Hungerstreik Info

Hungerstreik Info

Angehörigen Info ist eine seit dem Hungerstreik der Gefangenen aus der Rote Armee Fraktion von Frühjahr 1989 mittlerweile monatlich erscheinende Zeitschrift. Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf Berichterstattung zu politischen Gefangenen und zu Prozessen mit hoher politischer Außenwirkung.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zu Beginn des 10. Hungerstreiks der RAF-Gefangenen vom 1. Februar bis zum 12. Mai 1989 entschlossen sich Angehörige der Inhaftierten, eine Informationsschrift über den Verlauf des Streiks und den gesundheitlichen Zustand sowie die Ziele der Gefangenen herauszugeben. Die Absicht war, „unzensiert über die Situation der Gefangenen zu berichten und die Solidaritätsarbeit zu unterstützen.“[1] Die erste Ausgabe erschien am 16. Februar 1989 mit dem Titel Hungerstreik Info. Nach dem Abbruch des Hungerstreiks folgte in Nr. 15 vom 25. Mai 1989 die Umbenennung in Angehörigen Info. Statt wie bisher wöchentlich erschien die Zeitschrift nun alle zwei Wochen. Als Folge des Ausscheidens vieler Angehöriger noch verbliebener Gefangener aufgrund gesundheitlicher Gründe oder Todes erfolgte Ende 2005 mit Ausgabe 305 die Umbenennung in Gefangenen Info. Mit der Freilassung von Christian Klar wurde die Druckfassung beim Kölner GNN-Verlag eingestellt. Es ist geplant eine Online abrufbare Fassung durch das Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen und Einzelpersonen[2] fortzuführen.[3]

Gesellschaftliche Kontroversen

Bereits Mitte der neunziger jahre wurde das Angehörigen Info mehrfach wegen Staatsverleumdung (§ 90a StGB, heute: Verunglimpfung des Staates und seiner Symbole) durch die Bundesanwaltschaft in Verfahren verwickelt. Diese wurden wie zahlreiche andere eingestellt, häufig durch die Staatsanwaltschaft Hamburg.[4] Ende Januar 1997 wurde eine Anzeige wegen Staatsverleumdung gegen die presserechtlich verantwortliche Redakteurin angestrengt, weil sie die Selbsttötung des beim GSG-9-Einsatz in Bad Kleinen gestorbenen Wolfgang Grams in Frage gestellt hatte. Die damalige Redaktion kommentierte das Verfahren wie folgt: „In diesem Verfahren wird es also darum gehen, ob die Herrschenden die Geschichte umschreiben und ihre Geschichtsversion durch Repression durchsetzen können.“[5]

In der Ausgabe 305 (29. November 2005) teilte die Verlegerin Christiane Schneider mit, dass sie und große Teile der PDS nach Einzug in den Bundestag Opfer einer Medienkampagne des Verfassungsschutzes geworden seien. So habe Hamburgs Verfassungsschutzpräsident Vahldieck verbreitet: „Es wird [im Info] jegliche Art von politisch motivierter Aktion, von gewalttätigen, auch terroristischen Aktionen gerechtfertigt, und man identifiziert sich mit den Tätern.“ Die Verlegerin sieht hierin einen Versuch des Verfassungsschutzes, eine Distanzierung der PDS zu erreichen und den Verlag und die Zeitschrift politisch zu isolieren.[6]

Ausgaben online

Einzelnachweise

  1. Medico International Frankfurt/Paranioa City Buchhandlung Zürich/und andere (Hrsg), 20 Jahre radikal - Geschichte und Perspektiven autonomer Medien, Berlin/ Hamburg/ Münster 1996, S. 197
  2. Netzwerkwebsite
  3. Vgl. hierzu: Interview mit Wolfgang Lettow in Junge Welt vom 08.01.2009 (online eingesehen am 08.01.2009)
  4. Rote Hilfe Zeitung 4/1997
  5. Rote Hilfe Zeitung 2/1997
  6. Angehörigen Info 305, S. 16

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