Hurling

Hurling

Hurling (irisch: Iomáint, Iománaíocht) ist ein Mannschaftssport keltischen Ursprungs, der mit Stöcken und einem Ball gespielt wird. Es wird hauptsächlich in Irland gespielt und ist eine der schnellsten Mannschaftssportarten der Welt. Es gibt Parallelen zum schottischen Shinty. Die Frauenvariante des Hurling heißt Camogie. Das Ziel des Spieles ist es, mehr Tore und Punkte zu erzielen als die gegnerische Mannschaft. Eine Mannschaft besteht aus 15 Spielern.

Inhaltsverzeichnis

Spielgeräte

Ball und Schläger

Jeder Spieler ist mit einem Stock ausgerüstet. Der Stock wird Hurley oder Camán genannt und wird traditionell aus Eschenholz hergestellt. Er hat eine Länge von 64-97 cm. Das Schlagende des Stockes ist breiter als der Griff und wird Bas genannt. Beim Hurley des Torhüters ist das Bas doppelt so groß wie das der anderen Spieler. Der Spielball wird Sliotar genannt und ist aus Leder. Er hat einen Durchmesser von 69 bis 72mm und wiegt zwischen 110 und 120 Gramm. Ein gut geschlagener Ball kann bis zu 150 km/h erreichen und gut 80 Meter weit fliegen. Zum Schutz vor Verletzungen tragen die meisten Spieler einen Plastikhelm mit Gesichtsschutz. Für Frauen und Spieler unter 19 Jahren ist er Pflicht.

Regeln

Das Spielfeld

Das Spielfeld ist rechteckig und hat eine Länge von 130-145 Metern sowie eine Breite von 70-80 Meter. In der Mitte der beiden Grundlinien des Spielfeldes befindet sich jeweils ein H-förmiges Tor. Der Abstand zwischen den Torpfosten beträgt 6,50 Meter. Die Höhe der Torpfosten beträgt mindestens 7 Meter. In 2,50 Meter Höhe verläuft eine Querstange zwischen den Torpfosten. Der darunter befindliche Teil wird „Tor“ genannt. An der Querstange und am Torpfosten sind die Tornetze befestigt. Um die Tore befinden sich 2 Rechtecke. Das kleinere ist 14 Meter breit und 4,50 Meter lang (Torraum). Das größere ist 19 Meter breit und 13 Meter lang (Strafraum). Außerdem gibt es eine 20-Meter-Linie sowie eine 65-Meter-Linie. Die Maße des Spielfeldes und der Tore sind bei Jugendspielen kleiner.

Teams und Spielzeit

Jede Mannschaft besteht aus 15 Spielern: einem Torwart, zwei Corner-Backs, einem Full-Back, drei Half-Backs, zwei Midfielders, drei Half-Forwards, zwei Corner-Forwards und einem Full-Forward. Die Spieler sind von 1-15 durchnummeriert. Der Torwart muss sich in der Farbe der Kleidung von den Feldspielern unterscheiden. Während des Spiels sind maximal 5 Auswechslungen erlaubt. Falls es zu einer Verlängerung kommt, sind 3 weitere Auswechslungen erlaubt. Bei Inter-County-Meisterschaftsspielen beträgt die Spielzeit 2x35 Minuten. Sonst wird in der Regel 2x30 Minuten gespielt. Falls eine Verlängerung gespielt wird, beträgt die zusätzliche Spielzeit 2x10 Minuten. Die Zeitnahme obliegt dem Schiedsrichter, der auch über eine eventuelle Nachspielzeit wegen Unterbrechungen entscheidet.

Das Spiel

Hurling im Croke Park

Das Spiel wird durch einen Einwurf des Schiedsrichters an der Mittellinie gestartet. Dabei müssen sich, bis auf 2 Spieler jeder Mannschaft, alle Spieler hinter den 65-Meter-Linien befinden.

Befindet sich der Ball auf dem Boden, muss er mit dem Hurley vom Boden aufgehoben, geschlagen oder mit dem Fuß gespielt werden. Es ist nicht erlaubt, den Ball mit der Hand vom Boden aufzuheben. Die eleganteste Möglichkeit besteht darin, den Ball mit dem Hurley vom Boden in die Luft zu heben und dann mit einem Schlag weiterzuspielen. Wenn ein Spieler den Ball aus der Luft mit der Hand fängt, darf er 4 Schritte mit dem Ball in der Hand laufen oder ihn alternativ 4 Sekunden halten (Wortlaut in der Regel: Die Zeit, die man braucht, um 4 Schritte zu machen). Das Bas des Hurley darf auch dazu benutzt werden, den Ball zu tragen. Dies erfordert allerdings ein hohes Maß an Geschicklichkeit. Das Werfen des Balles gilt als technisches Foul, allerdings darf der Ball mit der flachen Hand geschlagen und somit gepasst werden.

Es ist erlaubt, den ballführenden gegnerischen Spieler anzugreifen. Dabei darf nicht mit dem Hurley geschlagen werden. Ebenfalls nicht erlaubt sind Trikotziehen, Bein stellen, Schubsen mit den Händen oder Niederringen des Gegners. Nach einem Foul wird das Spiel mit einem sogenannten Free-Puck vom Ort des Fouls fortgesetzt. Dabei muss der Ball vom ausführenden Spieler mit dem Hurley vom Boden in die Luft gehoben und dann geschlagen werden. Für ein Foul eines Verteidigers im eigenen großen Rechteck vor dem Tor gibt es einen Penalty von der Mitte der 20-Meter-Linie. Dabei dürfen außer dem Torwart noch 2 weitere Spieler der verteidigenden Mannschaft auf der Torlinie stehen. Die Ausführung erfolgt wie beim Free-Puck.

Das Spiel wird mit einem sogenannten Puck-out aus dem kleinen Rechteck fortgesetzt, wenn eine Mannschaft ein Tor bzw. einen Punkt erzielt hat oder wenn die angreifende Mannschaft den Ball ins Toraus spielt. Der Puck-out wird in der Regel vom Torwart ausgeführt und wird aus der Hand geschlagen. Die restlichen Spieler müssen sich jenseits der 20-Meter-Linie befinden. Wird der Ball von der verteidigenden Mannschaft ins Toraus gespielt, erhält die angreifende Mannschaft einen Free-Puck (vom Boden) von der 65-Meter-Linie. Spielt eine Mannschaft den Ball ins Seitenaus, erhält das andere Team einen Sideline-Puck vom Boden der Seitenauslinie an der Stelle, an der der Ball das Feld verlassen hat.

Tore und Punkte (Scores)

Áth an Mhuileann v. Tobar Phádraig, in Limerick am 28. August 2004

Ein Tor wird erzielt, indem der Ball die Torlinie zwischen den Torpfosten unterhalb der Querstange überquert. Ein Punkt wird erzielt, indem der Ball die Torlinie zwischen den Torpfosten oberhalb der Querstange überquert. Ein Tor zählt soviel wie 3 Punkte. Tore und Punkte können auch mit der Hand erzielt werden. Dazu muss sich der Ball während des Schlages mit der Hand in der Luft befinden. Es ist nicht erlaubt, den Ball über die Torlinie zu tragen oder zu werfen. Befindet sich ein Spieler der angreifenden Mannschaft in dem kleinen Rechteck vor dem Tor, wenn der Ball in das Rechteck gespielt wird, so zählt ein möglicher Punkt bzw. Tor nicht, und es gibt einen Free-Puck für die andere Mannschaft. Die Zählweise der Tore und Punkte erfolgt getrennt im Format „(Anzahl der Tore) - (Anzahl der Punkte)“. Zum Beispiel endete das All-Ireland-Finale von 1995 mit „Clare 1-13 Offaly 2-8“. Das bedeutet, dass Clare ein Tor und 13 Punkte erzielte und mit 16 Punkten gegen Offalys 14 Punkte (zwei Tore und acht Punkte) gewann.

Die Schiedsrichter

Die Leitung eines Spiels obliegt einem Referee. Er wird von 2 Linienrichtern und 4 sogenannten Umpires unterstützt. Bei Inter-County-Spielen gibt es zusätzlich noch einen Offiziellen an der Seitenlinie.

Der Referee fällt alle Entscheidungen über Tore, Punkte, Strafen etc. Die gefällten Entscheidungen sind endgültig (sog. Tatsachenentscheidung).

Auf jeder Seite der Tore steht jeweils ein Umpire. Sie sind an ihren weißen Kitteln zu erkennen. Die Aufgabe der Umpires ist es, Tore und Punkte anzuzeigen. Ein Punkt wird durch das Heben einer weißen Flagge und ein Tor durch das Heben einer grünen Flagge angezeigt. Ein Free-Puck von der 65-Meter-Linie wird durch das Heben eines Armes angezeigt. Bei einem Fehlversuch der angreifenden Mannschaft (wide) werden die Arme über dem Kopf gekreuzt.

Die Hauptaufgabe der Linienrichter ist es, per Flagge anzuzeigen, wenn und an welcher Stelle der Ball das Spielfeld verlassen hat und welche Mannschaft den Ball wieder ins Spiel bringen darf. Der Referee kann die Entscheidung eines Umpires oder Linienrichters jederzeit überstimmen.

Geschichte

Hurling wurde das erste Mal in einer Beschreibung der Schlacht von Moytura erwähnt, die im 14. vorchristlichen Jahrhundert stattgefunden haben soll. Damals besiegten die Túatha Dé Danann die Firbolg erst in einem Spiel und später in einer Schlacht. Auch der altirische Sagenkreis um Cúchulainn liefert die Beschreibung eines Hurlingspiels.

Das Spiel findet auch in vielen anderen irischen Quellen Erwähnung, was seine Popularität über die Jahrhunderte beweist. So sahen die Brehon Laws Strafen für das Verletzen oder Töten von Personen durch Hurleys oder Hurlingbälle vor. Nach der Ankunft der Engländer im 12. Jahrhundert gab es mehrfach Versuche, das Spiel zu unterdrücken und zu verbieten. So verbot das Parlament von Kilkenny im Jahre 1367 Hurling mit der Begründung, es würde zur Vernachlässigung der militärischen Pflichten führen. Die Statuten von Galway im Jahre 1527 erneuerten dieses Verbot. All diese Verbote taten der Popularität von Hurling aber keinen Abbruch. Aus dem 18. Jahrhundert sind Berichte aus 21 Countys über Hurlingspiele erhalten. Insbesondere in den ländlichen Regionen Munster und Leinster war Hurling weit verbreitet.

Die große Hungersnot in den 1840er Jahren brachte schwere Erschütterungen für die sozialen Strukturen auf dem Lande und damit auch für die Verbreitung des Spiels. Dennoch sah der spätere Gründer der Gaelic Athletic Association (GAA), Michael Cusack, in den 1850er Jahren Hurlingspiele in seiner Heimat Clare. Mit dem aufkommenden Nationalismus in den 1880er Jahren besann man sich in Irland auch wieder mehr auf die traditionellen Sportarten, und mit der Gründung der GAA im Jahre 1884 war auch das Überleben von Hurling als populärer Sportart gesichert.

Die besten Hurlingmannschaften kommen aus den Countys Cork, Kilkenny und Tipperary. Seit den 1980er Jahren tauchen aber auch Mannschaften aus Clare, Galway, Limerick, Offaly, Waterford und Wexford verstärkt in den Siegerlisten der Hurlingwettbewerbe auf. Der bedeutendste Hurling-Wettbewerb ist die All-Ireland Senior Hurling Championship, die seit 1887 alljährlich im K.O.-System ausgespielt wird. Das Endspiel findet traditionell im September im Croke Park in Dublin statt, und der Sieger bekommt den Liam-McCarthy-Cup überreicht.

Außerhalb der Irischen Insel

Im nichtirischen Europa gibt es inzwischen eine Europäische Hurling-Liga. Im Rahmen der Liga fanden 2006 Spieltage in München (Organisator München Colmcilles), Zürich, Den Haag, Brüssel und Guernsey statt, wobei die Mannschaften mehrheitlich aus Iren bestanden.

Das All-Ireland-Finale

Es gibt jeweils eine All-Ireland-Meisterschaft für Senior- und Minor-Teams, wobei die Minor-Teams aus Spielern unter 18 Jahren bestehen. Der Senior-Meister bekommt den Liam-McCarthy-Pokal überreicht. Eine komplette Siegerliste findet sich im Artikel über die All-Ireland Senior Hurling Championship.

Literatur

  • Marcus de Bùrca: The GAA - A History. Gill & Macmillan, Dublin 2000, ISBN 0-7171-3109-2.

Weblinks

 Commons: Hurling – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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