Hochschulpolitische Arbeitsgemeinschaft studentischer Verbände

Hochschulpolitische Arbeitsgemeinschaft studentischer Verbände

Die Hochschulpolitische Arbeitsgemeinschaft studentischer Verbände (Hopoag) war ein 1932 gegründeter Studentenverband, der sich als "völkische Opposition" zur Weimarer Republik verstand und mit dem NSDStB konkurrierte. Er löste sich 1933 auf.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Unter der Führung der Deutschen Burschenschaft bildete sich im September 1932 in Abgrenzung zum Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbund eine „Hochschulpolitische Arbeitsgemeinschaft studentischer Verbände“ (Hopoag), der auch die studentischen Dachverbände Deutsche Landsmannschaft, Cartellverband der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV) und Kartellverband katholischer deutscher Studentenvereine (KV) sowie die politischen Hochschulgruppen Deutschnationale Studentenschaft und Stahlhelm-Studentenring Langemarck angehören. Weitere Korporationsverbände, wie die Deutsche Sängerschaft, schlossen sich ebenfalls an.[1]

Man verstand sich als „Völkische Front“[2] und „völkische Opposition“ gegen den Führungsanspruch des NSDStB. Dabei ging es ausdrücklich nicht um weltanschauliche Gegensätze, sondern um die Macht im Dachverband Deutsche Studentenschaft (DSt). Man warf der NSDAP vor, sie sei rom- und freimaurerhörig.[3]

Initiator der Hopoag war Fritz Hilgenstock, Vorsitzender des Hochschulpolitischen Ausschusses der Deutschen Burschenschaft (DB). Vorausgegangen waren Konflikte der Korporationen mit dem NSDStB, dessen egalitäre Volksgemeinschaftsideologie in einem „schroffen Gegensatz“ zum „elitären Selbstverständnis der Korporationen“ stand und der den Konkurrenten den Rang ablief: "Denn der Korporationsstudent wollte ein Herr sein und trat als solcher auf.“[4] Die Burschenschaften bejahten wie die Mehrheit der studentischen Verbände den „völkischen Nationalismus", allerdings "widersprachen [sie] dem Alleinvertretungsanspruch der Nationalsozialisten.“[5] Die Hopoag sollte auch künftig den Einfluss der korporierten Verbände sichern. Dabei stellte Hilgenstock den grundsätzlichen Konsens mit dem Nationalsozialismus nicht in Frage: Er bedauerte den Konflikt mit dem NSDStB, weil „es sich letzten Endes ... um einen Bruderkampf“ handle, und betonte die „Zustimmung zu den Grundgedanken des Nationalsozialismus“. Der NSDStB wirke sich „zum Schaden der nationalsozialistischen Bewegung“ aus.[6]

Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten und ihre Verbündeten wurde im April 1933 die Geschäftsstelle der Hopoag auf Anweisung des Führers des NSDStB Oskar Stäbel - eines alten Landsmannschafters - "handstreichartig" besetzt. Die Hopoag löste sich daraufhin auf.[7]

Literatur

  • Hans Peter Bleuel/Ernst Klinnert: Deutsche Studenten auf dem Weg ins Dritte Reich. Ideologien – Programme – Aktionen 1918-1935. Gütersloh 1967
  • Anselm Faust: Der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund, Bd. 2, Düsseldorf 1973, ISBN 3-7895-0152-2.
  • Michael Grüttner: Studenten im Dritten Reich. München 1995
  • Karl Heinrich Krüger: Universität Rostock – Der vergebliche Kampf um die Wende von 1933. In: Golücke, Krause, Gottwald, Gersten, Lönnecker (Hrsg.): GDS-Archiv für Hochschul- und Studentengeschichte, Bd. 7, Köln 2004, ISBN 3-89498-151-2, S. 54–70. Dieser Aufsatz als pdf
  • Harald Lönnecker: Vorbild für das kommende Reich. Die Deutsche Studentenschaft (DSt) 1918–1933. In: Golücke, Krause, Gottwald, Gersten, Lönnecker (Hrsg.): GDS-Archiv für Hochschul- und Studentengeschichte, Bd. 7, Köln 2004, ISBN 3-89498-151-2, S. 37–53. Dieser Aufsatz als pdf

Einzelnachweise

  1. Harald Lönneker, „Vorbild ... für das kommende Reich“. Die Deutsche Studentenschaft (DSt) 1918-1933, Koblenz 2005, S. 14, siehe: [1].
  2. So die Bezeichnung von der Hopoag erfolgreich vereinigter Gruppen von österreichischen schlagenden Studenten, die dann schon bald zur Zusammenarbeit mit dem NSDStB übergingen, siehe: Harald Lönneker, „Vorbild ... für das kommende Reich“. Die Deutsche Studentenschaft (DSt) 1918-1933, Koblenz 2005, S. 13f., siehe: [2].
  3. Harald Lönneker, „Vorbild ... für das kommende Reich“. Die Deutsche Studentenschaft (DSt) 1918-1933, Koblenz 2005, S. 13, siehe: [3].
  4. Michael Grüttner: Studenten im Dritten Reich. München 1995, S. 33, 37; Hans Peter Bleuel, Ernst Klinnert: Deutsche Studenten auf dem Weg ins Dritte Reich. Ideologien – Programme – Aktionen 1918-1935. Gütersloh 1967, S. 33.
  5. Beide Aussagen bei: Konrad H. Jarausch, Deutsche Studenten 1800–1970, Frankfurt a. M. 1984, S. 157.
  6. Michael Grüttner: Studenten im Dritten Reich. München 1995, S. 37; Hans Peter Bleuel, Ernst Klinnert: Deutsche Studenten auf dem Weg ins Dritte Reich. Ideologien – Programme – Aktionen 1918-1935. Gütersloh 1967, S. 225f.
  7. Anselm Faust: Der Nationalsozialistische Deutsche Studentenbund, Bd. 2, Düsseldorf 1973, ISBN 3-7895-0152-2, S. 124; Hans Peter Bleuel/Ernst Klinnert, Deutsche Studenten auf dem Weg ins Dritte Reich. Ideologien – Programme – Aktionen. 1918-1935, Gütersloh 1967, S. 249.

Weblinks


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