Auftraggeber interpretierte. Faroald wurde von seinem Sohn Transemund II. (724) abgesetzt, der sich auch gegen Liutprand erhob und mit Papst Gregor III. verbündete, der ihm 738 in Rom Schutz bot. Ilderich, der ihn als Herzog ablöste, wurde von Transemund 740 erschlagen, der zwei Jahre (742) später von Liutprand gezwungen wurde, sich in ein Kloster zurückzuziehen, der das Herzogtum, das er mit Waffengewalt zurückgewonnen hatte, an Agiprand weitergab. Bei Liutprands Tod 744 stand Spoleto unter der Zentralgewalt Pavias, so dass Theodicus friedlich die Nachfolge antreten konnte. Drei Herzöge des 8. Jahrhunderts waren auch Könige der Langobarden, ein Zeichen, dass Spoleto stärker in das Königreich eingebunden war als Benevent.

776, zwei Jahre nach dem Fall Benevents, wurde Spoleto von Karl dem Großen unterworfen, der auch den Titel eines Königs der Langobarden annahm. Obwohl er das Gebiet der Kirche übereignete, behielt er das Recht, die Herzöge zu ernennen, eine wichtige Konzession und vermutlich ein Anlass zu Auseinandersetzungen, da Papst Hadrian I. bereits einen Herzog von Spoleto installiert hatte.

842 wurde das früherer Herzogtum von den Franken als Grenzmark wiederhergestellt, mit einem abhängigen Markgrafen an seiner Spitze. Unter den herausragenderen der fränkischen Herzöge ist Guido I. aus der Familie der Guidonen, der das Herzogtum unter seine beiden Söhne Lambert und Guido II. aufteilte, letzterer mit der Herrschaft Camerino als Herzogtum. Lambert war ein furchtloser Kämpfer gegen die sarazenischen Räuberbanden, der 867 aber gleichermaßen die Römer niedermetzelte und 871 abgesetzt, 876 wieder eingesetzt und schließlich von Papst Johannes VIII. exkommuniziert wurde. 883 vereinte Guido II. das Herzogtum wieder, ab jetzt als Herzogtum von Spoleto und Camerino. Nach dem Tod Karls des Kahlen 888 ließ Guido sich selbst durch Papst Stephan VI. zum Römischen Kaiser und König von Italien krönen (891). Im folgenden Jahr krönte Papst Formosus Guidos Sohn Lambert II. zum Herzog, König und Kaiser.

Die Herzöge von Spoleto hörten nicht auf, sich in die gewaltsame Politik in der Stadt einzumischen. Alberich I., Herzog von Camerino (897) und später von Spoleto, heiratete die bekannte römische Adlige Marozia, Geliebte des Papstes Sergius III. (904-911) und wurde von den Römern 924 getötet. Sein Sohn Alberich II. unterwarf die Senatrix 932, obwohl ihr Sohn, sein Halbbruder, als Johannes XII. Papst war. Um 949 nahm Berengar II., der fränkische König von Italien und Römische Kaiser, Spoleto von seinem letzten Markgrafen zurück.

Später löste Kaiser Otto I. die sogenannte Sabina Langobardica vom Herzogtum ab und übergab sie dem Heiligen Stuhl. Ab nun wurde die Regierung in Spoleto mehr und mehr ein Gunstbeweis der Kaiser. 967 führte Otto II. kurzzeitig Spoleto mit dem Herzogtümern Capua und Benevent zusammen, die dann von Pandolfo Testa di Ferro regiert wurden; nach Pandolfos Tod gliederte er Spoleto wieder aus und gab es Hugo, dem Herzog von Tuscien. Das Herzogtum wurde 1057 ein zweites Mal mit der Toskana vereinigt, als Gottfried der Bärtige von Niederlothringen Beatrix heiratete, die Witwe des Herzogs Bonifazius von Spoleto; die Einheit hatte dann Bestand bis zum Tod der Gräfin Mathilde von Tuscien.

Während des Investiturstreits zwischen Papst und Kaiser ernannte Heinrich IV. eigene Herzöge von Spoleto. Das Herzogtum kam in die Familie Urslingen, Markgrafen von Ancona. Kaiser Friedrich I. zerstörte die Stadt 1155, ließ sie aber wieder aufbauen. 1158 gab er das Herzogtum an Welf VI., Heinrich VI. dann an Konrad von Urslingen, nach dessen Tod 1198 es Papst Innozenz III. gegeben wurde; 1209 wurde Spoleto von Otto IV. besetzt, der den Rapotonen Diepold VII. von Vohburg zum Herzog machte.

Otto IV. übertrug 1201 kaiserliche Recht in Spoleto an den Papst, kurze Zeit später wurde das Herzogtum der direkten Kontrolle der Kirche unterstellt mit einem Gouverneur, üblicherweise einem Kardinal an der Spitze, obwohl es in den Kämpfen Friedrich II. bis zum Ende der Staufer ein Zankapfel blieb.

Liste der Herzöge von Spoleto

  • Faroald I. 570-592
  • Ariulf 592-602
  • Theodelap 602-650
  • Attone 650-665
  • Thrasimund I. 665-703
  • Faroald II. 703-724
  • Thrasimund II. 724-739 († ca. 745)
  • Hilderic 739-740
  • Thrasimund II. 740-742 († ca. 745) (erneut)
  • Agiprand 742-744
  • Transamund II. 744-ca. 745 (erneut)
  • Lupus 745-752
  • Unnolf 752
  • Aistulf 752-756 (König der Lombardei 749-756)
  • Ratchis 756-757 (König der Lombardei 744-749)
  • Alboin 757-759
  • Daufer 758-759 († 774) (König der Lombardei 756-774)
  • Gisulf 758-763
  • Theodicius 763-773
  • gehört zum Reich der Franken 774-843
  • Hildeprand 774-788
  • Winiges 789-822
  • Suppone I. 822-824
  • Adelard 824
  • Mauring 824
  • Adelchis I. 824-834
  • Lambert 834-836
  • Berengar 836-841
  • gehört zu Lothringen bis 855 und danach zu Italien bis 964
  • Guido I., wohl ab 842 bis 858/860 (Guidonen)
  • Lambert I. 860-871
  • Suppone II., Graf von Camerino, Schwiegervater des Königs Berengar I.
  • Suppone III. 871-874 ∞ NN, Schwester des Markgrafen Eberhard von Friaul (Unruochinger)
  • Lambert I. (erneut) 875-879 gemeinsam mit
  • Guido II. 876-882 gemeinsam mit
  • Guido III. 880-894
  • Lambert II. 894-898
  • Guido IV. 895-898 (Herzog von Benevent 895-897)
  • Alberich I. 898-922 (Tuskulaner)
  • Bonifatius I. 923-928
  • Peter 924-928
  •  ?
  • Theobald 933-936
  • Anscar von Ivrea, Markgraf von Camerino und Spoleto 937-940, Bruder König Berengars II. (Haus Burgund-Ivrea)
  • Sarlione 940-943
  • Hubert 943-946, Schwiegersohn des Bonifacius (Bosoniden
  • Bonifatius II. 946-953
  • Theobald II. 953-959
  • Thrasimund III. 959-967
  • Konrad von Ivrea, Graf von Camerino und Spoleto vor 966-1001, Sohn König Berengars II. (Haus Burgund-Ivrea)
  • Pandulf I. Eisenkopf 967-981 (Herzog von Benevent 943-981)
  • Thrasimund IV. 982-989 (Herzog von Camerino)
  • gehört zu Toskana 989-ca. 1020
  • Ademar 999- ?
  • Romanus 1003- ?
  • Rainier 1010-ca. 1020 († 1027) (Herzog der Toskana 1014-1027)
  • Hugo II. ca. 1020-1035
  • Hugo III.1036-1043
  • gehört zu Toskana 1043-1056
  • Gottfried 1057-1070 (Herzog von Niederlothringen)
  • gehört zu Toskana 1070-1082
  • Rainier II. 1082-1086
  • gehört zu Toskana 1086-1093
  • Werner II. 1093-1119 (Markgraf von Ancona)
  • gehört zu Toskana 1119-1171
  • Ridelulf 1172- ?
  • Konrad von Urslingen, 1177-1198 bezeugt
  • Pandulf II. 1190-1195
  • Heinrich von Urslingen, Konrads Sohn, 1205
  • Konrad von Urslingen, Heinrichs Bruder, 1198-1205 bezeugt
  • Diepold VII. von Vohburg (Diepoldinger-Rapotonen), Herzog ab 1209, † 1225
  • Rainald von Urslingen, Konrads Bruder, 1223-1230 bezeugt
  • Konrad Guiskard von Urslingen, Konrads Sohn, 1227-1267 bezeugt
  • Berthold von Urslingen, Neffe Rainalds, 1251-1276 bezeugt
  • Rainald von Urslingen, Bruder Bertholds, 1251-1276 bezeugt
  • gehört zum Papsttum 1228-1808

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Aimone Herzog von Spoleto — Aimone Roberto Margherita Maria Giuseppe Torino, Herzog von Spoleto (Duca di Spoleto, ab 1904), 4. Herzog von Aosta (Quarto Duca di Aosta, ab 1942), als König Tomislav II. (* 9. März 1900 in Turin; † 29. Januar 1948 in Buenos Aires) war ein… …   Deutsch Wikipedia

  • Aimone, 4. Herzog von Aosta und Herzog von Spoleto — Aimone Herzog von Spoleto Aimone Roberto Margherita Maria Giuseppe Torino, Herzog von Spoleto (Duca di Spoleto, ab 1904), 4. Herzog von Aosta (Quarto Duca di Aosta, ab 1942), als König Tomislav II. (* 9. März 1900 in Turin; † 29 …   Deutsch Wikipedia

  • Herzog von Benevent — Das Herzogtum Benevent (Ducato di Benevento) mit der Hauptstadt Benevent in der Region Kampanien bestand ab der Zeit der Langobarden. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 He …   Deutsch Wikipedia

  • Guido von Spoleto — (eigentlich Wido bzw. Wido II.; † Dezember 894) war das wichtigste Mitglied der Familie der Guidonen, die in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts das langobardische Herzogtum Spoleto in Mittelitalien beherrschten. Leben Guido war der Sohn des… …   Deutsch Wikipedia

  • Lambert von Spoleto — Lambert von Spoleto,   König von Italien (seit 891) und Kaiser (seit 892), * um 880, ✝ Marengo 15. 10. 898; Sohn von Guido II., Herzog von Spoleto, der, selbst König und Kaiser, ihn 891 zum König von Italien erheben und 892 von Papst Formosus zum …   Universal-Lexikon

  • Aimone Herzog von Aosta — Aimone Herzog von Spoleto Aimone Roberto Margherita Maria Giuseppe Torino, Herzog von Spoleto (Duca di Spoleto, ab 1904), 4. Herzog von Aosta (Quarto Duca di Aosta, ab 1942), als König Tomislav II. (* 9. März 1900 in Turin; † 29. Januar 1948 in… …   Deutsch Wikipedia

  • Wido I. von Spoleto — (oder Guido) war Herzog von Spoleto 842 bis ca. 859. Er war ein Mitglied der Familie der Guidonen, die in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts das langobardische Herzogtum Spoleto in Mittelitalien beherrschten. Ehe und Nachkommen Mit seiner… …   Deutsch Wikipedia

  • Amedeo, 3. Herzog von Aosta — Amadeus, 3. Herzog von Aosta Amadeus von Savoyen (italienischer Geburtsname Amedeo Umberto Isabella Luigi Filippo Maria Giuseppe Giovanni di Savoia; * 21. Oktober 1898 in Turin, Italien; † 3. März 1942 in Nairobi), Herzog von Apulien, 3. Herzog… …   Deutsch Wikipedia

  • Emanuel Philibert, 2. Herzog von Aosta — Emanuel Philibert von Savoyen Emanuel Philibert von Savoyen (italienischer Geburtsname Emanuele Filiberto Vittorio Eugenio Genova Giuseppe Maria di Savoia; * 13. Januar 1869 in Genua; † 4. Juli 1931 in Turin), 2. Herzog von Aosta und… …   Deutsch Wikipedia

  • Emanuele Filiberto, 2. Herzog von Aosta — Emanuel Philibert von Savoyen Emanuel Philibert von Savoyen (italienischer Geburtsname Emanuele Filiberto Vittorio Eugenio Genova Giuseppe Maria di Savoia; * 13. Januar 1869 in Genua; † 4. Juli 1931 in Turin), 2. Herzog von Aosta und… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”