Immunitätsbezirk

Immunitätsbezirk

Als Immunitätsbezirk wurde in mittelalterlichen Städten ein besonders streng von der übrigen Stadt abgetrennter Bezirk rund um einen Dom, ein Kloster oder ein Stift bezeichnet. In diesem Bereich galten andere Rechte, was auch als „Mundat“ bezeichnet wurde (lat. munus - Dienst, Amt, Gunst, Geschenk). Verlieh der Kaiser oder König einem Kloster die Immunität, so unterstanden die hier lebenden Menschen einer besonderen Gerichtsbarkeit: das Kloster war autonom und damit in der Lage, selbst Gericht über die hier lebenden Menschen abzuhalten. Die städtischen Rechte und auch die Steuerhoheit endeten an den Grenzen des Immunitätsbezirks.

Im Gegensatz zur Antike, in der Tempelbezirke stets außerhalb der Stadt lagen, hatte ein Wandel stattgefunden: im Mittelalter befand sich der Ort der Religionsausübung mitten in der Stadt.

Der engere Immunitätsbezirk bestand aus Dom und Bischofsburg bzw. Kloster- oder Stiftskirche; man bezeichnet ihn auch als „Domstadt“ oder „Friedensbezirk[1]. Er war dreigeteilt und bestand aus der Kirche, dem meist im Süden gelegenen Kreuzgang mit den Konventsgebäuden (hier lebten die Kleriker oder Mönche), aus den im Norden gelegenen Übergangsgebäuden zur Außenwelt (mit Vorhalle, Glockenturm und Paradies) und den Gebäuden für die Handwerker und Hintersassen im Westen.

Ab dem 10. Jahrhundert änderte sich das gemeinschaftliche Leben der Kleriker: die Kanoniker waren nun in eigenen Kurien untergebracht. Diese lagen meist grob kreisförmig um die Kirche, dem Verlauf der Immunitätsmauer oder -grenze folgend und grenzten den Immunitätsbezirk nach außen ab. Noch heute kann man diese Bauweise in vielen Städten erkennen (siehe "Dreikönigenpförtchen" als Beispiel für Köln).

Einzelnachweise

  1. [1] Hans-Werner Goetz: Leben im Mittelalter: vom 7. bis zum 13. Jahrhundert. München 1994, S. 221 ff.

Literatur


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Immunitäten — Bei der kirchlichen Immunität handelt es sich um einen vom König dem Kloster oder Bischof verliehenen rechtlichen Sonderstatus. Der Begriff Immunität (lat. immunitas das Freisein von Leistungen, Abgaben und Steuerfreiheit) stammt aus der… …   Deutsch Wikipedia

  • Kirchliche Immunität — Bei der kirchlichen Immunität handelt es sich um einen vom König dem Kloster oder Bischof verliehenen rechtlichen Sonderstatus. Der Begriff Immunität (lat. immunitas das Freisein von Leistungen, Abgaben und Steuerfreiheit) stammt aus der… …   Deutsch Wikipedia

  • Ammeloe — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Bergkirche Heinsheim — Die Bergkirche in Heinsheim Die Bergkirche in Heinsheim (heute Ortsteil von Bad Rappenau) im Landkreis Heilbronn im nördlichen Baden Württemberg ist ein im 10. Jahrhundert erstmals erwähntes Sakralgebäude, das weithin sichtbar auf einem Höhenzug… …   Deutsch Wikipedia

  • Dreikönigenpförtchen — Das versteckt gelegene Dreikönigenpförtchen (Kölsch: „Dreikünnijepöötzche“) ist als einziges der Tore der vielen ehemaligen Kölner klösterlichen Immunitätsbezirke erhalten geblieben .[1] An den Mauern dieser Klöster und Stifte endete die… …   Deutsch Wikipedia

  • Dömern — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Ellewick-Crosewick — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Gaxel — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der Stadt Speyer — Speyer, Ansicht nach Braun Hogenberg (1572) Die Geschichte der Stadt Speyer beginnt im Jahr 10 v. Chr. mit der Errichtung des Römerlagers. Der Name Spira, aus dem sich schließlich der heutige Name Speyer entwickelte, taucht erstmals 614 auf. Vor… …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte des Klosters Lützel — Der durch Hecken angezeigte frühere Standort von Gebäuden des Klosters Lützel Die Geschichte des Klosters Lützel behandelt detailliertere Aspekte der Vorgeschichte und Geschichte des vermutlich 1123 oder 1124 gestifteten und 1792 aufgehobenen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”