Insel-Bücherei

Insel-Bücherei

Die Insel-Bücherei ist eine seit 1912 bestehende Buchreihe preiswerter und gut ausgestatteter Bücher mit anspruchsvoller Literatur sowie Kunst- und Naturdarstellungen aus dem Insel Verlag.

Inhaltsverzeichnis

Vom Beginn 1912 bis zum Jahr 1913

Bereits im Jahr 1908 erschienen im Insel Verlag, der seit 1906 unter alleiniger Führung von Anton Kippenberg stand, die ersten sogenannten „2-Mark-Bücher“. 1911 folgte dann die „Bibliothek der Romane“, die zum Buchpreis vom 3 Mark in den Sortimentshandel kam. Beide Reihen wurden von Emil Rudolf Weiß ausgestattet.

Ankündigung der ersten 12 IB-Bände im amtlichen Teil des Börsenblatts Nr. 118 vom 23. Mai 1912
Prospekt der ersten 12 Ausgaben der Insel-Bücherei 1912

Am 23. Mai 1912 trat der Verlag mit den ersten 12, von Hand gesetzten Bänden seiner sorgfältig vorbereiteten Insel-Bücherei an die Öffentlichkeit. Der erste Band war Rainer Maria Rilkes im Herbst 1899 entstandene Prosadichtung (Erstfassung) Die Weise von Liebe und Tod des Cornets Christoph Rilke, dessen Verlagsrechte Kippenberg kurz zuvor von dem Verleger Axel Juncker für 400 Mark erwerben konnte, weil dieser keinen hinreichenden Absatz mit dem von ihm in 300 Exemplaren gedruckten Titel erzielen konnte. Nun wurde Rilkes Cornet in einer Startauflage von 10 000 Exemplaren aufgelegt, musste sofort nachgedruckt werden und erreichte bis 2006 54 Auflagen mit über 1,14 Mio. Exemplaren. Nachdem eine von Max Schwimmer im 2. Weltkrieg während eines Fronteinsatzes privat illustrierte Ausgabe vom Verlag 1987 als bibliophile Edition nur einem kleinen Liebhaberkreis bekannt gemacht wurde, wird zum 100jährigen Jubiläum der Insel-Bücherei 2012 erstmals eine normale Reihenausgabe des "Cornet" mit Schabblättern von Karl-Georg Hirsch erscheinen. Der legendären Nummer 1 folgten bislang über 1 600 Titel, und aufgrund ihres Verkaufserfolgs bildete die Insel-Bücherei bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs das wirtschaftliche Rückgrat des Insel Verlags.

Das Verlagsvorhaben wurde dem Buchhandel durch ein Rundschreiben und in einem der Nr. 118 des Börsenblatts für den Deutschen Buchhandel vom 23. Mai 1912 beigefügten Umschlag wie folgt angekündigt: „Es soll den Namen Insel-Bücherei führen und freundlich ausgestattete Bändchen umfassen, die jedes 50 Pfennig kosten. [..] Sie soll kleinere Werke - Novellen, Gedichtgruppen, Essays [..] enthalten, [..] die zu Unrecht in Vergessenheit geraten sind oder denen wir eine besondere aktuelle Wirkung zu geben beabsichtigen, und gelegentlich auch illustrierte Bücher.

Kippenberg wollte mit diesem Konzept, für das Stefan Zweig als geistiger Mitschöpfer gilt, nicht in Konkurrenz zur Reclam Universal-Bibliothek oder zu Meyers Volksbüchern treten. Sorgfältig editierte, mit Kommentaren und Erläuterungen versehene literarische Kleinodien sollten mosaikartig ein Gesamtbild für die Leser formen. Da die Buchreihe bei den Lesern sehr gut aufgenommen wurde, erweiterte Kippenberg zügig das Angebot an lieferbaren Titeln. So war bis Ende 1913 bereits die Nummer 92 im Handel.

Die Insel-Bücherei von 1914 bis 1932

Die Buchreihe im 1. Weltkrieg

Im Jahr 1914 überschritt die Gesamtauflage aller Insel-Bändchen schon 1 Million. In diesem Jahr ließ der Verleger für die Reihe das Buch Ruth (IB 152) in einer Auflage von 10.000 Exemplaren als zweifarbigen Pressendruck in der Ernst-Ludwig-Presse Darmstadt drucken. Solche Ausgaben erscheinen sonst nur in Kleinauflagen für Bibliophile.

IB 158/1 Lieder der Landsknechte, Holzschnitt von Hans Burgkmair

Nach Ausbruch des 1. Weltkriegs ließ sich allerdings auch Kippenberg von der zunächst in Deutschland allgemein vorherrschenden Kriegsbegeisterung anstecken und veröffentlichte eine umfangreiche Titelfolge mit kriegsbezogenen Themen, wie Deutsche Vaterlandslieder (IB 154/1), Deutsche Kriegslieder (IB 153/1), Arndts: Katechismus für den deutschen Kriegs- und Wehrmann. Die deutsche Wehrmannschaft (IB 157/1), Kaiser Wilhelm I.: Briefe aus den Kriegsjahren 1870/1871 (IB 168/1), Briefe des Feldmarschalls Blücher (IB 170/1) oder Lieder der Landsknechte mit Holzschnitten (IB 158/1).

Ergänzend dazu erschienen Bände, die an das deutsche Nationalgefühl appellierten, wie Die deutschen Lande im Gedicht (IB 174/1) und Deutsche Choräle (IB 155). Der letztgenannte Titel, der von Katharina Kippenberg herausgegeben worden war, konnte sich allerdings längerfristig im Verlagsprogramm behaupten und wurde zuletzt 1953 in einer überarbeiteten Zusammenstellung im Wiesbadener Verlagshaus ediert.

Freilich erschien mitten im Krieg auch Ferruccio Busonis Entwurf einer neuen Ästhetik der Tonkunst von 1907 in einer erweiterten Fassung in der Reihe und machte erst jetzt Furore in Musikerkreisen, löste allerdings auch eine Kontroverse bei konservativ eingestellten Komponisten aus (vgl. Hans Pfitzner: Futuristengefahr).

Mit Ablauf der damals nur dreißigjährigen urheberrechtlichen Schutzfrist wollte Kippenberg die noch bestehende Wagner-Begeisterung ausnutzen und legte 1914 eine 20 Bändchen umfassende Reihe überwiegend mit dessen Opernlibretti, wie Siegfried (IB 95/1), Lohengrin (IB 101/1) oder Tristan und Isolde (IB 102/1), auf. Dieser war aufgrund der preisgünstigeren Alternative durch die zur selben Zeit verfügbaren Reclam-Texte ebenso wenig ein durchschlagender wirtschaftlicher Erfolg beschieden - lediglich IB 107/1: Fünf Gedichte von Mathilde Wesendonk war bis 1961 im Verlagsprogramm - wie der ab 1915 ausgelieferten Reihe mit flämischen Autoren, wie Ruisbroeck (IB 206/1: Das Buch von den zwölf Beghinen), Charles de Coster (IB 212: Herr Halewijn) oder Gezelle (IB 213/1: Gedichte), zu der der Verleger aufgrund seines Kriegsdienstes in der Etappe der belgischen Westfront angeregt worden war. Aus dieser Autorenreihe gelang es allerdings Stijn Streuvels, mit den beiden Titeln Die Ernte (IB 214/1) und Der Arbeiter (IB 215/1) bis nach dem 2. Weltkrieg im Reihenprogramm präsent zu sein.

Ende 1918 – der Bandpreis war im August desselben Jahres auf 1,10 Mark angestiegen – lag eine lückenlose Reihe von 241 Titeln (IB 241, Beethovens persönliche Aufzeichnungen) vor.

Die Zwischenkriegszeit

Die deutsche Literatur des 19. Jahrhunderts war nach 1918 in der Reihe mit Lenau, Novalis und Platen recht stark vertreten. Jeweils nach Auslaufen der Schutzfristen wurden von Theodor Storm, Gottfried Keller, C. F. Meyer und Theodor Fontane mehrere Titel in die Reihe übernommen. Nach dem Kriegsende wurden wieder verstärkt russische Autoren – z. B. Tschechow (IB 258: Eine langweilige Geschichte), Turgenjew (IB 259: Gedichte in Prosa) – verlegt. Auch englischsprachige und französischer Autoren kamen mit Einzeltiteln zu Wort. Geisteswissenschaftliche Texte von Fichte (IB 253/1: Bestimmung des Gelehrten), Friedrich List (IB 260/1: Gedanken und Lehren) oder Hegel (IB 300: Einführung in die Phänomenologie des Geistes) sowie Reden aus dem Frankfurter Parlament von 1848/49 (IB 244/1) fanden dagegen kaum Anklang beim Publikum und wurden später zumeist durch andere Titel ersetzt. 1919 erreichte die Neuproduktion mit 71 Titeln zwar einen Rekord, um dann aber gegen Ende der Inflationszeit auf 12 (1922) und 11 (1923) abzusinken; der Tiefstand wurde 1924 mit nur noch 9 Titeln erreicht. Nachdem auch die Auflagezahl bereits 1921 bei Tibulls Sulpicia (IB 331/1) nur 6 000 betragen hatte, erschienen mit dieser verminderten Startauflage die meisten Bände des letzten Inflationsjahrs 1923. Viele Bandnummern der Kriegs- und Inflationsjahre wurden ab Ende der 1920er Jahre mit anderen Titeln neu belegt. Dies war sicher auf die im nachhinein als unbefriedigende Titelauswahl zurückzuführen. Nicht wenige Titel aus dieser Zeit sind trotz ausreichender Auflagenhöhe heute selten zu finden; die beim Verlag vorhandenen Restbestände mögen wegen der schlechten Papierqualität nach dem Ende der Inflation makuliert worden sein.

IB 309/2, Hey/Speckter: Fabeln für Kinder, Fadenheftung (1928)
IB 249, Wilde: Salome, Illustration von A. Beardsley: Die Apotheose

Ab Ende der 1920er Jahre bemühte sich Kippenberg mangels zeitgenössischer Autoren im Verlag verstärkt um Lizenzen, was aufgrund des feststehenden Bandpreises nicht immer leicht zu kalkulieren war. Allerdings erschienen nach wie vor Titel von Insel-Autoren, wie Rilke (IB 400: Gedichte) und Stefan Zweig (IB 165/2: Sternstunden der Menschheit), in hohen Auflagen. Bis 1932 waren dann noch sehr erfolgreich Felix Timmermans, Ricarda Huch (beide mit mehreren Titeln) und Thomas Mann (IB 312/2: Felix Krull).

Die historische Illustration wurde weiterhin gepflegt: 1919 erschien Dürers Kleine Passion (IB 250); später folgten seine Holzschnittfolgen Das Marienleben (IB 335) und die Geistliche Auslegung des Lebens Jesu Christi (IB 350). Aus dem 19. Jahrhunderts waren u. a. Ludwig Richter mit Es war einmal (IB 360) und Otto Speckter mit Fünfzig Fabeln für Kinder von Wilhelm Hey (IB 309/2) vertreten. Illustrationen von Aubrey Beardsley wurden Wildes Salome (IB 249) und Popes Lockenraub (IB 99/2) beigegeben.

Mit Bernhard Hasler (Goethe: Novelle, 296/1), Max Unold (Droste: Judenbuche, IB 271/A), Oskar Kokoschka (Ehrenstein: Tubutsch, IB 261/1) und Karl Rössing (G. Keller: Der Schmied seines Glückes, IB 328/A) kamen erstmalig auch zeitgenössische Illustratoren zum Zuge. 1933 erschien als erstes farbig illustriertes Insel-Buch der in seinem Maßstab auf IB-Größe verkleinerte Band Der Struwwelpeter oder lustige Geschichten und drollige Bilder von Heinrich Hoffmann (IB 66/2). Auch der vom reihentypischen Musterpapier abweichende Bildeinband (siehe unten) hatte bei diesem Titel Premiere. Ihm folgten ein Jahr später der von Fritz Kredel mit Abbildungen von Soldaten in historischen Originaluniformen illustrierte Band Wer will unter die Soldaten. Deutsche Soldatenlieder (IB 236/2, 1934) und 1938 Gimms Märchen Hans im Glück (IB 530) mit Bildern von Willi Harwerth, deren Motive er seiner norddeutschen Heimat entlehnt hatte.


Mitte der 1920er Jahre verbesserte sich die Ausstattung der Bändchen. Das Überzugpapier wurde modernisiert („entbiedermeiert“). Die ab 1931 fast ausschließlich vorkommende Fadenheftung löste schrittweise die Klammerheftung ab. Die Stabilität der Einbandpappen verbesserte sich, so dass vor allem der Buchrücken gegen ein Einreißen besser geschützt war.

Nachdem der Preis der Bändchen in der Inflationszeit auf zuletzt 200 Milliarden Mark angestiegen war und nach der Währungsstabilisierung wieder bei 60 Pfennig lag, stieg er dann schrittweise bis auf 1 RM, um nach einer verlagsseitigen Preissenkung auf 90 Pfennig durch die 4. Notverordnung 1932 zwangsweise auf 80 Pfennig abgesenkt zu werden. Erst während des 2. Weltkrieges stieg der Preis wieder auf 1,25 RM. Dieser Preis blieb dann in der DDR unverändert bis zum Frühjahr 1990.

Verlagsprospekt 1933 (IV 10.33) mit Ankündigung (unten) der Deutschen Chronik als IB 444

Zeit des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs

Konservative Verlagspolitik

  • Deutsche Chronik 1918–1933

Für 1933 kündigte der Verlag, der in der Reihe politische Themen stets gemieden hatte, als IB 444 eine von Hans Wolf und Otto von Taube herausgegebene Deutsche Chronik. 1918–1933 an, deren Planung bereits Mitte 1932 begonnen hatte und die ursprünglich eine objektive geschichtliche Darstellung der Jahre der Weimarer Republik enthalten sollte. Im Frühjahr 1933 wurde verlagsseitig der zeitliche Endpunkt der Chronik auf die Verabschiedung des Ermächtigungsgesetzes im Reichstag am 23. März 1933 gelegt. Dieser Endpunkt, an dem den Nationalsozialisten die unumschränkte legislative und exekutive Macht in Deutschland übertragen wurde, dürfte so zu deuten sein, dass sich Katharina Kippenberg, die den Titel verlagsseitig betreute, zu dieser Fassung der Ausgabe wohl unter dem Eindruck der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten als historischer Zäsur anregen ließ, deren letzte Konsequenzen sie anfänglich sicher noch nicht überblickt hatte. Die offizielle Forderung nach einer besonderen Würdigung des NSDAP-Aufstiegs unter Hitler hatte inzwischen nämlich auch ihren sichtbaren Ausdruck in der Darstellung der historischen Ereignisse dergestalt gefunden, dass der Nationalsozialismus und Hitler – unter anderem wurde ein Ausschnitt seiner Regierungserklärung auf dem sog. Tag von Potsdam am 21. März 1933 wiedergegeben [1] – insgesamt als positive politische Kräfte auch in der Weimarer Republik dargestellt wurden. Letztlich erschien die in ihrer vorliegenden Endfassung deutlich rechtskonservativ ausgerichtete Chronik, die den Boden einer ausgewogenen Darstellung der damals jüngsten deutschen Geschichte verlassen hatte, jedoch nicht; die genauen Gründe sind nicht bekannt.

  • Jüdische und sonstige verbotene Autoren

In der Folge versuchte der national-konservativ eingestellte Kippenberg, sich der politischen Einflussnahme durch das Nazi-Regime (vgl. auch Reichsschrifttumskammer) soweit wie möglich zu entziehen. Allerdings musste auch er den neuen politischen Verhältnissen seinen Tribut zollen. Am 16. Mai 1933 wurde im Börsenblatt eine „Schwarze Liste“ von 135 Autoren veröffentlicht, deren Werke aus öffentlichen Bibliotheken auszusondern waren. Hierunter war auch einer der Hauptautoren des Insel Verlages, Stefan Zweig, der in der Insel-Bücherei mit Gedichtbänden und Erzählungen sowie Übertragungen ausländischer Literatur repräsentativ vertreten war. Die Liste war zwar für die Verleger nicht bindend, aber Kippenberg wurde Ende 1933 vom Börsenverein nochmals über aus nationalen und kulturellen Gründen unerwünschte Autoren – darunter wieder Stefan Zweig – förmlich informiert. Zu diesem Zeitpunkt konnte der Verleger unter Hinweis auf mögliche außenpolitische Verwicklungen beim Reichspropagandaministerium noch erreichen, dass ihm der Verkauf einzelner Titel Zweigs auf Widerruf gestattet wurde, so dass er dessen 4 Reihentitel in seinen Verlagsverzeichnissen noch bis zum Sommer 1935 [2] führte; schon in den Verlagswerbeschriften zu Weihnachten 1935 [3] war der Autor getilgt. Nach Ablauf der Schonfrist am 1. März 1936 musste er sich dann von Zweig endgültig trennen.[4]

Einkleber Winterhilfsspende der Reichsschrifttumskammer in einem Insel-Buch von 1935

Alle offensichtlich jüdischen Autoren und Titel mit einem positiven Bezug zum Judentum und jüdischen Leben mussten aus dem Verlagsprogramm zurückgezogen werden. Auch der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 fielen solche Titel zum Opfer. Im Zusammenhang mit dieser soll fast die ganze 2. Auflage der Altjüdischen Legenden (IB 347/1), herausgegeben von Bin Gorion, vernichtet worden sein. Dabei wurden auch Autoren als jüdischer Herkunft eingestuft, die es tatsächlich gar nicht waren. Dies traf zum Beispiel auf den als Übersetzer von Oscar Wilde tätigen Franz Blei zu, der Deutschland bereits 1933 als Gegner des NS-Regimes verlassen hatte, so dass Kippenberg das Impressum der noch vorhandenen Restbestände des Gespenstes von Canterville (IB 390) mit seinem Namen tilgen ließ. [5]

  • "Erlaubte" Autoren

Gleichwohl wurde die Produktion der Insel-Bücherei mit den „erlaubten“ Autoren nach Titeln, Absatz und Ausstattung auch ab 1933 auf einem beachtlichen Niveau gehalten. Der Insel Verlag beteiligte sich in dieser Zeit auch an dem von der NS-Propaganda herausgestellten Winterhilfswerk mit Bücherspenden aus der Insel-Bücherei. Dies geschah sicherlich nicht allein aus Gründen politischer Opportunität, sondern vor allem auch zur Förderung der weiteren Verbreitung der Reihe in der deutschen Leserschaft.

Auch während der ersten Kriegsjahre konnte die Insel-Bücherei trotz vielfältiger Materialprobleme und personeller Einschränkungen im Verlag in einem beachtlichen Umfang fortgeführt werden. In dieser Zeit trat der Verleger unter dem Anagramm „Benno Papentrigk“ selbst mit einem Titel in der Reihe hervor. 1942 erschienen als IB 219/3 seine Schüttelreime, nachdem der Autor diese zunächst im Privatdruck und dann außerhalb der Reihe im Insel Verlag veröffentlicht hatte.

IB 313/2 Gedichte des deutschen Barock (Hrsg. Wolfgang Kayser), fotomechanischer Nachdruck

Kriegsvernichtete Ausgaben

In der Nacht vom 3. zum 4. Dezember 1943 wurden auch das Verlagshaus des Insel Verlags und das Gebäude des mit dem Vertrieb des Verlagssortiments beauftragten Kommissionärs Fleischer Opfer des Krieges und bei einem alliierten Luftangriff auf Leipzig völlig zerstört. Dabei gingen neben versandfertigen Nachauflagen auch acht zur Auslieferung an den Buchhandel bereitliegende Erstauflagen neuer Titel, die in Pappe gebunden waren, in Flammen auf. Diese konnten zwar alsbald nachgedruckt werden und erschienen dann 1944 – allerdings nur noch broschiert – in den Buchläden.

Ein Titel aber – die Gedichte des deutschen Barock, Auswahl und Nachwort von Wolfgang Kayser (IB 313/2) – wurde bislang vom Verlag offiziell nicht wieder aufgelegt. Da nur etwa vier Dutzend Exemplare erhalten geblieben sind, die von Kippenberg an den Herausgeber, andere Verlagsautoren und -buchkünstler, Freunde des Verlags oder zu Rezensionszwecken bereits vor dem offiziellen Erscheinungstermin versandt worden waren, ist IB 313/2 ein Desideratum vieler Sammler dieser Reihe. Um vor allem diesen wenigstens den Inhalt des Bändchens zu erschließen, wurde der Titel 1989 mit Genehmigung des Frankfurter Verlagshauses (siehe unten) von privater Seite als einmaliger, fotomechanischer Nachdruck im Broschureinband herausgegeben.

Das Leipziger Verlagshaus nach Kriegsende von 1945 bis 1990

Erteilung der Verlagslizenz

Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg wurden vom Insel Verlag zur rascheren Befriedigung der Nachfrage nach Literatur und wahrscheinlich auch aufgrund des Materialmangels Teilauflagen von 21 Titeln der Insel-Bücherei in einer kostengünstigen einfarbigen Broschur-Ausstattung ohne Hinweis auf dieselbe gedruckt. Dies gestattete zudem, den von den sowjetischen Behörden verhängten Preisstop für die Insel-Bücherei auf dem vor Kriegsende bestehenden Niveau zu umgehen, indem je nach Umfang ein Preis von 1,50 bis 2,25 RM, zumeist jedoch 1,80 RM, für die in einer Auflage von meist 10 000 Exemplaren gedruckten Broschüren gefordert werden konnte.

In der sowjetischen Besatzungszone wurde dann der reguläre Verlagsbetrieb am 25. Februar 1947 nach Erhalt einer endgültigen Verlagslizenz von den sowjetischen Besatzungsbehörden - zunächst mit der Nummer 366, ab 1950 dann mit der Nummer 351, die bis 1990 im Impressum der Leipziger Insel-Bücher enthalten war - unter großen Schwierigkeiten wieder aufgenommen. Bei der Entscheidung zugunsten des Verlages nahmen maßgeblich Einfluss der frühere Autor des Insel Verlags und nunmehriges Mitglied des Zentralkomitees der SED, Johannes R. Becher, und der Leipziger Oberbürgermeister, Erich Zeigner, der damit die – allerdings vergebliche – Hoffnung verband, Kippenberg möge Leipzig als den ständigen Ausstellungsort seiner Goethe-Sammlung bestimmen, die sich über alle Gebiete von Literatur, Kunst und Wissenschaft erstreckte und damals als die bedeutendste Privatsammlung auf diesem Gebiet galt.

Nun konnten auch wieder Insel-Bücher, bis 1950 allerdings nur Lagerbestände oder Nachdrucke älterer Titel, erscheinen. Becher selbst war übrigens gleich zu Beginn der neuen Verlagstätigkeit mit dem Sonette-Band Wiedergeburt vertreten, der 1987 noch als IB 1079/1 in die Insel-Bücherei übernommen wurde. Als erste neue Titel erschienen dann 1951 Crisanta von Anna Seghers (IB 99/4), Leb wohl! El Verdugo von Honoré de Balzac (IB 104/3) und Der Mexikaner Felipe Riveras von Jack London (IB 163/2), die an die Stelle anderer Vorkriegsausgaben mit dieser Bandnummer traten.

Ausgabeschwerpunkte und Preisgestaltung

  • Ausgabepolitik bis 1989

Im Leipziger Verlagshaus bildeten nach dem Zweiten Weltkrieg die Werke von Dichtern und Schriftstellern des deutschen Humanismus, des sog. Sozialistischen Realismus, sowie aus der Sowjetunion und den anderen sozialistischen Staaten den herausgeberischen Schwerpunkt. Bei den DDR-Autoren spannte sich der Bogen von Willi Bredel (IB 834: Pater Brakel), Bodo Uhse (IB 485/2: Der Weg zum Rio Grande), Wieland Herzfelde (IB 599: Das Steinerne Meer; IB 952: Blau und Rot. Gedichte) und Stephan Hermlin (IB 504/2: Balladen; IB 585: Der Leutnant Yorck von Wartenburg) bis hin zu Johannes Bobrowski (IB 996: Gedichte 1952–1965), Günter Kunert (IB 1007/1: Kinobesuch) und Franz Fühmann (IB 989/1: König Ödipus).

Es wurden allerdings auch Lizenzausgaben von Autoren westlicher Länder verlegt, vor allem, wenn deren Werk als fortschrittlich im Sinne der sozialistischen Kultur- und Kunstdoktrin galt, wie dies bei den deutschsprachigen Autoren Ingeborg Bachmann (IB 1037/1: Die Gedichte), Walter Jens (IB 1063: Der Untergang) oder Elias Canetti (IB 1066: Die Stimmen von Marrakesch) der Fall war. Von bedeutenden englischsprachigen Autoren kamen so neben damaligen oder späteren Nobelpreisträgern, wie Ernest Hemingway (IB 902: Die Sturmfluten des Frühlings), T.S. Eliot (IB 1089: Das wüste Land), Harold Pinter (IB 1048: Der stumme Diener) oder Doris Lessing (IB 1039/1: Hunger), beispielsweise auch Gertrude Stein (IB 1069: Picasso. Erinnerungen), James Joyce (IB 1052: Kammermusik. Gesammelte Gedichte), James Baldwin (IB 999/1: Sonnys Blues) oder Truman Capote (IB 1036/1: Baum der Nacht) zu Wort.

Noch bis 1989 verlegte das Leipziger Verlagshaus den seit den 1930er Jahren klassischen Bildband der Reihe, bei dem einem Tafelteil, der in der Regel aus 24 bis 32 Seiten bestand, ein einführender und kommentierender Text gegenüber gestellt wurde. Das Spektrum reichte hier von alten Meistern der Malerei (IB 970, Cranach: Zeichnungen) und der Bildhauerei (IB 1055: Meister H.W.) über die klassische Moderne (IB 1025/2, Dix: Graphik) bis zu Gegenwartskünstlern der DDR (IB 765, Albert Ebert. Poesie des Alltags oder IB 1050, Manthey: Fayencen).

Einer besonderen Pflege erfreute sich in der DDR das illustrierte Insel-Buch, was dem Herstellungsleiter Hans-Joachim Walch zu verdanken war, der selbst in der Insel-Bücherei illustratorisch in Erscheinung trat, z.B. bei IB 729: Kikeriki oder Das Krähen des edlen Hahnes Beneventano von Herman Melville. Walch beauftragte vor allem junge Grafiker, häufig Absolventen der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. So wurden z.B. als IB-Illustratoren tätig: Egbert Herfurth (IB 581/2: Gotthold Ephraim Lessing: Epigramme), Rolf Felix Müller (IB 672: August Kopisch: Kleine Geister), Karl-Georg Hirsch (IB 859: Stevenson: Der Selbstmörderklub). Aber auch schon etablierte Buchkünstler, wie Werner Klemke (IB 234/C: Stevenson: Villon) oder Imre Reiner (IB 754: Cervantes: Fräulein Cornelia), konnten ihre Künstlerschaft in die Gestaltung der Bändchen einbringen.

  • Verlagsprogramm 1990

Trotz der mit der deutschen Wiedervereinigung einhergehenden Wechselfälle erwies sich das Verlagsprogramm 1990 der Verlagsgruppe Kiepenheuer, in die das Leipziger Verlagshaus seit 1977 integriert war, bei der Insel-Bücherei als Konstante und wurde weitestgehend umgesetzt. Lediglich der unter der Nummer 1097 in einer Neuübersetzung angekündigte Titel Guillaume Apollinaire: Die kubistischen Maler (Herausgeber: Helmut Melzer) blieb auf der Strecke. Bereits 1989 war nämlich im Luchterhand Literaturverlag eine Neuauflage der Übersetzung Oswalt von Nostitz' von 1956 erschienen und durch die politischen Umwälzungen in der DDR seit 1989 auch dem dortigen Lesepublikum zugänglich. Für die geplante Neuübersetzung der 1913 erstmalig unter dem Titel Les peintres cubistes erschienenen Essay-Sammlung sah der Verlag wohl keine hinreichenden Absatzchancen.

  • Ladenpreise

Der Verkaufspreis der DDR-Bände betrug nur 1,25 Mark und dann später auch 2,50 Mark für Titel größeren Umfangs (sog. Doppelbände). Deshalb erfreute sich die Insel-Bücherei in der DDR eines regen Absatzes und war trotz Erstauflagen von in der Regel 10–20 000 Textbänden und 20–30 000 Bildbänden stets rasch vergriffen. Die Kehrseite des niedrigen Preises, der noch aus der Zeit des 2. Weltkriegs herrührte und an dem in der DDR aufgrund der staatlichen Preisbindung trotz begründeter Änderungswünsche des Verlages gegenüber dem zuständigen Amt für Preise festgehalten wurde, war ein programmierter Verlust des Verlages bei fast jeder Ausgabe der Insel-Bücherei. Allenfalls bei den auf dem Rückenschild mit einem „D“ gekennzeichneten Doppelbänden konnten wenigstens die Gestehungskosten erlöst werden.

Erst in der Endphase der DDR, vor Beginn der Leipziger Frühjahrsmesse im März 1990, kündigte das Leipziger Verlagshaus eine Anpassung der Bandpreise an. Danach sollten ab 1. September 1990 einfache Bände 5,-, dicke Bände (Doppelbände) 7,- und Bildbände 8,- Mark auch unter Hinweis auf die im modernen Antiquariat des DDR-Buchhandels bereits geforderten Preise kosten, die über dem ursprünglichen Ladenpreis lagen. [6] Aufgrund der Politik der Wiedervereinigung, die die am 18. März 1990 gewählte DDR-Regierung verkündete, kam die geänderte Preispolitik nicht mehr zum Tragen. Die noch ausstehenden Bände des Leipziger Programms von 1990 wurden dann zu den beim Insel Verlag Frankfurt/Main für die Insel-Bücherei gängigen Preise vertrieben.

Titelblatt-Ausschnitt des vernichteten IB 1023/1, J. Heartfield: Fotomontagen)
Impressum des vernichteten IB 1023/1, J. Heartfield: Fotomontagen

Die vernichtete „Heartfield-Ausgabe“

Ungeachtet der in der DDR gegebenen Materialknappheit, die sich in limitierten Papierzuteilungen an die Verlage und zum Teil qualitativ minderwertigem, stark holzhaltigem Papier widerspiegelte, kam es 1979 zur Einstampfung der Rohbögen einer in 25 000 Exemplaren vollständig ausgedruckten Neuerscheinung – dem als IB 1023/1 vorgesehenen Titel John Heartfield: Fotomontagen aus den Jahren 1924 bis 1944, herausgegeben von Roland März.

Hintergrund der in der Geschichte der Insel-Bücherei wohl beispiellosen Makulierungsaktion waren Beanstandungen der Witwe des Künstlers, mit der die für den Band vorgesehene Auswahl der originalen Fotomontagen in Klebetechnik aus dem Nachlass des Künstlers abgestimmt worden war. Danach fehlte die verlagsseitig zugesagte Ausstattung des Bändchens auch mit farbigen Bildtafeln, und es war durch Retuschierungen der Werkstattcharakter der geklebten Fotomontagen bei den gedruckten Tafeln nicht mehr sichtbar.

Ein ursprünglich wohl beabsichtigter, korrigierter Neudruck des Titels kam nicht mehr zustande. Lediglich einige Rohbogen für Korrekturzwecke und Signalexemplare blieben erhalten, und es fanden einige wenige der für diese Ausgabe gestalteten orangefarbenen Mustereinbände mit dem diagonalen Buchstabenrapport „H-H-H“ (usw.), der Initiale des Künstlers, für 3 andere Titel der Reihe Verwendung. Die Bandnummer wurde dann erst 1982 mit Isaac Bashevis Singers Der Spinoza von der Marktstraße endgültig neu belegt.[7].

Das Verlagshaus in Wiesbaden und Frankfurt am Main seit 1945

Gründung der Zweigstelle Wiesbaden

Noch im April 1945 gründete Anton Kippenberg in Wiesbaden eine Zweigstelle des Insel-Verlages, in der auch die Insel-Bücherei wieder eine dominierende Rolle spielen sollte. Diese erhielt nach Kriegsende von den amerikanischen Besatzungstruppen die Lizenz-Nummer 13, die sich im Impressum der damaligen Verlagsproduktion findet. Nach dem Tod Kippenbergs 1950 wurde sein langjähriger Mitarbeiter Gotthard de Beauclair zunächst Künstlerischer Leiter, dann Verlagsleiter des Hauses (1951–1962). Der Verlagssitz wurde am 5. Oktober 1960 nach Frankfurt am Main verlegt. Bereits am 30. April desselben Jahres hatten die Gesellschafter die handelsrechtliche Verselbständigung des westdeutschen Verlagshauses beschlossen, wodurch nun der Leipziger Teil eine „Zweigstelle“ Wiesbadens geworden war.

Obwohl die Wiesbadener Zweigstelle bei der Ausstattung der Bändchen zunächst Abstriche machen musste – bis 1950 gab es nur Broschuren –, konnten bereits 1946 mit Jacob Burckhardt: Briefe (IB 331/2) zum Preis von 1,00 DM und 1947 mit Molière: Tartuffe (IB 76/2) - nun schon 1,20 DM - zwei Neuerscheinungen an den Buchhandel ausgeliefert werden. 1948 gab es allerdings wie in Leipzig nur Nachdrucke älterer Titel.

Ausgabeschwerpunkte

In der Bundesrepublik fühlte sich der Insel Verlag in den fünfziger und sechziger Jahre einerseits den im nationalsozialistischen Deutschland verfemten Künstlern und Schriftstellern, hier insbesondere auch denen des deutschen Expressionismus, wie Ernst Ludwig Kirchner: Im Tanzcafé (IB 770), Franz Marc: Tierstudien (IB 567/1) oder den Maler(n) der Brücke. Farbige Kartengrüße von Erich Heckel, Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein, Karl Schmidt-Rottluff an Rose Schapire (IB 678/1), und andererseits modernen Autoren aus Westeuropa und Amerika verbunden. So konnten nun in der Insel-Bücherei auch Werke von Oskar Loerke (IB 733: Das alte Wagnis des Gedichts), Sigmund Freud (IB 817: Der Moses des Michelangelo), Franz Kafka (IB 662/1: Die Verwandlung), Carl Einstein (IB 801: Bebuquin) oder Karl Kraus (IB 688/1: Die Sprache) erscheinen. Thomas Mann (IB 637/1: Die Meerfahrt; IB 815: Pariser Rechenschaft) und Stefan Zweig (IB 165/2: Sternstunden; IB 349/1: Die Augen des ewigen Bruders) wurden erneut ins Reihenprogramm genommen.

In der Verlagszeitschrift Inselschiff 1/1966 kündigte der Verlag für 1966 als IB 883 sogar einen Titel Karl Marx: Über Zeitgenossen an, der von Claus Behnke herausgegeben werden sollte. An seiner Stelle erschienen jedoch erst 1968 Artmanns Übertragungen von Gedichten François Villons in Wiener Mundart Baladn.

Zu den zeitgenössischen Vertretern deutschsprachiger Lyrik oder Prosa gehörten u. a. Heinrich Böll (IB 647/1: Im Tal der donnernden Hufe; IB 768: Als der Krieg ausbrach), Peter Gan (Richard Moering) (IB 628/1: Preis der Dinge), Robert Minder (IB 771: Kultur und Literatur in Deutschland und Frankreich), Rudolf Hagelstange (IB 687/1: Ballade vom verschütteten Leben), Ina Seidel (IB 668/1: Gedichte), Gertrud von le Fort (IB 615/1: Die Consolata; 657/1: Plus ultra), Reinhold Schneider (IB 741: Las Casas vor Karl V.), Günter Eich (IB 667/1: Allah hat hundert Namen) oder Arno Schmidt (IB 818: Die Umsiedler). Mit Gedichtübertragungen von Shakespeare (IB 898: Einundzwanzig Sonette) und Jules Supervielle (IB 932: Gedichte) war auch der aus der Bukowina stammende Paul Celan in die Reihe aufgenommen worden. Erstaunlicherweise kam auch Ernst Bertram, dem 1946 wegen seiner Haltung in der Nazi-Zeit die Lehrbefugnis entzogen worden war, wieder zu Wort mit IB 154/2: Gedichte und Sprüche und mit mehreren Titeln als Herausgeber (z. B. IB 235/D: Lenau, IB 579/1: Jean Paul).

Mit der von 1908/09 stammenden Komposition Fünfzehn Gedichte aus „Das Buch der hängenden Gärten von Stefan George war dann sogar ein Vertreter der Zwölftonmusik, Arnold Schönberg (IB 683/1), in der Insel-Bücherei vertreten, in der dem Reihencharakter entsprechend Notenliteratur nur sehr selten ediert wurde.

Unter den fremdsprachigen Autoren können beispielhaft angeführt werden: Virginia Woolf (IB 714: Die Dame im Spiegel), Lewis Carroll (IB 896: Alice im Wunderland; IB 934: Die Jagd nach dem Schnark), Tibor Déry (IB 677/1: Der Riese), Albert Camus (IB 686/1: Jonas oder der Künstler bei der Arbeit), Paul Valery (IB 642/1: Die Krise des Geistes; IB 808: Die junge Parze), Jorge Luis Borges (IB 822: Der Zahir und andere Erzählungen) oder die Literatur-Nobelpreisträger Miguel Asturias (IB 704: Legenden aus Guatemala) und T. S. Eliot (IB 661/1: Das wüste Land).

Laufende Neuauflagen erlebten ältere Erfolgstitel. Dazu gehören z. B. Gedichte von Rainer Maria Rilke (IB 400 und 480), Der Opfergang von Rudolf G. Binding (IB 23), Das Marionettentheater von Heinrich von Kleist (IB 481) oder Von dem Fischer un syner Fru, ein Märchen nach Runge mit Bildern von Marcus Behmer (IB 315), das später mit einer Nacherzählung von Uwe Johnson ergänzt wurde.

Übernahme und Ausgliederung von Inselverlagstiteln bei der IB

Ursprünglich nicht für die IB vorgesehene Insel-Verlagsausgaben, weil diese von der Ausstattung oder dem Umfang her für den gebundenen Ladenpreis zunächst zu teuer waren (IB 1027/2 – Deutsche Weihnachtslieder mit Noten und Bildern [1981; bereits 1937 außerhalb der Reihe erschienen]) wurden mit Folgeauflagen zur längerfristigen Einordnung in die Reihe übernommen, nachdem die Kalkulation der bis 2001 auf 24,00 DM angestiegenen Verkaufspreise der Bändchen dies zuließ. Die Reihenübernahme traf daneben zur Absatzbelebung auch auf unverkaufte Restbestände von Titeln, die aus verlegerischen Erwägungen zunächst nicht in der Insel-Bücherei erscheinen sollten (IB 292/2 – Christopher Marlowe: Die tragische Historie vom Doktor Faustus [1953; bereits 1949 außerhalb der Reihe]) zu. Ebenso wurden mitunter Restbestände von Teilauflagen ursprünglicher Reihentitel, die zeitweise außerhalb der Reihe in einer einfacheren Ausstattung erschienen waren, mit den typischen Reihenmerkmalen – Pappband mit Titel- und Rückenschild – aufgebunden.

Andererseits kam es im Zuge der Absatzschwierigkeiten der Reihe in den 1970er und 1980er Jahren zur entgegengesetzten Tendenz, d. h. einer Ausgliederung vieler Titel der Reihe, die dann als broschiertes Insel-Taschenbuch (it) – häufig in erweitertem Umfang und mit einem günstigeren Ladenpreis – weiter erschienen, wie IB 891 – Irische Elfenmärchen (1966, ab 1987: it 988) und IB 1077/2 – Eliza Orzeszkowa: Blumenhochzeit (1977, ab 2000: it 2397).

Deutsche Wiedervereinigung und die Insel-Bücherei Frankfurt am Main/Leipzig (1991-2009) und Berlin (ab 2010)

Zwar waren in der alten Bundesrepublik aufgrund der veränderten Situation auf dem Buchmarkt ab den 1960er Jahren Auflagenzahlen und Editionsumfang reduziert worden, wohingegen in der DDR die Breite des Reihenprogramms gehalten und hohe Auflagen erzielt wurden. Gleichwohl stellte die „Insel-Bücherei“ eine der Brücken über die im Ergebnis der deutschen Nachkriegsentwicklung entstandenen kulturpolitischen Differenzen zwischen beiden deutschen Staaten bis 1990 dar, die den Gedanken an eine letztlich gemeinsame Literatur und ein gemeinsames Verlagswesen in Deutschland während seiner Teilung wachhielten. Im Ergebnis der deutschen Wiedervereinigung konnte 1991 auch die Insel-Bücherei wieder als einheitliche Reihe des nunmehr wiedervereinigten Insel Verlags Frankfurt am Main/Leipzig, ab 2010 in berlin, erscheinen und seitdem einen neuen Aufschwung nehmen. Gegenwärtig erscheint sie mit etwa 12 neuen Titel jährlich – jeweils 6 im Frühjahr und im Herbst zum Preis von etwa 13 Euro –, wobei die Pflege kleinerer aktueller Werke und die Herausgabe von ausgewählten Titeln aus den Werken von Johann Wolfgang von Goethe und Rainer Maria Rilke einen editorischen Schwerpunkt bilden. Aber auch Neuentdeckungen früher verlegter Autoren, wie z.B. Wilhelm Buschs Kuchenteig (IB 1325), und die Kategorie der sog. "Geschenkbücher" mit Titeln zu allgemeinen künstlerischen und literarischen Themenkreisen (Blumenbilder nebst Texten und Gedichten im Jahreskreis, Primärfarben in der künstlerischen Betrachtung, Gartenlust in den verschiedenen Jahreszeiten) sind in der Reihe zu finden sind.

Im Herbst 2011 wurde mit Das Ur-Heidi von Peter O. Büttner die Bandnummer 1349 erreicht. Durch die Mehrfachbelegung vieler Nummern mit unterschiedlichen Buchtiteln liegt die erreichte Titelanzahl der Reihe allerdings weit höher. Aufgrund des Umzugs des Insel Verlags von Frankfurt/Main nach Berlin ist dieser Verlagsort seit 2010 im Impressum der Insel-Bücher aufgeführt.

Einbandgestaltung, Ausstattung, Impressum und Nummerierung

IB 1, Rilke: Cornet, Rizzi-Buntpapiereinband

Pappeinbände mit Musterpapierbezug

  • Rizzi-Papiereinband

Das äußere Erscheinungsbild der Reihe unterschied sich vom Beginn ihres Erscheinens an deutlich von den üblichen Buchreihen für den Massenvertrieb, die ohne besonderen typographischen Aufwand auf eher billigem Papier gedruckt und zumeist nur mit einfachen Broschureinbänden versehen wurden, wie die Reclam Universal-Bibliothek. Die ersten 12 Bände der Insel-Bücherei wurden dagegen auf holzfreiem Papier gedruckt und in Pappeinbände im Oktavformat () gebunden, die mit farbigen Überzugspapieren nach Vorlagen der italienischen Kollektion Rizzi versehen waren.

Rizzi-Einbandmuster, 110 Pf-Sondermarke von Deutschland (2000)
  • Sonstiger Buntpapiereinband

Ab 1913 wurde das Sortiment der Einbandpapiere auch um Muster ergänzt, die nicht aus der Kollektion "Rizzi" stammten, da die gewachsene Bandzahl inhaltlich und zur Erhöhung der optischen Attraktivität nach einer Verbreiterung des Musterpapierfonds verlangte. Dabei wurden die Entwürfe ab den 1920er Jahren zunehmend moderner. Noch immer stand aber der Musterpapierfonds der Reihe für alle erscheinenden Titel gleichermaßen zur Verfügung.

Erst mit dem Aufkommen der Bildbände ab 1933 kam es aufgrund der erwarteten hohen Auflagen zu titelspezifischen Musterpapieren. Hier wurde sehr oft auf ein aus dem behandelten Thema abgeleitetes Einbandmotiv, das dann im Rapport wiederholt wurde, zurückgegriffen.

Nach 1950 zeichnete sich vor allem im Leipziger Verlagshaus die Tendenz ab, zu jedem neuen Titel ein eigenständiges Musterpapier zu entwerfen. Mit diesem wurden die gesamte Auflage und auch Folgeauflagen ausgestattet. Aufgrund des verkaufspreisbedingt problemlosen Absatzes auch hoher Auflagen war dies ohne wirtschaftliche Probleme möglich. Dagegen konnte das Wiesbadener/Frankfurter Haus wegen der zunehmenden Absatzschwierigkeiten der Reihe ab Ende der 1950er Jahre sehr häufig nur kleinere Binderaten auf den Markt bringen, so dass sich eine Titelbindung an ein Buntpapier verbot. Erst bei den recht kleinen Auflagen der Novitäten ab Ende der 1960er Jahre wurden vom Frankfurter Verlagshaus vermehrt titelspezifische Einbandpapiere eingesetzt, die auch gegenwärtig Reihenstandard sind.

IB 78, v. Hofmannsthal: Welttheater, Marmorpapiereinband
  • Marmorpapier-Einband

Ab Ende 1927 bis Anfang der 1930er Jahre experimentierte man bei der Auswahl von Einbandpapieren auch mit relativ empfindlichen Marmorpapieren, die zuvor schon bei drei Vorzugausgaben in Halbleder Verwendung gefunden hatten und die nun auch bei gut zwei Dutzend Titeln der Normalausgaben eingesetzt wurden. Offensichtlich entsprach das erzielte optische Ergebnis aber nicht dem Reihencharakter und fehlte auch die erforderliche Haltbarkeit, so dass es bei diesen einmaligen Versuchen blieb. Bislang wurden bei 22 Titeln der Normalausgaben Marmorpapiere gefunden.

  • Titelschild

Die Bändchen trugen zunächst ein aufgeklebtes, typographisch mit Sternen und Linien gestaltetes Titelschild mit Angabe der Reihennummer und der Buchreihe „Insel-Bücherei“. Wohl durch ein Druckereiversehen, das bei einer ersten Binderate der Erstauflage nicht sofort bemerkt wurde, kam es zumindest bei dem Titel von Gottfried Keller: Die drei gerechten Kammmacher. Spiegel, das Kätzchen (IB 329) zum unrichtigen Eindruck „Insel-Verlag“. Im 2. Weltkrieg trat nochmals bei der Broschur-Ausgabe (s.u.) von IB 7 Münchhausen ein Titelschild-Druckfehler auf, indem der Reihenname zu „Insel-Bücher“ verkürzt wurde.

Bei den oben genannten Bildbänden der 1930er und 1940er Jahre wurden Titel- und Rückenschild als Teil des titelspezifischen Einbands mit gedruckt. Aus Kostengründen wurden ab den 1980er Jahren die Titelschilder generell nur noch in ein eingeprägtes Titelfeld gedruckt.

Vom stets querliegenden Titelschild war aus einbandgestalterischen Gründen bisher nur bei IB 692 Peking-Oper abgewichen worden, das ein hochkant stehendes Titelschild erhalten hatte.

Varianten der IB, ohne und mit Rückenschild
  • Rückenschild

Erst ab IB 28, Hugo von Hofmannsthal: Der Tor und der Tod, und für Nachauflagen generell ab 1913 wurde ein Rückenschild mit Autor und Kurztitel aufgeklebt; die Reihennummer wurde auf diesem ab dem im Jahre 1915 erschienenen IB 158/1 (Landsknechtslieder) angegeben. Nicht selten wurde bei den im 2. Weltkrieg erschienen Ausgaben das Rückenschild weggelassen. Ab den 1980er Jahren wurden die Rückenschilder wie die Titelschilder nur noch aufgedruckt.

  • Querformat

Wenn es die möglichst werkgerechte Wiedergabe von Kunstwerken, wie von Goethe (IB 555, siehe Abbildung), Lyonel Feininger (Rotes Meer und gelbe Schiffe, IB 629/1), Carl Blechen (Italienische Skizzen, IB 640/2) und Hans Purrmann (Sommer auf Ischia, IB 721), oder die Darstellung von Notenabbildungen erforderte, kommt ausnahmsweise auch ein querformatiger Bucheinband (quer 8°) zum Zuge. Erstmals wurde dieses Format bei den Bilderpossen von Wilhelm Busch (IB 25/2) im Jahre 1934 und zuletzt 1999 bei Martin Walsers Der edle Hecker (IB 1197), das von Johannes Grützke illustriert wurde, eingesetzt. Die Zahl der Bändchen in diesem Format liegt weit unter zwei Dutzend.

IB 555 Goethe: Handzeichnungen, Querformat, Vorderdeckel
aus IB 555 Goethe: Handzeichnungen, Tafel 21 mit Schillers Garten in Jena
aus IB 107/B, Wagner: Fünf Gedichte an Mathilde Wesendonk (Nachwort J. Kaiser)



Leder- und Halbledereinbände

Schon bald nach Etablierung der Buchreihe am Markt wurden Teilauflagen (jeweils maximal ca. 200 Exemplare) von gängigen Titeln oder auch Erstauflagen von im Inselverlag erfolgreichen Autoren in Ganzleder aufgebunden und z. T. mit Schutzumschlag und Schuber ausgestattet. Der Buchblock wurde jeweils der Normalauflage entnommen. Die Bändchen sind als Insel-Bücher nur an der Bogenzählung zu erkennen. Sie wurden etwa zum 10fachen Preis der Normalausgabe angeboten und in folgenden 2 Varianten gefertigt:

  • Ganzledereinband mit goldgeprägtem Insel-Signet auf dem Vorderdeckel und ebenso eingedrucktem Titel auf dem Buchrücken (Serie LS) sowie gemustertem Vorsatzpapier; diese Variante erschien zwischen 1914 und 1931 von 70 Titeln aus 36 Erst- und 110 Folgeauflagen, wobei jeweils 200 Bände aufgebunden wurden,
  • Ganzledereinband mit goldgeprägtem Fleuron, der in 21 Mustern vorkommt, und Titel auf dem Vorderdeckel sowie unbedrucktem Rücken (Serie LF); diese Variante wurde zwischen 1917 und 1924 von 29 Titeln aus 34 Auflagen nur auf Einzelbestellung von Kunden gefertigt.

Von zwei Titeln, dem IB 1, Rilke: Cornet (1915–1924), und dem IB 28, Hugo von Hofmannsthal: Der Tor und der Tod (1921), liegen auch Halbledereinbände vor, die mit einem Marmorpapier beim Einband und einem Leseband versehen wurden.


IB 89/1C Charles Dickens: Silvesterglocken, Tonpapier

Broschur-Einbände

Im I. und II. Weltkrieg waren für den Versand an Frontsoldaten Teilauflagen broschiert worden (siehe unten). Daneben wurden im II. Weltkrieg - sicher aus Gründen der Materialknappheit - vorhandene Restbestände von Normalausgaben in kartonierten einfarbigen Broschuren (Tonpapier) aufgebunden. Bei Bildbänden wurde auch kartoniertes illustriertes Broschurpapier aufgebunden, dessen Muster den Pappbänden der Normalausgabe entsprach.

Da die Materialknappheit in den ersten Nachkriegsjahren in allen Besatzungszonen Deutschlands fortbestand, konnten in dieser Zeit weiterhin nur papierene broschierte Ausgaben hergestellt werden. Anfang der fünfziger Jahre erhielten die Insel-Bücher dann wieder ihr gewohntes Aussehen.

Umschlagstreifen, Bildeinbände und Einsatz von Schutzumschlägen zur Absatzförderung

Vorwiegend bei Erstauflagen setzte der Verlag ab 1912 bei einigen Titeln zur Verkaufsförderung Umschlagstreifen ein, mit denen auf den Inhalt des Bändchens, den Autor oder – bei Folgeauflagen – auch auf bereits erreichte Auflagenzahlen hingewiesen wird.

Die Gestaltung des Bucheinbandes rückte dann aber im Frankfurter Verlagshaus vor allem in den 1970er und 1980er Jahren von den reihentypischen Rizzi-Musterpapieren mit dem aufgeklebten (später aufgedruckten) Titel- und Rückenschild ab und näherte sich dem Erscheinungsbild der immer zahlreicher auf den Buchmarkt drängenden, mit der Insel Bücherei konkurrierenden Taschenbuchausgaben anderer Verlage an. Bereits ab 1960 wurden bei Bänden mit einem Bildteil zeitweise Schutzumschläge eingesetzt, die ein Bildmotiv aus dem Band wiederholen. 1961 wurde dann das Bildmotiv unter Verzicht auf einen gesonderten Schutzumschlag direkt auf den ansonsten weißen, grauen, braunen oder grünen Untergrund des aufzuklebenden Überzugspapiers gedruckt (Bildeinband). Diese Bände tragen eine einfarbige Reihenleiste mit dem Titel und der Bandnummer. Bildeinbände mit weißem Untergrund erhielte als Schutz vor der leicht möglichen Verschmutzung einen durchsichtigen Pergaminumschlag.

Ab 1965 wurden die, häufig folienkaschierten, Einbände grafisch auch völlig frei gestaltet, mitunter sogar ohne Angabe des Titels auf dem Vorderdeckel, wodurch der Reihencharakter der Bändchen verloren ging.


Illustrationen und Bildbände

IB 7/1 G.A. Bürger: Münchhausen, Titelillustration von Franz Riepenhausen
IB 221 Hans Holbein d.J.: Bilder des Todes (König Franz I. und der Tod
  • Illustrationen

Schon bei einem Band der ersten Lieferung von 12 Titeln, Gottfried August Bürgers Erzählungen über die Abenteuer des Freiherrn von Münchhausen (IB 7/A), lockerte eine Titel-Illustration den Textteil auf. Der erste durchgehend illustrierte Band wurde den Lesern nur wenig später mit den Fünf sehr anmutigen Geschichten des Giovanni di Boccaccio (IB 16) präsentiert; ihm folgten dann 1913 Die schön Magelona (IB 39) und Drei Fastnachtsspiele von Hans Sachs (IB 46), nochmals mit mittelalterlichen Holzschnitten, sowie Jean Pauls Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wuz in Auenthal (IB 51). Auf die weitere Entwicklung der Illustration in der IB vor 1945 wurde schon unter dem Punkt "Vom Beginn 1912 bis zum Jahr 1913" (Die Zwischenkriegszeit) eingegangen.

Einen besonderen Aufschwung nahm das auf hohem buchkünstlerischen Niveau gestaltete Insel-Buch, wozu nicht zuletzt auch Illustrationen gehörten, dann in den 1950er und 1960er Jahren im Wiesbadener Verlagshaus unter dessen künstlerischem Leiter, Gotthard de Beauclair. Beispielhaft seien erwähnt die Federzeichnungen von Robert Pudlich zu Bontempellis Fahrt der Europa (IB 627/1), Theo Kupershoeks Holzschnitte zu Balzacs Das Mädchen mit den Goldaugen (IB 654/1) oder die Holzschnitte von Frans Masereel zu Lorcas Das Kleine Don Cristóbal Retabel (IB 681/1). Eine vergleichbare Rolle bei der Förderung der Illustration spielte im Leipziger Verlagshaus der von 1952 bis 1978 dort tätige Herstellungsleiter Hans-Joacim Walch. Dieser, selbst buchillustrierend tätig, ermutigte vor allem junge Künstler, das Feld der Buchillustration zu betreten (näheres siehe oben im Abschnitt "Das Leipziger Verlagshaus nach Kriegsende von 1945 bis 1990").

Wiederholt versuchte der Verlag in jüngerer Zeit, durch Wettbewerbe neue künstlerische Handschriften für den Verlag zu gewinnen. Monika Schliephack konnte mit ihren Illustrationen zu Wilhelm Hauffs Das kalte Herz als Gewinnerin des zum 75jährigen Jubiläums der Insel-Bücherei 1987 durchgeführten Illustrationswettbewerbs,[8] wobei drei vorgegebene Texte illustriert werden konnten, den Band 1105 schmücken. Illustrationen von Rita Berger, der Zweitplatzierten, wurden IB 1106, Der Spaziergang von Robert Walser, beigegeben. Erneut rief der Insel Verlag zur Illustration der 2006 erschienenen Erzählungen von Engeln, Geistern und Dämonen von Martin Buber[9], dieses Mal Studenten der Fachhochschule Mainz, auf. Aufgrund einer gleichrangigen künstlerischen Gestaltung wurden Bubers Erzählungen gleich in zwei Bänden (IB 1280 und 1281) mit den Illustrationen von Regina Gail und Mandy Schlundt ediert.

  • Bildbände

Im Reformations- und vorletzten Kriegsjahr, 1917, wurde dann mit dem ersten reinen Bildband, der historischen Holzschnittfolge Bilder des Todes von Hans Holbein d.J., ein neuer Buchtyp der Reihe aus der Taufe gehoben, bei dem ein vom erläuternden Textteil getrennter und zunächst noch schwarzweißer Tafelteil enhalten war. Dieser erste Band erlebte sogar noch bis 1989 im Leipziger Verlagshaus Nachauflagen. In den 1930er Jahren bereicherten nunmehr im Mehrfarbdruck gedruckte Farbbildbände die Reihe. Sie wurden von zeitgenössischen Buchkünstlern (Fritz Kredel, Willi Harwerth und Rudolf Koch) ausgestattet. Hier machte den Anfang das 1933 erschienene Kleine Blumenbuch (IB 281/2). Ihm folgten aus der Reihe mit Naturthemen u. a. Das kleine Baumbuch (IB 316/2, 1934) und Der kleine Goldfischteich (IB 255/2, 1935).

IB 450/1: Manessische Handschrift, Tafel 19 – Der von Suonegge
Der Bordesholmer Altar im Schleswiger Dom (Abbildung im gleichnamigen IB 495, Tafel 1)

Bei einer Anzahl von Bildbänden wurden die beigegebenen Bildtafeln auch nach älteren kolorierten Vorlagen gedruckt, wie Das kleine Buch der Vögel und Nester (IB 100, 1935), Maria Sibylla Merians Das kleine Buch der Tropenwunder (IB 351/2, 1935) und Die Minnesinger in Bildern der Manessischen Handschrift (IB 450, 1933, Teil 1).

Sogar bis ins letzte Kriegsjahr 1945 wurde an solchen Ausgaben gearbeitet. Freilich konnte der 2. Teil der Minnesinger (IB 560) erst nach Kriegsende ausgeliefert werden. Die Bändchen dieser Zeit, deren Farbtafelteil zumeist von der Leipziger Druckerei H.F. Jütte hergestellt wurde, dürften in ihrer Druckqualität bis heute als unübertroffen gelten.

Als erster Band mit photographischen Aufnahmen erschien dann 1936 Der Bordesholmer Altar Meister Brüggemanns (IB 495). Diesem Band schlossen sich Titel mit Aufnahmen des Naumburger Doms (IB 505), des Freiberger Doms St. Marien (IB 179/3) und griechischer Tempel von Paestum (IB 170/3) an.

Die Bremer Stadtmusikanten von Gerhard Marcks, Abbildung in: Tierplastik (IB 595/1, Tafel 27)

Schließlich wurden ab 1939 auch zeitgenössische Maler und Bildhauer mit Schwarzweiß-Fotografien in der Insel-Bücherei vorgestellt, zunächst Georg Kolbe mit Bildwerke (IB 422), – ein Ausgabeschwerpunkt, der in den 1950er und 1960er Jahren mit Titeln über einzelne Schaffenszyklen von Künstlern, wie Ernst Barlach: Taschenbuch-Zeichnungen (IB 600), Lyonel Feininger: Rotes Meer und gelbe Schiffe (IB 629/1), Gerhard Marcks: Tierplastik (IB 595/1), Paul Klee: Handzeichnungen (IB 294/2) und Traumlandschaft mit Mond (IB 800), Hans Purrmann: Sommer auf Ischia (IB 721) und Friedensreich Hundertwasser: Der Weg zu Dir (IB 899), seinen Höhepunkt hatte. Dabei erschienen ab 1955 auch farbige Bildbände zu diesem Themenkreis.

Nummerierung

Kippenberg strebte ursprünglich an, die gesamte Buchreihe in ununterbrochener Nummernfolge lieferbar zu halten. Dementsprechend ersetzte er nicht mehr gängige Titel durch andere mit derselben Reihennummer. In den 1930er Jahren mussten dann auch die Titel der in Deutschland mit Veröffentlichungsverbot belegten Autoren ersetzt werden.

Auch das Leipziger Verlagshaus belegte nach 1945 Nummern neu, die mit aus Sicht der DDR-Kulturpolitiker unerwünschten Autoren besetzt waren, so dass Nachauflagen nicht in Betracht kamen (Friedrich Nietzsche, Otto von Bismarck, Ernst Bertram, jeweils mit mehreren Titeln, und Werner Kortwich mit IB 447 Friesennot). Im übrigen wurden neue Titel von beiden Verlagshäusern grundsätzlich fortlaufend ab IB 561 nummeriert. Um dabei Nummernkollisionen zu vermeiden, hatten sich die beiden Verlagshäuser nach dem 2. Weltkrieg bei der Vergabe neuer Nummern im Rahmen ihrer weitgehend eigenständigen Verlagsprogramme zunächst abgestimmt.

Diese Abstimmung wurde seit etwa 1973/74 vom Leipziger Verlagshaus nicht mehr eingehalten. Als Grund wurde angegeben, dass das Frankfurter Verlagshaus die Nummer 993 mit dem DDR-Autor Peter Hacks (Der Schuhu und die fliegende Prinzessin) – diese Ausgabe wurde übrigens nicht in der DDR vertrieben – belegt hatte, obwohl Leipzig seinerseits schon einen Titel mit Gedichten Theodor Storms angemeldet hatte. Ebenso sei die Nummer 996, für die schon ein Gedicht-Band von Johannes Bobrowski vorgesehen war, von Frankfurt für Hofmannsthals Der Kaiser und die Hexe verwendet worden. Danach benutzte das Leipziger Verlagshaus ab 1974 insbesondere die IB-Nummern 562 ff., die früher bereits vom Wiesbadener Verlagshaus mit Neuerscheinungen belegt worden waren, erneut für Titel des sog. deutschen Literaturerbes. Im Ergebnis dieser Unstimmigkeiten fühlte sich dann auch das Frankfurter Verlagshaus grundsätzlich nicht mehr zur Abstimmung der Nummern verpflichtet, und so gibt es ab den 1970er Jahren erneut sehr viele Reihennummern mit zwei verschiedenen Buchtiteln.

Die Neunummerierung innerhalb der Reihe führte dazu, dass es schließlich bis zu vier verschiedene Titel (IB 99) zu einer Reihennummer gibt. Bibliographisch werden inhaltlich unterschiedliche Bände mit derselben Bandnummer durch Ziffern, die der Hauptnummer nachgestellt sind, und Bände mit demselben Autor und Titel aber inhaltlichen Varianten, z.B. das Hinzufügen von Illustrationen, die Veränderung von Gedichtsauswahlen, die Neubearbeitung einer Übersetzung u.ä., durch ebenso nachgestellte Großbuchstaben unterschieden.

Typografie

S. 30 aus IB 49-2, Heraklit: Fragmente (zweisprachig), griechische Schrift von Hermann Zapf

Großen Wert legte der Insel Verlag auf die Schriftgestaltung bei jedem einzelnen Titel. Schrift und Inhalt sollten eine organische Einheit bilden. Deshalb wurden viele Titel bei Nachauflagen typografisch völlig neu gestaltet, wobei zur Mitarbeit auch namhafte Schriftgestalter, wie Rudolf Koch oder Hermann Zapf, gewonnen wurden.

Bei der Schriftart dominierte zunächst die Fraktur: von den 27 Bänden des ersten Jahrgangs liegen lediglich fünf in einer Antiqua-Schrift vor. Hier handelt es sich zumeist um Übersetzungen, wie Van de Veldes AMO (IB 3), Balzacs Facino Cane (IB 19) und SophoklesAntigone (IB 27), oder auch um Lyrik deutscher Autoren, hier: Ricarda Huch: Liebesgedichte (IB 22). Auch in der Folge kamen Antiqua-Schriften in der Reihe ab und an zum Zuge, nur beispielhaft seien Goethes Pandora (IB 30/1), Hölderlins Gedichte (IB 50) und Hermann Bahrs Dialog vom Marsyas (IB 67/1) genannt. Auch fremdsprachige Textbestandteile, wie Zitate oder Werkverweise, wurden häufig ebenfalls in Antiqua gesetzt.

Erst mit einem nichtöffentlichen Rundbrief-Erlass vom 3. Januar 1941 beendete Hitler das Vorherrschen der Fraktur-Schrift im Druckgewerbe Deutschlands, da die sogenannte „gotische Schrift“ nicht als deutsche Schrift anzusehen sei. Sie bestünde in Wirklichkeit aus Schwabacher Judenlettern. Danach waren die gotischen Schriften sämtlich zugunsten der „Normal-Schrift“ auszuscheiden. Dementsprechend wurde auch der Schriftsatz der IB-Neuerscheinungen schrittweise auf Antiqua-Schriften umgestellt. Kriegsbedingt waren die Druckereien jedoch nicht immer in der Lage, den Schriften-Erlass sofort ausnahmslos umzusetzen, so dass fast die Hälfte der diesem nachfolgenden Neuerscheinungen der letzten Kriegsjahre noch in der alten Schrift gesetzt werden musste.

Ausschnitt, S. 58–59, aus IB 360, L. Richter: Es war einmal mit der Schrift Gilgengart

Nach dem zweiten Weltkrieg tauchen Fraktur-Schriften in der Reihe nur noch selten auf, zumeist dann, wenn Insel-Bändchen historische Texte beinhalten, deren Wirkung auf den Leser durch eine aus ihrer Entstehungszeit stammende Letter unterstützt werden sollte, so bei dem im Leipziger Verlagshaus erschienenen Titel von Hans Sachs Ein wünderlicher Dialogus und neue Zeitung (IB 579/2) oder bei Johann Beers Der neu ausgefertigte Jungfernhobel (IB 878), der von beiden Verlagshäusern vertrieben wurde. Vom Frankfurter Verlagshaus wurde 1950 für L. Richters Es war einmal (IB 360/B) die von Hermann Zapf geschaffene Gilgengart-Fraktur erstmalig kommerziell verwandt.

Bei der Auswahl der Schriften stand dem westdeutschen Verlagsteil eine größere Bandbreite zur Verfügung. Durch die in der DDR gegebenen ökonomischen Zwänge, die zu einer Standardisierung und Vereinheitlichung in allen wirtschaftlichen Bereichen und damit auch in der Druckindustrie führten, reduzierte sich dort die Anzahl der bei den Druckereien verfügbaren Antiqua-Schriften. Allerdings hatte dies wiederum den positiven Effekt, dass der Reihencharakter der Bändchen aufgrund des relativ einheitlichen Schriftbildes gestärkt wurde.

Zwei Titel des Wiesbaden/Frankfurter Verlagshauses, Paul Klees Handzeichnungen (IB 294/2) und Georg Heyms Umbra vitae (IB 749), wurden sogar mit einer Grotesk-Schrift ausgestattet: Bei Klees Handzeichnungen korrespondierte diese Schriftart wohl am besten mit dem Bandinhalt, und mit Umbra vitae wurde ein aus der Zeit des Expressionismus’ stammender Gedichtband mit Illustrationen von E. L. Kirchner aus dem Verlag Kurt Wolff (1924) reproduziert. Kippenberg hatte diese Schriftart in der Insel-Bücherei ansonsten vermieden. Lediglich bei den Ziffern der Bandnummer auf dem Rückenschild war ab Anfang der 1930er Jahre und weiter bei den meisten westdeutschen Nachkriegsausgaben eine Grotesk zu finden. Letztere lassen sich dadurch schon am Rückenschild von den Leipziger DDR-Ausgaben unterscheiden.

Impressum und Angaben zu Verlag und Auflage

  • Leipziger Verlagshaus bis 1945

Bei den ersten Bänden wurde neben der Angabe des Verlags („Insel Verlag zu Leipzig“) und der beauftragten Druckerei kein Hinweis zur Erstauflage gegeben. Folgeauflagen waren jedoch durch die Angabe des erreichten Tausends gekennzeichnet, so dass dadurch die jeweiligen Erstauflagen fast immer abgrenzbar sind. Allerdings liegen auch einige wenige Folgeauflagen ohne weiteren Hinweis vor. Dann muss zur Auflagenbestimmung auf sekundäre Bestimmungsmerkmale (Textveränderungen, Druckereiangabe, veränderte Werbeseiten, Papierqualität u.ä.) zurückgegriffen werden. Ab 1938 wurde auf dem Titelblatt zumeist das Jahr des Erscheinens des Titels angegeben, auch bei Folgeauflagen von früher erschienenen Titeln; weitere Angaben enthielten die Bände bis 1945 nicht.

  • Leipziger Verlagshaus 1945-1990

Zusätzlich zu den bisherigen Angaben wies das Impressum der Insel-Bücher in der Sowjetischen Besatzungszone und dann weiter in der DDR die für den Insel-Verlag dort vergebene Verlagslizenznummer „351“ (bis 1950: „366“) verbunden mit der für den einzelnen Titel vergebenen Lizenznummer aus.

Bis 1964 wurde die Auflage noch in Tausend angegeben, danach nur noch als Ordinalzahl. Es wurden bei den Bänden ab 1953 die verwendete Schriftart, 1961 die Buchbinderei und im Laufe des Jahres 1972 eine zusätzliche Bestellnummer in das Impressum aufgenommen. Dem folgte 1975 der Eintrag des in der DDR über 41 Jahre konstanten Ladenpreises, und ab 1980 wurde bei den meisten Bänden der Gestalter des Einbandpapiers genannt. Schließlich folgten im Jahr 1986 noch die Angabe der ISBN und ISSN (IB 1067, Samjatin: Wie der Mönch Erasmus geheilet ward), so dass das Impressum des Leipziger Verlagshauses, das letztmalig 1990 bei dem Titel Im Schatten des Glücks (IB 1093) zu finden ist, mittlerweile fast ein Drittel einer Druckseite einnahm. Bei den Bänden des Jahrgangs 1990 wurde aufgrund der erhöhten Verkauspreise nach Wegfall der Preisbindung in der DDR und dem Vollzug der Währungsunion der Verkaufspreis nicht mehr eingedruckt.

  • Wiesbaden/Frankfurter Verlagshaus 1945-1990

Die ersten Nachkriegsbroschüren enthielten im Impressum neben der Druckereiangabe den Eindruck: „Veröffentlicht unter Zulassung Nr. 13 der Nachrichtenkontrolle der Militärregierung“, der später auf „Zulassung Nr. 13“ reduziert wurde und mit der Gründung der Bundesrepublik wegfiel. Bei Neuerscheinungen musste teilweise eine kurze Vita des Autors und ggf. des Übersetzers in das Impressum aufgenommen werden, wie bei IB 76/2, Molière: Tartuffe, von 1947. Zunächst ist nur bei Folgeauflagen das Tausend angegeben, es sei denn, der Titel wurde vor seiner Neuausgabe in der Insel-Bücherei bereits anderweitig vom Insel Verlag oder mit einem stark veränderten Inhalt schon vor dem 2. Weltkrieg in der Insel-Bücherei veröffentlicht. Dann wurde die Höhe schon der ersten IB-Teilauflage bzw. geänderten IB-Neuauflage beziffert. Von 1965 bis 1969 ist die Auflagenhöhe dann auch schon bei der Erstauflage aus dem Impressum ersichtlich. Bei der Mehrzahl der Neuerscheinungen und bei einem Neusatz von Vorkriegstiteln wurde die verwendete Schriftart angegeben. Ab 1960 ist neben der Druckerei zumeist auch der Papierlieferant namentlich erwähnt. Alle diese Informationen fallen dann ab 1970 weg, so dass das Impressum nur noch die Druckerei und teilweise die Auflage nennt. Lediglich die ISBN ergänzt die wieder recht kargen Verlagsangaben.

  • Frankfurt/Leipziger und Berliner Verlagshaus ab 1991

Das Impressum entsprach von 1991 bis 1998 dem bisherigen des Frankfurter Verlagshauses; es wurde nach der Wiedervereinigung der beiden Verlagshäuser lediglich um den zusätzlichen Verlagsort „Leipzig“ ergänzt. Beginnend mit IB 1150 (Rilke: Wie soll ich meine Seele halten) wies der Verlag bei fast allen Titeln den Gestalter des verwendeten Musterpapiers oder seine ursprüngliche Herkunft aus, wenn es aus musealen Buntpapiersammlungen stammte. Zunächst sporadisch – erstmals (1997 bei IB 1175 (Heine: Neue Melodien spiel ich) – und dann ab 1998 fast durchgehend wurde wieder die Schriftart ins Impressum gerückt. Dieses wurde 1999 vollständig überarbeitet, indem die Urheberrechte, die dem Verlag am publizierten Titel vorbehalten sind, umfassend aufgezählt wurden. Gleichzeitig lässt sich nun die Auflage an einer einstelligen und das Ausgabejahr des Insel-Buchs an einer zweistelligen arabischen Ziffer in zwei Ziffernfolgen ablesen, wobei die jeweils niedrigste Zahl die maßgebende ist. Seit 2004 ergänzt die Angabe des zum Druck verwendeten Papiers die nun wieder umfangreichen Verlagsangaben zum Titel.

Aktuelle Ausstattung

Die zur Verkaufsförderung eingeleitete Entwicklung beim Frankfurter Verlagshaus, die der Reihe ihren unverwechselbaren Charakter und Charme zu nehmen drohte, wurde in den 1980er Jahren wieder rückgängig gemacht. So trägt gegenwärtig die Insel-Bücherei in der weit überwiegenden Anzahl der Titel wieder ihr altes Buchkleid mit Musterpapieren. Vor allem bei Titeln, die die klassische deutsche Literatur des 18. und 19. Jahrhunderts oder biographische Themen zu deren Autoren zum Gegenstand haben, wird häufig auf historische Vorlagen aus Musterpapiersammlungen in musealen Beständen zurückgegriffen (Deutsches Buch- und Schriftmuseum / Deutsche Bücherei Leipzig), so dass auch die in der Frühzeit der Insel-Bücherei verwandten Rizzi-Papiere eine Renaissance erleben. Die weiterhin obligatorischen Titel- und Rückenschilder werden allerdings aus fertigungsökonomischen Gründen nur noch eingedruckt. Folgeauflagen von wenigen, bereits in der Erstauflage in der Insel-Bücherei ausschließlich im Bildeinband edierten Titeln werden aber auch bei den laufenden Folgeauflagen weiter mit diesem Einband versehen (z. B. IB 1008/2: Polnische Liebesgedichte, mit einer Einbandzeichnung von Picasso, oder IB 999/2: Hermann Hesse, Stunden im Garten, mit einer Einbandzeichnung von Gunter Böhmer).

Sehr oft werden jetzt die Bändchen mit Buchillustrationen und Photographien direkt im Text versehen, dagegen tauchen Bändchen mit einem reinen Bild- und erläuterndem Textteil (Bildbände, siehe oben) nur noch selten bei Neueditionen auf. Den Neuerscheinungen werden seit 1999 wieder Lesezeichen aus Karton beigegeben, die einen kurzen Verweis auf die jeweilige Bandnummer und deren Inhalt sowie rückseitig die übrigen Neuerscheinungen des Frühjahrs- oder Herbstprogramms tragen. Damit wird an eine frühere Tradition des Frankfurter Verlagshauses aus den 1950er und 1960er Jahren angeknüpft; damals lagen den Bänden beidseitig bedruckte sog. Waschzettel aus Papier bei.

Ab 1996, beginnend mit dem Band Norbert Elias: Die Ballade vom Armen Jakob (IB 1165), weisen die Musterpapiereinbände eine sehr glatte, lackähnliche Oberfläche auf, deren haptische Eigenschaften dadurch den früher verwendeten Papieren nicht mehr gleichkommen, allerdings durch ihre Robustheit die zuvor typischen Bereibungen der empfindlichen Buchkanten deutlich vermindern. Die glatte Oberfläche soll aber wohl vor allem den Buchkäufern ermöglichen, die im Buchhandel seit einiger Zeit aus Rationalisierungsgründen verwendeten Strichcode-Aufkleber mit der Angabe des Verkaufspreises ohne Oberflächenbeschädigung vom Buch abziehen zu können.

Sonderausstattungen der Reihe

Ausgaben im Zusammenhang mit den beiden Weltkriegen

Kleinere Teilauflagen von vielen damals lieferbaren Titeln wurden zur Reduzierung des Transportgewichts in einfarbige Broschureinbände gebunden (sog. Kriegsausgaben), um den Versand an die an der Front kämpfenden Soldaten des Deutschen Reichs zu erleichtern. Die Broschüren tragen auf dem Vorderumschlag das normale Titelschild, ein Rückenschild ist jedoch nicht vorhanden. Einzelne Titel tragen dort zusätzlich noch einen Aufdruck des Hamburger Roten Kreuzes. Aufgrund der nicht sehr robusten Ausstattung und der intensiven Inanspruchnahme der Broschüren durch die Leser unter Kriegsbedingungen und in Lazaretten überdauerte schon ein Großteil der Kriegsausgaben nicht den 1. Weltkrieg. Weitere Exemplare mögen wegen ihres unscheinbaren Äußeren in späteren Zeiten weggeworfen worden sein, so dass sie selten geworden sind.

Während des 2. Weltkrieges erschien wie bei vielen anderen Verlagen auch in der Insel-Bücherei eine größere Titelanzahl als sog. Feldpostausgabe und Frontbuchhandelsausgabe, die einen Querschnitt durch die Textbände des laufenden Verlagsprogramms boten und die als gesonderte Auflagen mit teilweise erheblichen Auflagenzahlen auf meist minderwertigem Papier gedruckt und wie die Kriegsausgaben des I. Weltkriegs aus Gewichtsgründen zum Versand an die Front (Feldpostausgaben) oder zum ausschließlichen Vertrieb unmittelbar dort (Frontbuchhandelsausgaben) fast ausschließlich mit dünnen, zumeist einfarbigen Broschureinbänden versehen wurden.

Als einzige Feldpostausgabe im Pappband mit Musterpapier erschien 1944 in einer kleinen Auflage, die bereits 1943 im besetzten Dorpat (Estland) gedruckt wurde, Rilkes Cornet (IB 1) – vielleicht eine Verbeugung des Verlags vor dem Werk eines seiner Hauptautoren, der bereits 1926 verstorben war.

Restbestände der Feldpostausgaben, die neben historischen Texten, wie Das deutsche Ordensland Preußen von Treitschke (IB 182/1), Römische Charaktere von Mommsen (IB 489) oder Politisches Gespräch von Ranke (IB 349/2), vor allem Märchen von Andersen (IB 397) oder Hauff (IB 497) sowie politisch unverfängliche Novellen, Erzählungen (Kleist, Eichendorff oder Keller) und Gedichte (Hölderlin, Rilke, Morgenstern) enthielten, wurden auch noch nach 1945 vertrieben, wobei der Hinweis auf die Feldpostausgabe durch Überkleben oder Entfernen des Vermerks meist unkenntlich gemacht wurde.

  • Truppenbetreuungsausgaben im 2. Weltkrieg

Für die an der Front kämpfenden deutschen Soldaten wurden zur sog. Truppenbetreuung ab 1943 auf Bestellung der Wehrmacht, die auch die Verteilung an der Front und in der Etappe übernahm, vom Verlag besondere Teilauflagen von zumeist 10 000 Exemplaren gefertigt, die nicht in den Handel kamen. Überwiegend wurden diese Bändchen in speziell für diese Ausgaben hergestellte einfarbige Pappbände mit Streifenstruktur eingebunden. Das Rückenschild wurde bei einzelnen Ausgaben weggelassen. Mitunter kamen auch gemusterte Pappbände oder Broschüren als Einbandmaterial zur Verwendung. Der Druck dieser Auflagen wurde zumeist von außerhalb Leipzigs ansässigen Druckhäusern ausgeführt, die sonst nicht in die Herstellung der Insel-Bücherei einbezogen waren.


Ausgaben für die Leipziger Buchmärkte

Zudruck zur 3. Buchmarktausgabe 1981 (Afrikanische Goldgewichte - IB 1040/1)

Beginnend mit dem Jahr 1979 und endend 1990 wurden auf dem Leipziger Marktplatz, meistens im September, Buchmärkte abgehalten, auf denen, neben anderen Verlagen, auch das Leipziger Haus des Insel Verlags Titel seines aktuellen Programms verkaufte. Der Insel Verlag bestückte seinen Verkaufsstand erstmalig zum 2. Buchmarkt 1980 mit einem besonders dafür ausgestatteten Insel-Buch der laufenden Produktion. Diese Ausgabe von Bertolt Brecht: Von der Freundlichkeit der Welt. Gedichte (IB 907/B) erhielt nur einen Zudruck mit einem Texthinweis auf den Buchmarkt. Ab dem 3. Buchmarkt wurde zusätzlich eine von H. J. Walch entworfene Buchmarktvignette unter den Hinweistext eingedruckt, die ein aufgeschlagenes Buch mit einem - wiederum ein Buch haltenden - Löwen, dem Wappentier Leipzigs, und eine stilisierte Textseite abbildete. Der Zudruck ist zunächst auf der Rückseite des Vorsatzes und ab 1982 (Bernini: Zeichnungen [IB 660/2]) auf der des Titelblatts zu finden. Die Auflage der Buchmarktausgaben soll jeweils bei etwa 500 Exemplaren gelegen haben. 1990 erschien als letztes Insel-Buch zu diesem lokalen Ereignis von Walter Benjamin: Kleine Kunst-Stücke (IB 1088).

IB 328/A, G. Keller: Der Schmied seines Glückes, Vorzugsausgabe auf Bütten und in Halbpergament

Vorzugsausgaben

Entsprechend der Verlagstradition wurden von Zeit zu Zeit für Bibliophile Vorzugsausgaben von gängigen Titeln mit besonderen Einbänden (Verwendung von Leder, Pergament, Leinen, Seide oder einem Edelpappband) und Ausstattungen (Büttenpapier, Autoren- und Künstlersignatur, Originalgrafik-Beigaben, Schuber, Handkolorierung, größeres Buchformat) gefertigt. Mitunter wurden auch auf künstlerische Bucheinbindungen spezialisierte Buchbinder, wie Willy Pingel, Gerhard Prade und Gerd Prade, mit der Fertigung von Handeinbänden beauftragt.

In den 1990er Jahren wurde die Fertigung von Vorzugsausgaben intensiviert, so dass bis heute in der Regel jährlich eine solche mit einem Titel aus dem Novitätenprogramm der Inselbücherei auf den Markt kommt. Von den frühen Titeln der Reihe (bis etwa 1930) gibt es keine verlässliche Auflistung der tatsächlich als Vorzugsausgabe erschienen Bände. Mitunter wurden auch Buchblöcke mit Sondereinbänden versehen, die nicht für den Handel bestimmt waren. Solche raren Ausgaben erreichen auf dem Antiquariatsmarkt beachtliche Preise.


Hofmannswaldau: Sinnreiche Helden-Briefe verliebter Personen, Jahresgabe 1962/63, Edelpappband

Jahresgaben für Freunde des Insel Verlags

Von einigen Titeln des Verlagsprogramms der IB wurden auch Jahresgaben für Freunde des Insel Verlags in besonderer Ausstattung aufgelegt, die nicht über den Handel vertrieben wurden. Dies betraf z. B. für das Frankfurter Verlagshaus Christian von Hofmannswaldau: Sinnreiche Helden-Briefe verliebter Personen (IB 779) oder Siegfried Unseld: Goethe und der Ginkgo (IB 1188) sowie aus Leipzig das von Martin Gimm herausgegebene Leben Buddhas (IB 870) oder den von G. Pommeranz-Liedtke herausgegebenen Graphikspiegel (IB 920).

Kaufhausausgaben

In den 1970er Jahren wurden Buchblöcke von nicht abgesetzten Restbeständen von Insel-Büchern der 1950er bis 1970er Jahre mit einem roten, gelben oder grünen Broschureinband versehen und als „Sonderausgabe im Insel-Verlag“ zumeist über Kaufhäuser (sog. Kaufhausausgaben) oder das Moderne Antiquariat vertrieben. Bei einigen Ausgaben, die bereits in einer recht geringen Auflage gedruckt worden waren, wie z. B. Nelly Sachs' Gedichtsammlung Glühende Rätsel aus dem Jahr 1968 (IB 825/1B), hat dies zur Folge, dass im typischen IB-Pappband aufgebundene Bändchen selten geworden sind.


Sonderausgaben für Vereinigungen und Unternehmen

Verschiedentlich haben Vereinigungen, z. B.

und Unternehmen z. B.

  • Schleswig-Holsteinische Landesbrandkasse: Der Bordesholmer Altar Meister Brüggemanns, mit Zusatzblatt für die Mitglieder 1953 (IB 495)
  • Firma Sager & Woerner: Sophokles: König Oidipus (Übertr. Roman Woerner) im Halbledereinband 1960 (IB 726)
  • Gilde-Versicherung in Düsseldorf (mehrere Bildbände in Ledereinband)
  • Firma Kessler & Co. (IB 1077/2, Eliza Orzeszkowa: Blumenhochzeit, Zudruck für die Belegschaft zum Weihnachtsfest 1988)
  • Bundesvereinigung der Firmen im Gas- und Wasserfach e. V. / FIGAWA (IB 1173, Gisela Linder: Wasser ist Leben, Eindruck der Anschrift der FIGAWA)
  • Bristol-Myers Squibb, ZNS/Serotonin Forschung (IB 1006/2, Poe: Der Rabe, Zudruck und Schutzumschlag)

vom Insel Verlag kleine Teilauflagen mit zusätzlich eingebundenen Anlassseiten, Zudrucken im Impressum oder in besonderer Ausstattung fertigen lassen, um sie unter Nutzung der Popularität der Reihe an ihre Mitglieder, Beschäftigten oder an Geschäftspartner zu Repräsentationszwecken zu verteilen.

Mitunter werden auch Teilauflagen von institutionellen Interessenten angekauft und in eigener Regie mit entsprechenden Sonderausstattungen (Schutzumschlägen) oder Einklebern versehen.



Seitenreihen – Österreichische Bibliothek und Reihe Pandora

Österreichische Bibliothek

1915 begann mit Grillparzers politisches Testament eine von Hugo von Hofmannsthal herausgegebene Seitenreihe zur Insel-Bücherei, die Österreichische Bibliothek. Sie entsprach in ihrer Ausstattung im Wesentlichen der Insel-Bücherei, hatte jedoch einheitlich gelbe Pappeinbände. Sie wurde 1917 mangels hinreichenden Absatzes mit dem Erscheinen des 26. Bändchens eingestellt.

Pandora

Nach dem Ersten Weltkrieg (1920/1921) erschien als zweites und letztes Seitenstück zur Insel-Bücherei die Reihe Pandora mit kleineren Werken in den Originalsprachen, die den Lesern in Deutschland einen leichteren Zugang zu ausländischer Literatur verschaffen sollte, der aufgrund des inflationsbedingten Devisenmangels ab 1918 gestört war. Auch dieser, in sieben Sprachen erschienenen Reihe war kein dauerhafter wirtschaftlicher Erfolg beschieden, und sie kam nicht über 52 Titel hinaus.

Von beiden Reihen wurden in den zwanziger Jahren Restbestände in die Insel-Bücherei übernommen und mit deren Ausstattung (Titel- und Rückenschild) verkauft.

Die Insel-Bücherei als Sammelobjekt

H. Sarkowski: 50 Jahre Insel-Bücherei (Katalog 1962), Vorzugsausgabe, Halbpergament
  • Verlagskataloge

Schon bald nach ihrem Erscheinen erregte die Buchreihe auch die Aufmerksamkeit von Sammlern, die sich durch die optisch attraktive Gestaltung, den inhaltlichen Anspruch und die vielfältigen Varianten bei der Ausstattung der Bändchen angezogen fühlen. Die verschiedenen Ausgabevarianten der Insel-Bücherei und ihrer beiden Seitenreihen wurden bereits viermal vom Insel Verlag anlässlich von Ausgabe- und Verlagsjubiläen in Bibliographien erfasst, nachdem der Verlag bereits 1937 zum 25jährigen Reihenjubiläum eine Aufstellung der lieferbaren IB-Nummern als Anhang zu einem Jubiläumsband mit Wortmeldungen von Autoren, Buchkünstlern, Verlegern und Druckern zur Reihengeschichte veröffentlicht hatte. Dieser Jubliäumsband und die drei reinen IB-Bibliographien von Heinz Sarkowski (1962) und Herbert Kästner (1987 und 1999) entsprechen in Format und Ausstattung den Bändchen der Insel-Bücherei, blieben jedoch ohne Bandnummer. Zusätzlich führte Sarkowski die Insel-Bücherei nochmals in der 1970 erschienenen Bibliographie des Insel Verlags mit auf, mit der er versucht hatte, alle Verlagseditionen bis 1969 zu erfassen. Für die Insel-Bücherei wurde diese ergänzt durch eine von der DDR-Pirckheimer-Gesellschaft 1979 herausgegebene Nachtragsbibliographie 1969-1978, obwohl der Sarkowski selbst nur in einer geringen Anzahl von Exemplaren in der DDR vertrieben wurde und damit in Sammlerhand gelangen konnte.[10]

  • Sammlerkataloge

Nach einem ersten Versuch von Gerd Plantener (1985, Selbstverlag) hat der Sammler Helmut Jenne, der über 13 000 Bändchen zusammengetragen und in seine Sammlung auch diejenige Planteners integriert hat, 1995 schließlich auch das breite Spektrum der verwendeten Einbandpapiere in einem Katalog erfasst und mit einer fortlaufenden Nummer grundsätzlich in der Reihenfolge des ersten Auftretens des Musters in der Insel-Bücherei versehen; 2006 erschien eine überarbeitete und erweiterte Fassung des als Standardwerk zum Thema "Insel-Bücherei" geltenden Katalogs. Die Nummerierung Jennes hat sich bei Sammlern und Antiquaren zur Bestimmung eines Einbandmusters weitestgehend durchgesetzt.

  • Mitteilungen für Freunde der Insel-Bücherei

Seit 1990 erscheinen im Insel Verlag - zunächst halbjährlich, jetzt jährlich in der Regel zur Frühjahrslieferung - die Mitteilungen für Freunde der Insel-Bücherei. Nachdem die Herausgeberschaft zunächst bei engagierten Sammlern der Reihe lag, wird die Publikation nunmehr direkt vom Insel Verlag gestaltet. Die für 2010 anstehende Nummer 29 erschien aufgrund des Umzugs des Verlags erst mit der Herbstlieferung, und auch 2011 hat sich erneut eine Verschiebung auf den Herbst ergeben.

Ausstrahlung der Insel-Bücherei und Sonstiges

Auszeichnung als „Schönstes Buch des Jahres“

Am 2. Dezember 1929 wurde die „Deutsche Buchkunststiftung“ gegründet. Die unter ihrer Leitung gebildete Jury wählte 1931 bei den „Fünfzig schönsten Büchern des Jahres 1930“ das Insel-Buch von Hans Carossa: Die Schicksale Dr. Bürgers. Die Flucht (IB 334/2) mit aus. Erst für das Buchjahr 1951 wurde dieser Wettbewerb in der Bundesrepublik erneut ausgetragen. 1952 war dann unter den ausgezeichneten Bücher auch ein Insel-Buch, IB 49/2, Heraklit: Urworte der Philosophie.[11] 1953 waren bereits sechs Insel-Bücher, wie Henri Matisse: Frauen (IB 577) oder Paul Hindemith: Johann Sebastian Bach (IB 575/1), unter den ausgezeichneten. [12] Auch in den Folgejahren waren regelmäßig Insel-Bücher unter den schönsten Büchern der Bundesrepublik zu finden. In der DDR startete der Wettweberb "Schönste Bücher der DDR" ein Jahr später, wobei hier eine beim Börsenverein der deutschen Buchhändler zu Leipzig gebildete Jury bis 1989 die preiswürdigen Bücher entsprechend den offiziellen kulturpolitischen Vorgaben auswählte.[13] Erstmalig war 1955 ein Titel dieser Reihe - Ernst Barlach: Taschenbuchzeichnungen (IB 600)[14] - im Kreis der ausgezeichneten Bücher. Diesem folgten ähnlich wie in der Bundesrepublik wiederholt Titel der Insel-Bücherei. Die mehrfache Wahl von Insel-Büchern in die Kategorie der schönsten deutschen Bücher in beiden Teilen Deutschlands spiegelt anschaulich den von der Buchreihe über einen langen Zeitraum gehaltenen hohen buchkünstlerischen Standard wider.

Mitdrucke für den Globus-Verlag (Wien)

In den Jahren 1983 und 1984 wurden auf Bitten des DDR-Kulturministeriums für den in Wien ansässigen Globus-Verlag von insgesamt 5 Titeln der laufenden Jahresprogramme Mitdrucke gefertigt, die in einen einfarbigen Pappband mit Titelbeschriftung auf Vorderdeckel und Buchrücken gebunden waren. Die Bändchen wurden mit dem Globus-Verlagssignet (ein Globus mit einem "G") auf dem Schmutztitel, einem leicht veränderten Titelblatt und bei den ersten drei Bändchen auch dem Copyright-Vermerk des Globus-Verlags sowie einer ISBN versehen, die für die Leipziger Insel-Bändchen erst im Laufe des Jahres 1986 eingeführt wurde. Bei den letzten beiden Bändchen lautete der Copyright-Vermerk allerdings "Verlagsgruppe Kiepenheuer". Sie waren auf jeden Fall nicht ohne weiteres als ursprüngliche Ausgaben der Insel-Bücherei zu erkennen.

Mit den Auflagen von jeweils 500 Exemplaren sollte dem Verlag, der der Kommunistischen Partei Österreichs gehörte und bis 1990 verlegerisch aktiv war, die Möglichkeit zur Erwirtschaftung von Erlösen aus dem Buchverkauf eröffnet werden. [15] Der Verkaufspreis der in der DDR für nur 1,25 (2 Titel) bzw. 2,50 Mark (3 Titel) vertriebenen Bücher lag immerhin überwiegend bei 53 Schilling, was 7,42 DM entsprach. [16]. Er übertraf damit sogar noch den für das Exportgeschäft für die 5 Parallelausgaben in der Leipziger Insel-Bücherei festgelegten damaligen Auslandspreis von 3 Mark für normale Textbände sowie 4,50 Mark für Textbände mit doppeltem Umfang und Bildbände. Zu den ausgewählten Titeln, an denen sämtlich keine Rechte anderer Verlage mehr bestanden, gehörten u.a. Gellerts Leben der schwedischen Gräfin von G. (IB 562/2), Georg Heyms Der Dieb. Ein Novellenbuch (IB 677/2) und Zeichnungen von Lucas Cranach dem Älteren (IB 970).

Ein „Insel-Buch“ als politische Tarnschrift

Einband des IB 456 Otto Nebelthau: Mein Gemüsegarten als Hülle für eine Tarnschrift
S. 9 der Tarnschrift von 1953 mit dem Titelblatt für den tatsächlichen Inhalt

Die Verbreitung und politische Unverfänglichkeit der Reihe wurde zumindest in einem Fall auch für politische Zwecke ausgenutzt. In einem nicht ganz formatgerechten (etwas zu breiten) Broschureinband des IB 456 von Otto Nebelthau: „Mein Gemüsegarten“, das verlagsseitig nie mit einer solchen Einbandfarbe versehen wurde, ist entgegen den Angaben auf dem Titelblatt mit dem Erscheinungsjahr 1950 ein anderer Text enthalten. Nach wenigen Seiten Originaltext über die Pflege eines Gemüsegartens beginnt ab Seite 9 das Referat des Leiters des Zentralbüros der Freien Deutschen Jugend (FDJ) in Westdeutschland: „Der Kampf der Freien Deutschen Jugend für Frieden, Einheit und Freiheit und die Vorbereitung zum 2. Deutschlandtreffen“ von 1953 als sogenannte Tarnschrift. Das mit vielen s/w-Abbildungen versehene Referat ist in dem damals üblichen Propagandaton des Kalten Krieges gehalten und stellt im Kern die vermeintlichen Errungenschaften der jungen DDR den vorgeblich negativen politischen und wirtschaftlichen Begleiterscheinungen des beginnenden „Wirtschaftswunders“ in der Bundesrepublik Deutschland gegenüber. Die Broschur endet dann wieder mit einem Gartenkalender als ganz normaler Insel-Buch-Text, so dass die Textvertauschung auf den ersten Blick gar nicht auffällt.

Es ist davon auszugehen, dass diese Schrift auf dem Postweg aus dem Gebiet der DDR zu den Empfängern, zumeist sicher die Mitglieder der ab 1951 in der Bundesrepublik Deutschland verbotenen FDJ, gelangte. Über den genauen Auftraggeber und den Herstellungsort der Schrift liegen keine Informationen vor.

Der Insel-Bücherei ähnliche Buchreihen

Nicht wenige in- und ausländische Verlage versuchten, die Popularität des Erscheinungsbilds der Insel-Bücherei für eigene Reihenprojekte auszunutzen und ahmten die Einbandgestaltung mit einfarbig oder bunten Pappeinbänden sowie Titel- und Rückenschildern mehr oder weniger nach. Auch ihr inhaltliches Konzept regte andere Verlage zu ähnlichen Reihen an; hier seien insbesondere in der zeitlichen Reihenfolge ihres Erscheinens genannt:

Diese Reihen deckten aber zumeist nur einzelne Felder des Editionsprogramms der Insel-Bücherei ab und konnten in keinem Falle die Universalität des Editionsprogramms, die literarische Ausstrahlung und die Beliebtheit der Insel-Bücherei erreichen, so dass sie zumeist über kurz oder lang wieder eingestellt wurden.

Wenn allerdings die Nachahmung der Ausstattung der Insel-Bücherei ein für den Verleger tolerierbares Maß überschritten hatte, ging Kippenberg wegen unlauteren Wettbewerbs und Verstoßes gegen das Geschmacksmustergesetz auch gerichtlich gegen die Konkurrenz vor, wobei er z. B. gegen die Einbandgestaltung der „Volksbücher“ der Deutschen Dichter-Gedächtnis-Stiftung vor dem Landgericht Hamburg 1919 einen Unterlassungstitel erwirken konnte.

Quellen

  1. Hans Wolf, Otto von Taube: Deutsche Chronik. 1918–1933, unveröffentlicht (Bürstenabzug im Deutschen Literaturarchiv Marbach), S. 72
  2. Die Insel-Bücherei. Sommer 1935 - Alphabetisches Verzeichnis. Nr. 1 - 476, S. 15 (Insel-Verlag I.-V. 35.113.)
  3. (vgl. u.a. Die Insel-Bücherei. Weihnachten 1935 - Alphabetisches Verzeichnis. Nr. 1 - 482, S. 15 (Insel-Verlag I.-V. 35.132.)
  4. Heinz Sarkowski: Die Insel-Bücherei unter dem Hakenkreuz, in: Insel-Bücherei. Mitteilungen für Freunde. Nummer 22, S. 5 ff.
  5. Karl-Hartmut Kull: Mehr als Lesestoff: Die Auflagen von Oscar Wildes Erzählung: Das Gespenst von Canterville,in: Insel-Bücherei. Mitteilungen für Freunde. Nummer 21, S. 62.
  6. Das Insel-Schiff. improvisierte Miniausgabe für den Buchhandel. (Leipzig 1990), 4 S.
  7. Herbert Kästner: John Heartfield: Fotomontagen, in: Insel-Bücherei. Mitteilungen für Freunde. Nummer 8, S. 37
  8. Wettbewerb Illustrationen für die Inselbücherei, A 4-Blatt mit den Teilnahmebedingungen (Insel Verlag Frankfurt am Main, Siegfried Unseld, o.J.)
  9. Lizenzausgabe des bereits 1934 in der Bücherei des Schocken Verlags als Nr. 11 erschienen Titels.
  10. Bibliographie der Insel-Bücherei 1969-1978, bearbeitet von Herbert Kästner, o.O. 1979
  11. Gerd Plantener: Die Insel-Bücherei 1912-1984. Eine Bobliographie, Börsenverein Deutscher Verleger- und Buchhändlerverbände (Hsg.): Die schönsten Bücher des Jahres 1953. Bewertet nach Druck, Bild und Einband. Selbstverlag des Autors, Frankfurt am Main 1985, S. 162
  12. Börsenverein Deutscher Verleger- und Buchhändlerverbände (Hsg.): Die schönsten Bücher des Jahres 1953. Bewertet nach Druck, Bild und Einband. Frankfurt am Main o. J., S. 15
  13. Roger Münch (Hrsg.): Studien und Essays zur Druckgeschichte. Festschrift für Claus C. Gerhard zum siebzigsten Geburtstag, Harrasowitzverlag, Wiesbaden 1997, S. 151, Fn. 4
  14. Walter Richter (Hrsg.): Spiegel Deutscher Buchkunst 1955, Leipzig, Verlag für Buch- und Bibliothekswesen 1956
  15. Karl-Hartmut Kull: Lizenzmitdrucke von fünf Titeln der Insel-Bücherei für den Globus-Verlag Wien,in: Insel-Bücherei. Mitteilungen für Freunde. Nummer 12, S. 16
  16. Vgl. Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Leipzig
    - Lucas Cranach der Ältere: Zeichnungen (Signatur: 1984 A 10869, ÖS 53.00)
    - Georg Heym: Der Dieb. Ein Novellenbuch (Signatur: 1984 A 4417, ÖS 58.00)

Literatur

  • o.A.: 75 Jahre Insel-Bücherei. Reden zur Eröffnung der Ausstellung im Klingspor-Museum. Insel (Verlag) Offenbach am Main
  • Hans-Eugen Bühler u. a. (bis Nr. 9), Jochen Lengemann (bis Nr. 20), Insel Verlag (ab Nr. 21) als Herausgeber: Insel-Bücherei. Mitteilungen für Freunde. Insel Verlag Frankfurt am Main und Leipzig 1990 ff. und ab 2010 (Nr. 29): Insel Verlag Berlin, ISSN 0946–3089 (Abk.: IB.M)
  • Helmut Jenne: Katalog der Sammlung Jenne. Insel-Bücherei – Die Schönste aller Buchreihen. 2. erw. Aufl, Selbstverlag des Autors, Schriesheim 2006 und 2008, 2 Bde.
  • Herbert Kästner (Hrsg.): Insel-Bücherei. Bibliographie 1912–1999, Frankfurt/Main, Insel Verlag 1999, 264 S., ISBN 3-458-16986-5
  • Karl-Hartmut Kull (Hsg. Helmut Brade): Meine Sammlung der Insel-Bücherei. Halle 2003, ISBN 3-86019-033-4
  • Friedrich Michael (Hrsg.): Die Insel Bücherei 1912–1937, Leipzig, Insel Verlag 1937, 78 S.
  • Helmut K. Musiol: Variationen der Insel-Bücherei (Verkaufskatalog), Selbstverlag des Autors, Murnau 1989
  • Gerd Plantener (Hrsg.): Die Insel-Bücherei 1912–1984. Eine Bibliographie Frankfurt/Main, Selbstverlag des Autors, 1985, 230 S., ISBN 3-458-14307-6

Weblinks

 Commons: Insel-Bücherei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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