Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten

Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten

Das Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästina-Flüchtlinge im Nahen Osten (engl.:United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East, kurz UNRWA) ist ein temporäres Hilfsprogramm der Vereinten Nationen (UN), das seit seiner Gründung 1949 regelmäßig um drei Jahre verlängert wurde (zuletzt bis zum 30. Juni 2008). Der Hauptsitz des Hilfswerkes war zunächst Beirut, wurde 1978 aufgrund der Unruhen im Libanon nach Wien und 1996 weiter nach Gaza verlegt[1].

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gesamtzahl der von UNRWA angegebenen palästinensischen Flüchtlingen und deren Nachkommen (1950-2008).[2]

Zur Betreuung palästinensischer Flüchtlinge infolge des ersten Palästinakrieges wurde am 19. September 1948 der Sonderfonds UNRPR (United Nations Relief for Palestine Refugees) eingerichtet. Das Ziel des Fonds bestand darin, Hilfsmaßnahmen zu koordinieren. Da dies jedoch nicht ausreichte, wurde die UNRWA gegründet, welche ihre Arbeit am 1. Mai 1950 aufnahm. Sie leistet seitdem Unterstützung bei der Befriedigung der Grundbedürfnisse von mittlerweile rund 4,6 Millionen Menschen. Diese Zahl setzt sich zusammen aus den 914.000 ursprünglichen Flüchtlingen von 1950 und deren Nachkommen.[3]

Organisation

Die UNRWA unterhält Einrichtungen in Jordanien, Syrien, Libanon, dem Gazastreifen und dem Westjordanland. Das reguläre Budget belief sich im Jahr 2006 auf ca. 500 Millionen US$, dazu kamen weitere 446 Millionen US$ für Projekte[4]. Das Gros der Finanzierung wird durch freiwillige Zahlungen der Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen sichergestellt. Die USA sind mit 268 Million US Dollar der größte Geldgeber, gefolgt von der Europäischen Union, welche sich mit 233 Million US Dollar beteiligt (Stand: 2009).[5]

Das Hilfswerk wurde als eine Organisation auf Zeit gegründet, die den Flüchtlingen/Vertriebenen bis zur Regelung der Palästinafrage beistehen sollte. Ihre Tätigkeit bestand zunächst in der Bereitstellung von Nothilfe, also Lebensmitteln, Unterkünften, Kleidung und der wichtigsten medizinischen Versorgung. Heute gehen bis zu zwei Drittel des UNRWA-Jahreshaushaltes in die Erziehung, 20 % ins Gesundheitswesen und 10 % in die Sozialhilfe; mit dem Rest werden die administrativen Kosten bestritten.

An den Amtssitzen der Organisation in Amman und Gaza sind nur ca. 500 Personen beschäftigt[6]. Der Großteil der 28.800 Bediensteten sind Palästinenser, nur 153 Dienstposten sind international besetzt[7].

Tätigkeitsfelder

Die Arbeit von UNRWA konzentriert sich auf die Bereiche:

  • Erziehung
  • Ausbildung
  • medizinische Versorgung
  • humanitäre Maßnahmen
  • Verbesserung der Infrastruktur
  • Beschaffung von Arbeitsplätzen.

Erziehung

Etwa 485.000 Schüler besuchen die 666 Grund- und Hauptschulen des Hilfswerks, deren Lehrplan der der staatlichen Schulen angeglichen wurde. In einem UNRWA-Schulgebäude sind oft zwei Schulen untergebracht, der Unterricht findet dann in zwei Schichten statt.

Nach der Hauptschule können palästinensische Kinder die Oberstufe einer öffentlichen Mittelschule besuchen und sich um ein UNRWA-Stipendium für eine Hochschule bewerben. Oder sie können versuchen, einen der etwa 5.600 Studienplätze in einer der acht Berufsschulen bzw. Lehrerbildungsanstalten des Hilfswerks zu bekommen. Viele Absolventen dieser Schüler fanden Posten in den Golfstaaten und in anderen arabischen Ländern.

Gesundheit

Das Hilfswerk betreibt 127 Gesundheitszentren mit 96 Zahnambulatorien, 90 Ausgabestellen für Zusatznahrung, 71 Milchausgabestellen, sechs Entbindungsheime, ein kleines Krankenhaus im Westjordanland und eine Tuberkulosestation in Gaza, letzteres in Zusammenarbeit mit dem staatlichen Gesundheitswesen. Flüchtlingen/Vertriebenen, die der stationären Behandlung bedürfen, stehen Betten in 42 öffentlichen und privaten Krankenhäusern zu Verfügung, die von UNRWA subventioniert werden.

Fürsorge und Sozialdienste

Die UNRWA betreute 2002 ca. 250.000 Fürsorgeempfänger (special hardship cases) in der Flüchtlings-/Vertriebenengemeinde. Weiterhin werden etwa 22.000 Familien im Gaza-Streifen und dem Westjordanland mit Nahrungsmitteln versorgt. Allein im Gaza-Streifen sind das etwa 750.000 Menschen.[3]

Kleinkredite

Seit 1991 vergibt UNRWA Kredite an Einzelunternehmer und Kleinbetriebe. Insgesamt wurden bisher (Stand 12/2006) 126.000 Kredite im Gesamtvolumen von 131 Millionen US$ gewährt.

Kritik

Eine Reihe von Quellen ist der Meinung, dass Handlungen dieser Organisation keine Wirkung zeigen und lediglich die bestehende Situation weiterführen, anstatt Integration zu fördern und damit die Anzahl der Flüchtlinge zu reduzieren. Das Hilfswerk wird ebenfalls wegen seiner Mitarbeiter kritisiert, die Verbindungen zu terroristischen Organisationen über Gewerkschaften oder andere Organisationen haben oder direkt in solchen tätig sind. Im Jahr 2004 wurde durch Peter Hansen, damaliger Leiter der Organisation und Stellvertretender Generalsekretär der Vereinten Nationen, bekannt, dass Hamas-Sympatisanten hohe Positionen bei der UNRWA besetzen. Daraufhin stellte Kanada eine gänzliche Streichung der Unterstützung in Aussicht[8] und Peter Hansen wurde gezwungen seinen Posten zu verlassen.[9] Im gleichen Jahr enthüllten amerikanische Finanzbehörden einige Spenden, die in Verbindung mit internationalen Terrororganisationen gebracht werden konnten;[10] Ähnliche Fälle wurden auch 2006 bekannt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.un.org/unrwa/organization/headq.html.
  2. http://www.unrwa.org/userfiles/reg-ref%282%29.pdf
  3. a b [1] UNRWA homepage, gesichtet am 24. April 2009
  4. Summe der Sach- und Geldzuwendungen, siehe http://www.un.org/unrwa/publications/pdf/uif-dec06.pdf.
  5. http://www.unrwa.org/etemplate.php?id=87 gesichtet am 27. Mai 2011
  6. Stand Dezember 2006 laut http://www.un.org/unrwa/publications/pdf/uif-dec06.pdf.
  7. Stand Dezember 2006 laut http://www.un.org/unrwa/publications/pdf/uif-dec06.pdf.
  8. Canada redirecting Palestinian aid from UNRWA. JTA (14 January 2010). Abgerufen am 14 January 2010.
  9. BBC NEWS | Middle East | Unrwa head to go against his will
  10. www.gao.gov (PDF)

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