Isatis tinctoria

Isatis tinctoria
Färberwaid
Färberwaid (Isatis tinctoria)

Färberwaid (Isatis tinctoria)

Systematik
Klasse: Dreifurchenpollen-
Zweikeimblättrige
(Rosopsida)
Unterklasse: Rosenähnliche (Rosidae)
Ordnung: Kreuzblütlerartige (Brassicales)
Familie: Kreuzblütengewächse (Brassicaceae)
Gattung: Waid (Isatis)
Art: Färberwaid
Wissenschaftlicher Name
Isatis tinctoria
L.
Der Waidstein in Sömmerda, mit ihm wurde im Mittelalter Färberwaid zerkleinert

Der Färberwaid (Isatis tinctoria L.) oder Deutsche Indigo ist eine zweijährige Pflanze aus der Familie der Kreuzblütengewächse (Brassicaceae). Er stammt aus Westasien, wurde aber bereits vor vielen Jahrhunderten in Europa als Färberpflanze kultiviert.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Im ersten Jahr wächst ihr eine Blattrosette mit etwa 30 cm langen behaarten Blättern. Im zweiten Jahr wachsen dann bis zu 2 m hohe Blütenstände mit gelben, rapsähnlichen Blüten, die später blaue Nüsse ausbilden.Der Blütenstand besteht aus mehreren Trauben, welche sich am Stängelende zu einem ausladenden Gesamtblütenstand verbinden. In den Trauben sind die Blüten tragblattlos, die vier gelben Blütenblätter haben einen Durchmesser von 4 bis 8 Millimeter, sind spatelig-zungenförmig und an der Spitze abgerundet. Es sind zudem vier gelblich-grüne, schmale-eiförmige Kelchblätter vorhanden. Der Fruchtknoten ist keulenförmig und flach, die Frucht ist ein Schötchen von 0,8 bis 2 Zentimeter Länge und 3-7 Millimeter Breite, welche an einem 5-8 Millimeter langen Stiel hängen, der am Fruchtansatz eine Verdickung aufweist. Färber-Waid hat einen aufrechten Stängel, der oben verzweigt und kahl, unten mit einzelnen Haaren besetzt ist. Seine Blätter von blau-grüner Färbung und ganzrandig, sind meist kahl, nur später gebildete sind behaart. Die untersten Blätter sterben zur Blütezeit, von Mai bis Juli, ab. Färber-Waid erreicht in der Regel eine Größe von 30-150 Zentimeter.

Verbreitung

Der Färberwaid stammt aus Westasien, wurde allerdings bereits vor der Entdeckung Amerikas (1492) in Europa kultiviert. Damit gilt er als Archäophyt. Der Färberwaid wächst heute hauptsächlich als verwilderte Pflanze in Europa. Als Standorte werden trockene Hänge, Felsen und trockene Ruderalstellen bevorzugt. Als Untergrund verlangt die Art stets Kalkböden.

Systematik

Neben der Nominatform wird unterschieden:

  • Isatis tinctoria subsp. koelzii (Rech.f.) Jafri: (Pflanze und Früchte kleiner, Afghanistan, Pakistan)

Verwendung

Die Blätter enthalten das farblose Glykosid Indican, das enzymatisch in Zucker und Indoxyl gespalten und zu Indigo oxidiert wird (Fermentation). Die vollständige Umwandlung nach einem Färbevorgang nimmt etliche Stunden in Anspruch. Die Behauptung, hiervon leite sich der Ausdruck Blau machen ab, ist nur eine von mehreren ungesicherten Vermutungen (siehe hierzu den Artikel Blauer Montag).

Die Pflanze wird seit dem Altertum kultiviert (Färberpflanze). In Deutschland wird der Färberwaid seit dem 9. Jahrhundert, hauptsächlich in Thüringen angebaut. Die Stadt Erfurt erlangte als Zentrum des Waidhandels Macht und Reichtum, ebenso wie die anderen Waidstädte. Zu seiner Verarbeitung waren Waidmühlen erforderlich. Färberwaid war etwa bis ins 16. Jh. sehr wichtig für die Herstellung von blauem Leinen. Er wurde dann durch die Einfuhr von echtem Indigo aus dem tropischen Schmetterlingsblütler Indigofera tinctoria zurückgedrängt. Die bei der Herstellung der zum Färben gebrauchten Laugenbeize verwendete Waidasche wurde aus Buchenholz gewonnen. Wegen des Holzschutzeffektes (gehemmtes Pilzwachstum) eignet sich die aus Färberwaid gewonnene blaue Farbe auch zum Streichen von Türen, Deckenbalken und Kircheninnenräumen.

Aus den Wurzeln der Färberwaidpflanze wird der Waidbitterlikör hergestellt. Außerdem wird die Färberwaidwurzel (Isatidis Radix) als traditionelles chinesisches Heilmittel zur Bekämpfung von Grippeinfektionen (aber auch Masern, Mumps) verwendet (chines. Bezeichnung: Banlangen). Banlangen ist vor allem während der SARS-Epidemie in China sehr gefragt gewesen; das Medikament war binnen kurzer Zeit ausverkauft, obwohl eine Wirkung gegen Viren nie nachgewiesen werden konnte.

Seit der synthetischen Herstellung von Indigo im Jahr 1880 ist der natürliche Indigo vom Markt verschwunden. Allerdings gab es nach dem Mauerfall vor allem in Thüringen wieder eine große Nachfrage nach der blauen Farbe aus Färberwaid, um Kirchen und andere Gebäude originalgetreu restaurieren zu können.

Literatur

  • Fischer, F.: Das blaue Wunder Waid. Wiederentdeckung einer alten Nutz- und Kulturpflanze. 91 Seiten, vgs Verlagsgesellschaft, Köln 1997.
  • Dietmar Aichele, Heinz-Werner Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas, Band 3, Nachtkerzengewächse bis Rötegewächse. Seite 290, Franckh-Kosmos, Stuttgart 1995. ISBN 3-440-06193-0

Weblinks


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