Inanna

Inanna

Inanna (auch Ninanna, Niniana, Ninsianna, Inana, Innin, Ninegal; sumerisch Cuneiform sumer dingir.jpgCuneiform sumer inana.jpg, dIN.AN.NA)[1] war eine der großen sumerischen Göttinnen. Als Epitheton trug sie unter anderem die Bezeichnung „Falke der Götter“ (sur2-du3mušen-dingir-re-e-ne). Die Bedeutung ihres ursprünglichen Namens ist nicht geklärt. Im weiteren geschichtlichen Verlauf wurde er zu Herrin des An und Herrin des Himmels abgeleitet.

Inhaltsverzeichnis

Name

Im Sumerischen wurde ihr Name mit dem Zeichen MÚŠ geschrieben, was "Schilfringbündel" bedeutet. Das ist auch eines der Symbole, mit denen sie oft dargestellt wurde. In älterer Zeit muss nicht unbedingt ein DINGIR-Determinativ als Kennzeichnung für ein göttliches Wesen davor stehen. Später ist dies jedoch obligatorisch. Die ursprüngliche Variante von Inanna war wohl nin-an-ak „Herrin des An/Himmels“. Daraus ergibt sich die Frage, ob sie vielleicht den Namen erhalten hat, weil sie das Eanna in Besitz genommen hat, wie es in einer Erzählung beschrieben wird (Inanna und der große Himmel). Sobald ein vokalisches Morphem an den Namen tritt, läuft er stets auf [k] aus, was auf die Genitivform zurückzuführen ist. Außerdem tritt der Name in folgenden Formen auf: in-na(-an)-na oder für die Emesalform des Namens ga-šan-an-na. Unter akkadischem Einfluss wurde Inanna seit Mitte des dritten Jahrtausends v. Chr. mit Ištar gleichgesetzt. In Kleinasien trat Inanna auch als Šawuška (In-in Ša-gur4-ra) auf.

Eigenschaften

Detail aus einem Grenzstein des babylonischen Königs Meli-Šipak (1186–1171 v. Chr.). Der achtstrahlige Stern symbolisierte den von Inanna verkörperten Planeten Venus (Musée du Louvre, Paris)

Ihr Planet war die Venus und ihre heilige Stadt Uruk, das heutige Warka. Ihr Tempel in Uruk hieß Eanna. Inanna hatte viele Erscheinungsformen und Gestalten. Hervortretend sind jedoch ihre Eigenschaften als Göttin der Liebe und des Geschlechtslebens, als kriegerische und eroberungssüchtige Gottheit. Des Weiteren gilt sie als Inbegriff alles Weiblichen, spielte aber auch als Gottheit des Königtums und Herrscherin eine bedeutende Rolle, sowie als astrale Gottheit. Beim Letzteren wurde sie sowohl als Morgen- als auch als Abendstern verehrt. Inanna konnte so in drei Geschlechtern auftreten: Männlich, weiblich und Zwitter.

Familienverhältnisse

In Uruk galt sie als Tochter des Himmelsgottes An, in anderen Mythen erscheint sie als Tochter des Mondgottes Nanna und der Mondgöttin Ningal. Die Beziehung Inannas zu An ist jedoch ungeklärt. Gelegentlich tritt er als ihr Vater auf, aber auch als dessen Gattin. Daraus sind wohl Inannas Kinder Šara und Lulal entstanden. Als Inannas Gemahl erscheint meist Dumuzi. In der späteren Ur-III-Zeit wird Ninegal als Sonderform der Inanna verwendet und übernimmt folgende Genealogie: Tochter vom Vater Nanna und der Mutter Ningal, Schwester des Sonnengottes Utu, Geliebte des Dumuzi und Schwägerin der Geštinanna. Ihre Botin bzw. Wesirin war Ninšubur. In anderen Regionen wird Ninegal auch mit Nungal (Göttin des Gefängnisses) verehrt und gilt als Tochter von Himmelsgott An und der Unterweltsgöttin Ereškigal.

Bedeutung

Die spätere Verschmelzung zu Inanna erklären die vorliegenden zwei Genealogien in den sumerischen Mythen. In der heutigen Forschung wird ihre mögliche Herkunft aus dem Land Aratta diskutiert. In der sumerischen Mythologie sind besonders ihre Auseinandersetzungen mit Enki, ihre Heilige Hochzeit mit Dumuzi und der damit zusammenhängende Abstieg in die Unterwelt zu Ereschkigal bemerkenswert, wobei Ereškigal in diesem Zusammenhang als ihre Schwester benannt ist.

Ihr heilig war die Myrte. Ihr Symbol war der 8- oder 16-eckige Stern und ihre heilige Zahl die 15. Alljährlich wurde in den sumerischen Stadtstaaten die "Heilige Hochzeit" zwischen Inanna und dem König gefeiert. Hier wurde die Vereinigung Inannas mit dem Vegetationsgott Dumuzi (akkadisch Tammuz) nachvollzogen, der stellvertretend für Inanna in der Unterwelt gefangengehalten wurde. Einmal im Jahr holte sie ihn aus der Unterwelt und genoss mit ihm die Liebe. Mit der alljährlichen Vereinigung verflog der Bann der Trockenheit und das Land erblühte.

Sumerische Mythen von Inanna
Sonstige literarische Werke, in denen sie eine Rolle spielt
  • Enmerkar und Ensuhkešda'anna
  • private Gebete (allen voran die Lieder nin-me-šár-ra. Diese wurden von Enḫedu'anna, der Tochter Sargons von Akkad verfasst.)

Literatur

  • Helmut Freydank u.a.: Lexikon Alter Orient. Ägypten * Indien * China * Vorderasien, VMA-Verlag, Wiesbaden 1997 ISBN 3-928127-40-3
  • Brigitte Groneberg: Die Götter des Zweistromlandes. Kulte, Mythen, Epen, Artemis & Winkler, Stuttgart 2004 ISBN 3-7608-2306-8
  • H. W. Haussig: Wörterbuch der Mythologie, Band 1, Stuttgart 1965
  • U. Seidl: Inanna/Ištar (Mesopotamien),In: Reallexikon der Assyriologie, Band 5, S. 74 ff.
  • A. W. Sjöberg, in-nin sá-gur-ra: A Hymn to the Goddess Inanna. Zeitschrift für Assyriologie 65/2, 1976, 161-253.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Vgl. Dietz-Otto Edzard u.a.: Reallexikon der Assyriologie und vorderasiatischen Archäologie (RLA), Bd. 3, de Gruyter, Berlin 1971, ISBN 3-11-003705-X, S. 532-534.

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