Händedruck

Händedruck
Händeschütteln

Das Händeschütteln ist ein in vielen westlichen Ländern gängiges nonverbales Begrüßungsritual. In anderen Kulturkreisen ist es hingegen traditionell unüblich oder auf gleichgeschlechtliche Kontakte – insbesondere unter Männern – beschränkt.

Ebenso wie viele andere Begrüßungszeremonien wird es normalerweise mit der rechten Hand ausgeführt, außer beim Handschlag des Pfadfindergrußes, dort mit der Linken. Die Hände umfassen sich dabei für einige Sekunden und werden oft rhythmisch auf und ab bewegt. Fehlt diese Bewegung, wird mitunter auch vom Händedruck gesprochen. Ein Vorläufer dürfte das Winken sein, welches ursprünglich wohl dazu diente, dem Gegenüber die leere Waffenhand zu präsentieren. Beim Händeschütteln kommt noch der unmittelbare Körperkontakt hinzu. Als noch intimer können – je nach Kulturkreis – die Umarmung und der Wangenkuss gesehen werden.

In der westlichen Welt gilt beim Händeschütteln unter Männern ein kräftiger Händedruck als Zeichen für Selbstbewusstsein, Kraft und Willensstärke. Ein sehr schwacher Händedruck kann indes negative Assoziationen hervorrufen. In anderen Regionen, vor allem in asiatischen Ländern, gilt ein starker Händedruck hingegen als unhöflich.

Öffentliches Händeschütteln in der Mediengesellschaft wird auf Wunsch von Kameraleuten und Fotografen mitunter auch mehrmals wiederholt.

Inhaltsverzeichnis

Vertragsabschluss

Das Händeschütteln kann auch als Bekräftigung einer getroffenen Vereinbarung (Vertragsabschluss) erfolgen, z. B. unter Geschäftsleuten, zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Wettpartnern und Politikern. Der US-amerikanische Mobster Carmine Tramunti wurde in den 1970er Jahren zu einer Haftstrafe von 15 Jahren verurteilt, da ein durch einen Fahnder beobachteter Handschlag mit einem Drogendealer als Vereinbarung zu einem Drogengeschäft gewertet wurde. Hierauf wurde in einer Szene des Films Goodfellas Bezug genommen.

Ursprung

Bereits im Neuen Testament wird im Brief des Paulus an die Galater (ca. 50 n. Chr. verfasst) erwähnt, dass Paulus beim Abschied in Jerusalem die „rechte Hand der Freundschaft“ gereicht wurde. Dies weist darauf hin, dass bereits in der griechisch-römischen Zeit die Tradition des Händeschüttelns bekannt war. Auch auf römischen Münzen lässt sich das Händeschütteln als Symbol der Eintracht wiederfinden. In seine heutige Form kam der Brauch vermutlich durch die Quäker im 17. Jh. als eine vereinfachende und gleichstellendere Form der Begrüßung (Etikette). Nach dem islamischen Glauben ist Händeschütteln zwischen Männern und Frauen verboten.[1]

Deutschland

Emblem der SED

Während der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Händeschütteln durch den Hitlergruß ergänzt, der seinerzeit als der „Deutsche Gruß“ galt. In der DDR schaffte es das Händeschütteln bzw. der Händedruck bis in das Parteisignet des SED, das zwei sich umschlingende Hände zeigt, als Symbol der Vereinigung von KPD und SPD. Die zeitgenössische, stilisierte Grafik wurde im Volksmund auch als „abgehackte Hände“ verspottet.

Typisch deutsch hingegen ist der Handschlag bei der Begrüßung eines Arztes, bei dem man sich in Behandlung begibt. In anderen – auch westlichen – Kulturen ist diese Geste, die in Deutschland Vertrauen sowohl ausdrückt als auch herstellt, nicht üblich.

Das Händeschütteln in anderen Ländern

In vielen anderen Ländern ist das Händeschütteln kaum üblich. In den Vereinigten Staaten z. B. ist diese Geste bestenfalls gebräuchlich, wenn zwei Personen einander erstmals vorgestellt werden. Besonders ungebräuchlich ist das Handschütteln unter Frauen. Auch ein Arzt wird in den USA niemals per Handschlag begrüßt. In Frankreich ist das Handschütteln jedoch sehr üblich.

Medizinisch-hygienische Aspekte

Nach einer 2007 publizierten Übersichtsstudie scheint das Händeschütteln, neben dem gemeinsamen Kontakt von Menschen mit Oberflächen wie etwa Türklinken, der wichtigste Übertragungsweg für Infektionen wie Erkältungen oder auch Magen-Darm-Erkrankungen zu sein[2]. Das Infektionsrisiko wird durch den Umstand erhöht, dass Menschen, ohne sich dessen selbst bewusst zu sein, sehr häufig mit den Händen Mund, Nase oder Augen berühren. Auf diese Weise können Krankheitserreger von einer Person auf die andere übertragen werden. Um Ansteckungen zu vermeiden, empfehlen die Forscher daher, nach Kontakt mit anderen Menschen oder auch potentiell kontaminierten Oberflächen, ein gründliches Händewaschen mit Seife.

Quellen

  1. Die Zeit: Dialog der Kulturen 11. Januar 2007
  2. Bloomfield, S. et al., In: American Journal of Infection Control, Band 35, S. S27, Dezember 2007 The effectiveness of hand hygiene procedures in reducing the risks of infections in home and community settings including handwashing and alcohol-based hand sanitizers. Siehe auch Bericht in: www.wissenschaft.de: Warum Küssen besser ist als Händeschütteln

Weblinks


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