Historische Sternbilder

Historische Sternbilder
Das frühere Sternbild Argo Navis nach Ptolemäus

Die Liste historischer Sternbilder enthält eine Auswahl von Asterismen der europäischen astronomischen Tradition. Diese Sternbilder gehören nicht zu den 88 von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) verbindlich festgelegten Konstellationen, die heute explizit Sternbilder genannt werden.

Siehe Liste der Sternbilder

Inhaltsverzeichnis

Erläuterung der nachstehenden Tabelle

  • Name: Nennt den Namen des Sternbildes.
  • Lateinisch: Nennt den lateinischen Namen des Sternbildes.
  • Hem.: Nennt die Lage des Sternbildes innerhalb der Himmelskugel. Dabei steht N für die Nord- und S für die Südhemisphäre. Mit N/S oder S/N gekennzeichnete Sternbilder sind in beiden Halbkugeln sichtbar.
  • Autor: Nennt den Autor, der zuerst das Sternbild eingeführt beziehungsweise benannt oder in Karten veröffentlicht hat.
  • Jahr: Gibt das Jahr an, in dem das Sternbild eingeführt oder nachgewiesen werden kann.
  • Position: Position zu den heutigen IAU-Sternbildern
    * Historischer Name für ein heute anerkanntes Sternbild.

Asterismen

Name Lateinisch Hem. Autor Jahr Position Kommentar
Antinoos Antinous N Hadrian 132 Adler, Südteil Liebhaber des Hadrian
Schiff Argo Argo Navis S Ptolemäus 150 Achterdeck, Kiel, Segel des Schiffs die Argo von Jason und den Argonauten; wegen seiner Größe von Lacaille aufgeteilt, das einzige der 48 ptolemäischen Sternbilder, das nicht zu den IAU-Bildern gehört
Mast (des Schiffs) Malus S unbekannt zwischen Kompass und Segel des Schiffs Mast des Schiffs Argo; alt[1], von Lacaille dem Kompass zugeordnet
Goldfisch Dorado S Keyser 1597 Schwertfisch* der deutsche Name entsteht erst später
Indianische Elster S Keyser 1597 Tukan* Indiaenschen Exster, mit der Anmerkung „auch Indies Lang genannt“, Tukan schon bei Bayer
Nil nilus S Keyser 1597 Eridanus* Den Nyli, mutmaßlich als einer der vier Paradiesflüsse
Reiher S Keyser 1597 Kranich* Den Reygher; Flamingo bei Plancius 1598 und Hondius 1600, bei Bayer Kranich
Flamingo Phoenicopterus S Plancius 1598 Kranich* 1598/1600 auf einem Himmelsglobus von Plancius/Hondius, 1602/03 auch bei Blaeu; Reiher nach Keyser/Houtman 1595/97, bei Bayer schon Kranich
Biene Apis S Bayer 1603 Fliege* von Lacaille 1752 in Musca Australis umbenannt
Hüter des Südpols[2] Polophylax S Plancius 1592 zwischen Kranich und Tukan auf der Weltkarte Terrarum Tabula; Plancius hinterließ seine Gründe, dieses Sternbild einzuführen, nicht
Biene Apes N/S Plancius 1612 Widder, Nordteil Vespa bei Bartsch 1624, Musca bei Hevelius 1690; nach Bartsch ein Insekt bei Samson, Plancius selbst hinterließ seine Gründe, dieses Sternbild einzuführen, nicht
Hahn Gallus S Plancius 1612 Achterdeck, Nordteil, in der Milchstraße Alector Gallus Dio bei Bartsch 1624, als der Hahn des Petrus gedeutet, Plancius selbst hinterließ seine Gründe, dieses Sternbild einzuführen, nicht; siehe auch Officina Typographica bei Bode
Jordan Jordanus N Plancius 1612 Jagdhunde, Südteil des großen Bären, Kleiner Löwe, Luchs wohl zu Ptolemäus Eridanus (Keysers Nil) und Plancius' Tigris
Kleiner Krebs Cancer Minor N Plancius 1612 zwischen Krebs und Zwillinge Plancius hinterließ seine Gründe, dieses Sternbild einzuführen, nicht
Tigris Tigris N Plancius 1612 Fuchs, Westteil des Pegasus, Ostteile von Schlangenträger und Herkules wohl zu Ptolemäus Eridanus (Keysers Nil) und Plancius' Jordan, mutmaßlich als einer der vier Paradiesflüsse
Südlicher Pfeil Sagitta Australis S Plancius 1612 zwischen südlicher Krone und Skorpion Plancius hinterließ seine Gründe, dieses Sternbild einzuführen, nicht
Wespe Vespa N/S Bartsch 1624 Fliege* Apis bei Plancius 1612, Musca bei Hevelius 1690, später Musca Borealis
Karlseiche Robur Carolinum N Halley 1678 zwischen Kiel, Segel des Schiffs und Zentaur die Eiche, in der sich Karl II. nach der verlorenen Schlacht von Worcester versteckte
Zepter und die Hand der Justiz[2] Sceptrum et Manus Iustitiae N Royer 1679 Eidechse ehrt Ludwig XIV. von Frankreich
Zepter von Brandenburg Sceptrum Brandenburgicum S Kirch 1688 Eridanus, Ostteil, westlich vom Hasen zu Ehren der Kurfürsten von Brandenburg, deren Hofastronom Kirch war. Das Sternbild wurde bald 100 Jahre ignoriert, bis es Bode in seinem Atlas veröffentlichte
Zerberus, dreiköpfige Schlange Cerberus N Hevelius 1690 Herkules, Ostteil, neben der Leier Kerberos, der Wächter des Tores zum Totenreich der griechischen Antike
Berg Mänalus Mons Maenalus N Hevelius 1690 zwischen Bärenhüter und Jungfrau ein Heiliger Berg der griechischen Antike
Kleines Dreieck Triangulum Minor N Hevelius 1690 zwischen Dreieck und Widder neben dem eigentlichen Dreieck, auch gemeinsam als Triangula verzeichnet
Nördliche Fliege Musca Borealis N/S Hevelius 1690 Widder, Nordteil Apis bei Plancius 1612, Vespa bei Bartsch 1624, von Hevelius 1690 (veröff., erste Aufzeichnung 1664) nur Musca genannt, später Musca Borealis, nach Bode Ende des 16. Jh. außer Gebrauch
Rentier Rangifer, Tarandus N Lemonnier 1743 zwischen Giraffe und Kepheus das Rentier, Monnier führte das Sternbild als Reene nach einer Beobachtungsreise nach Lappland ein
Südliche Fliege Musca Australis S Lacaille 1756 Fliege* La Mouche, latinisiert 1763; Apis bei Bayer 1603; heute kurz, weil die nördliche Fliege obsolet ist
Bildhauerwerkstatt[2] Apparatus Sculptoris S Lacaille 1756 Bildhauer* l´ Atelier de Sculpteur, latinisiert 1763, heute kurz
Einsiedlervogel Turdus Solitarius S Lemonnier 1776 Wasserschlange, Richtung Waage und Zentaur ein Vogel, zur Erinnerung an die französische Expedition zur Beobachtung des Venustransits 1761; auch: Eule bei Burritt 1835
Königlicher Stier von Poniatowski Taurus Poniatovii N/S Poczobut 1777 Schlangenträger, Ostteil an der Grenze zum Adler das Wappentier des damaligen polnischen Königs Poniatowski
Herschels großes Teleskop Tubus Herschelii Major N Hell 1789 Fuhrmann, Ostteil, grenzt an Zwillinge und Luchs anlässlich der Entdeckung Uranus durch Herschel, Telescopium Herschelii bei Bode
Herschels kleines Teleskop Tubus Herschelii Minor N Hell 1789 Fuhrmann, Ostteil, grenzt an Zwillinge und Luchs anlässlich der Entdeckung Uranus durch Herschel, Telescopium Herschelii bei Bode
Psalter Georgs, Georges Harfe Psalterium Georgianum, Harpa Georgii S Hell 1789 zwischen Eridanus, Stier und Walfisch soll Georg III. ehren, dessen Hofastronom Herschel war
Erntehüter Custos Messium N Lalande 1775 zwischen Kassiopeia, Giraffe und Kepheus Soll den Bauern bei der Ernte symbolisieren, spielt durch den Namen aber auch auf Messier an, der in diesem Himmelsareal einen Kometen beobachtete; in Frankreich als „Sternbild Messier“ bekannt, Erndtehüter bei Bode
Mauerquadrant Quadrans Muralis N Lalande 1795 zwischen großem Bär und Bärenhüter symbolisiert den Mauerquadranten, das wichtigste Instrument der Astronomie vor Erfindung des Teleskops; der Meteorenstrom der Quadrantiden ist danach benannt
Heißluftballon Globus Aerostaticus N/S Lalande 1798 zwischen südlicher Fisch, Mikroskop, Steinbock, und Wassermann die Montgolfiere, das erste bemannte Fluggerät
Katze Felis N Lalande 1799 Wasserschlange, nördlich der Luftpumpe „Ich mag Katzen[3]
Friedrichs Ehre Honores Friderici, Gloria Frederici N Bode 1787 zwischen Andromeda und Eidechse im Gedenken an den im Jahr zuvor verstorbenen Friedrich den Großen
Log Lochium Funis S Bode 1801 Schiffskompass, Nebensterne die Logleine als nautisches Instrument zum Kompass der Argo
Herschels Teleskop Telescopium Herschelii N Bode 1801 Fuhrmann, Ostteil, grenzt an Zwillinge und Luchs anstelle der beiden Tubi Herschelii durch Hell
Elektrogenerator Machina Electrica S Bode 1801 zwischen Bildhauer und Chemischer Ofen Nutzung der Elektrizität, eine Erfindung seiner Zeit
Buchdruckerei Officina Typographica S Bode 1801 Achterdeck, Nordteil Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern zum 350. Jahrestag der Erfindung durch Gutenberg; enthält auch den Hahn nach Plancius
Eule Noctua S Burritt 1835 Wasserschlange, Richtung Waage und Zentaur in seinem Sternenatlas, Urheber und Begründung sind unbekannt; anstelle des Einsiedlervogels nach Monnier
Sonnenuhr Solarium S Burritt 1835 Netz* in seinem Sternenatlas, der Urheber ist unbekannt; stellt eine Sonnenuhr dar, als Ergänzung zur Pendeluhr Lacailles
Schildkröte Testudo N/S unbekannt zwischen den Fischen und Walfisch könnte William Henry Smyths Cycle of Celestial Objects 1844 entstammen[1]

Literatur

  • Shane Horvatin: Obsolete Constellations. Webdokument, Michigan State University – teilweise mit Abbildungen (englisch)
  • Jan Ridpath: Startales. Obsolete Constellations. Webdokument – mit Abbildungen (englisch)
  • Darryl Stanford: Historic constellations list. Webdokument – ohne Abbildungen (englisch)
  • Gary D. Thompson: Modern Western Constellations. 28: The constellating of the southern sky. Webdokument 2007 – nach T. MacKenzie: The Story of the Southern constellations. In: Journal of the Astronomical Society of South Africa 1/1925; D. Warner: History of Southern Constellations. In: Sky and Telescope 60/1980

Weblinks

 Commons: Historische Asterismen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Ridpath, Startales
  2. a b c Die deutsche Bezeichnung ist keine historische Übersetzung
  3. “I am very fond of cats. I will let this figure scratch on the chart. The starry sky has worried me quite enough in my life, so that now I can have my joke with it.” nach R. H. Allen: Star Names, Their Lore and Meaning, zit. nach Ridpath, Startales

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