Irische Rebellion von 1798

Irische Rebellion von 1798

Die irische Rebellion von 1798 war eine mehrmonatige Rebellion der irischen Bevölkerung gegen die britische Herrschaft im Königreich Irland, für die Unabhängigkeit Irlands.

Theobald Wolfe Tone

Inhaltsverzeichnis

Vorgeschichte

Die mehrheitlich katholisch geprägte Bevölkerung Irlands war durch die Penal Laws von vielen Bereichen des Lebens ausgeschlossen. So konnte ein Katholik in Irland weder öffentliche Ämter bekleiden noch zum Militär eingezogen werden, konnte an keiner Wahl teilnehmen oder durfte Waffen besitzen. Diese Penal Laws konnten auch auf Protestanten angewandt werden, die sich gegen die Church of Ireland stellten, somit versuchte die britische Herrschaft ihren Anspruch in Irland durchzusetzen.

Innerhalb der irischen Bevölkerung, vor allem in der gebildeten Oberschicht, fanden die Ideen der französischen Aufklärung und der amerikanische Unabhängigkeitskrieg viel Beachtung und führten zu einer vielfachen Beschäftigung mit liberalen Ideen.

Durch die Unterstützung der amerikanischen Unabhängigkeit durch Frankreich, war die britische Krone gezwungen, eine Vielzahl an Truppen nach Nordamerika zu verschiffen. Um gleichzeitig ihren Besitz in Irland nicht schutzlos den europäischen Feinden auszuliefern und so einen Brückenkopf für spätere Invasionen auf das britische Mutterland zuzulassen, rief die britische Krone 1778 eine Bürgerwehr aus, die so genannten Irish Volunteers.

Irish Volunteers

Diese Bürgerwehr nahm sowohl Protestanten als auch Katholiken auf, was insofern bemerkenswert war, da die Bürgerwehr bewaffnet war, was im Gegensatz zu den bestehenden Regelungen des Penal Laws stand.
Die Irish Volunteers entwickelten sich schnell auch zu einem politischen Machtfaktor in Irland, so dass sie im Jahre 1779 schon auf 100.000 Mitglieder zählen konnten und ihren Einfluss erstmal geltend machten und der britischen Krone ein Freihandelsabkommen zwischen Irland und England abtrotzen konnten, was ein Ende der Benachteiligung der irischen Produkte zur Folge hatte.
Im Jahre 1782 kam es zur erneuten Machtprobe zwischen den Irish Volunteers und der britischen Krone, was darin mündete, dass den Iren größere Machtbefugnisse für das eigene Parlament eingeräumt wurden. Die Iren selber sprechen in diesem Zusammenhang von der Verfassung von 1782.
Schon im Jahre 1783, nachdem der Krieg in Nordamerika beendet war, war die Bürgerwehr für die britische Krone kaum von Nutzen, aber erst im Jahre 1793, ein Jahr nach dem Ausbruch des Krieges gegen Frankreich, wurde sie per Gesetz verboten und aufgelöst. Teile der Irish Volunteers waren Anhänger der französischen Revolution und wurden nach der Auflösung der Bürgerwehr Society of United Irishmen.

Society of United Irishmen

Symbole der United Irishmen: die ungekrönte Harfe und die Jakobinermütze

Die Society of United Irishmen war ein Zusammenschluss von Iren, die mit den Gegebenheiten in Irland unzufrieden und durchdrungen von den Ideen der Französischen Revolution waren. Sie gründeten sich 1791, um gemeinsam einen Weg zu finden, die Bedürfnisse der irischen Gesellschaft nach Mitbestimmung und Gleichberechtigung sowohl zwischen Katholiken und Protestanten auf der einen Seite, sowie im Verhältnis Irland zu Großbritannien auf der anderen Seite zu befriedigen.
Mit Ausbruch des Krieges gegen Frankreich 1793 wurde die Society of United Irishmen als subversiv eingestuft und von der britischen Krone verboten.
Die Mitglieder gingen daraufhin in den Untergrund und trafen sich weiter im geheimen. Gleichzeitig ging man ein Bündnis mit der Gruppierung Defenders ein, ein weiteres politisches Bündnis, das sich die politische und religiöse Freiheit Irlands zum Ziel gesetzt hatte und baute des Weiteren den Kontakt zur französischen Regierung auf. Immer wieder kam es nun in der Folge zu kleinen Aufständen, die die britische Armee niederschlug, zum Teil mit Hilfe lokaler Milizen.
Den Führern der Society of United Irishmen war bewusst, das eine erfolgreiche Umsetzung ihrer Ideen nur mit Hilfe einer Streitmacht umzusetzen war und drängten die französische Regierung das Ansinnen der Society of United Irishmen zu unterstützen.

Die missglückte Rebellion von 1796

In Ende der Irischen Invasion ; oder: Die Zerstörung der französischen Armada (1797), James Gillray Karikatur der Expedition General Hoches.

Der Anführer der Society of United Irishmen, Theobald W. Tone, reiste aus seinem amerikanischen Exil nach Frankreich und bat die französische Regierung um Unterstützung gegen die Briten. Die französische Regierung entsandte daraufhin unter dem Befehl von Lazare Hoche eine Streitmacht von 15.000 französischen Soldaten.
Aufgrund widriger Wetterverhältnisse und mehreren Schiffbrüchen kehrte die Armee ohne irischen Boden besetzt zu haben um, was die Rebellion von vornherein zum Scheitern verurteilte.

Die Stärke der Streitmacht zeigte den Briten wie ernst die Lage in Irland war und veranlasste die britische Regierung zu weiteren Maßnahmen gegen die irische Bevölkerung. In der Folge wurden das Kriegsrecht über Irland verhängt, Übergriffe auf Katholiken und protestantische Unterstützer der Society of United Irishmen unternommen und die Gründung von Organisationen, die sich gegen die Society of United Irishmen stellten, wie zum Beispiel der Orange Order, unterstützt.
Um Einfluss auf die katholische Bevölkerungsschicht zu gewinnen, versuchte die britische Regierung das irische Episkopat auf seine Seite zu ziehen. Schon 1793 war es Katholiken unter Einschränkung erlaubt zu wählen und sich in Universitäten einzuschreiben. 1796 gründete die britische Regierung für die Katholischen Kirche von Irland das Maynooth College zur Ausbildung katholischer Geistlicher. Diese wurden bis dahin im Ausland, zu meist in Frankreich ausgebildet.
Die Maßnahmen zeigten beim Episkopat Wirkung, so dass Unterstützer der Ideen der Society of United Irishmen mit der Exkommunikation gedroht wurde. Dies fiel dem Episkopat um so leichter, da durch die Revolution in Frankreich, die katholische Kirche in Gegnerschaft zu den Franzosen stand.

Rebellion von 1798

Der Druck der britischen Regierung zeigte Wirkung und setzte die Führung der Society of Irishmen und ihrer Verbündeten immer mehr unter Druck. Durch Informanten in den Reihen der Aufständischen sowie durch Verrat seitens der Bevölkerung, war die Führungsebene der Aufständischen dezimiert worden und führte gleichzeitig zu einem Richtungsstreit innerhalb der Bewegung. Durch fortlaufende Verhaftungen und Verurteilungen, wurde der gemäßigte Flügel innerhalb der Society of United Irishmen immer weiter geschwächt. Dieser Flügel wollte mit dem Beginn der Rebellion warten, bis Unterstützung der Franzosen eingetroffen war. Der militante Flügel hingegen wollte sofort losschlagen und sich den breiten Rückhalt in der Bevölkerung und die Not der Menschen zu Nutzen machen.
Man beschloss am 23. Mai die Rebellion zu beginnen, indem man Dublin eroberte und dann die um Dublin liegenden Countys die Rebellion fortführten, um eine Rückeroberung Dublins für die Briten unmöglich zu machen.

Durch Verrat und die Arbeit von Informanten erfuhr die britische Armee unmittelbar vor Beginn von dem Vorhaben und besetzte alle verabredeten Plätze in Dublin und verhinderte die Eroberung der Stadt durch die Rebellen. Trotz dieses unerwarteten Rückschlags gelang es den Aufständischen, die umliegenden Countys um Dublin einzunehmen. Die Nachricht der Rebellion verbreitete sich und griff auf weitere Countys über. Zum Teil konnte die britische Armee diese schnell wieder niederschlagen, zum Teil führte die Sorge loyaler Bürger der Countys dazu, dass man alle der Rebellion verdächtigten Mitbürger umbrachte oder verhaftete. Im Gegenzug richtete sich der Zorn der Rebellen in der Regel gegen wohlhabende Protestanten. Somit entwickelte sich die Rebellion innerhalb kürzester Zeit zu einem Bürgerkrieg. Die meisten Aufstände konnte die britische Armee nach wenigen Tagen wieder niederringen und so eine vollständige Rebellion im ganzen Land verhindern.

Lediglich der County Wexford konnte über längere Zeit von den Rebellen gehalten werden, doch mit der Niederlage bei der Schlacht von Vinegar Hill am 21. Juni, als 20.000 britische Soldaten in den County eindrangen, endete die Rebellion. Vereinzelten Truppen gelang die Flucht und diese lieferten sich noch bis zum 14. Juli vereinzelte Gefechte mit der britischen Armee, doch mit dem Fall von County Wexford war die Rebellion faktisch beendet.

Am 22. August 1798 landeten 2.000 französische Soldaten im County Mayo und halfen dort ca 5.000 Aufständischen, die britischen Truppen in der Schlacht von Castlebar zu besiegen. Nach dem Sieg riefen sie die Republic of Connaught aus, die bis zum Sieg der Briten über die Truppen der Rebellen und Franzosen am 8. September bestand hatte.
Eine weitere Einheit französischer Truppen wollte am 12 Oktober 1798 im County Donegal landen, doch die britische Marine konnte die Einheiten noch auf See abfangen, so dass diese französischen Truppen nie irischen Boden betraten. Unter den Truppen befand sich auch Theobald W. Tone, der von den Briten festgenommen und zum Tode verurteilt wurde.

Nachwirkungen

Vereinzelte Teile der Society of United Irishmen gingen in den Untergrund und versuchten die Briten weiterhin zu bekämpfen, doch die meisten gaben 1800 auf, als der Act of Union verabschiedet wurde und 1801 in Kraft trat und das Königreich Irland und das Königreich England zum Vereinigten Königreich von Großbritannien und Irland verband.

Die neugewonnenen Rechte und Freiheiten der Iren durch den Act of Union lassen die Revolution von 1798 wie einen Erfolg für die Rebellen erscheinen, gleichzeitig führte die Rebellion aber auch zu einer Spaltung der religiösen Bevölkerung, in der zu Beginn Protestanten und Katholiken gemeinsam für ein unabhängiges Irland kämpften, die bis heute fortwirkt und sich immer weiter zugespitzt hat.

Literatur

  • Curtin, Nancy, The United Irishmen, Oxford 1994, ISBN 0-19-820322-5
  • Lydon, James, The making of Ireland, London 1998, ISBN 0-415-01347-X
  • McFarland, Elaine, Ireland and Scotland in the age of Revolution, Edinburgh 1994, ISBN 0-7486-0539-8
  • Ranelagh, John, A short history of Ireland, Cambridge 1983, ISBN 0-521-24685-7
  • Richling, Marian, To make all Irishmen - citizens; all citizens Irishmen?: Die Genese und das Scheitern des republikanischen Nationalismus in Irland, Bielefeld 2005
  • Rüdebusch, Eckhardt, Irland im Zeitalter der Revolution, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-631-42233-4
  • Schweigard, Jörg, Grün und Frei, in: Die ZEIT, 10. Juli 2003 [1]

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