Iacchus

Iacchus
Dieser Artikel behandelt den griechischen Gott. Zu weiteren Bedeutungen von Dionysos siehe Dionysos (Begriffsklärung). Zu Trägern des Namens Dionysius (bzw. Dionysios) siehe dort.
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Statue von Dionysos British Museum, London
Dionysos im Gespräch mit Hermes, in der Hand einen Kantharos (Weinbecher), links ein Satyr
Dionysos fährt über das Meer, Augenschale im schwarzfigurigen Stil aus Athen des Malers Exekias, geschaffen um 550-530 v. Chr.
„Die Erziehung des Dionysos“ (Fresko, heute im Museo Nazionale delle Terme, ca. 20 n. Chr.)
Dionysostheater in Athen

Dionysos (Διόνυσος) (lat. Dionysus) ist in der griechischen Götterwelt ein Gott des Weines, der Freude, der Trauben, der Fruchtbarkeit und der Ekstase (vgl. die Dionysien). Er wurde von den Griechen und Römern wegen des Lärmes, den sein Gefolge veranstaltete, auch noch Bromios („Lärmer“), Bakchos oder Bacchus („Rufer“) genannt. Er wurde oft mit Iakchos gleichgesetzt und ist der jüngste der großen griechischen Götter.

Inhaltsverzeichnis

Darstellungen

Meist wird Dionysos mit Efeu- bzw. Weinranken und Weintrauben dargestellt. Seine Attribute sind der mit Efeu und Reben umkränzte Thyrsosstab und der Kantharos (Trinkgefäß für Wein).

Zuschreibungen

Gewöhnlich war er in triumphaler Begleitung der Silene und Satyrn (wie dem Ampelos), die die Fruchtbarkeit der ungebändigten Natur verkörpern. Er wurde vor allem von Frauen verehrt, den Mänaden. Sie waren bekränzt mit Efeu, hüllten sich in Hirsch, Reh- oder Fuchsfelle und trugen Fackeln und Thyrsoi. Von den Fuchsfellen rührt die Bezeichnung „Bassariden“ (alternativ zu Mänaden) her, denn bassaros heißt „Fuchs“[1] Andere auf den Fuchs bezogene Eigennamen sind Dionysos Bassaros, „fuchshafter Dionysos“ oder Bassareus, „der Fuchsgott“, ein thrakisches Allonym und Epitheton für Dionysos, zugleich der Name, unter dem er in Lydien verehrt wurde.[2] Bei ihren orgiastischen Riten (s. Dionysoskult) wurden wilde Tiere zerrissen und gegessen und „freie Liebe“ zwischen den Geschlechtern genossen. Sie tanzten begleitet von Flöten, Pauken und Tamburinen. Die frühesten Mänaden trugen zahme Schlangen um den Arm gewunden und der Gott erschien ihnen als Stier. Es gibt zahlreiche antike Darstellungen von Dionysos und seinem Gefolge, beispielsweise auf den römischen Campanareliefs. In seiner Eigenschaft als Gott der Freude wurde in Athen durch die Dionysien das Theater erfunden und der Prototyp des Theaters gebaut, das Dionysostheater in Athen.

Als „Löser“ (Lysios, Lyaios) entfesselte er die Menschen, befreite sie von Sorgen und ließ Mauern einstürzen.

Seine Tiergestalt war der Stier, was ihn mit seinem Vater Zeus verbindet.

In menschlicher Form wurde Dionysos rituell als bärtige Maske dargestellt. Seine Maske hängt an einem Pfahl oder einer Säule, darunter ein langes Gewand.

Oft wird er dem in den Eleusinischen Mysterien gerufenen Iakchos gleichgestellt, dem „göttlichen Kind“.

Während der winterlichen Abwesenheit des Apollon überwachte Dionysos das Orakel von Delphi.

Später in Rom wurden die Dionysien als die Bacchanalien gefeiert, da Dionysos auf lateinisch Bacchus heißt.

Geschichten über Dionysos' Geburt und Kindheit

Über die Abstammung des Dionysos gibt es viele Quellen. Als Mutter werden Demeter, Io (beide Korngöttinnen), Persephone (die Todesgöttin) sowie Lethe („Vergessen“, ein Fluss im Hades, der Unterwelt) und eine Sterbliche namens Semele genannt. Als sicher gilt hingegen, dass Zeus der Vater ist.

Nach der bekanntesten Geschichte ist Dionysos der Sohn des Zeus und der Semele. In menschlicher Gestalt hatte Zeus eine geheime Liebschaft mit Semele, der Tochter des Königs Kadmos von Theben. Es heißt, die eifersüchtige Hera habe Semele in einer Verkleidung überredet, sie möge sich von Zeus als Liebesbeweis erbitten, sich ihr in seiner wahren Gestalt zu zeigen. Zeus habe sich ihr daraufhin als Blitz gezeigt und sie verbrannt. Da sie bereits mit Dionysos schwanger gewesen sei, habe Zeus ihr Kind zu sich genommen. Er brachte sich eine tiefe Wunde bei und nähte sich die unreife Leibesfrucht in seinen eigenen Schenkel. Nach drei Monaten öffnete er ihn wieder und brachte Dionysos hervor. Dionysos wird deshalb der zweimal Geborene genannt. Mit dieser zweiten Geburt durch Zeus wird seine Göttlichkeit und Unsterblichkeit begründet.

Dionysos als Wiedergeburt des Zagreus

Zeus näherte sich in einer Höhle seiner Tochter, der Unterweltsgöttin Persephone, als Schlange. Ihr Kind war als Zagreus bekannt, der „große Jäger“, welchen Beinamen auch Zeus selbst als Unterweltgott trägt, besonders auf Kreta. Jedoch auch Hades, Persephones Gatte, wurde als Vater genannt, der auch der Katachtonios genannt wurde, „unterirdischer Zeus“. Dionysos wurde als Sohn der Persephone auch Chtonios, „Unterirdischer“ genannt.

Zeus liebte seinen Sohn, was die Eifersucht der Hera heraufbeschwor. Sie trieb die Titanen an, Dionysos zu töten. Er wurde beim Spielen überrascht und von den Titanen in sieben Teile zerrissen, in einem Kessel, der auf einem Dreifuß stand gekocht, über dem Feuer gebraten und verschlungen. Doch die Hörner des gebratenen Kindes erinnern daran, dass es sich um ein geopfertes Zicklein oder Kälbchen handelt, dessen Leiden denen des Gottes genau entsprachen.

Zeus strafte diese Tat, indem er die Titanen mit einem Blitz vernichtete. Aus der Vermischung der Asche des Zagreus und der der Titanen soll das Menschengeschlecht entsprungen sein. Der Mensch enthielt göttliche und titanische Elemente. Nach Meinung der Orphiker konnte man durch Reinigung und Initiationen das titanische Element verlieren und ein backchos werden.

Es gibt neben dieser orphischen verschiedene andere Fortsetzungen der Geschichte der Tötung des Dionysos durch die Titanen:

Zeus habe die Glieder gesammelt und sie Apollon übergeben, der sie in Delphi bestattete. Dort wurde jährlich in der winterlichen Abwesenheit des Apollon seine „Auferstehung“ gefeiert.

Nach einer anderen Geschichte entstand der „erste Weinstock“ aus der Asche der verbrannten Glieder des Zagreus.

Es wurde auch berichtet, Rhea habe die im Kessel gekochten Glieder gesammelt und wieder zusammengefügt. Zagreus sei ins Leben zurückgekehrt und wurde Persephone zurückgegeben. Der Unterschied zwischen diesen beiden Geschichten ist gering.

Nur das Herz des Dionysos habe Athene beiseite getan, so wurde erzählt. Dieses Herz gab Zeus der Semele zu essen oder in einem Trank, so dass er erneut empfangen wurde. In Wahrheit war es ein anderes Körperteil, das eine Göttin in einem zugedeckten Korb versteckte, der Phallos.

Geboren wurde er möglicherweise auf dem Berg Nysa. Seine Amme war zunächst Ino, die Schwester der Semele. Er wurde als Mädchen verkleidet.

Als einmal in seiner Kindheit die durch Hera drohende Gefahr besonders groß war, verwandelte Zeus den Dionysos in ein Zicklein und übergab ihn den Nymphen des Berges Nysa, die das Kind in einer Höhle pflegten und mit Honig fütterten. Erzogen wurde er von Silenos.

An der Stelle, wo Semele starb, habe später ein Weinstock gestanden, wird berichtet.

Deutung

Johann Jakob Bachofen sieht Dionysos als einen Gott aus der Zeit des Hetairismus vor der Einführung von Herrschaftsstrukturen und Ehe an und schreibt ihn den vorgriechischen mutterrechtlichen Pelasgern zu. Nach dem Triumph des Vaterrechts lebte die pelasgische Religion in den Mysterienkulten weiter.[3]

Nachkommen

Einzelnachweise

  1. Klaus Mailahn: Der Fuchs in Glaube und Mythos. Lit, Münster 2006. ISBN 3-8258-9483-5. S. 335-347
  2. [1]
  3. Johann Jakob Bachofen: Das Mutterrecht: eine Untersuchung über die Gynaikokratie der alten Welt nach ihrer religiösen und rechtlichen Natur. Stuttgart 1861

Literatur

  • Detlef Ziegler:Dionysos in der Apostelgeschichte - eine intertextuelle Lektüre. Lit, Münster 2008, ISBN 978-3-8258-1496-0
  • Max L. Baeumer: Dionysos und das Dionysische in der antiken und deutschen Literatur. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2006. ISBN 3-534-19074-2
  • Richard Seaford: Dionysos. Routledge, London & New York 2006. ISBN 0-415-32488-2. Sehr brauchbare Einführung.
  • Dionysos – „Die Locken lang, ein halbes Weib? …“ Katalog der Sonderausstellung Museum für Abgüsse Klassischer Bildwerke München - 10. November 1997 bis 28. Februar 1998.
  • Th. H. Carpenter: Dionysian Imagery in Fifth-Century Athens, Oxford 1997.
  • R. Osborne: The Extasy and the Tragedy. Varieties of religious experience in art, drama, and society, in: C. Pelling (Hg.): Greek Tragedy and the Historian, 1997, 187-211.
  • Thomas H. Carpenter, Christopher A. Faraone (Hrsg.): Masks of Dionysus. Cornell University Press, Ithaca & London 1993. ISBN 0-8014-2779-7. Sammlung von Aufsätzen, die einen guten Überblick über den seinerzeitigen Forschungsstand geben. Umfangreiche Bibliografie.
  • Art. Dionysos, in: Der neue Pauly 3 (1997), 651-664.
  • B. F. Meyer: Der rasende Gott. Zur Psychologie des Dionysos und des Dionysischen in Mythos und Literatur, in: Antike und Abendland 40 (1994) 31-58.
  • Marion Giebel: Das Geheimnis der Mysterien. Antike Kulte in Griechenland, Rom und Ägypten. Artemis, Zürich + München 1990. Neuausgabe: Patmos, Düsseldorf + Zürich 2003. 3-491-69106-0. S. 55-88
  • J.J. Winkler - F.I. Zeitlin (Hg.): Nothing to do with Dionysos? Athenian Drama and its Social Context, 1990.
  • H.A. Shapiro: Art and Cult under the Tyrants in Athens, Mainz 1989, 84-100.
  • Walter Burkert: Ancient Mystery Cults. Harvard University Press, Cambridge 1987. Deutsche Ausgabe: Antike Mysterien: Funktionen und Gehalt. 4. Aufl. Beck, München 2003. ISBN 3-406-34259-0
  • Th. H. Carpenter: Dionysian Imagery in Archaic Greek Art, Oxford 1986.
  • F.W. Hamdorf: Dionysos-Bacchus. Kult und Wandlungen des Weingottes, 1986.
  • Albert Henrichs: Greek Maenadism from Olympias to Messalina. Harvard Studies in Classical Philology, Vol. 82. (1978), S. 121-160. JSTOR
  • Karl Kerényi: Dionysos: Urbild des unzerstörbaren Lebens. Langen-Müller, München 1976. 2. Aufl. Klett-Cotta, Stuttgart 1998. ISBN 3-6089-1686-5
  • Eric Robertson Dodds: Euripides' Bacchae. Oxford University Press 1960. Wichtig und einflussreich vor allem durch Einführung und Kommentar.
  • Anton F. Harald Bierl: Dionysos und die griechische Tragödie : politische und „metatheatralische“ Aspekte im Text. Dissertation München 1990. Classica Monacensia Bd. 1. Narr, Tübingen 1991. ISBN 3-8233-4861-2. Untersucht das Auftreten der Figur des Dionysos in den klassischen Tragödien.
  • Marcel Detienne: Dionysos. Göttliche Wildheit. dtv, München 1995. ISBN 3-593-34728-8. Orioginalausgabe: Dionysos mis á mort. Paris 1977
  • Friedrich Matz: Die dionysischen Sarkophage. 4 Bde. Gebr. Mann, Berlin 1968-1975.
  • Martin Persson Nilsson: The Dionysiac mysteries of the Hellenistic and Roman age. Gleerup, Lund 1957
  • Martin Persson Nilsson: Griechischer Glaube. Francke, Bern 1950
  • Walter F. Otto: Dionysos – Mythos und Kultus. Klostermann, Frankfurt a. M. 1933
  • Erwin Rohde: Psyche. Seelencult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen. Mohr, Freiburg i. Br. 1894. Nachdruck: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1991.
  • Friedrich Nietzsche: Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik. (1872) In: Sämtliche Werke. Kritische Studienausgabe in 15 Bänden. Bd. 1. München und New York 1980. ISBN 3-423-59065-3. Einzelausgabe: Insel Verlag, Frankfurt 2000. ISBN 3-458-16608-4

Weblinks


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