Hörrohr

Hörrohr
Hörrohre aus dem 19. Jahrhundert
Madame de Meuron mit Hörrohr

Hörrohre früher auch Hörmaschinen oder Schallstrahlenfänger genannt, sind röhren- oder trichterförmige Geräte, die Schallwellen sammeln und in den äußeren Gehörgang des menschlichen Ohres leiten sollen. Dadurch konnte eine Verstärkung der auf das Trommelfell fallenden Schallenergie und damit ein besseres Hören bei vermindertem oder nachlassendem Gehör erreicht werden. Hörrohre wurden aus Eisenblech, Silber, Holz, Schneckengehäusen oder Tierhörnern konstruiert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

  • 1624 macht der Jesuit Leurechon unter dem Pseudonym H. van Etten erstmalig das Prinzip des Hörrohrs in einem gedruckten Werk bekannt.
  • Athanasius Kircher der sich neben zahlreichen anderen Wissensgebieten mit der Lehre vom Schall beschäftigte und 1650 in seiner MUSURGIA die Erfindung einer „Hörmaschine" beschrieb, gilt als eigentlicher Erfinder des Hörrohrs. Es muss aber schon viel früher Hörrohre gegeben haben, auch wenn keine Abbildung mehr davon vorhanden ist. Der römische Arzt Archigenes (2. Jahrhundert) erwähnte ein Hörrohr als Mittel gegen Schwerhörigkeit, ebenso der griechische Arzt Alexander von Tralles (5. Jahrhundert) Eine mittelalterliche Miniatur aus dem 12. Jahrhundert, die sich heute in der französischen Nationalbibliothek befindet, zeigt König Artus mit einem Hörrohr bei der Jagd.
  • 1706 benutzte Duguet in die Armlehnen eines Fauteuils eingebaute Röhren zum Empfang von Schallwellen. Diese Anordnung fand mehrfache Nachahmungen.
  • 1879 konstruierte Rhodes in Chicago aus natürlichen Muschelschalen „Audiophone“ genannte Hörfächer, mit denen die Übertragung der Schallschwingungen über Knochenleitung erfolgte, indem der Fächer gegen die Zähne oder zwischen den Zähnen gehalten wurde.
  • 1812 bis 1814 fertigte Johann Nepomuk Mälzel Hörrohre für Ludwig van Beethoven an, die heute im Beethovenmuseum in Bonn ausgestellt sind.
  • 1816 erfand René Théophile Hyacinthe Laënnec in Frankreich das Hörrohr neu als Stethoskop zum Abhören von Herztönen.
  • Die Firma Kirchner & Wilhelm in Asperg bei Stuttgart bot 1910 zahlreiche Hörrohr-Modelle im Katalog des „Medizinischen Waarenhauses" an
  • 1963: Der Hörrohr-Produzent F. C. Rein and Son in London beendete als letzte Firma ihrer Art die Tätigkeit.

Literatur

  • F. M. Feldhaus Das Alter des Hörrohres, European Archives of Oto-Rhino-Laryngology, Volume 76, Numbers 3-4 / September 1908, Verlag Springer Berlin / Heidelberg, ISSN 0937-4477 (Print) 1434-4726 (Online)
  • Hüls, Rainer, Die Geschichte der Hörakustik, Heidelberg 2000
  • Hüls, Rainer, Die Hand am Ohr – Eine kleine Geschichte der Hörhilfen, Hamburg 2009

Siehe auch

Weblinks


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  • Hörrohr — Hörrohr, 1) Instrument zur Verbesserung des Schwerhörens, so eingerichtet, daß es die Schallstrahlen sammelt, zusammendrängt u. verstärkt u. die Töne kräftiger u. deutlicher macht; meist der Bildung des Ohrs analog, mit mehr od. weniger Höhlungen …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Hörrohr — für Schwerhörige, s. Hörmaschinen; H. für Ärzte, s. Auskultation …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Hörrohr — Hörrohr, s. Hörmaschinen [Abb. 825] und Stethoskop …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Hörrohr — Hörrohr, Instrument für Schwerhörige, um damit den Schall aufzufangen u. ins Ohr zu leiten; besteht meist aus einer horn od. schneckenförmig gebogenen, gewöhnlich metallenen Röhre, die an dem einen Ende in einen weiten Trichter ausläuft zum… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Hörrohr — ↑Otophon, ↑Stethoskop …   Das große Fremdwörterbuch

  • Hörrohr — Hör|rohr 〈n. 11〉 1. ärztliches Untersuchungsgerät zum Abhören von Herz u. Lunge; Sy Stethoskop 2. veralteter Hörapparat für Schwerhörige * * * Hör|rohr, das: 1. schallleitendes Holzrohr bzw. Gummischlauch [mit Membran], mit dem der Arzt… …   Universal-Lexikon

  • Hörrohr — hören: Das gemeingerm. Verb mhd. hœ̄ren, ahd. hōran, hōr‹r›en, got. hausjan, engl. to hear, schwed. höra gehört mit verwandten Wörtern in anderen idg. Sprachen, vgl. z. B. lat. cavere »sich in Acht nehmen« (↑ Kaution) und griech. akoúein… …   Das Herkunftswörterbuch

  • Hörrohr, das — Das Hörrohr, des es, plur. die röhre, ein Werkzeug, das Hören zu erleichtern, indem es durch das Zurückwerfen solche Schallstrahlen in das Ohr führet, welche sonst nicht hinein gelanget seyn würden, Tuba acustica; zum Unterschiede von einem… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Hörrohr — Hör|rohr …   Die deutsche Rechtschreibung

  • Stethoskop, Hörrohr — Stethoskop, Hörrohr, ein hohler, hölzerner Cylinder, welcher an dem einen Ende mit einer durchbohrten, zur Anlegung des Ohres passenden Scheibe versehen, an dem andern aber in eine 12–15 Linien breite Oeffnung ausgeschweift ist, die aber mittelst …   Damen Conversations Lexikon

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