Altersheilkunde

Altersheilkunde
Die Effekte des Alterns

Die Geriatrie, auch Altersmedizin oder Altersheilkunde, ist die Lehre von den Krankheiten des alten Menschen. Dies betrifft vor allem Probleme aus den Bereichen der Inneren Medizin, der Orthopädie, Neurologie und Psychiatrie (Gerontopsychiatrie).

Als Gerontologie oder Alter(n)sforschung wird andererseits die Wissenschaft bezeichnet, die sich mit Alterungsvorgängen in all ihren Aspekten befasst, darunter auch wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche.

Beide Begriffe sind sprachlich von Geras (Mythologie), der griechischen Gottheit/Personifikation des Alters, abgeleitet.

Geriatrie ist nicht mit der Palliativmedizin zu verwechseln, die nicht für Heilung, sondern für Beschwerdelinderung steht. Die Geriatrie tritt an, dem alten, aber vor allem dem sehr alten Menschen zu einem besseren Leben zu verhelfen. Dabei ist der Geriater hauptsächlich dann gefordert, wenn Mehrfacherkrankungen (Multimorbidität) vorliegen, die den einzelnen Arzt der jeweiligen medizinischen Fächer aufgrund vielfältiger Verflechtungen überfordern, wobei aber das Potential vorhanden sein muss, eine Verbesserung zu erreichen. Die Geriatrie ist somit als eine fächerübergreifende Disziplin zu verstehen (Interdisziplinarität).

Ärzte können nach der Facharztausbildung (z. B. Fachärzte für Innere Medizin, Allgemeinmedizin) in Deutschland die Zusatzbezeichnung "Geriatrie" erwerben.

Inhaltsverzeichnis

Geriatrie Definition

Eine ausführliche Definition des Begriffs Geriatrie sind die folgenden „17 Dimensionen geriatrischer Medizin“, erstellt durch die Deutschen Geriatrischen Gesellschaften von 1991. Geriatrie ist gekennzeichnet durch die/den: Wissensmodifikation bei allgemein ausgebildeten Ärzten, Multimorbidität, Risikoerkennung, Senile Demenz, Einwilligungsfähigkeit und Schutz von Rechten, Psychosomatische Zusammenhänge, Hierarchisierung, Rehabilitation, Irreversibilität (Unumkehrbarkeit des Lebensprozesses), Todesnähe, damit verbundene Polarität, Gewährleistung der Weiterversorgung, Umfeldbezogenheit, Angehörigenarbeit, Konsiliarwirkungen, Interdisziplinarität, strukturell-organisatorischen Umbruch.

Typische Alterskrankheiten

Keine typischen Alterskrankheiten

  • Infektionen
  • Autoimmunerkrankungen
  • angeborene genetische Defekte
  • Unfälle, bedingt durch externe Einflussnahme

Alterssyndrome

Gemeint sind in der Geriatrie damit der/die:

  • allmähliche Intelligenzabbau (Vor allem die verschiedenen Demenzen),
  • Wahnvorstellung, insbesondere durch Alzheimer-Demenz,
  • Herzinsuffizienz,
  • Immobilität,
  • Instabilität (vor allem als Folge von Apoplexie) (Schwindel, Stürze),
  • Inkontinenz der Blase oder des Darms,
  • Einschränkungen der Wahrnehmungsorgane,
  • der allmähliche Verlust/Abbau an Körperflüssigkeit (Exsikkose).

Als Syndrom bezeichnet man das gleichzeitige, gemeinsame Auftreten verschiedener Symptome oder Merkmale. Alterssyndrom heißt also die Anhäufung mehrerer Einzelsymptome, die in dieser Kombination zwar typisch für die Altersgruppe sind, ihre Ursache jedoch in ganz verschiedenen Krankheiten (gleichzeitig) haben kann. Typisch ist dabei der schleichende Verlauf, der einerseits zur Gewöhnung an den Zustand beiträgt, zum anderen unterschiedliche Bewältigungsstrategien (Coping) für Teilprobleme hervorbringt. So kommt es nicht zu einer frühzeitigen Therapie sondern eine kleine Verschlimmerung kann in einer Endphase die vollständige Dekompensation auslösen.

Weitere alterstypische Fachbegriffe der Geriatrie: Multimorbidität, Symptomarmut

Das Geriatrische Assessment

Das Geriatrische Assessment soll die Abklärung unklarer Symptome durch den Arzt schrittweise führen, damit nicht Wechselwirkungen der Schädigung einzelner Organsysteme übersehen werden, wenn ein einzelner schädigender Faktor bekannt ist. Das Verfahren ist einfach durchführbar und in seiner Güte abgesichert.

Folgende Empfehlungen/Schritte wurden 1993 erarbeitet:

1. Screening

Mit einem standardisierten Fragebogen wird nach Leistungseinbußen oder Beschwerden im Bereich des Sehens und Hörens, der Beweglichkeit von Armen und Beinen, Harn- bzw. Stuhlinkontinenz, Ernährung, der kognitiven Leistungsfähigkeit, des emotionalen Befindens, nach sozialer Unterstützung und verschiedenen Aktivitäten geforscht. Sind Problembereiche vorhanden, sollte ein umfassenderes Basis-Assessment folgen.

2. Basis-Assessment

Das eigentliche Basis-Assessment besteht aus der Bestimmung des Barthel-Index, Gedächtnistest nach Folstein (Mini-Mental-Status-Test), dem Depressionstest nach Yesavage (auch GSD), einem Sozialfragebogen, dem Mobilitätstest nach Tinetti, dem "Up and Go-Test, Das Zeichnen der Ziffern einer Uhr-Test und der Messung der Handkraft.

Seine Durchführung

Der Zeitaufwand zur Durchführung des Screenings beträgt etwa 5-10 Minuten, für das Basis-Assessment ist mit einer guten halben Stunde zu rechnen. Der Depressionsfragebogen soll vom Patienten selbst ausgefüllt werden, die übrigen Befragungen und die Durchführung der Performance-Aufgaben lassen sich nach entsprechender Anleitung auch von nicht-ärztlichem Personal durchführen. Entscheidend sind die therapeutischen Konsequenzen, die aus den Ergebnissen des Basis-Assessment resultieren.

Die geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung

Auch GFK genannt, ist diese Komplexbehandlung für Patienten angezeigt, die noch nicht für eine andere Rehabilitationseinrichtung (z.B. geriatrische Rehabilitation) geeignet sind, da noch andere akutmedizinische Erkrankungen vorliegen (z.B. Lungenentzündung, Niereninsuffizienz, mangelnde Mitarbeit).

Die geriatrische frührehabilitative Komplexbehandlung wird besonders häufig durchgeführt bei Patienten mit:

Eine GFK ist natürlich nicht für jeden Patienten geeignet, besonders immobile Patienten profitieren aber oftmals von der Behandlung, auch als Prophylaxe bezüglich Kontrakturen oder Pneumonien.

Die GFK-Behandlung wird von einem Team (in der Regel Arzt, Physio- und Ergotherapeut, klinischer Psychologe, Logopäde und Sozialdienst) nach Bedarf und genauem Reglement durchgeführt;

Siehe auch

Geriatrische Rehabilitation, Altersdepression, Gerontologie, Gerontopsychiatrie, Sturz im Alter

Literatur

zu Alterssyndrome

  • Brocklehurst JC: Geriatric medicine in Britain--the growth of a specialty. Age Ageing. 1997 Dec;26 Suppl 4:5-8. PMID: 9506426
  • Brocklehurst JC: The evolution of geriatric medicine. J Am Geriatr Soc. 1978 Oct;26(10):433-9. PMID: 701692

Zum Geriatrischen Assessment

  • Arbeitsgruppe Geriatrisches Assessment AGAST (1997): Geriatrisches Basisassessment. Red.: M. Bach u. a. - 2., aktualisierte Aufl - München, MMV(Schriftenreihe Geriatrie-Praxis). ISBN 3-8208-1309-8.
  • Roman Kleindienst (2002): Geriatric Assessment Wizard. Interactive Scientific Toolkit. A-6170 Zirl
  • L Z Rubinstein (1990): Assessment Instruments. In: Merck Manual of Geriatrics, 2007. 7. Aufl. 3.648 Seiten. ISBN 978-3-437-21761-6

Weblinks


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