I.G. Farben

I.G. Farben
I.G. Farbenindustrie AG i. L.
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Rechtsform Aktiengesellschaft in Liquidation
ISIN DE0005759070
Gründung 2. Dezember 1925
Sitz Frankfurt am Main, Deutschland
Leitung Angelika Wimmer-Amend (Insolvenzverwalterin)
Branche Chemische Industrie

Die I.G. Farbenindustrie AG i. L., kurz I.G. Farben oder IG Farben, war das seinerzeit größte Chemieunternehmen der Welt mit Sitz in Frankfurt am Main, das am 2. Dezember 1925 aus einer Vielzahl von Chemieunternehmen gebildet wurde.[1] Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sollte auf Beschluss des Alliierten Kontrollrates die I.G. Farben aufgelöst werden. Dazu wurde die I.G. Farben wieder in eigenständige Unternehmen zerschlagen und der verbleibende Rest in I.G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft i. L. umbenannt. Trotz einer Insolvenz Ende des Jahres 2003 sind die Aktien auch im Jahr 2011 noch börsennotiert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gründung

Die erste „Interessen-Gemeinschaft“ der deutschen Teerfarbenindustrie entstand 1904. Initiator war der damalige Vorstandsvorsitzende des Unternehmens Friedrich Bayer et comp. (Vorgängerin der heutigen Bayer AG), Carl Duisberg. Er hatte 1903 auf einer Reise in den USA die dortigen Trusts kennengelernt, Unternehmenszusammenschlüsse nach dem Muster der Standard Oil. Nach seiner Rückkehr verfasste er eine Denkschrift zur Vereinigung der deutschen Teerfarbenfabriken. Nach seiner Auffassung wurde die Konkurrenzsituation der Industrie durch Preisdruck und unlautere Wettbewerbsmethoden, wie Korruption und Abfindungszahlungen an missliebige Wettbewerber, nachteilig beeinflusst. Um „die Schäden der Konkurrenz zu beseitigen ohne ihre Vorteile zu verlieren“, schlug er die Bildung eines deutschen Farben-Trusts vor.

Die fünf in Frage kommenden Wettbewerber, neben Bayer noch Agfa (Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation Berlin), BASF (Badische Anilin- und Sodafabrik Ludwigshafen), Farbwerke Hoechst in Höchst, Cassella Farbwerke Mainkur in Fechenheim und die Chemische Fabrik Kalle in Biebrich, standen einer Bündelung ihrer Interessen durchaus aufgeschlossen gegenüber, waren aber nicht an einem Zusammenschluss nach amerikanischem Vorbild unter Aufgabe ihrer Selbständigkeit interessiert, zumal in dieser Zeit die amerikanische Gesetzgebung mit dem Sherman Antitrust Act erste Schritte zur Einschränkung der Marktmacht von Kartellen unternahm.

Als Ergebnis von Duisbergs Initiative bildeten sich 1904 zwei Unternehmensblöcke: Agfa, BASF und Bayer schlossen sich zum Dreibund zusammen, der sich zunächst auf Erfahrungsaustausch und Verzicht auf Konkurrenz durch gemeinsame Produkte beschränkte. Etwas weiter gingen kurz darauf die Farbwerke Höchst und Cassella, die einen durch wechselseitige Kapitalverflechtungen und Lieferbeziehungen geprägten Zweibund schlossen, der 1907 durch den Beitritt der Chemischen Fabrik Kalle zum Dreierverband wurde. Eine Verknüpfung zwischen beiden Unternehmensblöcken bestand in Form der Indigo-Konvention, einer im Herbst 1904 getroffenen Marktabsprache zwischen BASF und den Farbwerken Hoechst.

Erster Weltkrieg

Durch den Ersten Weltkrieg ergab sich für die deutschen Farbenhersteller eine neue Situation. Ihre Auslandsorganisationen, Patente und Warenzeichen wurden in den Ländern der Kriegsgegner enteignet, die damit eigene Produktionskapazitäten aufbauten. Im Inland wurde die Produktion auf die Erfordernisse der Kriegswirtschaft umgestellt: An die Stelle von Farbstoffen und Arzneimitteln trat die Herstellung von chemischen Kampfstoffen und Sprengstoff. Grundlage dafür war die Ammoniaksynthese nach dem Haber-Bosch-Verfahren, wodurch man völlig unabhängig von Salpeter-Importen aus Chile wurde. Trotzdem litt die Rohstoffversorgung unter der britischen Seeblockade. Zudem mangelte es an Arbeitskräften, da sie zum Kriegsdienst eingezogen worden waren.

Im August 1916 schlossen sich deshalb der Dreibund (Agfa, BASF und Bayer) und der Dreierverband (Hoechst, Cassella, Kalle) mit der Chemischen Fabrik vorm. Weiler ter Meer in Uerdingen zu einer zunächst auf 50 Jahre angelegten Interessengemeinschaft der deutschen Teerfarbenfabriken zusammen. 1917 trat noch die Chemische Fabrik Griesheim-Elektron in Griesheim dem später als Kleine I.G. bezeichneten Unternehmensverbund bei. Die Unternehmen blieben weiterhin rechtlich selbständig.

Die I.G. Farbenindustrie AG

Erst 1925/1926 wurde die I.G. Farbenindustrie AG in Frankfurt am Main gegründet, und zwar durch Namensänderung der Badischen Anilin- und Sodafabrik, die dann die anderen Unternehmen aufnahm. Carl Bosch von der BASF war erster Vorstandsvorsitzender, Carl Duisberg von der Bayer AG erster Aufsichtsratsvorsitzender, in dem unter anderem auch Fritz Haber und Richard von Schnitzler Mitglied waren. Die Einzelunternehmungen waren nun nur noch Zweigniederlassungen der I.G. Das Stammkapital betrug nach der Fusion 1926 rund 1,1 Milliarden Reichsmark, die Anzahl der Beschäftigten über 80.000. Der Konzern war führend in der Luftstickstoffindustrie sowie in der Erzeugung von Teerfarben, Sprengstoffen und Fasern. Der Hauptsitz der I.G. Farben in Frankfurt war zur damaligen Zeit eines der größten Bürogebäude Europas.

Bereits seit den dreißiger Jahren bestand ein System wechselseitiger Beteiligungen von I.G. Farben und DuPont.

Die I.G. Farben und der NS-Staat

Der Verwaltungsrat der IG Farben AG (vor 1935)

1926 begann in Leuna die Herstellung von synthetischem Benzin, nach dem Bergius-Verfahren aus Kohle hydriert. Es bestand die Gefahr, dass dies eine der größten Fehlinvestitionen werden würde, weil die Herstellungskosten immer höher waren als bei herkömmlichen Benzin. Mittelfristig war ohne Hilfe des Staates die Benzinsynthese nicht überlebensfähig. Deshalb suchten im Sommer 1932 der Direktor der Leunawerke, Heinrich Bütefisch, und der Leiter der firmeneigenen Pressestelle, Heinrich Gattineau, in München den Kontakt zu Adolf Hitler. Sie sollten im Auftrag von Carl Bosch herausfinden, ob das für den Weltmarkt zu teure synthetische Benzin der I.G. Farben auch weiterhin durch Schutzzölle konkurrenzfähig bleiben würde. Hitler versicherte ihnen, dass er synthetischen Treibstoff für ein politisch unabhängiges Deutschland als zwingend notwendig erachte. Carl Bosch kommentierte das mit „Der Mann ist ja vernünftiger, als ich dachte.“[2]

Unter dem Vorsitz von Carl Bosch stimmte die I.G.-Farben-Generalversammlung Anfang Dezember 1932 dem Programm der „Agrarkartellierung“ zu, einem Interessenkompromiss von Industrie und Großagrariern. Dieser Entschluss des damals größten Konzerns Europas bereitete nach Auffassung von Alfred Sohn-Rethel auch den Weg zur NS-Diktatur.[3][4]

Beim Geheimtreffen vom 20. Februar 1933, auf dem eine Gruppe von Industriellen einen Wahlfonds von 3 Millionen Reichsmark für die NSDAP beschloss, nahm als Vertreter der I.G. Farben das Vorstandsmitglied Georg von Schnitzler teil. Die I.G. Farben beteiligte sich an diesem Wahlfonds mit 400.000 Reichsmark.

Die neue Regierung schloss 1933 mit der I.G.-Farben das Feder-Bosch-Abkommen über eine Absatz- und Mindestpreisgarantie für 350.000 Tonnen synthetisches Benzin und bewahrte so das Unternehmen vor insgesamt 300 Millionen Reichsmark Verlust. 1935 wurde Hermann Schmitz Nachfolger von Carl Bosch als Vorstandsvorsitzender und 1940 Carl Krauch Nachfolger als Aufsichtsratsvorsitzender. Krauch hatte eine Doppelfunktion. Er machte auch in der Regierung Karriere und brachte es bis zum Direktor der rüstungswirtschaftlichen Kommandozentrale und Bevollmächtigten für Sonderfragen der chemischen Produktion. Bis 1937 waren nahezu alle Direktoren der I.G. Farben Mitglieder der NSDAP. Die Aufsichtsratsmitglieder der I.G. Farben nannten sich im internen Kreis „Der Rat der Götter“.

Die I.G. Farben expandierte stark, auch durch „Arisierungen“, zum Beispiel des vormaligen Konkurrenten Aussiger Verein. Ihr gehörten zu Spitzenzeiten in Deutschland 200 Werke, sowie etwa 400 deutsche und 500 ausländische Unternehmensbeteiligungen. Aufgrund dieser Expansion wurde die I.G. Farben seinerzeit das größte Unternehmen Europas und das viertgrößte der Welt (nach General Motors, US Steel und Standard Oil).

Die Vorkriegsepoche

Die Ruine der Hydrierwerke Pölitz AG in Pölitz, ehemals Vorpommern, heute Woiwodschaft Westpommern in Polen

Mit der Stickstoffproduktion zur Herstellung von Munition, Buna (einem synthetischen Kautschukersatz), synthetischem Benzin aus Kohle und einer Legierung aus Magnesium und Aluminium unter der Bezeichnung Elektron waren so vor dem und im Zweiten Weltkrieg bei entsprechenden Mengen- und Preisgarantien durch die Machthaber höchst profitable Geschäfte zu machen. Weitere bekannte Produkte von I.G. Farben waren u.a. die Kunstfaser Perlon und der Nervenkampfstoff Tabun.

Die seit 1929 mit der Standard Oil of New Jersey bestehenden Geschäftsbeziehungen (und Kartellabsprachen) wurden auch während des Zweiten Weltkriegs aufrechterhalten. Die I.G. spielte eine wichtige Rolle im Vierjahresplan. So basierte Hitlers Denkschrift zum Vierjahresplan auf Unterlagen der I.G., und in der Folge wurden viele Posten der Vierjahresplanbehörde mit deren Mitarbeitern besetzt, denen die I.G. außerordentlich hohe Gehälter zahlte, um sie mit dem Konzern verbunden zu halten.

Das Unternehmen präsentierte auf der Internationalen Automobil-Ausstellung am 15. Februar 1936 auf dem Berliner Messegelände den ersten Autoreifen aus synthetischem Kautschuk.[5]

Während es spanischen Bürgerkriegs spendete die Gesellschaft den Putschisten mehrmals Beträge in Höhe von 100.000 Peseten. Gemeinsam mit Siemens und anderen deutschen Unternehmen unterstützte der Konzern die „Legion Vidal“, die Sanitätstruppe der Putschisten, und rüstete die Kämpfer aus. Bei den Luftangriffen der „Legion Condor“ auf Guernica und andere baskischen Städte kam die von der IG Farben produzierte Brandbombe B1E zum Einsatz.[6]

Der Vorstandsvorsitzende der I.G. Farben und Generalbevollmächtigte für Sonderfragen der chemischen Erzeugung Carl Krauch forderte am 28. April 1939, vor dem Generalrat des Vierjahresplans:

„Heute wie 1914 erscheint die deutsche politische und wirtschaftliche Lage – eine von der Welt belagerte Festung – eine rasche Kriegsentscheidung durch Vernichtungsschläge gleich zu Beginn der Feindseligkeiten zu verlangen. […] Deutschland muß das eigene Kriegspotential und das seiner Verbündeten so stärken, daß die Koalition den Anstrengungen fast der ganzen übrigen Welt gewachsen ist.“[7]

Zweiter Weltkrieg und der Weg nach Auschwitz

Von den 43 Hauptprodukten der I.G. während des Krieges waren 28 Produkte von rüstungswirtschaftlicher Bedeutung. Die I.G. Farben übernahm eine Reihe von Chemiewerken in den besetzten Gebieten, wie die Apollo-Raffinerie in Bratislava oder die in jüdischem Besitz befindlichen Skoda-Werke Wetzler.

Eine Tochtergesellschaft der Degussa AG und der I.G. Farben, die Deutsche Gesellschaft für Schädlingsbekämpfung (Degesch), vertrieb das Schädlingsbekämpfungsmittel Zyklon B, das in den Gaskammern des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau zum Massenmord eingesetzt wurde.

Der starke Bedarf an Rohstoffen zur Kriegsführung, wie Synthetikkautschuk und -benzin, führte 1941 zur Errichtung einer großen Bunafabrik in Auschwitz. Die Finanzierungskosten in Höhe von ca. 1 Mrd. Reichsmark trug die I.G. Farben allein, um so Herr im eigenen Haus bleiben zu können. Für die Häftlinge, welche die Fabrik bauen mussten, wurde extra das Konzentrationslager Monowitz, Auschwitz III errichtet.

Die Wahl von Auschwitz für den Betrieb der Fabrik war eher zufällig. Während Himmler über die Eignung von Auschwitz als Ort für eine östliche Modellsiedlung nachsann, fiel die Wahl von Otto Ambros, einem Direktionsmitglied des Unternehmens, völlig unabhängig von diesen Plänen auf dieselbe Region. Dabei dachte er an die für den Betrieb der Fabrik benötigten 525.000 Kubikmeter Wasser/Stunde, an eine gute Eisenbahnanbindung und den geforderten luftgesicherten Raum. Bei einer Sichtung der verfügbaren Flächen hatte er sich Ende 1940 auf den Zusammenfluss dreier Flüsse festgelegt: der Sola, der unteren Weichsel und der Przemsza. Die nächstgelegene Kleinstadt war Auschwitz. Aufgrund einer Anfrage von Ambros lieferten ihm die dortigen deutschen Bürgermeister daraufhin eine Fülle von Informationen. Durch puren Zufall entwickelte sich nun zweierlei gleichzeitig: Himmler wollte beim Aufbau seiner Kolonien im Osten große Mengen von Zwangsarbeitern einsetzen und die I.G. Farben konnte nun auf diese im großen Umfang zurückgreifen, da man große Bedenken hatte, ob die Region den nötigen Komfort für die anfangs gedachten deutschen Arbeiter bieten könne. Man ging eine unheilvolle Symbiose ein: Die SS war für die Verfügbarkeit und Bewachung der Gefangenen zuständig und die I.G. würde die Investitionen tätigen und das Baumaterial heranschaffen. Beim Bau und Betrieb dieser riesigen Fabrik, die eine Fläche von ungefähr 30 km² einnahm, ließen nach Schätzungen 20.000 bis 25.000 Menschen ihr Leben.[8] Die Anlage sollte aufgrund des Kriegsverlaufs nie Kunstkautschuk oder andere synthetische Stoffe (außer Methanol) produzieren. Dies resultierte unter anderem daraus, dass die immensen Anstrengungen zur Herstellung von synthetischen Produkten zu einem Verbund voneinander abhängiger Fertigungsanlagen geführt hatte, welche äußerst anfällig für Bombenangriffe waren. Das Buna-Werk von Auschwitz wird auch heute betrieben und ist die mit Abstand größte Kunstkautschuk-Fabrik Polens. [9]

Auflösung nach 1945

Nach der vollständigen Besetzung Deutschlands begannen die Alliierten mit der Umsetzung der zuvor auf der Konferenz von Jalta vereinbarten Dekartellisierungsbeschlüsse. Der ehemalige Finanzminister Henry Morgenthau war der einflussreichste Vertreter der „Linkskeynesianer“ gewesen, und die vom Sherman Antitrust Act geprägte Denkrichtung beeinflusste die amerikanische Besatzungspolitik, obwohl der Morgenthauplan verworfen worden war.

Ziel war es insbesondere, rüstungswirtschaftlich bedeutsame Unternehmen aufzuspalten oder durch Demontagen zu zerstören. Hintergrund dieser Maßnahme war, Deutschland hierdurch dauerhaft das rüstungswirtschaftliche Potenzial zu entziehen, das die Feldzüge des Zweiten Weltkriegs erst ermöglicht hatte. Die Alliierten gründeten für das größte und rüstungswirtschaftlich bedeutsamste Chemieunternehmen ein eigenes Kontrollorgan, die Alliierte I.G.-Farbenkontrolle. Mit dem Befehl 124 der SMAD vom 30. Oktober 1945 hatte die UdSSR die Werke der I.G. Farben in ihrer Besatzungszone unter ihre Kontrolle gestellt. Die großen I.G.-Werke in Leuna, Schkopau, Bitterfeld und Wolfen wurden zunächst als Sowjetische Aktiengesellschaften (SAG) betrieben und später, zum Teil erheblich demontiert, der DDR übergeben.

Aufgrund der Verflechtung des Konzerns vor allem mit den Nachfolgeunternehmen der mächtigen amerikanischen Standard Oil wurde die Zerschlagung des Konzerns in den westlichen Besatzungszonen jedoch nicht konsequent verfolgt. 1951 wurde in der Bundesrepublik beschlossen, den Betrieb weiterzuführen und aus der I.G. Farben deren ursprüngliche Bestandteile wieder auszugliedern. Als offizielle Nachfolgeunternehmen wurden im Juni 1952 benannt: Agfa, BASF, Cassella Farbwerke, Huels (Chemische Werke Hüls AG, Marl), Bayer AG, Hoechst AG, Duisburger Kupferhütte AG, Kalle, Wacker-Chemie München[10], Dynamit AG Troisdorf, Wasag Chemie AG. Diese Unternehmen werden im Börsenjargon „Farbennachfolger“ genannt.

Neben der Spaltung wurde die Benutzung der mit „Ig-“ beginnenden Markennamen untersagt, und so wurde zum Beispiel Igepon in Hostapon umbenannt. Ansonsten konnten die Betriebe ihre Arbeit fast wie zuvor weiterführen und eroberten in den folgenden Jahrzehnten erfolgreich die Weltmärkte, ohne sich dabei ernsthaft gegenseitig Konkurrenz zu machen.

In den Nürnberger Prozessen wurden 23 leitende Angestellte vor Gericht gestellt, zwölf von ihnen wurden zu Gefängnisstrafen verurteilt, u. a. Hermann Schmitz wegen „Plünderung“ zu vier Jahren, Carl Krauch und Heinrich Bütefisch, Direktor der I.G. Auschwitz, jeweils wegen „Versklavung“ zu sechs Jahren Haft.

Siehe auch: IG-Farben-Prozess

Nachfolgegesellschaften

Nach Aufkäufen der kleineren Gesellschaften in den Folgejahren bestehen heute als eigenständige Unternehmen noch Wacker, Bayer und BASF. Die Hoechst AG bestand seit dem Zusammenschluss mit Rhône Poulenc zu Aventis 1999 nur noch als deutsche Zwischenholding und wurde 2004 von Sanofi-Synthélabo (heute Sanofi-Aventis) übernommen.

Am 1. Januar 1952 trat die I.G. in Liquidation und nannte sich I.G. Farbenindustrie AG i.L. Durch das Liquidationsschlussgesetz vom 21. Januar 1955 wurde die I.G. Farben aus der Kontrolle der Alliierten genommen. Nach der folgenden Hauptversammlung am 27. Mai 1955 befand sich die I.G. Farben jahrzehntelang in Abwicklung (I.G. Farbenindustrie AG i. A.). Ihre einzige Aufgabe war es, alte Ansprüche zu verwalten und die rechtliche Verantwortung zu übernehmen. Das Weiterbestehen der I.G. Farben erlaubte auch den daraus hervorgegangenen Chemieunternehmen, die Verantwortung für die während der Zeit des Nationalsozialismus begangenen Verbrechen weitgehend auszuklammern und dazu auf die I.G. Farbenindustrie AG i. A. zu verweisen. Ehemalige Zwangsarbeiter sowie einige Aktionäre und Konzernkritiker wie Axel Köhler-Schnura forderten immer wieder, dass das Unternehmen endgültig aufgelöst und sein Kapital für Entschädigungen verwendet würde.[11]

Am 10. November 2003 meldeten die Liquidatoren der I.G. Farben Insolvenz an. Grund waren finanzielle Schwierigkeiten der Beteiligungsgesellschaft WCM, womit auch die Liquidität der I.G. Farben nicht mehr hinreichend gesichert sei. Trotzdem sind die Aktien der IG Farben auch im Jahr 2011 noch börsennotiert (Stammdaten: NAME I.G.Farbenindustrie AG i.A. Liquidationsanteilscheine, ISIN DE0005759070, WKN 575907, Symbol IGL). Am 17. August 2011 beantragte die Insolvenzverwalterin, die Börsenzulassung aufgrund der bevorstehenden Beendigung des Insolvenzverfahrens zu widerrufen.[12]

Film

Literatur

Weblinks

 Commons: IG Farben – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Landesarchivverwaltung Rheinland-Pfalz:Vor 75 Jahren – Der 2. Dezember 1925. Die BASF und die Gründung der IG-Farben. Erstellt von bitart®, zuletzt bearbeitet am 28. Dezember 2006
  2. Otto Köhler: … und heute die ganze Welt. Die Geschichte der IG Farben und ihrer Väter. Rasch und Röhrig, Hamburg, Zürich 1986, Papyrossa, Köln 1989, ISBN 3-89136-081-9, S.214.
  3. Joseph Borkin: Die unheilige Allianz der I.G.-Farben. Eine Interessengemeinschaft im Dritten Reich. Campus, Frankfurt am Main 1990, S. 57f, ISBN 3-593-34251-0
  4. Alfred Sohn-Rethel: Industrie und Nationalsozialismus. Aufzeichnungen aus dem „Mitteleuropäischen Wirtschaftstag“. Wagenbach, Berlin 1992; ISBN 3-8031-2204-X; S. 87.
  5. Augsburger Allgemeine vom 15. Februar 2011, Rubrik Das Datum
  6. Die IG FARBEN im Spanischen Bürgerkrieg
  7. Wolfgang Michalka: Deutsche Geschichte 1939–1945. Frankfurt am Main 1999, S. 123.
  8. Bernd C. Wagner: IG Auschwitz. Zwangsarbeit und Vernichtung von Häftlingen des Lagers Monowitz 1941–1945. München 2000, ISBN 3-598-24032-5, S. 187
  9. John Cornwell: Forschen für den Führer. Deutsche Naturwissenschaftler und der zweite Weltkrieg. Lübbe-Verlag, 2004, S. 417ff, ISBN 3-7857-2165-X
  10. Kabinettsprotokoll der Bundesregierung vom 19. Juni 1952
  11. Vgl. Peter Nowak: Kein Aus für IG Farben. In: taz, 19. Dezember 2002. (Aufgerufen am 20. Dezember 2010.)
  12. I.G. Farbenindustrie Aktiengesellschaft i. L.: Antrag zum Widerruf der Börsenzulassung an den Börsen Stuttgart, Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg und Hannover, Ad-Hoc-Meldung nach § 15 WpHG, 17. August 2011

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