Islamische Aktionsfront

Islamische Aktionsfront

Die Islamische Aktionsfront (arab. جبهة العمل الاسلامي, DMG Ğabhat al-‘Amal al-Islāmī), international geläufige Bezeichnung: Islamic Action Front (IAF), ist der jordanische Zweig der Muslimbruderschaft. Die IAF wurde 1992 als Reaktion auf die Liberalisierung des jordanischen Parteiengesetzes gegründet. Die Muslimbruderschaft existiert in Jordanien bereits seit 1945.

Ziel der IAF ist die Einführung und Anwendung islamischen Rechts in Jordanien. Die IAF gilt als anhängerstärkste Partei des Landes.[1]

Inhaltsverzeichnis

Organisationsstruktur

Die Funktionäre der IAF werden von den Parteimitgliedern gewählt. Zu Entscheidungen z.B. über Teilnahme oder Boykott von Wahlen werden vereinzelt parteiinterne Mitgliederbefragungen durchgeführt.

Die Entscheidung über höchste Führungsämter wird von der Muslimbruderschaft getroffen. [2] . Generalsekretär der Partei war 2007 Zaki Bani Irsheid. Er löste im Mai 2006 Hamza Mansur ab.

Die IAF verbreitet die wöchentlich erscheinende Publikation Al-Sabil („Der Pfad“).

Flügel innerhalb der IAF

Unterschiedliche Positionen bestehen innerhalb der IAF insbesondere hinsichtlich der Positionierung gegenüber dem jordanischen Staat, der anzustrebenden Rolle des Islam in der Gesellschaft und dem israelisch-palästinensischen Konflikt. Radikalere Kräfte fordern die rasche Einführung islamischen Rechts und unterstützen offen auch militante Islamisten im Ausland. 2006 dominierten radikale Kräfte die Partei. Gemäßigtere Positionen innerhalb der IAF verstehen die Partei als loyale Opposition, streben einen graduellen Wandel der Gesellschaft an und vermeiden es, sich offen auf Seiten der Hamas zu positionieren. [3]

Ideologie

Die IAF tritt für die Umsetzung islamischen Rechts ein. Besonders hervorgehoben werden moralische Fragen, insbesondere dann wenn die IAF erwartet, mit diesen Anhänger mobilisieren zu können. 2006 setzte sich die IAF gegen den Verkauf von Alkohol und die Verwendung der englischen Sprache im Schulunterricht ein. Die IAF hat ferner Korruption zu einem Schwerpunktthema gemacht. In wirtschaftlichen Fragen vertritt die IAF populistische Positionen und protestiert u.a. gegen steigende Treibstoffpreise. [4]

Am 23. Oktober 2005 legte die IAF ein Reformprogramm vor, dass auf der Grundlage islamischen Rechts u.a. eine stärkere Rolle des Parlaments fordert.

Die IAF lehnte ein nach Attentaten 2005 erlassenes Terrorismusgesetz ab, das über die bisher untersagte Beteiligung an terroristischen Aktionen auch die Unterstützung von Terrorismus unter Strafe stellt. [5]

2006 verurteilte die IAF den sudanesischen Islamisten Hassan al-Turabi, nachdem dieser sich für eine weniger rigide Positionen zur Verschleierung von Frauen ausgesprochen hatte.[6]

Außenpolitische Positionen

Position gegenüber Israel

Den 1994 geschlossenen Friedensvertrag zwischen Jordanien und Israel lehnt die IAF weiterhin ab.[7]

In ihrem Wahlprogramm 2003 äußerte die IAF, dass der Konflikt mit Israel zivilisatorischer Art sei. Es bestehe ein grundsätzlicher Konflikt zwischen allen Muslimen und dem Staat Israel, der nicht mit einem Friedensvertrag beendet werden könne. [8]

Während der Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hizbollah im Sommer 2006 organisierte die IAF Demonstrationen, auf der in Sprechchören "Bombardiert Tel Aviv!" gerufen wurde. Die Teilnehmer äußerten zudem ihre Unterstützung für Hizbollah und Hamas.[9]

Im Februar 2007 rief die IAF Muslime zum Kampf gegen Israel auf. Bauarbeiten auf dem Vorplatz der Klagemauer stellten einen Angriff auf religiöse Stätten des Islam dar; jeder Muslim habe die Pflicht sich an der Abwehr dieses Angriffes zu beteiligen.[10]

Unterstützung für militante Islamisten

1999 setzte sich die IAF erfolgreich für die Freilassung von Abu Musab az-Zarqawi aus jordanischer Haft ein.

Nach der Tötung des vorwiegend im Irak aktiven Abu Mus'ab az-Zarqawi würdigte ein Abgeordneter der IAF im jordanischen Parlament diesen als "Märtyrer".[11] Zarqawi stand der Al-Qaida nahe und war für zahlreiche Attentate v.a. auf schiitische Zivilisten verantwortlich. Zwei Abgeordnete der IAF, Mohammad Abu Farei und Ali Abul Sukkar, wurden zu einer 13-monatigen Haftstrafe verurteilt, nachdem sie am Begräbnis al-Zarqawis teilgenommen hatten. Sie wurden jedoch kurz darauf begnadigt.[1]

Position zum Iran

Hamza Mansur, damals Generalsekretär der IAF, begrüßte im Mai 2006 Fortschritte im iranischen Atomprogramm. Muslime hätten die Pflicht, sich Atomwaffen gegen ihre Feinde zu beschaffen. [12]

Erfolge bei Wahlen

Bei den Wahlen zum jordanischen Unterhaus 2003 erreichte die IAF 10,3% der Stimmen.[13]

Quellen

  1. a b Carnegie Endowment for International Peace: Arab Political Systems: Baseline Information and Reforms – Jordan, Zugriff: 21. April 2007.
  2. Nathan J. Brown: „Jordan and its Islamic Movement: The Limits of Inclusion?“, Carnegie Papers, Nr. 74 (November 2006), S. 7.
  3. Nathan J. Brown: „Jordan and its Islamic Movement: The Limits of Inclusion?“, Carnegie Papers, Nr. 74 (November 2006), S. 8.
  4. Nathan J. Brown: „Jordan and its Islamic Movement: The Limits of Inclusion?“, Carnegie Papers, Nr. 74 (November 2006), S. 13.
  5. „Jordan enacts new anti-terror law”, UPI, 29. Mai 2006.
  6. „Jordanian Islamists blast Gadhafi, Turabi”, UPI, 12. April 2006.
  7. Daniel Williams: „Political Islam's Opportunity in Jordan“, Washington Post, 13. April 2006.
  8. Nathan J. Brown: „Jordan and its Islamic Movement: The Limits of Inclusion?“, Carnegie Papers, Nr. 74 (November 2006), S. 10.
  9. Yassin Musharbash: “Zorn auf Arabiens Straßen“, Spiegel Online, 21. Juli 2006.
  10. „Arab League chief: Dig near Mount altering J’lem features“, Jerusalem Post, 10. Februar 2007.
  11. Sharmila Devi: „Jordan turns its sights on Muslim Brotherhood“, Financial Times, 23. Juni 2006.
  12. „Jordanian Islamist Leader Hamza Mansour: All Arab and Islamic Countries Should Have Nuclear Bombs to Deter the U.S. and Israel“, MEMRI TV, Clip Nr. 1161, 29. Mai 2006.
  13. Jordanien: Allgemeine Landesinformationen - Politik/Administration, Bundesministerium für Bildung und Forschung, Zugriff: 21. April 2007.

Literatur

Weblinks


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