Igor Tamm

Igor Tamm
Igor Tamm, 1958

Igor Jewgenjewitsch Tamm (russisch И́горь Евге́ньевич Тамм, wiss. Transliteration Igor' Evgen'evič Tamm; * 8. Juli 1895 in Wladiwostok; † 12. April 1971 in Moskau) war ein russischer Physiker.

Tamm erhielt 1958 zusammen mit Pawel Alexejewitsch Tscherenkow und Ilja Michailowitsch Frank den Physik-Nobelpreis „für die Entdeckung und Interpretation des Tscherenkow-Effekts“. Er ist außerdem, gemeinsam mit Andrei Sacharow, bekannt für die Entdeckung des Tokamak-Prinzips.

Leben

Tamm war der Sohn des Ingenieurs Evgenij Tamm und von Olga Davydova und besuchte das Gymnasium in Kirovohrad in der Ukraine (mit seinem Freund dem Physiker Boris Hessen, mit dem er auch in Edinburgh studierte). Er studierte 1913/4 an der Universität Edinburgh und der Lomonossow-Universität in Moskau, die er 1918 mit dem Physik-Diplom abschloss.

Er lehrte danach an Universitäten auf der Krim und der Lomonossow-Universität, an Polytechniken und Physikingenieur-Instituten, sowie an der Kommunistischen Swerdlow-Universität. Tamm erwarb den russischen Doktortitel (entspricht der Habilitation) unter Leonid Isaakowitsch Mandelstam, bei dem er seit 1920 studierte und mit dem er bis zu dessen Tod 1944 eng zusammenarbeitete. 1928 war er kurz zu einem Auslandsaufenthalt Paul Ehrenfest in Leiden. Ab 1934 war er Leiter der Theorie-Abteilung des Lebedew-Institut für Physik der Akademie der Wissenschaften der Sowjetunion, dem FIAN.

In den 1930er Jahren verlor er aufgrund von Kampagnen gegen die moderne Physik wie Mandelstam vorübergehend seinen Lehrstuhl. Sein begabter Schüler Semjon Petrowitsch Schubin fiel 1938 dem stalinistischen Terror zum Opfer.

Tamm war ein herausragender theoretischer Physiker und Gründer einer einflussreichen sowjetischen Schule der theoretischen Physik. Er beschäftigte sich z.B. mit Kristalloptik bzw. Festkörper-Optik, der Quantenmechanik (1945 entwickelte er die Tamm-Dancoff-Näherung, die 1950 unabhängig von Sidney Dancoff im Westen entdeckt wurde) und Quantenfeldtheorie sowie Physik der Elementarteilchen, die damals anhand kosmischer Strahlung untersucht wurde und für deren Nachweis der von ihm theoretisch untersuchte Tscherenkow-Effekt von fundamentaler Bedeutung werden sollte. Gemeinsam mit Andrei Sacharow ging Tamm in die Wissenschaftsgeschichte für die Entdeckung des Tokamak-Prinzips ein, das den magnetischen Einschluss von Plasma in einem Fusionsreaktor beschreibt und die Basis für die meisten Arbeiten zur Energiegewinnung aus Kernfusion ist.

Die zahlreichen Preise und Auszeichnungen, die seine wissenschaftlichen Arbeiten begleiteten, wurden gekrönt vom Nobelpreis für Physik, den Tamm 1958 zusammen mit Pawel Alexejewitsch Tscherenkow und Ilja Michailowitsch Frank „für die Entdeckung und Interpretation des Tscherenkow-Effekts“ erhielt, nachdem sie dafür schon 1964 den Staatspreis erhielten. 1933 wurde er korrespondierendes und 1953 Vollmitglied der Russischen Akademie der Wissenschaften. Er war Held der sozialistischen Arbeit, Mitglied der Polnischen Akademie der Wissenschaften, der American Academy of Arts and Sciences und der schwedischen physikalischen Gesellschaft.

Schriften

  • Relativistische Wechselwirkung der Elementarteilchen, 1935 (russisch)
  • Über das magnetische Moment des Neutrons, 1938 (russisch)
  • Ginzburg (Herausgeber): Gesammelte Werke, 2 Bände, Nauka, 1975 (russisch)

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