Hochzeitslader

Hochzeitslader
Sorbischer Hochzeitsbitter. Zeichnung von Wilibald von Schulenburg

Als Hochzeitsbitter, auch Hochzeitslader oder -läder (von bitten und einladen) in Altbayern auch Progoder, werden Personen im deutschen Sprachraum bezeichnet, die bei der Vorbereitung einer Hochzeit die Rolle des Einladers und während der Hochzeitsfeier die Rolle eines organisierenden und oft lustigen Unterhalters übernehmen. Die grundsätzliche Funktion der traditionellen Hochzeitsbitter ist abgewandelt in fast allen Kulturen weltweit nachzuweisen und nicht auf Europa beschränkt.

Im regionalen und europäischen Volksgruppen-Brauchtum existieren viele verschiedene, den Hochzeitsbittern zugeordnete Aufgaben, teilweise mit Ritualcharakter. Dabei ist es vom jeweiligen Brauchtum abhängig, ob jeweils die jüngeren Trauzeugen des Brautpaares die Hochzeitsbitterrolle übernehmen, eine frei gewählte oder örtlich feste weibliche oder männliche Einzelperson oder aber eine Person, die in einem bestimmten Verwandtschaftsverhältnis zu einem der Brautleute steht (z. B. der jüngste Bruder der Braut).

Häufig werden die mündlich und persönlich vorgebrachten Einladungen an die Gäste in althergebrachter Spruchform aufgesagt, gleiches gilt für unterhaltenden Sprüche und Reden während der Hochzeitsfeier, insbesondere zu den Mahlzeiten. Auch bestimmte Utensilien, wie beispielsweise einen bunt geschmückten Bitterstock oder -stab und alkoholische Getränke „als Vorgeschmack“, führt ein Hochzeitsbitter zur Einladung meistens mit sich. Ebenfalls gibt es, kulturell unterschiedlich, typische Hochzeitsbitterbekleidung oder bestimmte schmückende Kleidungsbestandteile (z. B. hohe bunte Hüte).

Bei den Sorben unterhält ein Braška die Gäste. Im heutigen Brauchtum der Sorben übernehmen oft sprachgewandte Männer die Hochzeitsbitteraufgabe als festes „Amt“ für längere Zeit und damit für viele Hochzeitspaare in einem Ort oder einer Region.

Im alpenländischen Raum, insbesondere auf Bauernhochzeiten in Ober- und Niederbayern, ist das Gstanzlsingen der Hochzeitslader verbreitet, die sich dabei scherzhaft bis derb über die Brautleute und ihre Gäste lustig machen.

Literatur

Hermann Dettmer: Die Figur des Hochzeitsbitters. Zur Verbreitung einer Brauchgestalt (Diss.) Frankfurt/M. Lang 1976. Artes populares ; Bd. 1. - Hermann Dettmer behandelt in wissenschaftlicher Form den Hochzeitslader im gesamtdeutschen Raum und den deutschen Ostgebieten.

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hochzeitslader — ›Er wackelt wie a Hochzeitslader‹ bezieht sich auf eine betrunkene Person. Da es ein weitverbreiteter Brauch war, den Hochzeitslader (oder ›Hochzeitsbitter‹) mit Wein und Schnaps zu traktieren, manchmal sogar bewußt in der Absicht, ihn betrunken… …   Das Wörterbuch der Idiome

  • Hochzeitslader, der — [Houzàdlå:dà] …   Bayrische Wörterbuch von Rupert Frank

  • Braschka — Sorbischer Hochzeitsbitter. Zeichnung von Wilibald von Schulenburg Als Hochzeitsbitter, auch Hochzeitslader oder läder (von bitten und einladen) in Altbayern auch Progoder, werden Personen im deutschen Sprachraum bezeichnet, die bei der… …   Deutsch Wikipedia

  • Braška — Sorbischer Hochzeitsbitter. Zeichnung von Wilibald von Schulenburg Als Hochzeitsbitter, auch Hochzeitslader oder läder (von bitten und einladen) in Altbayern auch Progoder, werden Personen im deutschen Sprachraum bezeichnet, die bei der… …   Deutsch Wikipedia

  • Hochzeitsbitter — aus dem Spreewald, um 1900 Als Hochzeitsbitter, auch Hochzeitslader oder läder (von bitten und einladen) in Altbayern auch Progoder, werden Personen im deutschen Sprachraum bezeichnet, die bei der Vorbereitung einer Hochzeit die Rolle des… …   Deutsch Wikipedia

  • Schmuser — Sorbischer Hochzeitsbitter. Zeichnung von Wilibald von Schulenburg Als Hochzeitsbitter, auch Hochzeitslader oder läder (von bitten und einladen) in Altbayern auch Progoder, werden Personen im deutschen Sprachraum bezeichnet, die bei der… …   Deutsch Wikipedia

  • Schnadahüpfl — Roider Jackl Brunnen auf dem Viktualienmarkt in München Das Gstanzl ist eine bayerisch österreicherische Liedform, meist als Spottgesang. Es steht vorwiegend im Drei Viertel Takt und gehört wie die verwandten Schnaderhüpfel oder Trutzgsangl zu… …   Deutsch Wikipedia

  • Schnaderhüpfel — Roider Jackl Brunnen auf dem Viktualienmarkt in München Das Gstanzl ist eine bayerisch österreicherische Liedform, meist als Spottgesang. Es steht vorwiegend im Drei Viertel Takt und gehört wie die verwandten Schnaderhüpfel oder Trutzgsangl zu… …   Deutsch Wikipedia

  • Schnaderhüpferl — Roider Jackl Brunnen auf dem Viktualienmarkt in München Das Gstanzl ist eine bayerisch österreicherische Liedform, meist als Spottgesang. Es steht vorwiegend im Drei Viertel Takt und gehört wie die verwandten Schnaderhüpfel oder Trutzgsangl zu… …   Deutsch Wikipedia

  • Schnaderhüpfl — Roider Jackl Brunnen auf dem Viktualienmarkt in München Das Gstanzl ist eine bayerisch österreicherische Liedform, meist als Spottgesang. Es steht vorwiegend im Drei Viertel Takt und gehört wie die verwandten Schnaderhüpfel oder Trutzgsangl zu… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”