Hippocampinae

Hippocampinae
Dieser Artikel behandelt das Tier Seepferdchen. Für das gleichnamige Schwimmabzeichen siehe Artikel Frühschwimmer. Für die Werbefigur des NDR siehe Sehpferdchen.
Seepferdchen
Seepferdchen (Hippocampus spec.)

Seepferdchen (Hippocampus spec.)

Systematik
Ordnung: Stichlingsartige (Gasterosteiformes)
Unterordnung: Seenadelartige (Syngnathoidei)
Überfamilie: Syngnathoidea
Familie: Seenadeln (Syngnathidae)
Unterfamilie: Hippocampinae
Gattung: Seepferdchen
Wissenschaftlicher Name
Hippocampus
Rafinesque 1810

Die Seepferdchen (Hippocampus) gehören zu den Fischen. Sie fallen besonders durch ihr Äußeres auf, das nur sehr wenig an einen Fisch erinnert. Ihr Kopf ähnelt eher dem eines Pferdes, ihr Hinterleib einem Wurm. Dieses Aussehen brachte den Tieren auch ihren wissenschaftlichen Namen ein: Hippocampus, die Pferderaupe. Gemeinsam mit den Fetzenfischen und weiteren Arten bilden sie die Familie der Seenadeln (Syngnathidae).

Inhaltsverzeichnis

Verbreitung

Seepferdchen leben weltweit in tropischen und gemäßigten Meeren. Die meisten Arten kommen in den gemäßigt temperierten Meeren um Südaustralien und Neuseeland vor. Ihr Schwanz dient als Wickelschwanz der Verankerung an Seegras u.Ä. oder auch an Artgenossen. Interessant ist, dass dabei der Schwanz nicht, wie sonst bei Knochenfischen, lateral bewegt wird, sondern nach unten: die Rumpfmuskulatur ist reduziert, die beiden hinteren unteren Carinalmuskeln sind hingegen stark entwickelt.- Bei großer Gefahr flüchten Seepferdchen aber auch noch ausgestreckt.

Die Seepferdchen des Ärmelkanals und der europäischen Atlantikküste gehören nach Kuiter (2009) zur Art Hippocampus europaeus. Im Mittelmeer leben mindestens drei Arten von Seepferdchen: Das Langschnäuzige Seepferdchen (Hippocampus hippocampus) und das Kurzschnäuzige Seepferdchen (Hippocampus brevirostris), sie werden aufgrund ihrer Kopfform so genannt. Hippocampus fuscus ist über den Suezkanal aus dem Roten Meer ins Mittelmeer eingewandert. Die Populationen des Langschnäuzigen Seepferdchen im Schwarzen Meer stellen möglicherweise eine eigene Art dar.

Fortpflanzung

Männchen von Hippocampus whitei mit gefüllter Bauchtasche

Neben ihrem Aussehen weist jedoch auch ihre Lebensweise ein paar Besonderheiten auf. So werden bei ihnen nicht die Weibchen, sondern die Männchen trächtig. Die Weibchen produzieren zwar die Eier und legen mit ihnen einen recht großen Dottervorrat an, beim Geschlechtsakt spritzen sie diese jedoch dem Männchen in die dafür vorgesehene Bauchtasche, wo sie vom männlichen Sperma befruchtet werden. Diesem Einspritzen der Eier in die männliche Bruttasche geht eine lange gemeinsame Balz voraus, die aus einem spiraligen Auf und Ab im Seegras besteht. Männchen und Weibchen treffen sich in den Morgenstunden und schwimmen eine Weile synchron mit ineinandergehakten Schwänzen nebeneinander her. Ist das Weibchen paarungsbereit, so beginnt es mit dem speziellen Balztanz, der mit der Begattung endet. Bis zu 200 Eier gelangen so in die Bruthöhle, teilweise hintereinander von mehreren Weibchen. Im Innern dieser Tasche werden die Eier von einem Gewebe umwachsen, das vor allem die Atmung der Embryonen regelt, also Kohlenstoffdioxid aus den Eiern aufnimmt und Sauerstoff an die Eier abgibt. Daneben stellt das Gewebe eine Umgebung her, die im Salzgehalt dem Meerwasser entspricht. Die Entwicklung der jungen Fische dauert etwa zehn bis zwölf Tage. Nach dieser Zeit zieht sich das trächtige Männchen in das Seegras zurück und beginnt unter großen Anstrengungen die Jungfische zu gebären.

Die kleinen Fische sind von nun an auf sich selbst gestellt und beginnen mit der Jagd auf kleine, planktonische Krebstiere. Bei einigen Arten findet nach nur einem Tag die erneute Paarung statt.

Systematik

Weltweit gibt es je nach Autor zwischen 35 und 80 Seepferdchenarten. Die Tatsache, dass in den letzten Jahren viele Arten dazugekommen sind und in der aktuellen Literatur (Kuiter 2009) noch einige unbeschriebene Arten abgebildet sind, lässt vermuten, dass die Artenzahl eher am oberen Ende dieser Spanne liegt. Bei einer 2002 beschriebenen Art handelt es sich eines der kleinsten Seepferdchen, das nur 13,5 Millimeter große Denise-Zwergseepferdchen (Hippocampus denise). Die größten Arten, Hippocampus abdominalis und Hippocampus bleekeri erreichen 35 Zentimeter Länge.

Hippocampus bargibanti
Hippocampus erectus
Hippocampus sp.
Seepferdchen, 2 Männchen mit umschlungenen Schwänzen

Arten

  • Hippocampus abdominalis Lesson, 1827
  • Hippocampus alatus Kuiter, 2001
  • Hippocampus algiricus Kaup, 1856
  • Hippocampus angustus Günther, 1870
  • Hippocampus barbouri Jordan & Richardson, 1908
  • Zwerg-Seepferdchen (Hippocampus bargibanti) Whitley, 1970
  • Hippocampus biocellatus Kuiter, 2001
  • Hippocampus bleekeri Fowler, 1907
  • Hippocampus borboniensis Duméril, 1870
  • Hippocampus breviceps P&ers, 1869
  • Hippocampus camelopardalis Bianconi, 1854
  • Hippocampus capensis Boulenger, 1900
  • Hippocampus colemani Kuiter, 2003
  • Hippocampus comes Cantor, 1849
  • Hippocampus coronatus Temminck & Schlegel, 1850
  • Hippocampus dahli Ogilby, 1908
  • Denise-Zwergseepferdchen (Hippocampus denise) Lourie & Randall, 2003
  • Hippocampus erectus Perry, 1810
  • Hippocampus fisheri Jordan & Evermann, 1903
  • Hippocampus fuscus Rüppell, 1838
  • Hippocampus grandiceps Kuiter, 2001
  • Langschnäuziges Seepferdchen (Hippocampus guttulatus) Cuvier, 1829
  • Hippocampus hendriki Kuiter, 2001
  • Kurzschnäuziges Seepferdchen (Hippocampus hippocampus) (Linnaeus, 1758)
  • Dorniges Seepferdchen (Hippocampus histrix) Kaup, 1856
  • Hippocampus ingens Girard, 1858
  • Hippocampus jayakari Boulenger, 1900
  • Hippocampus jugumus Kuiter, 2001
  • Hippocampus kampylotrachelos Bleeker, 1854
  • Hippocampus kelloggi Jordan & Snyder, 1901
  • Hippocampus kuda Bleeker, 1852
  • Hippocampus lichtensteinii Kaup, 1856
  • Hippocampus minotaur Gomon, 1997
  • Hippocampus mohnikei Bleeker, 1853
  • Hippocampus montebelloensis Kuiter, 2001
  • Hippocampus multispinus Kuiter, 2001
  • Hippocampus planifrons P&ers, 1877
  • Hippocampus procerus Kuiter, 2001
  • Hippocampus queenslandicus Horne, 2001
  • Hippocampus ramulosus Leach in Leach & Nodder, 1814
  • Hippocampus reidi Ginsburg, 1933
  • Hippocampus semispinosus Kuiter, 2001
  • Hippocampus sindonis Jordan & Snyder, 1901
  • Hippocampus spinosissimus Weber, 1913
  • Hippocampus subelongatus Castelnau, 1873
  • Hippocampus taeniopterus Bleeker, 1852
  • Hippocampus trimaculatus Leach in Leach & Nodder, 1814
  • Whites Seepferdchen (Hippocampus whitei) Bleeker, 1855
  • Hippocampus zebra Whitley, 1964
  • Hippocampus zosterae Jordan & Gilbert, 1882

Zwerg-Nadelpferdchen

Acentronura breviperula

Neben den eigentlichen Seepferdchen der Gattung Hippocampus werden von einigen Wissenschaftlern noch zwei Gattungen seepferdchenähnlicher Seenadeln, die im deutschen als Zwerg-Nadelpferdchen bezeichnet werden, zu der Unterfamilie Hippocampinae gerechnet. Es sind winzige, durch zahlreiche Hautauswüchse ähnlich wie die Fetzenfische getarnte Fische. Sie werden 4 bis 6,5 Zentimeter lang. Wie die eigentlichen Seepferdchen verfügen die Männchen über eine Bauchtasche, in der die Weibchen die Eier legen. Ihr Schwanz ist flexibel wie der der Seepferdchen und wird benutzt um sich an Pflanzen festzuhalten.

Gattungen:

  • Acentronura Kaup, 1853
    • Acentronura australe Waite & Hale, 1921
    • Acentronura breviperula Fraser-Brunner & Whitley, 1949
    • Acentronura dendritica (Barbour, 1905)
    • Acentronura gracilissima (Temminck & Schlegel, 1850)
    • Acentronura larsonae Dawson, 1984
    • Acentronura tentaculata Günther, 1870
  • Idiotropiscis
    • Idiotropiscis lumnitzeri Kuiter, 2004

Seepferdchen und Menschen

Seepferdchen werden in Guangzhou (China) als Heilmittel getrocknet

Gefährdung

Seepferdchen gehören zu den gefährdeten Tiergattungen auf der Welt. Sie haben nur sehr wenige Fressfeinde, da sie mit ihren Knochenplatten, Stacheln und vielen Gräten eine schwer zu verzehrende Nahrung darstellen. Der Rückgang ihrer Population liegt vor allem an der massiven Zerstörung ihrer Lebensräume, den unterseeischen Seegraswäldern, und der intensiven Befischung der Gewässer, wodurch sie häufig als Beifang in den Netzen landen. Hinzu kommt vor allem in China und Südostasien der Glaube, dass zerstoßene Seepferdchen heilende aber auch potenzsteigernde Wirkung haben. Dies und nicht zuletzt ihr hoher Wert als Touristensouvenir ist Grund für ihre Gefährdung.

Mythologie

In der griechischen Mythologie waren Seepferdchen die Nachfahren jener Rösser, die Poseidons Streitwagen zogen. Die wundersamen Tiere fanden einen Platz in Kunst und Literatur. Ihnen werden noch heute in manchen Kulturen besondere Heilkräfte zugesprochen.

Mythische Darstellungen des Seepferdes (vorne Pferd, z.T. sogar mit Vorderhufen, hinten oft mit der Flosse eines Fisches oder Delfins ausgestattet, möglicherweise ein Missverständnis aufgrund von Beschreibungen des Tieres im späten 15. Jahrhundert), finden sich weltweit relativ häufig in Wappendarstellungen von Küstenorten, insbesondere in England und im Commonwealth. Das Fabelwesen Seepferd ist nicht mit dem Seepferdchen zuverwechseln.

Heraldik

Als Wappentier ist das Seepferdchen in der Heraldik wenig verbreitet.

Literatur

  • Rudie H. Kuiter: Seahorses and their relatives. Aquatic Photographics, 2009, ISBN 978-0-9775372-1-1
  • Rudie H. Kuiter: Seepferdchen: Seenadeln, Fetzenfische und ihre Verwandten. Eugen Ulmer, 2001, ISBN 3-80013-244-3
  • Joseph S. Nelson: Fishes of the World. John Wiley & Sons, 2006, ISBN 0-471-25031-7
  • Baensch/Patzner: Mergus Meerwasser-Atlas Band 6 Non-Perciformes (Nicht-Barschartige). Mergus-Verlag, Melle, ISBN 3-88244-116-X
  • Frank Schneidewind: Wer weiß was über Seepferdchen? Tetra Verlag, 2000, ISBN 3-89745-179-4
  • Rudie H. Kuiter: Revision of the Australian Seahorses of the Genus Hippocampus (Syngnathiformes: Syngnathidae) with Descriptions of Nine New Species, Records of the Australian Museum (2001) Vol. 53: 293–340. ISSN 0067-1975 PDF

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