Inès Armand

Inès Armand
Inessa Armand mit ihrem Mann Alexander

Inessa Armand, eigentl. Inès Elisabeth Armand (* 8. Mai 1874 in Paris; † 23. September 1920 in Naltschik) war eine russische Revolutionärin französischer Herkunft.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Armand war die Tochter des französischen Opernsängers Théodore Stèphane und dessen Ehefrau, der Schauspielerin Nathalie Wild. Armand hatte zwei Schwestern. Der Vater, der unter dem Pseudonym Péché Herbanville große Erfolge feierte, starb früh. Um die Familie zu entlasten, wurde Ines einer Tante, die als Musiklehrerin nach Moskau ging, mitgegeben.

In Moskau verbrachte Inès (russ. Koseform Inessa) eine behütete Kindheit. Mit 17 Jahren bestand Armand erfolgreich ihr Examen als Hauslehrerin. Zwei Jahre später, am 3. Oktober 1893 heiratete sie in der Nikolaikirche in Puschkino den Kaufmann und Fabrikanten Alexander Armand. Mit ihm hatte sie fünf Kinder.

1894 wurde der Sohn Alexander geboren. Zu dieser Zeit wohnte die Familie auf den Armandschen Gütern in Jeldigino bei Moskau, wo die Armands eine Schule für Bauernkinder einrichteten, die Inessa als Lehrerin unterrichtete. 1896 kam der der Sohn Fjodor zu Welt. Armand trat dem Verein zur Verbesserung des Loses der Frau in Moskau bei und wurde 1900 ihre Vorsitzende.

Neben den Töchtern Inna und Warwara wurde 1903 Sohn Andrei geboren. Zu einer persönlichen Krise kam es, als sich Armand in ihren Schwager Wladimir Armand, den Bruder ihres Ehemannes, verliebte. Das Ehepaar trennte sich freundschaftlich, ließ sich aber nie scheiden. Armand ließ sich mit dem Geliebten und ihren Kindern in Moskau nieder. Dort wurde sie anlässlich einer Razzia am 6. Februar 1905 verhaftet.

Die Anklage wurde am 3. Juni 1905 fallen gelassen, aber Armand stand seither unter Polizeiaufsicht. Mit Wirkung vom 18. Oktober 1905 wurden in Moskau Frauen zum Studium zugelassen. Bereits am 19. Oktober bewarb sich Armand für ein Jurastudium und war bis 1907 Gasthörerin.

Am 9. April 1907 erfolgte ihre Verhaftung wegen Verdachts der Konspiration gegen den gesamtrussischen Militärbund der Soldaten und Matrosen. Man ließ sie nach einigen Tagen wieder frei, verhaftete sie bereits am 7. Juli desselben Jahres deswegen wieder. Am 30. September 1907 wurde Armand schuldig gesprochen und für zwei Jahre ins Dept. Archangelsk verbannt.

Wladimir Armand ging freiwillig mit ihr in die Verbannung. Sie ließen sich in Mesen nieder. Inessa verdiente ihren Lebensunterhalt durch Französischunterricht. Einer ihrer Schüler war der spätere Schriftsteller Iwan Popow. Als Wladimir Armand nach einiger Zeit lebensgefährlich an Tuberkulose erkrankte, verließ er Inessa und ging in ein Krankenhaus in der Schweiz.

Als am 22. November 1907 in verschiedenen Armandschen Fabriken gestreikt wurde und es zu Unruhen kam, wurde Ehemann Alexander Armand verhaftet. Nach seiner Freilassung nach kurzer Zeit, ging er mit den Söhnen Alexander und Fjodor nach Frankreich.

Als die Verbannung einiger polnischer Revolutionäre in Mesen aufgehoben wurde, schloß sich Inessa ihnen heimlich an und floh am 20. Oktober 1908. Die erste Zeit lebte sie unter falschen Namen illegal in Moskau. Als die Behörden Verdacht schöpften, wich Armand nach Sankt Petersburg aus. Dort fand 1908 der erste gesamtrussische Frauenkongreß statt.

Inzwischen lag Wladimir Armand in der Schweiz bereits im Sterben. Im Januar 1909 reiste Inessa illegal über Finnland zu ihm ins Krankenhaus. Nach wenigen Tagen starb Wladimir in ihren Armen. Inessa Armand blieb vorerst in Westeuropa. Im 27. Oktober 1909 immatrikulierte sie sich an der Universität Brüssel für die Fächer Soziologie und Wirtschaft.

Ab Herbst 1910 wohnte sie in Paris, um an der Sorbonne mit Forschungen zu ihrer Promotion zu beginnen. Doch sie kam über marginale Vorarbeiten nie hinaus, da sie seit Sommer 1910 überwiegend für die Partei arbeitete.

Wahrscheinlich bereits 1909 lernte Armand in Paris Lenin persönlich kennen. In Longjumeau, ca. 15 km von Paris entfernt, fand Lenin eine Halle, die sich ohne viel Aufwand in ein Schulungszentrum verwandeln ließ. Von Mai bis August 1911 war dann diese Parteischule in Betrieb. Während dieser Zeit lebten und arbeiteten Lenin, seine Ehefrau, seine Schwiegermutter, Armand mit ihrem Sohn Andrei und einige Schüler in Longjumenau.

Bei dieser Arbeit lernte Lenin Armand schätzen und lieben. Zwischen den beiden entwickelte sich eine Affäre, die lange Jahre andauern sollte. Die Beziehung ist unter anderem belegt durch zahlreiche Briefe, die neben revolutionären Themen auch intime Bekenntnisse enthalten. Lenin besorgte ihr eine Einladung für den Internationalen Sozialistenkongress, der August/September desselben Jahr in Kopenhagen stattfand. Dort lernte sie dann u.a. Karl Kautsky, Victor Adler, Jean Jaurès, Clara Zetkin, Rosa Luxemburg und Julius Martow persönlich kennen.

Ab Sommer 1912 war Armand wieder illegal in Sankt Petersburg, wo man sie schon bald entdeckte und am 14. September 1912 verhaftete. Ihr Ehemann Alexander Armand brachte es mittels einer Kaution fertig, Armand am 20. März 1913 freizubekommen. Bis zum Sommer 1913 verbrachte sie die Zeit bei ihrer Familie und erholte sich. Ende August floh sie über Finnland wieder ins Ausland.

Nach kurzem Aufenthalt in Paris und Brüssel lebte Armand in Zürich. Dort wurde von Fritz Platten Anfang 1917 alles in die Wege geleitet, um Lenin samt seiner Entourage per Bahn nach Russland fahren zu lassen. Am 9. April 1917 startete der Zug in Zürich und am 16. April 1917 erreichte sie Petrograd.

In der folgenden Zeit wurde Armand mit den verschiedensten Arbeiten und Aufgaben für die Partei betraut. 1920 war sie nach einer Agitationsreise durch die Sowjetunion erschöpft und wollte sich im Kaukasus erholen. Dort infizierte sie sich in Naltschik bei Beslan an der Cholera.

Im Alter von 46 Jahren starb Inès Elisabeth Armand am 23. September 1920 in Naltschik. Am 12. Oktober 1920 wurde sie in einem Gemeinschaftsgrab der Kremlmauer in Moskau beigesetzt. Ihre letzte Ruhestätte fand sie zwischen dem Journalisten John Reed und dem Kinderarzt Iwan Russakow.

Verfilmungen

Literatur

  • Bardawil, Georges: Inès Armand: biographie. - Paris: Lattès, 1993. - ISBN 2-7096-1057-4
  • Podljaschuk, Pawel: Inessa: ein dokumentarischer Bericht über das Leben der Inès Armand. - Berlin: Dietz, 1987. - ISBN 3-320-00900-1

Weblinks


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