Izbica

Izbica
Izbica
Wappen von Izbica
Izbica (Polen)
Izbica
Izbica
Basisdaten
Staat: Polen
Woiwodschaft: Lublin
Landkreis: Krasnystaw
Geographische Lage: 50° 53′ N, 23° 10′ O50.88333333333323.166666666667Koordinaten: 50° 53′ 0″ N, 23° 10′ 0″ O
Einwohner:

-
(31. Dez. 2010)[1]

Postleitzahl: 22-375
Telefonvorwahl: (+48) 82
Kfz-Kennzeichen: LKS
Wirtschaft und Verkehr
Straße: DK17
Nächster int. Flughafen: Flughafen Rzeszów
Gemeinde
Gemeindeart: Landgemeinde
Gemeindegliederung: 26 Schulzenämter
Fläche: 138,7 km²
Einwohner:

8694
(31. Dez. 2010) [2]

Bevölkerungsdichte: 63 Einw./km²
Gemeindenummer (GUS): 0606042
Verwaltung (Stand: 2008)
Gemeindevorsteher: Karol Jerzy Babiarz
Adresse: ul. Gminna 4
22-375 Izbica
Webpräsenz: www.izbica.ug.mbnet.pl

Izbica ist ein Dorf im Powiat Krasnostawski in der Woiwodschaft Lublin, Polen. Izbica ist Sitz der gleichnamigen Landgemeinde (gmina wiejska).

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Izbica liegt zwischen Zamość und Krasnystaw, etwa 55 km südöstlich von Lublin. Der Fluss Wieprz fließt westlich des Ortes.

Geschichte

bis 1939

Urkundlich wurde es 1419 erstmals erwähnt. Es war Gegenstand der Auseinandersetzungen nach dem Januaraufstand gegen Russland. Dabei verlor es seine Stadtrechte und wurde der Gemeinde Tarnogóra zugeordnet.

1921 werden etwa 3.000 Einwohner gezählt, die bis auf 6.000 im Jahr 1939 vor der deutschen Okkupation zunehmen. Mit einem Anteil von über 90 Prozent an der Gesamtbevölkerung waren die örtlichen Juden prägend für das Schtetl Izbica.[3]

1939 bis 1945

Während des Zweiten Weltkriegs wurde 1942 Izbica zu einem deutschen Konzentrationslager, das für wenige Monate als Durchgangslager (Ghetto Izbica) bei Judendeportationen von Łódź nach Bełżec und Sobibór und Treblinka diente. Auch etwa 8.000 deutsche Juden aus Franken, Aachen, Koblenz, Frankfurt am Main, Wiesbaden, Düsseldorf, Essen, Duisburg und dem Rheinland sowie aus Wien waren 1942 in dieses Ghetto deportiert worden. Hinzu kamen 2.600 tschechische Juden aus Theresienstadt und etwa 2.000 slowakische Juden.[4]

Nur wenige dieser Deportierten konnten im Ghetto, das durch einen Holzzaun abgetrennt war, Werkstätten einrichten. Die meisten blieben ohne feste Arbeit. 400 junge Männer wurden im nahe gelegenen Arbeitslager Augustówka bei der Flussregulierung eingesetzt. Wer nicht durch Erwerbsarbeit, durch Tauschhandel von mitgebrachter Kleidung oder Lebensmittelpakete aus dem Reich – dies war bis zum 15. Mai 1942 erlaubt – selbst für seine Ernährung sorgen konnte, war auf die Suppe der Volksküche angewiesen:

„... an vollkommener Erschöpfung, genauer gesagt, an Hunger, starben hier täglich zwanzig bis dreißig Menschen, die zu vollkommenen Skeletten abgemagert waren. Wir bekamen aus der Gemeinschaftsküche zum Frühstück ein bitteres, schwarzes Getränk [...], zum Mittagessen eine immer gleichbeleibende, grau, gesalzene, sonst geschmacklose 'Suppe' mit einigen wenigen Graupen darin ... und einem oder zwei Stückchen Kartoffeln oder Rüben ... das Ganze war ohne eine Spur von Fett... Brot fünf Dekagramm pro Tag.“[5]

Die Berichte der überlebenden polnischen und deutschen Ghettobewohner zeigen: Das gemeinsame Verfolgungsschicksal der polnischen und deutschen Juden trug nicht zu einer Solidarisierung bei, sondern verstärkte Vorurteile, Misstrauen und Neid.[6] Das Auftreten der deutschen Juden wurde oft als diskriminierend, arrogant und anmaßend empfunden; die deutschsprachigen Juden im Judenrat und in der jüdischen Polizei wurden verdächtigt, vorrangig polnische Juden auf die Deportationslisten in die Vernichtungslager zu setzen. Die vergleichsweise wohlhabenden deutschen Juden trafen auf vielköpfige orthodoxe jüdische Familien, die in ärmlichen Verhältnissen ohne fließend Wasser, Elektrizität und Toiletten wohnten.

Im Spätherbst 1942 begann die Auflösung des Ghettos und die meisten Juden wurden in die Vernichtungslager gebracht. Kräftigere Männer und Frauen, darunter vermutlich noch 3.000 deutschsprachige Juden, kamen in Arbeitslager oder ins KZ Majdanek. Der Judenfriedhof wurde geschändet, die Deportierten mussten mit Grabsteinen eigenhändig das Gefängnis des Ortes errichten.[7]

Nach der Ermordung der Juden Izbicas, die fast die gesamte Bevölkerung ausgemacht hatten, war der Ort nach dem Zweiten Weltkrieg entvölkert – die Vorkriegseinwohnerzahlen erreichte Izbica nie mehr. Die wenigen Überlebenden, zum Beispiel Thomas Blatt, der seine gesamte Familie verloren hatte, flohen aus dem Land.

1945 bis heute

Von 1975 - 1998 gehörte das Dorf zur Woiwodschaft Zamość[8].

Wirtschaft und Verkehr

Ortsdurchfahrt von Izbica

Durch Izbica verläuft die Droga krajowa 17, die Teil der Europastraße 372 ist bis zur fertigstllung der S17.

Söhne und Töchter des Ortes

  • Thomas Blatt (* 1927) – Buchautor und Überlebender des Aufstandes im Vernichtungslager Sobibór. Er wurde im Haus Ul. Stukowa Nr. 13 geboren.[9]

Gemeinde

Geographie

Die Gemeinde hat eine Flächenausdehnung von 138.66 km². 75% des Gemeindegebiets werden landwirtschaftlich genutzt, 18% sind mit Wald bedeckt[10].

Sołectwo

Die Landgemeinde (gmina wiejska) Izbica gliedert sich in folgende Schulzenämter (sołectwo): Bobliwo, Dworzyska, Izbica (aufgeteilt in Izbica-Osada und Izbica-Wieś), Kryniczki, Majdan Krynicki, Mchy, Orłów Drewniany, Orłów Drewniany-Kolonia, Orłów Murowany, Orłów Murowany-Kolonia, Ostrzyca, Ostrówek, Romanów, Stryjów, Tarnogóra, Tarnogóra-Kolonia, Tarzymiechy Drugie, Tarzymiechy Pierwsze, Tarzymiechy Trzecie, Topola, Wał, Wirkowice Drugie, Wirkowice Pierwsze, Wólka Orłowska sowie Zalesie.

Bildung

Die Gemeinde verfügt über acht Grundschulen (szkoła podstawowa) und zwei Mittelschulen (gimnazjum).

Städtepartnerschaft

Izbica pflegt seit dem 24. August 2008 eine Gemeindepartnerschaft mit Winterlingen in Baden-Württemberg.

Verweise

Literatur

  • Robert Kuwalek: Das kurze Leben 'im Osten'. In: Birthe Kundrus, Beate Meyer (Hrsg.): Die Deportation der Juden aus Deutschland. Göttingen 2004, ISBN 3-89244-792-6, S. 112 - 134
  • Thomas T. Blatt: "Nur die Schatten bleiben. Der Aufstand im Vernichtungslager Sobibór." Berlin 2000, ISBN 978-3-7466-8068-2

Film

  • Wolfgang Schoen, Frank Gutermuth, Autoren: Izbica - Drehkreuz des Todes, TV-Dokumentation, D, 2006. (Film auch über die vermauerten Grabsteine)

Weblinks

Fußnoten

  1. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 20. Juli 2011.
  2. Population. Size and Structure by Territorial Division. As of December 31, 2010. Główny Urząd Statystyczny (GUS), abgerufen am 20. Juli 2011.
  3. Waltraud Schwarz: Ein ehemaliger Insasse des Nazi-Vernichtungslagers erzählt in St. Georgen von seinem schweren Schicksal. Der Überlebende von Sobibór. In: Südkurier vom 12. Juni 2009
  4. Robert Kuwalek: Das kurze Leben 'im Osten'. In: Birthe Kundrus, Beate Meyer (Hrsg.): Die Deportation der Juden aus Deutschland. Göttingen 2004, ISBN 3-89244-792-6, S. 120, Anm. 24
  5. zitiert nach Robert Kuwalek: Das kurze Leben... S. 124
  6. hierzu Robert Kuwalek: Das kurze Leben... S. 125f und S. 118f
  7. 3sat Sendung "Isbiza" 8. Februar 2009 21:45 Uhr
  8. Dz.U. 1975 nr 17 poz. 92 (polnisch)
  9. [1]"Führung" durch Izbica - Vor dem Geburtshaus von Thomas Blatt (Fotos)
  10. regioset.pl (pl/en)

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