Hypercholesterolämie

Hypercholesterolämie
Klassifikation nach ICD-10
E78.0 Reine Hypercholesterinämie
ICD-10 online (WHO-Version 2006)

Unter Hypercholesterinämie versteht man einen zu hohen Cholesterinspiegel im Blut. Da Cholesterin zu den Lipoproteinen zählt, wird der Begriff in der Literatur auch in manchen Fällen gleichbedeutend mit Hyperlipoproteinämie verwendet.[1] Im Allgemeinen wird ab einem Gesamtcholesterin im Blut von 200 mg/dl, dem zur Zeit empfohlenen Grenzwert, von einer Hypercholesterinämie gesprochen. Für die Bestimmung wird das Blut bei Nüchternheit untersucht (mindestens 14 Stunden nach der letzten Mahlzeit). Die Hypercholesterinämie wird als relevanter Risikofaktor insb. für Arteriosklerose betrachtet. Eine wesentliche Rolle für die Wertigkeit als eigenständiger Risikofaktor kommt dabei der ergänzenden Bestimmung der Unterfraktionen HDL und LDL zu. Die Empfehlungen zu den Ober-, aber auch Untergrenzen der Meßwerte im Hinblick auf die Risikokonstellation unterlagen in den vergangenen Jahrzehnten mehrfach aufgrund neuer Studienergebnisse entsprechenden Anpassungen. Sie sind zudem abhängig von ergänzend vorhandenen Risikofaktoren, sowie Alter und Vorerkrankungen betroffener Patienten.

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Die Ursachen eines erhöhten Cholesterinspiegels im Blut können vielerlei Ursachen haben. Dazu zählen erbliche Erkrankungen, aber auch Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion, Bauchspeicheldrüsenentzündung, nephrotisches Syndrom, gewisse Lebererkrankungen, Übergewicht, Alkoholismus, Schwangerschaft, die Einnahme bestimmter Medikamente ( z.B. Verhütungsmitteln, Kortikosteroiden und antiretrovirale Wirkstoffe bei HIV-Therapie[2]) und Essstörungen[3].

(→ Hauptartikel Hyperlipoproteinämie insbesondere zur erblich bedingten, also familiären Hypercholesterinämie)

Bedeutung als Risikofaktor

Die Hypercholesterinämie gilt als ein Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall oder periphere arterielle Verschlußkrankheit. Die anzustrebenden Zielwerte sind abhängig vom Vorhandensein weiterer Risikofaktoren und Vorerkrankungen. Allgemein sollte bei einem Gesamtcholesterinspiegel im Blut von über 200 mg/dl eine weitere Aufdifferenzierung in LDL- (Low Density Lipoprotein) und HDL- (High Density Lipoprotein) Cholesterin erfolgen.

(→ Hauptartikel Low Density Lipoprotein)
(→ Hauptartikel High Density Lipoprotein)
Prävention kardiovaskulärer Ereignisse

Besondere Bedeutung kommt der Hypercholesterinämie als Risikofaktor für kardiovaskuläre Ereignisse (z.B. Herzinfarkt) bei Personen unter 55 Jahren zu.[4][5]

Primärprävention des Schlaganfalls

Eine medikamentöse Lipidsenkung ist von LDL-Wert und individuellen Risikoprofil abhängig zu machen. Bestehen keine zusätzlichen Risikoindikatoren sollte der LDL-Wert unter 130 mg/dl liegen (oder therapeutisch unter diesen Wert gebracht werden). Liegen ein Diabetes mellitus, ein erhöhtes vaskulären Risiko oder einer KHK vor sollte er unter 100 mg/dl liegen.[1] Sie gilt auch als Risikofaktor für eine Subarachnoidalblutung.[6]

Sekundärprävention des Schlaganfalls

Eine Hypercholesterinämie wird hier zwar als ursächlich für das Voranschreiten einer Arteriosklerose betrachtet. Konkrete, eigenständige Empfehlungen für Zielwerte fehlen jedoch.[7]

Aneurysmen

Die Hypercholesterinämie wird als "minor Risk factor" für die Entstehung von Bauchaorten- und Beckenarterienaneurysmen eingestuft.[8]

Weitere Bedeutung

Die Hypercholesterinämie gilt als Kontraindikation für den Einsatz von Ovulationshemmern.[9] Für die ketogene Diät (kohlenhydratarme, energie- und proteinbilanzierte sowie extrem fettreiche Diät - imitiert den metabolischen Zustand des Fastens)[9] gilt die Hypercholesterinämie als Kontraindikation.

Behandlung

Vorrangige Maßnahmen sind Gewichtsreduktion und sportliche Aktivität.[10] Hilfreich dafür können eine cholesterinarme, fettreduzierte, kalorienangepasste und ballaststoffreiche Diät, sowie viel Bewegung an der frischen Luft sein. Reduziert sich der Cholesterinspiegel trotz dieser Maßnahmen nicht ausreichend, kann eine zusätzliche medikamentöse Behandlung mittels Statinen notwendig werden.[10] Wie stark der Cholesterinspiegel gesenkt werden soll ist von den oben genannten individuellen Faktoren abhängig.

Zur Senkung kommen sogenannte CSE-Hemmer (Cholesterin-Synthese-Enzym-Hemmer) vom Typ der HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren in Frage, die zur Verminderung des LDL-Cholesterins führen, indem sie unter anderem dessen Neubildung in der Leber hemmen. Diese Arzneistoffe sind als Statine bekannt. Weitere LDL-senkende Medikamente sind die Austauschharze (Colestyramin, Colesevelam). Des weiteren gibt es die Wirkstoffgruppen der Fibrate und Nikotinsäurederivate sowie einen selektiven Cholesterinresorptionshemmer, das Ezetimib. In therapieresistenten Fällen insbesondere bei einer erblich bedingten Störung des Fettstoffwechsel kann auch die LDL-Apherese eingesetzt werden.

Prävention kardiovaskulärer Ereignisse

Eine Reduktion der Rate kardiovaskulärer Ereignisse durch Verminderung einer bestehenden Hypercholesterinämie konnte bei Personen über 55 Jahren nicht nachgewiesen werden. Das gilt auch für Patienten mit zusätzlich bestehender Zuckerkrankheit (eine statistische Risikoreduktion durch Gabe von Statinen ist unabhängig von der Höhe des Cholesterinspiegels).[5]

Primärprävention des Schlaganfalls

Der Nutzen von Statinen ist für Hochrisikopatienten insbesondere zur Vorbeugung einer Atherothrombose statistisch belegt und wird daher auch nur für diese Gruppe von Patienten empfohlen.[1][7]

Sekundärprävention des Schlaganfalls

Daten für die Sekundärprävention eines Schlaganfalles fehlen, eine Reduzierung des Risikos durch lipidsenkende Therapie (Statine) konnte bisher in Studien nicht belegt werden.[7]

Einzelnachweise

  1. a b c S1-Leitlinie Primär- und Sekundärprävention der zerebralen Ischämie bei AWMF online
  2. S1-Leitlinie Empfehlungen zur antiretroviralen Therapie bei HIV-infizierten Kindern bei AWMF online
  3. S1-Leitlinie Essstörungen bei AWMF online
  4. Leitlinie Diagnostik und Therapie von Herzerkrankungen bei Diabetes mellitus bei AWMF online
  5. a b Leitlinie Diagnostik, Therapie und Verlaufskontrolle des Diabetes mellitus im Alter bei AWMF online
  6. S1-Leitlinie Subarachnoidalblutung bei AWMF online
  7. a b c S3-Leitlinie Schlaganfall bei AWMF online
  8. S2-Leitlinie Bauchaortenaneurysma und Beckenarterienaneurysma bei AWMF online
  9. a b S1-Leitlinie Empfängnisverhütung bei AWMF online
  10. a b S1-Leitlinie Primär- und Sekundärprävention der zerebralen Ischämie bei AWMF online
Gesundheitshinweis
Bitte beachte den Hinweis zu Gesundheitsthemen!

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужен реферат?
Synonyme:

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hypercholesterolämie — Cholesterinüberschuss; Hypercholesterinämie (fachsprachlich) …   Universal-Lexikon

  • Cholesterinüberschuss — Hypercholesterolämie (fachsprachlich); Hypercholesterinämie (fachsprachlich) …   Universal-Lexikon

  • Hypercholesterinämie — Hypercholesterolämie (fachsprachlich); Cholesterinüberschuss * * * Hy|per|cho|le|ste|rin|ä|mie, die; , …mi|en: ↑ Cholesterin. * * * Hypercholesterinämie   die, /... mi|en, erhöhter Gehalt des Blutserums an Cholesterin aufgrund einer… …   Universal-Lexikon

  • Colesevelam — Strukturformel Allgemeines Name Colesevelam CAS Nummer …   Deutsch Wikipedia

  • Gesundheitliche Ungleichheit — Der Begriff Sozial bedingte Ungleichheit von Gesundheitschancen bezeichnet den Zusammenhang zwischen Armut, mangelnder Bildung und schlechterem Gesundheitszustand, und in Konsequenz die statistisch erhöhten Krankheitsrisiken sozial… …   Deutsch Wikipedia

  • Gesundheitsgefälle — Der Begriff Sozial bedingte Ungleichheit von Gesundheitschancen bezeichnet den Zusammenhang zwischen Armut, mangelnder Bildung und schlechterem Gesundheitszustand, und in Konsequenz die statistisch erhöhten Krankheitsrisiken sozial… …   Deutsch Wikipedia

  • Sozial bedingte Ungleichheit von Gesundheitschancen — Der Begriff sozial bedingte Ungleichheit von Gesundheitschancen bezeichnet den Zusammenhang zwischen Armut, mangelnder Bildung und schlechterem Gesundheitszustand, und in Konsequenz die statistisch erhöhten Krankheitsrisiken sozial… …   Deutsch Wikipedia

  • Soziale Ungleichheit der Gesundheitschancen — Der Begriff Sozial bedingte Ungleichheit von Gesundheitschancen bezeichnet den Zusammenhang zwischen Armut, mangelnder Bildung und schlechterem Gesundheitszustand, und in Konsequenz die statistisch erhöhten Krankheitsrisiken sozial… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”