Hetzerath (Erkelenz)

Hetzerath (Erkelenz)
Hetzerath
Stadt Erkelenz
Koordinaten: 51° 3′ N, 6° 16′ O51.0580555555566.2725Koordinaten: 51° 3′ 29″ N, 6° 16′ 21″ O
Einwohner: 1.555 (31. Dez. 2010)
Postleitzahl: 41812
Vorwahl: 02433

Hetzerath ist ein Dorf im Stadtgebiet von Erkelenz (Kreis Heinsberg) in Nordrhein-Westfalen.

Ortskern mit Pfarrkirche

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Das Dorf liegt in der Erkelenzer Börde, westlich befindet sich das Baaler Riedelland, der Übergang zur Rurniederung. Vereinzelt liegen um den Ort kleine Waldparzellen.

Lage

Nördlich der Ortschaft liegt das ehemalige Kreuzherrenkloster Haus Hohenbusch, die Autobahn 46 und Matzerath, im Nordosten Erkelenz, im Osten Granterath.

Die folgenden Orte gehören zur Stadt Hückelhoven. Im Süden befinden sich der isoliert liegende Marienhof und Baal, im Südwesten Doverhahn und Doveren, im Westen Hückelhoven und der Einzelhof Kühlerhof.

Siedlungsform

Hetzerath war um 1820 ein Straßendorf.

Die so genannte Siedlung wurde in der Zeit von 1938 bis 1940 zum Zwecke der Ansiedlung von Bergbauarbeiterfamilien erbaut.

Geschichte

1454 wurde der Ort als Hetzelroide, 1554 als Hetzenraidt erwähnt. Das Dorf wurde vermutlich in der hochmittelalterlichen Rodungsphase von einem Hetzo, Hezzo oder Hetzel gegründet.

Im 18. Jahrhundert gehörte das Dorf zum Amt Wassenberg im Herzogtum Jülich.

Am 1. Januar 1972 wurde die Ortschaft von Granterath in die Stadt Erkelenz umgemeindet.[1]

Kirchengeschichte

Bis 1913 besuchten die katholischen Einwohner die Kirche in Doveren. 1913 wurde in Hetzerath eine Kapelle zur Abhaltung von Gottesdiensten eingeweiht. 1923 erhielt der Ort einen eigenen Seelsorger, 1927 ein Pfarrhaus. 1931 wurde Hetzerath eigenständige Rektoratsgemeinde. 1970 wurde der Ort von der Pfarre Doveren abgetrennt und die eigene Pfarrgemeinde St. Joseph eingerichtet.

Am Ende des Zweiten Weltkrieges, im Februar 1945, wurde die Kirche schwer beschädigt. 1952/53 wurde der Kirchenbau erweitert. Die Südwand wurde in vier spitzen Bogen geöffnet und in Breite des alten Langschiffs ein neues Langschiff gebaut, so dass die alte Kirche jetzt eine Art Narthex der neuen bildet.

1957 wurde ein Putzmosaik an der Chorwand über den Altar angebracht, das Kunstwerk stammt von dem Glasmaler Hubert Spierling aus Krefeld.

Die Kirche erhielt in den Jahren 1994/95 sechs neue Kirchenfenster, die von dem Hetzerather Kunstmaler Wolfgang Fröde entworfen und gestaltet wurden.

Am 1. Januar 2010 wurde die Kirchengemeinde mit zehn anderen Kirchengemeinden zur Pfarrgemeinde St. Maria und Elisabeth Erkelenz zusammengeschlossen.

Spiess-Hof

Ursprünglich wurde die Hofstelle Hetzerather Hof genannt. Sie befand sich im Besitz des benachbarten Klosters Hohenbusch.

Von 1802 bis 1812, als Hetzerath zu Frankreich gehörte und der Klosterbesitz säkularisiert wurde, war der französische Marschall Louis-Alexandre Berthier Eigentümer. Er hatte den Bauernhof von Napoleon als Ehrengeschenk erhalten.

Der Hof war von 1845 bis 1959 im Besitz der Familie Spiess. Diese stammte von dem ehemaligen französischen Offizier und späteren Verwalter der französischen Domänen Johann Josef Spiess ab, der sich um 1800 in Erkelenz niedergelassen hatte und in der Stadt das bekannte Haus Spiess erbaute.

In dem Wohnhaus vom Spiess-Hof wurden am 1. April 1941 die Juden des Landkreises Erkelenz eingewiesen. Sie mussten in diesem Zwangsghetto und Judenhaus bis zum 31. März 1942 verbleiben. Dann folgte deren Deportation zunächst in das Ghetto Izbica bei Lublin. Zur Erinnerung wurde 1990 gegenüber der Kirche, wo sich das Gefallenen-Ehrenmal befindet, eine Stele errichtet. Im Rahmen der Erkelenzer "Route gegen das Vergessen" erinnert seit 2010 eine Station mit Bronzetafel unmittelbar am Spiess-Hof an dieses Zwangsghetto.

Das Lager

Nach der Einnahme durch die amerikanische Armee wurden im März 1945 die wenigen noch verbliebenen Einwohner von Hetzerath in die umliegenden Orte, vor allem nach Granterath evakuiert. In das leere Dorf wurden nun befreite Zwangsarbeiter, vor allem Russen, eingewiesen. Die meisten von ihnen waren seit Herbst 1944 zu Schanzarbeiten am Westwall in den Kreis Erkelenz gebracht worden. Bis zu 7000 Personen, Männer, Frauen und Kinder lebten in dem kleinen Dorf. Eine amerikanische Wache war in Haus Hohenbusch stationiert, trotzdem geschahen Plünderungen und bewaffnete Raubüberfälle in den umliegenden Ortschaften, einige deutsche Zivilisten wurden hierbei erschossen. Anfang Mai 1945 ist das Lager aufgelöst worden.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Regelmäßige Veranstaltungen

  • Karnevals-Nachtzug am Karnevalsfreitag 19:11 Uhr
  • Jahreskonzert des Musikvereins St. Josef Hetzerath 1965 e.V. am zweiten Adventssamstag
  • Schützenfest der St. Josef Schützenbruderschaft am ersten Septemberwochenende (alle zwei Jahre)
  • 2010 Bezirks - und Jubiläumsschützenfest 75 Jahre St. Josef Schützenbruderschaft

Vereine

  • Spiel- und Turnverein Hertha Hetzerath, überregional bekannt durch den Handballsport
  • Musikverein St. Josef Hetzerath 1965 e.V.
  • Kirchenchor St. Josef Hetzerath
  • St. Josef Schützenbruderschaft zu Hetzerath
  • Gemeinschaft der Vereine e.V. (GdV) Hetzerath
  • Interessengemeinschaft Hetzerath 1939 e. V.
  • TTC 1979 Hetzerath e. V. Tischtennisverein
  • Brieftaubenverein 03807 Hetzerath
  • Elterninitiative Hetzerath e. V.

Sehenswürdigkeiten

  • Haus Hohenbusch
  • Gedenkstele (siehe Haus Spieß)
  • Kirche St. Joseph mit ihrem Putzmosaik und Kirchenfenstern

Infrastruktur

  • Städtischer Kindergarten
  • Gemeinschaftsgrundschule
  • Pfarrheim
  • Mehrzweckhalle
  • Sportplatz
  • Schützenhalle
  • Freiwillige Feuerwehr Erkelenz, Löschgruppe Hetzerath

Einzelnachweise

  1. Martin Bünermann, Heinz Köstering: Die Gemeinden und Kreise nach der kommunalen Gebietsreform in Nordrhein-Westfalen. Deutscher Gemeindeverlag, Köln 1975, ISBN 3-555-30092-X.

Literatur

  • Mathias Siemes: Wer war Marschall Luis Alexander Berthier, Besitzer des Hetzerather Hofes (Spiess-Hof) von 1802 bis 1812? In: Höfe – Kirchen – Zeitgeschehen. Erkelenz 1985 (Schriften des Heimatvereins der Erkelenzer Lande e. V. Nr. 6)



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