Irina Mikitenko

Irina Mikitenko
Irina Mikitenko beim Berlin-Marathon 2011
Irina Mikitenko bei den Deutschen Meisterschaften über 10.000 m 2006

Irina Mikitenko (geb. Irina Wolynskaja; * 23. August 1972 in Bakanas im Gebiet Almaty) ist eine deutsche Langstreckenläuferin kasachischer Herkunft.

Ihr Schwiegervater Leonid war Teilnehmer der Olympischen Sommerspiele 1968 in Mexiko-Stadt mit einer Bestzeit von 13:36 min über 5000 m. Sie selbst wandte sich im Alter von 14 Jahren dem Langstreckenlauf zu.[1]

Unter ihrem Geburtsnamen Wolynskaja startete sie für Kasachstan bei den Olympischen Spielen 1996 in Atlanta im 5000-Meter-Lauf und schied dort im Vorlauf aus. Da sie deutsche Vorfahren hat, zog sie 1996 als Spätaussiedlerin mit ihrem Mann nach Hessen.

1998 wurde sie Deutsche Meisterin im 10.000-Meter-Lauf und gewann den Trierer Silvesterlauf. Im Jahr darauf brach sie im 5000-Meter-Lauf zunächst mit 14:54,32 min den Rekord von Kathrin Weßel, wurde Deutsche Meisterin über diese Distanz, verbesserte als Vierte der Leichtathletik-Weltmeisterschaften 1999 in Sevilla ihren Rekord auf 14:50,17 min und stellte kurz darauf am 7. September 1999 in Berlin mit 14:42,03 min die aktuelle deutsche Rekordmarke auf.

Ein Jahr später wurde sie Deutsche Meisterin im Crosslauf, verteidigte ihren nationalen Titel über 5000 Meter, brach am 11. August 2000 in Zürich mit 8:30,39 min den 17 Jahre alten Rekord über 3000 Meter von Brigitte Kraus und wurde bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney Fünfte über 5000 Meter. Denselben Platz über dieselbe Distanz belegte sie im darauffolgenden Jahr bei den Weltmeisterschaften in Edmonton. Aus dem Jahr 2001 stammt auch ihre Bestzeit über 10.000 m (31:29,55 min).

2003 stellte sie als Siegerin beim Paderborner Osterlauf mit 31:28 min den damaligen deutschen Rekord im 10-km-Straßenlauf auf und gewann den Bietigheimer Silvesterlauf. Bei den Olympischen Spielen 2004 wurde sie Siebte über 5000 m.

Nach einer Babypause kehrte sie 2006 ins Wettkampfgeschehen zurück und wurde Deutsche Meisterin über 5000 und 10.000 m. Bei den Europameisterschaften in Göteborg wurde sie Neunte, einen Platz hinter ihrer Dauerkonkurrentin Sabrina Mockenhaupt. Diese konnte sie allerdings kurze Zeit später schlagen, als beide ihr Halbmarathon-Debüt beim Köln-Marathon gaben.

2007 wurde sie hinter Benita Johnson Zweite beim Berliner Halbmarathon in ihrer persönlichen Bestzeit von 1:09:46 h. Am 2. September 2007 wurde sie in Bad Liebenzell Deutsche Halbmarathon-Meisterin in 1:10:03 h.

Am 30. September 2007 gab sie beim Berlin-Marathon ihr Debüt über diese Strecke. Mit einer Zeit von 2:24:51 h wurde sie Zweite und qualifizierte sich auf Anhieb für den Marathon der Olympischen Spiele 2008 in Peking. Dies war das schnellste Marathondebüt einer deutschen Läuferin aller Zeiten.

2008 stellte sie zunächst beim Paderborner Osterlauf mit 1:08:51 h einen Streckenrekord und eine persönliche Bestzeit im Halbmarathon auf. Danach siegte sie am 13. April beim London-Marathon in 2:24:14 h und verbesserte den neun Jahre alten deutschen Rekord von Katrin Dörre-Heinig.[2] Wegen einer hartnäckigen Beckenverletzung sagte sie am 1. August 2008 ihren Start bei den Olympischen Spielen ab.[3] Nach ihrer Genesung sicherte sie sich am 13. September 2008 in Karlsruhe den deutschen Meistertitel im 10-km-Straßenlauf. Mit ihrer Siegerzeit von 30:57 min verbesserte sie den von ihr gehaltenen deutschen Rekord um 31 Sekunden und belegte zugleich den ersten Platz in der Weltjahresbestenliste.[4] Beim Berlin-Marathon am 28. September 2008 verbesserte sie ihren eigenen deutschen Rekord um fast fünf Minuten auf 2:19:19 h, dies ist gleichbedeutend mit Rang vier der Weltbestenliste.

Am 2. November 2008 wurde Mikitenko der Jackpot der World Marathon Majors (WMM) in Höhe von 500.000 US$ zugesprochen, nachdem Gete Wami und sie mit jeweils 65 Punkten die Wertung nach Abschluss der Serie 2007/08 gemeinsam anführten. Den Ausschlag zugunsten Mikitenkos gab die Tatsache, dass sie ihre Punkte in nur drei Rennen gegenüber vier ihrer Vorgängerin sammelte.[5]

2009 startete sie im März mit einem dritten Platz beim Halbmarathon Roma – Ostia in 1:11:01 h in die Wettkampfsaison. Am 11. April siegte sie wie im Vorjahr beim Paderborner Osterlauf, diesmal allerdings auf der 10-km-Strecke in 31:22 min. Zwei Wochen später gewann sie erneut den London-Marathon in einer Zeit von 2:22:11 h mit einer Minute Vorsprung vor der Britin Mara Yamauchi. Danach galt Mikitenko als Mitfavoritin für den Sieg im Marathonlauf bei den Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 in Berlin. Wenige Tage vor der Veranstaltung sagte sie jedoch ihre Teilnahme ab. Nach dem Tod ihres Vaters zwei Wochen zuvor konnte sie sich nicht mehr auf ihr Training konzentrieren und gab an, deshalb nicht mehr die nötige Form für einen Start bei den Weltmeisterschaften zu besitzen.[6] Stattdessen trat sie zwei Monate später beim Chicago-Marathon an, wo sie in 2:26:31 h den zweiten Platz belegte. Damit sicherte sie sich erneut den Gesamtsieg in der WMM-Serie.

2010 gab sie beim London-Marathon nach der Hälfte des Rennens wegen Schmerzen im Fuß auf.[7][8] Einen Monat später siegte sie beim Österreichischen Frauenlauf.[9] Beim Chicago-Marathon wurde sie Fünfte.[10]

Irina Mikitenko ist 1,58 m groß, wiegt 49 kg und ist mit ihrem Trainer Alexander Mikitenko verheiratet, mit dem sie zwei Kinder hat. 1999 wechselte sie vom TV Gelnhausen zur LG Eintracht Frankfurt. Seit dem 1. Januar 2006 startet sie für den TV Wattenscheid. Für das Jahr 2008 wurde ihr vom DLV die Auszeichnung Leichtathletin des Jahres verliehen.[11]

Bestleistungen

  • 1500 m: 4:06,08 min, 9. Juni 2001, Dortmund
  • 3000 m: 8:30,39 min, 11. August 2000, Zürich (deutscher Rekord)
  • 5000 m: 14:42,03 min, 7. September 1999, Berlin (deutscher Rekord)
  • 10.000 m: 31:29,55 min, 7. April 2001, Barakaldo
  • 10-km-Straßenlauf: 30:57 min, 13. September 2008, Karlsruhe (deutscher Rekord)
  • Halbmarathon: 1:08:51 h, 22. März 2008, Paderborn
  • Marathon: 2:19:19 h, 28. September 2008, Berlin (deutscher Rekord)

Weblinks

Fußnoten

  1. NDR: Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2003 – Irina Mikitenko
  2. Der Tagesspiegel: Sieg von der Spitze. 14. April 2008
  3. leichtathletik.de: Irina Mikitenko sagt für Olympia ab. 1. August 2008
  4. Runner’s World: Irina Mikitenko - Achtschnellste 10-km-Läuferin aller Zeiten
  5. World Marathon Majors: Martin Lel und Irina Mikitenko gewinnen zweite World Marathon Majors-Serie
  6. Süddeutsche Zeitung: Vor den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in Berlin – Ende eines Traumes. 10. August 2010
  7. leichtathletik.de: Kein Hattrick – Irina Mikitenko gibt auf. 25. April 2010
  8. leichtathletik.de: Fußprobleme bei Irina Mikitenko. 25. April 2010
  9. leichtathletik.de: Irina Mikitenko siegt in Wien. 30. Mai 2010
  10. leichtathletik.de: Platz fünf für Irina Mikitenko in Chicago. 10. Oktober 2010
  11. leichtathletik.de: Die Leichtathleten des Jahres 2008. 7. Januar 2009

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