Holzthaleben

Holzthaleben

Holzthaleben ist mit etwa 1000 Einwohnern der größte Ortsteil und Sitz der Gemeinde Helbedündorf im westlichen Teil des thüringischen Kyffhäuserkreises.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Trotz der Höhenlage von etwa 430 Metern unterscheidet sich das Landschaftsbild des Thüringer Beckens südlich von Holzthaleben kaum von dem tiefer gelegener Bereiche
Ein ehemaliger Steinbruch nördlich des Dorfs am Eingang des Helbetals

Geografische Lage

Holzthaleben liegt an der Grenze der beiden Höhenzüge Dün und Hainleite auf einem Muschelkalkplateau am Nordwestrand des Thüringer Beckens. Der größte Teil des Ortes liegt in einer Talmulde im Quellgebiet der Helbe.

Die nächstgelegenen größeren Städte sind Mühlhausen/Thüringen (ca. 16 km), Sondershausen (ca. 23 km), Leinefelde-Worbis (ca. 24 km) und Nordhausen (ca. 35 km).

Nachbargemeinden

Nachbargemeinden sind Keula, Friedrichsrode, Großbrüchter (alle Ortsteile von Helbedündorf), Menteroda und Urbach (Ortsteil von Menteroda).

Geschichte

Die Gegend um die heutige Gemeinde war bereits in der jüngeren Steinzeit und in der Bronzezeit besiedelt, was durch verschiedene Funde in der Gemarkung des Ortes belegt wird. Den in frühgeschichtlicher Zeit im nördlichen Thüringen siedelnden Kelten wird die Anlage der nördlich des Ortes gelegenen Helbeburg zugeschrieben, bei der es sich um eine Wallburg handelt. Sie spielte mindestens bis zum Untergang des Thüringer Reiches im Jahre 531 eine Rolle und bot Schutz für die benachbarten Bewohner.

Auch in der Zeit des Römischen Reiches muss die Umgebung des Ortes besiedelt gewesen sein. Beweis hierfür sind in der Ortslage gefundene römische Münzen, die den Handel mit dem Römischen Reich belegen.

Belegt ist die Existenz des Ortes seit dem Jahr 846. Die älteste Holzthaleben betreffende Urkunde datiert aus dem Jahr 876. Sie besagt, dass der Ort bereits 30 Jahre früher bestand. Darin trifft Ludwig der Deutsche, seinerzeit König des Ostfränkischen Reiches, eine Entscheidung über den Zehnten zugunsten der Abtei Fulda.

In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich der Ort zu einem der größten Dörfer der Umgebung. Dies geschah trotz des unwirtlichen Klimas, des schlechten Bodens und der die Gemeinde immer wieder heimsuchenden Kriege und Epidemien. So wurde bereits im Jahr 1251 ein Pfarrer erwähnt. Der älteste Teil (Turm) der Gemeindekirche datiert aus der Zeit zwischen 1250 und 1300. Im Jahre 1562 wurde das Schenkhaus gebaut. Eine Gemeindeordnung wurde 1563 erlassen.

Der Dreißigjährige Krieg (1618 - 1648) traf Holzthaleben von allen Kriegen in seiner belegten Geschichte am Härtesten. Ein Großteil der Bevölkerung wurde während der Schrecken des Krieges vertrieben oder getötet. Die Truppen des Grafen zu Pappenheim plünderten den Ort 1632 völlig aus. Im Jahr 1646 standen lediglich noch 62 Häuser im Ort. In der Folge des Krieges war die Gemeinde so verarmt, dass nicht einmal mehr ein Pfarrer bezahlt werden konnte. Der größte Teil der Ländereien wurde nicht mehr bearbeitet.

In den Jahren 1682/1683 litt der Ort unter der Pest. 1744/1745 wurde ein großer Teil des Ortes durch Feuer zerstört.

Auch der Siebenjährige Krieg (1756 - 1763) und die Befreiungskriege gegen Napoléon I. (1813 - 1815) setzten der Gemeinde mit Einquartierungen von Soldaten, Rekrutierungen und Kriegssteuern zu.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts begann auch in Holzthaleben das Industriezeitalter. In den 60. Jahren des Jahrhunderts wurde die Chaussee von Großbrüchter über Holzthaleben nach Keula gebaut. Im Juni 1881 wurde der Ort an das Telefonnetz angeschlossen. Zwei Dampfmühlen wurden 1889 errichtet.

Auch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts setzte sich die positive Entwicklung des Ortes zunächst fort. Mit der Inbetriebnahme der Greußen-Ebeleben-Keulaer Eisenbahn im Jahr 1901 war Holzthaleben auch an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Der Bau einer Molkerei erfolgte im Jahr 1905. Der Beginn der Kalisalzförderung 1909 im benachbarten Menteroda brachte einen weiteren Aufschwung.

Der Erste Weltkrieg (1914 - 1918) forderte 46 Opfer in der Gemeinde.

Beschriftung der Kirchenpostkarte

Während der Zeit der NS-Herrschaft ließen der NSDAP-Ortsgruppenleiter und weitere Anhänger der Kirchenpartei "Deutsche Christen" auf dem Kirchturm 1934 ein Hakenkreuz anbringen, das elf Jahre über dem Ort prangte. Auf einer Postkarte wurde mitgeteilt, dass der Ort mit seiner Turmbekrönung das erste Kirchturm-Hakenkreuz des Deutschen Reiches besitzt. Eigentlich sollten 1939 auf Anordnung von Gauleiter Sauckel Symbole dieser Art wieder entfernt werden[1], jedoch bis zum Frühjahr 1945 thronte es weiter auf der Kirchturmspitze. Erst beim Einmarsch der US-Truppen ließ die Angst vor Vergeltung einige der Bewohner auf die Idee kommen, das Hakenkreuz zu entfernen. Ein im Ort eingesetzter ukrainischer Zwangsarbeiter vollbrachte die Rettungsaktion.[2]

Im Zweiten Weltkrieg (1939 - 1945) fielen insgesamt 96 Einwohner des Ortes bzw. wurden vermisst.

Nach dem Krieg hatte Holzthaleben, bedingt durch den Zuzug/die Unterbringung von Vertriebenen, die höchste Einwohnerzahl seiner Geschichte.

Wegen mangelnder Rentabilität wurde am 30. November 1969 der Personenverkehr auf der Eisenbahnstrecke Ebeleben - Keula eingestellt.

Seit der Gründung der Einheitsgemeinde Helbedündorf am 25. November 1993 ist Holzthaleben ein Ortsteil dieser neuen Gemeinde.[3]


Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohnerzahl Bemerkung
1578 750
1641 134
1646 193
1656 425
1729 1.300
1806 1.024
1846 1.178
1934 1.320
1939 1.255
1946 1.627
1950 1.926 500 Flüchtlinge
1955 1.789
1989 1.277
2000 1.145
2005 1.101
2010 971 Stand 31. Dez. 2010 [4]

Politik

Städtepartnerschaften

Seit 1991 besteht wieder zu Maxdorf im Rhein-Pfalz-Kreis eine Gemeindepartnerschaft.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Museen

Im Ort existiert ein Heimatmuseum, das die Geschichte Holzthalebens dokumentiert. Es wurde im ältesten Backhaus der Gemeinde, einem denkmalgeschützten Fachwerkhaus, eingerichtet.

Wirtschaft und Infrastruktur

Wirtschaft

Die örtliche Wirtschaft ist durch die Land- und Forstwirtschaft und das Handwerk geprägt.

Verkehr

Der Ort ist durch die Landesstraßen 1032 (Leinefelde - Ebeleben) und 2096 (Holzthaleben - Schlotheim - Issersheilingen) an das Straßennetz angebunden.

Seit der Fertigstellung Anschlussstelle Bleicherode an der Bundesautobahn 38 (Göttingen - Leipzig) ist der nächste Autobahnanschluss etwa 21 km vom Ort entfernt.

Bis zur Einstellung des Personenverkehrs auf der Strecke Ebeleben - Keula im Jahr 1969 bestand Anschluss an das Eisenbahnnetz. Seitdem kann Holzthaleben im Rahmen des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) nur noch mit verschiedenen Busverbindungen erreicht werden.

Einzelnachweise

  1. Hans Prolingheuer, Hitlers fromme Bilderstürmer. Kirche & Kunst unterm Hakenkreuz, Dittrich Verlag Köln 2001, S. 66, ISBN 3-920862-33-3
  2. Heimatverein Holzthaleben e.V. (Hg.): Holzthaleben im Wandel der Zeit, o.O. 2010, S. 209
  3. Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern, Verlag Metzler-Poeschel, Stuttgart, 1995, ISBN 3-8246-0321-7, Herausgeber: Statistisches Bundesamt
  4. Homepage der Gemeinde Helbedündorf. Abgerufen am 22. Februar 2011.

Weblinks

Holzthaleben / Helbeduendorf

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