Alpirsbach (Kirchliche Arbeit)

Alpirsbach (Kirchliche Arbeit)
Kloster Alpirsbach
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Die Kirchliche Arbeit Alpirsbach ist eine Kirchliche Stiftung öffentlichen Rechts (mit offiziellem Sitz in Düsseldorf), benannt nach dem Ort der Gründung, dem (evangelischen) Kloster Alpirsbach im Schwarzwald.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Kirchliche Arbeit Alpirsbach (KAA) wurde 1933 vom Tübinger Kirchenmusikdirektor Richard Gölz gegründet. Sie kann als Teil der in den 1920er und 1930er Jahren in beiden christlichen Kirchen entstandenen Liturgischen Bewegung (oder auch der Singbewegung) verstanden werden, die die drängenden theologischen, kirchlichen und gesellschaftlichen Probleme der Zeit, darunter auch die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus, durch eine innerkirchliche Reform aus dem Gottesdienst heraus zu bearbeiten suchte. Als ersten und grundlegenden Schritt auf diesem Weg wurde dabei die Erneuerung des Gottesdienstes mithilfe der damals neuesten historischen und liturgiewissenschaftlichen Erkenntnisse angestrebt.

R.Gölz ca. 1940

Schon 1933 stieß der Kunsthistoriker Friedrich Buchholz (Kunsthistoriker) (1902-1967) als führender Kopf hinzu, der sein Wissen um die Gregorianik als bestimmendes Element in die Arbeit einbrachte. Gölz und Buchholz entdeckten im Stundengebet der Mönche einen der evangelischen Kirche verlorengegangenen Schatz und im Gregorianischen Choral eine großartige musikalische Formenwelt, die für die evangelische Liturgie als "deutsche Gregorianik" wiedergewonnen werden sollte. Dabei wurde die Melodie des originalen lateinischen Chorals an manchen Stellen zugunsten des neuen (deutschen) Textes geändert.[1]

F.Buchholz ca. 1960

Sehr bald sammelten sich in Alpirsbach die führenden Köpfe der sog. württembergischen Sozietät, einer der Bekennenden Kirche nahestehenden Gruppe von Pfarrern und Universitätstheologen. Gölz selbst versteckte in seinem Pfarrhaus Juden und wurde deswegen 1944 verhaftet und im KZ Welzheim interniert. 1979 erhielten er und seine Frau Hilde dafür das Bundesverdienstkreuz und 1992 die Aufnahme in die Liste der "Gerechten der Welt" der Holocaustgedenkstätte Yad Vashem. Das bekannte Diktum von Dietrich Bonhoeffer: „Nur wer für die Juden schreit, darf auch gregorianisch singen“ zielt somit an der KAA und ihrem Geist weit vorbei.

Der Osterhymnus "Aller Heilgen Heil" in der Handschrift von F. Buchholz

Deutsche Gregorianik

Die Gregorianischen Wochen

Die Kirchliche Arbeit Alpirsbach richtet in Alpirsbach und an anderen Orten (wie Heiligkreuztal, Gernrode, Blaubeuren, Jerichow, Loccum, Fürstenwalde) Gregorianische Wochen zu den Festzeiten Epiphanias, Ostern und Pfingsten sowie als Sommer- und Herbstwochen aus. Diese erstrecken sich in der Regel über fünf bis acht Tage und erhalten ihre geistliche Ausrichtung durch

  1. das traditionelle Stundengebet und die Evangelische Messe;
  2. das Studium über Fragen des Glaubens, der Bibel, des Gottesdienstes, der Kirche.

Zu letzterem werden renommierte Theologen aus dem In- und Ausland als Gastdozenten eingeladen.

Das Alpirsbacher Antiphonale

Zur Feier des Stundengebetes und der Messe in deutscher Sprache gibt die KAA seit 1935 in kontinuierlicher Folge die Hefte und Bände des Alpirsbacher Antiphonale heraus. Eine erste Reihe erschien in den Jahren 1935-1939. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann F. Buchholz eine Neubearbeitung mithilfe genauester semiologischer Studien; diese Arbeit wurde durch seinen überraschenden Tod 1967 unterbrochen. Seit 2004 sind Neubearbeitungen der Hefte des Alpirsbacher Antiphonale in Arbeit bzw. erscheinen nach und nach.

Die deutschen Texte der Psalmen und anderen biblischen Texte folgen dabei der Luther-Bibel: Bis zu seinem Tode benutzte Buchholz die Revision von 1912, seit 2004 wird die jetzt aktuelle Ausgabe in der Fassung von 1985 zu Grunde gelegt. Zur Übersetzung der lateinischen Hymnen und Sequenzen konnte Buchholz Rudolf Alexander Schröder gewinnen.

Derzeit besteht das Alpirsbacher Antiphonale aus folgenden Einzelbänden:

Ältere Reihe

  • Der Reisesegen (1937)
  • Gesänge zur Messe (sog. „Altes Messheft“, 1950)
  • Ordnung und Gesänge der Messe (sog. „Neues Messheft“, 1966)
  • Die Matutin (1969)
  • Die Laudes (1966)
  • Die Laudes (1962)
  • Die Sext (1955)
  • Die Vesper (1962)
  • Die Complet (1950)
  • Weihnachten (1937, Nachdruck 1982)
  • Oster-Sonntag (1952, Nachdruck 1977)
  • Pfingst-Sonntag (1950, Nachdruck 1974)

Neue Folge

  • Der Reisesegen (2004)
  • Die Komplet - Gemeindeausgabe (2004)
  • Ostern (2005)
  • Pfingsten (2007)
  • Weihnachten und Epiphanias (2006)
  • Stundengebete am Sonntag (2005)
  • Stundengebete am Montag (2006)

Literatur

Joachim Conrad: Liturgie als Kunst und Spiel. Die Kirchliche Arbeit Alpirsbach 1933-2003. Heidelberger Studien zur Praktischen Theologie Bd. 8. Lit, Hamburg Münster London 2003, ISBN 3-8258-6792-7

Einzelnachweise

  1. Vgl. Bertold Höcker: Lateinische Gregorianik im lutherischen Gottesdienst? St. Ottilien: EOS-Verl. 1994 (Dissertationen: Theologische Reihe; Bd. 69) ISBN 3-88096-732-6, S. 78

Weblinks


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