Heumarkt (Köln)

Heumarkt (Köln)
Heumarkt mit Reiterstandbild, Blick von Südwesten, 2007

Der Heumarkt ist neben dem Alter Markt der größte Platz der Kölner Altstadt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Heumarkt, 1900
Heumarkt mit Reiterdenkmal, 1930

Zur Römerzeit war an diesem Ort ein Sumpf, dessen Geschichte die Heumarktgrabungen unter Leitung des Römisch-Germanischen Museums offenlegten.[1] Im Mittelalter wurde der Sumpf trockengelegt und zu einem Handelsplatz ausgebaut. In erster Linie wurde dort das namensgebende Heu gehandelt. Hier stand die Kornwaage (1492), und das Korntor am Filzengraben weist auf die große Bedeutung des Kornhandels in dieser Gegend hin. Die Bauern brachten es vom Land zur Fütterung der Pferde in der Stadt mit. Gehandelt wurde ferner mit Tuchen und Leder, Salz, Fleisch und Käse.

Am 20. November 1371 marschierten über den Heumarkt in Richtung Malzbüchel die bewaffneten Gegner der Weber zur Endphase des Kölner Weberaufstandes. Im Jahre 1580 wurde auf dem Heumarkt mit der Errichtung eines Gebäudes für die Kölner Börse begonnen, das in den folgenden 150 Jahren Treffpunkt der Kaufleute werden sollte.[2] Nun war der Heumarkt zu einem Geldhandelsplatz avanciert.

Der Kölner Rat ließ von 1727 bis 1730 auf dem Heumarkt ein aufwendiges neues Börsengebäude errichten, in dem sich die organisierte Kaufmannschaft treffen konnte. Um 1757 wurde das erste Theater auf dem Heumarkt errichtet. Zur Einweihung wurde Lessings Lustspiel Minna von Barnhelm aufgeführt (1767). Ab 1843 zog die Börse zeitweilig in das Overstolzenhaus um. Zwischen 1844 und 1877 gab es eine Hauptwache für 50 Soldaten und 50 Gefangene.

Die 1904 erbaute Hauptmarkthalle belebte nach der Jahrhundertwende diesen quirligen Innenstadtplatz noch mehr. Am 26. September 1878 wurde von Kölner Bürgern das Reiterdenkmal des Preußenkönigs Friedrich Wilhelm III. eingeweiht. Durstige Marktleute waren von jeher eine gute, trinkfeste Kundschaft für Bier- und Brauhäuser gewesen. Das zog denn auch eine ganze Reihe dieser Unternehmen an den jetzt zentralen Marktplatz: so die „Hausbrauerei Jakob Jansen“ (bis 1842), Heumarkt Nr. 13, das Brauhaus „Zur Krone“ (bis 1870) Heumarkt Nr. 36, das Brauhaus „Zum Schloss Bensberg“ (bis 1881) Heumarkt Nr. 68 oder die Brauerei „Hub. Koch jun.“ (bis 1883) an Heumarkt Nr. 69.[3] Zwischen Juni 1848 und Juni 1849 unterhielten Karl Marx und Friedrich Engels die Redaktionsräume ihrer neuen Neuen Rheinischen Zeitung im Haus Heumarkt 65.

Um 1910 wurde die bis dahin auf allen Seiten geschlossene Platzbebauung zum ersten mal durchbrochen, als an der Ostseite des Platzes die Auffahrt zur neuen Deutzer Brücke angelegt wurde. Gleichzeitig erfolgte an der Westseite der Straßendurchbruch zur Gürzenichstraße. Ende der dreißiger Jahre erfolgte im Zuge des Baus der Ost-West-Achse ein weiterer Straßendurchbruch in Richtung zum Neumarkt. Während des Wiederaufbaus der Kölner Altstadt nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Großteil des früher intensiv genutzten Platzes schrittweise zur unbetretbaren Rasenfläche inmitten von Straßen umfunktioniert. Eine weitere Umgestaltung fand Ende der 1970er Jahre statt, als die Deutzer Brücke wegen des Ausbaus der Stadtbahn verbreitert wurde und infolge dessen der Heumarkt in zwei, für Fußgänger nur durch eine Unterführung verbundene Hälften geteilt wurde.

Ende der 1990er Jahre wurde der Heumarkt erneut neu gestaltet. Unter der Nordhälfte entstand eine Tiefgarage mit 460 Plätzen, die gläsernen Eingänge liegen am Rande des Platzes. Bei der Neugestaltung der Platzoberfläche hat man versucht, wenigstens dem Nordteil des Platzes seinen historischen Platzcharakter zurück zu geben. Das bereits gebrauchte Kopfsteinpflaster (Bergische Grauwacke) musste aufgrund der unterschiedlichen Maße und Kanten der Steine mehrfach nachgebessert werden.[4]

Das Reiterdenkmal in der Platzmitte wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und die Reste 1950 abgebaut.[5] 1990 wurde ein Teil-Nachguss des Düsseldorfer Bildhauers Raimund Kittl mit Originalteilen aufgestellt. Im Herbst 2007 musste das angerostete Denkmal wegen Umsturzgefahr abgebaut werden. Nach einer 200 000 Euro teuren Reparatur, die hälftig durch Stadt und Spender erbracht worden war, wurde am 6. Oktober 2009 das Denkmal wieder auf den Sockel gehoben.

Aussehen

Reiterstandbild für den preußischen König Friedrich Wilhelm III., 2007

Die Architektur ist im 21. Jahrhundert stilistisch heterogen und stark verändert. Der Platz wird dominiert durch das Kolossaldenkmal für Friedrich Wilhelm III. von Preußen von Gustav Blaeser. Von den historischen Handelshäusern steht noch das Spätrenaissance-Haus Zum St. Peter (1568). Um den Markt gruppieren sich Brauhäuser, Cafés und internationale Gastronomiebetriebe mit großen Außenterrassen im Sommer. Südlich der Stadtbahntrasse wird der Platz von Bürohäusern sowie dem Ende der 80er Jahre nach einem Entwurf von Gottfried Böhm gebauten Hotel Maritim geprägt.

Der Heumarkt galt im 17. Jahrhundert als einer der schönsten Plätze Europas, sein Aussehen hat sich seitdem jedoch grundlegend gewandelt. Etwa die Hälfte der ursprünglichen Fläche dient heute als Verkehrsraum und ist durch die Stadtbahn vom übrigen Platz abgeschnitten, so dass ein Zusammenhang mit dem restlichen Platz heute kaum noch zu erkennen ist.[6]

Nutzung

Der Platz ist im 21. Jahrhundert ein für die Kölner Stadtbevölkerung und Gäste vielfältig genutztes Kommunikationszentrum; es finden hier Konzerte, Feste und interkulturelle Veranstaltungen statt, und auch während der „tollen Tage“ ist er ein Hauptort für karnevalistische Veranstaltungen.

Traditionell fand auf dem Heumarkt bis 1885 der Weihnachtsmarkt mit charakteristischen Holzbuden („Hötte“) statt. Hier wurden Spielzeug, Naschwerk und vieles andere feilgeboten. „En de Hötte“ gehen war in der Vorweihnachtszeit ein Vergnügen für alle Bürger. Im Jahre 2005 hat die Stadt Köln die alte Tradition auf dem Heumarkt wieder aufleben lassen.

Zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 war der Heumarkt Zentrum der Kölner „Fan-Meile“.

Weblinks

 Commons: Heumarkt (Köln) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
 Commons: Reiterstandbild Wilhelm III. – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kölner Jahrbuch, Bd. 30, 1997, S. 349–404 (Grabungen 1996–1997), Bd. 31, 1998, S. 481–596 (Grabungen 1997–1998) und Bd. 34, 2001, S. 623–944 (Grabungen 1998–1999)
  2. Börse Düsseldorf, Geschichte
  3. Kölner Brauereien
  4. Kölner Stadtanzeiger, 28. April 2003
  5. Kölner Stadtanzeiger vom 13. Februar 2006: Leidensjahre eines berittenen Königs, recherchiert auf denkmalvonhinten.de/
  6. koelnarchitektur.de: Aktionsraum wiedergewinnen
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