Ikon (Semiotik)

Ikon (Semiotik)

Ikon (auch: ikonisches Zeichen; Genitiv: des Ikons; Plural: die Ikone [ˈɪːkonɛː]; aus dem Griechischen: „Bild“; engl.: icon) bedeutet bei der Einteilung von Zeichen innerhalb der Semiotik (Zeichentheorie) und der Linguistik ein Zeichen, das sich auf seinen bezeichneten Gegenstand durch das Merkmal der Ähnlichkeit bezieht. Diese kann visueller, klanglicher oder anderer Art sein, ist in jedem Falle aber von einer rein willkürlichen Bezeichnung zu unterscheiden. Typische Beispiele für ikonische Zeichen sind Bilder, auf denen Motive abgebildet sind, die realen Objekten visuell ähnlich sind (z. B. Porträts).

Inhaltsverzeichnis

Begriff des Ikons in der Semiotik

Der Begriff des Ikons wurde vor allem durch den US-amerikanischen Semiotiker Charles S. Peirce (1839–1914) geprägt, der zwischen drei Formen von Zeichen unterschied: Ikon, Index und Symbol. In der neueren Bildwissenschaft spielt der Begriff als Synonym für „Bild“ eine wichtige Rolle. So wird etwa die wachsende Bedeutung von Bildern in modernen Mediengesellschaften und die entsprechende Umorientierung der bislang eher sprachlich orientierten Kulturwissenschaften („linguistic turn“) hin zu einem stärkeren Bedenken des Bildhaften unserer Kultur oft als „iconic turn“ bezeichnet.

Charles W. Morris führte für den Grad der Ähnlichkeit des Ikons und seinem Referenzobjekt den Terminus der Ikonizität ein.[1]

Verwendung von ikonischen Zeichen

Viele alte Schriften benutzten Ikone, z. B. die Hieroglyphen oder die Keilschrift. In der gesprochenen Sprache gibt es Vergleichbares, die so genannten Onomatopoetika. Es gilt zu beachten, dass diese Zeichen teils nur noch sehr rudimentär die ursprüngliche Information enthalten (und damit schon nah am konventional definierten Symbol einzuordnen sind). Eine Vogel-Hieroglyphe steht vielleicht nicht mehr für das abgebildete Tier an sich, sondern für das abstrakte Prinzip „leichter als Luft“, oder kann ein Verweis auf eine Vogelgottheit sein und steht dann für deren Funktion, etwa den Tod/das Sterben.

Heutzutage werden Ikone in vielfältigster Weise gebraucht, unter anderem in Form von Piktogrammen. Beispiele hierfür sind Verkehrsschilder, Pflegehinweise an Textilien, WC-Piktogramme, Verbotsschilder (auf denen etwa durchgestrichene Zigaretten, Hunde oder Handys abgebildet sind) oder Informationstafeln und Landkarten. Auch im Computerbereich sind Icons ein gebräuchliches Mittel zur einfacheren Gestaltung von grafischen Benutzeroberflächen (etwa in Form eines Papierkorbs oder einer Aktenmappe). Allgemein dienen derartige Piktogramme der schnellen und unkomplizierten Information, was zur Voraussetzung hat, dass die Vorlage des stilisierten Abbildes dem Betrachter geläufig und das Zeichen dadurch intuitiv verständlich ist.

Als weitere Beispiele für Ikone werden genannt: Schaubilder in Medien, Hinweis- und Verkehrsschilder, Landkarten, Lagepläne, musikalische Wiedergabe von Geräuschen[2]; Wachsfigur im Panoptikum; Fotos, Gemälde, Landkarte[3]; Zeichnungen[4]; auch lautmalende Wörter[5].

Siehe auch

Literatur

  • Umberto Eco (2000): Zeichen. Einführung in einen Begriff und seine Geschichte (Erstv.: 1973), Ed. 895, Suhrkamp, Frankfurt a.M. 11.
  • Charles S. Peirce: Phänomen und Logik der Zeichen [1903], Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1983

Einzelnachweise

  1. Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, 3. Aufl. (2002), ISBN 3-520-45203-0/Ikonizität
  2. Bußmann, Lexikon der Sprachwissenschaft, 3. Aufl. (2002), ISBN 3-520-45203-0/Ikon
  3. Menne (Logik), 12
  4. Brekle, Semantik, 3. Aufl. (1972), 38
  5. Brekle, Semantik, 3. Aufl. (1972), 38

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