Holleben (Teutschenthal)

Holleben (Teutschenthal)
Holleben
Gemeinde Teutschenthal
Koordinaten: 51° 25′ N, 11° 54′ O51.41666666666711.990Koordinaten: 51° 25′ 0″ N, 11° 54′ 0″ O
Höhe: 90 m ü. NN
Einwohner: 1.686 (31. Dez. 2000)
Eingemeindung: 1. Jan. 2005
Postleitzahl: 06179
Vorwahl: 0345
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Über dieses Bild

Lage von Holleben in Teutschenthal

Holleben ist seit dem 1. Januar 2005 ein Ortsteil von Teutschenthal[1] im Saalekreis in Sachsen-Anhalt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Blick über die Gemeinde, im Hintergrund Halle/S

In einem zwischen 881 und 899 entstandenen Verzeichnis des Zehnten des Klosters Hersfeld wird Holleben als zehntpflichtiger Ort H[un]enleba im Friesenfeld erstmals urkundlich erwähnt. Ab Mitte des 13. Jahrhunderts war Holleben der Stammsitz des alten gleichnamigen Adelsgeschlechts von Holleben.

Auf dem Ortsfriedhof wird mit einer Ehrenanlage an vier (nach anderen Angaben: acht) sowjetische Personen und eine polnische Frau erinnert, die während des Zweiten Weltkrieges nach Deutschland verschleppt und Opfer von Zwangsarbeit wurden.

Die seit 1952 zum Saalkreis gehörende Gemeinde Holleben mit seinen 1686 Einwohnern (Stand 2000) liegt ca. 6 km südlich von Halle im westlichen Saaletal in einer Höhe von 90 m ü. NN. Holleben wurde im Jahre 1939 das nördlich dicht angrenzende Beuchlitz und 1950 das südlich gelegene Benkendorf zugeordnet. Durch den Ort führt die Landstraße 163 in Richtung Merseburg. Sie hat in der Ortslage eine Länge von 3,1 km. Das kommunale Ortsstraßennetz hat eine Gesamtlänge von 10,6 km.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Evangelische Dorfkirche Holleben

Einschiffige Kirche mit quadratischem (oben ins Achteck übergehenden) Westturm und eingezogenem Chor (5/8-Schluss). Der Ursprungsbau stammt wohl aus der zweiten Hälfte des zwölften, der heutige Chor aus der zweiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts. Turm und Schiff wurden um 1700 wesentlich umgebaut. Der Turm besitzt eine barocke Schweifhaube. Im Norden der Kirche befindet sich ein Anbau von 1582. Der Chor ist mit Strebepfeilern versehen, die Sakristei an seiner Nordseite besitzt eine Patronatsloge (um 1700).

Der Chor hat ein spätgotisches Netzrippengewölbe, der Triumphbogen ist wohl noch romanisch. Im Schiff eine verputzte Holztonne als Decke. Hufeisenemporen in zwei Geschossen (1666) mit interessanten Brüstungsmalereien des halleschen Malers Karl Völker von 1936. Qualitätsvoller, vermutlich obersächsischer Schnitzaltar (um 1530). Vierseitige hölzerne Kanzel (um 1680) und monumentale romanische Sandsteintaufe. Im Chor noch Patronatslogen aus dem Jahr 1665. Die Böhme Orgel mit Orgelprospekt wohl ursprünglich von 1823 (Weihe der Orgel 17. November 1823, zit. Förderverein Ev. Dorfkirche Holleben), jedoch mehrfach repariert und verändert. Schöner figürlicher Doppelgrabstein des Ehepaars Balthasar und Sibylle von Bose (gest. 1599) und ein Epitaph von Carol Hieronymuß von Bose (gest. 1692).[2]. Die Kirche wird seit mehreren Jahren grundlegend saniert.

Evangelische Dorfkirche Beuchlitz

Einschiffiger Bruchsteinbau mit quadratischem (oben ins Achteck übergehenden) Westturm und eingezogenem Chor (5/8 Schluss) aus der Mitte des 15. Jh.. Der Turm in der 1. Hälfte des 18. Jh. mit Zwiebelhaube und Laterne zum Teil neu gebaut. An Schiff und Chor Strebepfeiler, an der Chornordseite Wendeltreppe zur jüngeren Patronatsloge.

Innenansicht der Kirche Beuchlitz

Innen eine verputzte Flachdecke und ein kreuzgewölbter Chor. An der Nordwand in den Schildbögen noch Freskenreste aus der Bauzeit (vier Evangelisten). Hölzernes Alarretabel (1613) und Kanzel mit Schalldeckel von Hans Schroeter und Christoff Erhardt. Wohl zur selben Zeit entstanden auch die Pfarr- und Patronatsloge wie auch die mit reichem Reliefdekor versehene Sandsteintaufe. Orgelprospekt aus dem Anfang des 18. Jh.. Sakramentsnische mit Fialenrahmung (1461). Zwei schöne barocke Epitaphe im Chor gehören noch zu den besonderen Ausstattungsstücken der Kirche, die einer dringenden Sanierung bedarf. (Quelle, Dehio, 1999)

Schloss Beuchlitz

Kleine Dreiflügelanlage aus dem 2. Viertel des 18 Jh., evtl. von David Schatz. Im 19. Jh. verändert (Treppenturm im Ehrenhof). Gartenseitege gliedert von elf Achsen mit einachsigem Mittel- und dreiachsigen Seitenrisaliten, das urspr. Mittelportal mit plastischer Kartusche. An der Nordseite urspr. freistehender Gartenpavillon (um 1725). Im Erdgeschoss Muschelgrotte mit Nischen und Muldengewölbe, reich dekoriert. (Quelle, Dehio, 1999)

Wassermühle

Das Kurfürstliche Wappen am Getreidespeicher der Wassermühle Holleben

Eindrucksvolle barocke Gebäudegruppe am Mühlgraben mit Mansardwalmdach. Errichtet 1618 unter Kurfürst Johann Georg I. von Sachsen, um 1730 in die heutige Gestalt verändert. Barockes Portal mit Inschrifttafel und betonten Obergeschoßfenster mit Wappenkartuschen. (Quelle Dehio, 1999)

Der Mühlgraben, der von Hohenweiden über etwa 5 km von der Saale nach Holleben und danach wieder in die Saale führt, war bereits im Mittelalter angelegt worden. Eine Wassermühle wird also bereits lange vor der Errichtung der barocken Gebäudegruppe in Holleben gearbeitet haben. Die Wassermühle wurde von zwei großen unterschlächtigen Wasserrädern angetrieben. Sie war bis in die zweite Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts in Betrieb. In der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhundert war an die Mühle eine Nudelfabrik angeschlossen.

Kartoffeldenkmal

Sandsteinobelisk (1779) von Oberst von Billerbeck zu Beuchlitz in Erinnerung an den Kartoffelkrieg zwischen Preußen und Österreich 1778 bis 1779 gestiftet. (Quelle Dehio, 1999)

Vereine

Gedenkstein für die verstorbenen Sangesbrüder

Holleben hat einen Männerchor. Seine Geschichte reicht weit zurück. Bereits am 6. Dezember 1865 gründete der Lehrer Emil Roeßer den Chor. Höhepunkte im Vereinsleben waren die Aufführung des vom Dirigenten selbst zusammengestellten Liederzykluses "Deutsch-Österreichische Krieg 1866" und die Beteiligung an der Feier des Friedensfestes am 11. November 1866, bei der eine Friedenseiche gepflanzt wurde, die noch heute auf dem Lutherplatz steht. Der Chor wurde 1870 aufgelöst.

Eine Neugründung erfolgte im Juni 1910 durch den Bäckermeister Gustav Burghardt. Der Chor hat die Stürme der Zeit überstanden und feiert in diesem Jahr sein 100jähriges Jubiläum. Anlässlich dieses Jubiläums wurde am 15. Mai 2010 auf dem Friedhof Holleben ein Gedenkstein enthüllt. Er erinnert an die Verstorbenen Sangesbrüder der letzten 100 Jahre.

Die Muschelgrotte

Das "Schlösschen" Vorderansicht
Das "Schlösschen" Rückansicht

Die Familie Sack, deren Stamm 1733 erlosch, war im Jahre 1616 ungeteilter Besitzer aller vier großen Wirtschaften im Unter- und Oberdorf von Holleben.. Den Besitz kaufte der preußische Kriegs- und Domänenrat Johann Paul Stecher. Sein jüngster Sohn, Johann Christoph, nahm seine Wohnung auf dem Unterhof in Beuchlitz, wo er ein von einem Park umgebenes barockes Schlösschen aufführen ließ. Ein Muschelzimmer, das im Auftrage des Majors Hans Christoph von Billerbeck (1714-1790), Adjutant des Preußenkönigs Friedrich II. in der Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet worden sein soll, wurde dem Muschelsaal im Neuen Palais in Potsdam nachgebildet. Billerbeck war 1754 vom König beauftragt worden, eine Tochter der Stechers zu heiraten, um das vorhandene Vermögen bzw. einen Teil davon nach Preußen zu holen. Die preußische Staatskasse war auf das Äußerste angespannt. Aus der Ehe mit Rudolfine Karoline Wilhelmine von Stecher (1739-1801) ging ein Sohn hervor. Im Taufregister von Beuchlitz im Jahr 1757 steht als erster Taufpate König Friedrich II. von Preußen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Schlösschen Unterkunft für Flüchtlinge aus den Ostgebieten Deutschlands. Für die Sanierung oder Restaurierung hatte die Gemeinde kein Geld und das Gebäude war dem langsamen Verfall preisgegeben. Der Treppenturm an der Vorderseite des Schlösschens wurde Anfang des 21. Jahrhunderts abgerissen und mit einer Blende versehen. Nur das Dach wurde erneuert. Die auf der Rückseite des Schlösschens eingelassene Muschelgrotte wurde als Lagerfläche, unter anderem für Kohlen genutzt. Den Bewohnern der Gemeinde blieb sie verborgen. Erst 2005 bis 2007 begannen Freunde der Bau- und Kunstdenkmale Sachsen-Anhalt e.  V. aus Halle an der Saale mit der Beseitigung von Verschmutzungen. Danach wurde die Grotte erstmalig zum Tag des offenen Denkmals am 9.September 2007 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Eine Restaurierung hängt maßgeblich von der weiteren Nutzung des Schlösschens ab.

Einzelnachweise

  1. StBA: Änderungen bei den Gemeinden Deutschlands, siehe 2005
  2. nach Dehio, 1999

Literatur

  • Gefährdete Baudenkmale in Sachsen-Anhalt, Nr. 41 Holleben Muschelgrotte des Beuchlitzer Schlösschens, Freunde der Bau- und Kunstdenkmale Sachsen-Anhalt e.V. (Hrsg.), 2007
  • Paul Hädicke: Hollebener Heimatbuch oder Chronik der Landgemeinde, 1958, ergänzt und weitergeführt von den Heimatfreunden Herbert Kampe u. Albrecht Vogt (1982)

Weblinks


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