Altersdepression

Altersdepression
Klassifikation nach ICD-10
F32.9 Depressive Episode, nicht näher bezeichnet
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Die Gerontopsychiatrie geht heute davon aus, dass es eine spezielle Altersdepression nicht gibt. Im Alter kommen alle Arten von depressiven Syndromen vor. Daher ist es besser von Depression im Alter zu sprechen. Der früher gebräuchliche Begriff Involutionsdepression kommt in den neuen Klassifikationssystemen (ICD-10, DSM IV) nicht mehr vor. Im Alter beginnende Depressionen und Rezidive von früher begonnenen Depressionen haben mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Die Symptome und der Krankheitsverlauf sind im Alter allerdings oft etwas anders als in jüngeren Jahren. Zum Beispiel klagen ältere Patienten mit Depressionen häufiger über körperliche Beschwerden und seltener über psychische Beschwerden wie zum Beispiel vermehrte Traurigkeit. Das erschwert oft die Diagnose einer Depression im Alter. Auch werden häufig depressive Symptome im Alter fälschlicherweise als normales Merkmal beschwerlicher Lebensumstände angesehen.

Es leiden nicht mehr alte Menschen als junge an Depressionen. Allerdings dauern die depressiven Phasen im Alter länger an, werden häufiger nicht richtig behandelt und die Suizidrate ist höher. Als Ursache spielen genauso wie in jüngeren Jahren eine Kombination von genetischen, biologischen, psychischen und sozialen Faktoren eine Rolle. Im Alter ist es wichtig darauf zu achten, ob nicht körperliche Ursachen eine zusätzliche Rolle spielen, zum Beispiel eine Medikamentennebenwirkung (zum Beispiel durch Betablocker, Cortison) oder eine neurologische (etwa Parkinson-Krankheit, Demenz) oder eine internistische Erkrankung (etwa Diabetes mellitus, Schilddrüsenunterfunktion, Vitaminmangel).

Die Behandlung ist auch im Alter am wirksamsten, wenn antidepressive Medikamente und Psychotherapie kombiniert werden. Moderne Antidepressiva spielen eine größere Rolle, weil sie weniger Nebenwirkungen aufweisen. An erster Stelle wäre die Gruppe der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer zu nennen (Beispiel: Fluoxetin, Citalopram). Von entscheidender Bedeutung ist, dass das Antidepressivum noch für mindestens sechs bis zwölf Monate als Erhaltungstherapie zur Vermeidung von Rückfällen weiter gegeben wird, nachdem die Symptome verschwunden sind. Nach mehreren depressiven Phasen muss die Erhaltungstherapie noch länger dauern. In der Praxis werden unterschiedliche Psychotherapiemethoden angewandt. Die Wirkung ist für die kognitive Verhaltenstherapie (VT) und für die interpersonelle Psychotherapie (IPT) besonders gut belegt. Die ambulante Psychotherapie dauert etwa 20 bis 25 Sitzungen in wöchentlichen Abständen. Im Alter ist eine Erhaltungs-Psychotherapie, zum Beispiel mit einer Auffrischsitzung alle zwei Monate, dann alle vier Monate, sinnvoll. Die Wirkung anderer Psychotherapieverfahren, zum Beispiel tiefenpsychologische Psychotherapie oder Psychoanalyse, ist weniger gut belegt und dauert länger.

Literatur

  • Gerd Laux; Walter E. Müller (Hg.): Altersdepression. Erkennen und behandeln, LinguaMed-Verlags-GmbH, Neu-Isenburg 1999, ISBN 3-928610-28-7.

. G. Nikelewski: Depression in: Gerontologie (Hrsg. Wolf D. Oswald u.a., Kohlhammer, Stuttgart 2006

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