Hugo Rosendahl

Hugo Rosendahl

Hugo Rosendahl (* 28. Dezember 1884 in Sterkrade; † 23. April 1964 in Essen) war ein deutscher Jurist und Politiker (Zentrum). Von 1931 bis 1933 war er Oberbürgermeister von Koblenz und von 1945 bis 1946 Oberbürgermeister von Essen.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Beruf

Rosendahl studierte Rechtswissenschaften in Marburg, München und Münster. Nachdem er 1910 in Heidelberg promoviert hatte, ging er 1913 als Assessor in seine Heimatstadt Sterkrade. Dort wurde er 1915 Erster Beigeordneter. Anschließend wurde er am 19. Juni 1916 Bürgermeister in Andernach und am 1. März 1921 Bürgermeister von Hamborn. Nach der Eingemeindung 1929 nach Duisburg verlor er dieses Amt.

Zwischen 1931 und 1933 war Rosendahl Oberbürgermeister von Koblenz. Nachdem er dort nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten aus politischen Gründen sein Amt niederlegen musste, ließ er sich in Essen als Anwalt nieder. Am 20. Mai 1945 wurde er von den amerikanischen Truppen zum Oberbürgermeister ernannt. Nachdem er am 6. Februar 1946 durch Heinz Renner ersetzt wurde, übernahm er bis 1950 das Amt des Oberstadtdirektors.

Absetzung als Koblenzer Oberbürgermeister

Der Stadtrat wählte Rosendahl am 8. Juli 1931 zum Oberbürgermeister von Koblenz. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten benachrichtigte am 7. März 1933 der Fraktionssprecher der NSDAP im Stadtrat Karl Carius den Oberbürgermeister, dass am nächsten Tag die Hakenkreuzfahne auf dem Rathaus gehisst werden solle. Rosendahl widersprach dem Vorhaben und berief sich auf den Flaggenerlass der neuen Regierung. Nur die Fahnen von Preußen und der Stadt Koblenz seien zugelassen. Am 8. März 1933 führte die NSDAP auf dem Jesuitenplatz eine Kundgebung für die Stadtratswahl am 12. März 1933 durch. Während der Veranstaltung drang ein SA-Trupp in die Dienstzimmer des Oberbürgermeisters ein und setzte Rosendahl fest. Er wurde gezwungen, aus dem Fenster des Rathauses der Kundgebung zuzusehen. Hier sprach Carius, der den Oberbürgermeister in übelster Form beschimpfte und ihn für abgesetzt erklärte. Rosendahl versuchte noch, sich beim preußischen Innenminister Hermann Göring wegen dieser Behandlung zu beschwerden. Aber dieses war zwecklos und konnte seine Zwangsbeurlaubung auch nicht verhindern, denn Göring setzte am 16. März Otto Wittgen kommissarisch als Oberbürgermeister ein. Am 1. August 1933 wurde er dann offiziell in den Ruhestand versetzt.

Diese Ereignisse führten am 7. März 2003 zu einem Treffen zwischen dem Enkel von Karl Carius und dem CDU-Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat Michael Hörter. Achim Carius überreichte der Stadt Koblenz ein Entschuldigungsschreiben für die Taten seines Großvaters. Er schrieb dort: „Die Stadt und ihr Oberhaupt wurden nicht nur gedemütigt, die Maßnahmen stellten auch den Beginn einer zwölfjährigen Diktatur dieser Stadt dar. Auch wenn ich persönlich eine Erblichkeit von Schuld der Vorfahren ablehne, bitte ich als ältester Enkel meines Großvaters die Stadt und die Nachfahren von Dr. Rosendahl um Entschuldigung.[1]

Ehrungen

Literatur

  • Wolfgang Schütz: Koblenzer Köpfe. Personen der Stadtgeschichte – Namensgeber für Straßen und Plätze. Verlag für Anzeigenblätter GmbH Mülheim-Kärlich, Hrsg.: Bernd Weber, 2005 (2. überarb. u. erw. Aufl.), 623 S., ISBN 224-0-00345-226-2
  • Energieversorgung Mittelrhein GmbH (Hrsg.): Geschichte der Stadt Koblenz. Gesamtredaktion: Ingrid Bátori in Verbindung mit Dieter Kerber und Hans Josef Schmidt
    • Bd. 1: Von den Anfängen bis zum Ende der kurfürstlichen Zeit. Theiss, Stuttgart 1992, ISBN 3-8062-0876-X
    • Bd. 2: Von der französischen Stadt bis zur Gegenwart. Theiss, Stuttgart 1993, ISBN 3-8062-1036-5
  • essener strassen - Stadtgeschichte im Spiegel der Straßennamen, Verlag Richard Bracht, Essen 1979, ISSN 3-87034-030-4
  • Essener Persönlichkeiten : biographische Aufsätze zur Essener Verwaltungs- und Kulturgeschichte, Schmidt-Verlag, Neustadt/Aisch 1986

Einzelnachweise

  1. Stadtchronik 2003' in: Stadtarchiv Koblenz (pdf, 612 KB)

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