20000 Meilen unter dem Meer

20000 Meilen unter dem Meer
Kapitän Nemo nimmt den Höhenstand der Sonne auf

20.000 Meilen unter dem Meer (französischer Originaltitel Vingt mille lieues sous les mers) ist ein Roman des französischen Schriftstellers Jules Verne. Das Buch erschien zum ersten Mal 1870 in zwei Bänden, die erste deutsche Übersetzung erschien 1874 im Wiener Verlag A. Hartleben unter dem Titel Zwanzigtausend Meilen unter'm Meer. Teilweise sind deutsche Ausgaben auch unter den Titeln 20.000 Meilen unter den Meeren und Zwanzigtausend Meilen unter Meer erschienen.

Jules Verne nimmt in diesem Buch die technische Entwicklung des Unterseebootes vorweg. Unterseeboote gab es zwar schon vor Erscheinen des Buches, nur waren sie technisch noch nicht weit entwickelt.

Inhaltsverzeichnis

Inhalt

Nemos Taucher heben die Schätze versunkener Galeeren
Kampf mit Riesenkraken

Der Roman ist vorgeblich ein Erlebnisbericht des französischen Professors Pierre Aronnax, Autor eines Werkes über „Die Geheimnisse der Meerestiefen“. In den Jahren 1866 und 1867 häufen sich auf allen Weltmeeren rätselhafte Schiffsunglücke. Die Presse spekuliert, ein bislang unbekanntes Seeungeheuer oder aber ein „Unterwasserfahrzeug mit außerordentlicher mechanischer Kraft“ habe die Schiffe zum Kentern gebracht, Arronax vermutet einen gigantischen Narwal als Ursache. Wegen seiner Expertise als Meereskundler wird er 1867 von der amerikanischen Regierung gebeten, sich einer Expedition zur Klärung der Vorgänge anzuschließen, und so sticht Arronax in Begleitung seines gleichmütigen Dieners Conseil an Bord der Fregatte Abraham Lincoln in See.

Nach wochenlanger Suche im Nordpazifik wird das fragliche Objekt gesichtet. Im Verlauf der anschließenden Verfolgungsjagd werden Arronax, Conseil und der kanadische Harpunier Ned Land ins offene Meer gespült, finden aber letztlich auf der Oberfläche des vermeintlichen Seeungeheuers festen Boden unter den Füßen. Es stellt sich heraus, dass es sich tatsächlich um ein eisenbeschlagenes Unterseeboot handelt. Nach einiger Zeit öffnet sich eine Luke und die drei Männer werden von Mannschaftsangehörigen des Gefährts in eine Zelle geführt, später dem Kapitän vorgeführt, der sich dann als „Nemo“ − lateinisch für „Niemand“ – vorstellt.

Mit der Zeit erfährt Arronax in Gesprächen mit dem mysteriösen Nemo Details über die technischen Fähigkeiten des Unterseeboots, der Nautilus, jedoch kaum etwas über ihren Kapitän und ihre Mannschaft. Nemo hat nicht nur mit der Menschheit, sondern auch mit dem Erdboden gebrochen und versorgt sich und seine Mannschaft ausschließlich aus den Schätzen des Meeres; so beutet er untermeerische Kohlenflöze aus, um den Treibstoffbedarf seines elektrizitätsgetriebenen Schiffes zu decken, und auch die Mannschaftsverpflegung wird ausschließlich aus Meerestieren und -pflanzen zusammengestellt. Über seinen Hintergrund gibt Nemo im Laufe der Zeit nur wenig preis − erst im zweiten Band des Romans deutet er sein tragisches Schicksal an: Vaterland, Frau und Kinder seien ihm von irdischen Mächten genommen worden, und so habe er der Welt den Rücken gekehrt, um als Rächer der Entrechteten die Weltmeere zu befahren. Da niemand sein Geheimnis erfahren darf, steht eine Freilassung der drei Schiffbrüchigen außer Frage, und so sind sie gezwungen, an Bord der Nautilus eine Weltreise unter Wasser mitzumachen.

Dabei erleben sie allerlei Abenteuer; sie kämpfen gegen einen Riesenkraken und einen Hai, sehen die Ruinen des versunkenen Atlantis und sind an Bord, als Kapitän Nemo mit seiner Nautilus als erster Mensch den Südpol erreicht − damals war noch nicht bekannt, dass sich der Südpol auf der Landmasse des Kontinents Antarktika befindet. Während der Reise geraten sie mehrfach in gefährliche Situationen, aus denen sie durch die Nautilus gerettet werden. Jules Verne beschreibt den Sieg der Technik über die Natur - die Technik macht alles möglich. Allerdings weist er in der erzählten Biographie Nemos und der Handlung bzw. den Dialogen immer wieder implizit auch auf die Gefahr hin, die Technik ohne Verantwortung birgt.

Professor Aronnax gerät auf der Reise in einen inneren Konflikt. Zum einen möchte er als Wissenschaftler möglichst lange an Bord der Nautilus bleiben und gemeinsam mit Kapitän Nemo das Leben im Meer erforschen, zum anderen wird an ihn von Ned Land der Wunsch herangetragen, von Bord zu fliehen. Ned Lands Abneigung gegen Kapitän Nemo, die auch nicht dadurch überwunden wird, dass sie sich im Laufe der Reise gegenseitig das Leben retten, führt dazu, dass der Professor zeitweilig „zwischen den Stühlen sitzt“. Dieser Konflikt wird erst im vorletzten Kapitel des zweiten Bandes gelöst, als der Professor und seine Gefährten miterleben, wie Kapitän Nemo kaltblütig ein Schiff versenkt.

Nach diesem Vorfall wird Nemo jedoch offenkundig von Schuldgefühlen und Selbstzweifeln verunsichert, auch scheint seine Mannschaft geschwächt oder unaufmerksam. So gelingt den drei Gefangenen eine waghalsige Flucht zur rettenden Küste Norwegens, als die Nautilus in den Strudel des Mahlstrom gerät.

Adaptionen

Modell der Nautilus im Disneyland Resort Paris im Jahre 1996
Station Arts et Métiers der Metro in Paris, inspiriert durch die Nautilus
  • Jules Verne verwendete die Figur des Kapitäns erneut in „Die geheimnisvolle Insel“.
  • Die ComicreiheThe League of Extraordinary Gentlemen“ verwendet neben vielen anderen Figuren der klassischen Literatur auch Kapitän Nemo und seine Nautilus.
  • Der Film Das schwarze Loch (1979) von Walt Disney behandelt eine sehr ähnliche Thematik und ist der Geschichte von 20.000 Meilen unter dem Meer nachempfunden. Die Hauptpersonen wurden abgeändert und die Geschichte ins Weltall verlegt. Doktor Reinhardt, der Captain des Raumschiffes Cygnus, war der Figur des Captain Nemo angelehnt.
  • Die Anime-Serie Die Macht des Zaubersteins aus dem Jahr 1990 ist sehr stark an die Handlung von 20.000 Meilen unter dem Meer angelehnt.
  • Das 2006 erschienene Buch „Wolkenpiraten“ (orig. „Skybreaker“) von Kenneth Oppel ist eine originelle Paraphrase auf den Stoff. Oppel verlegt die Geschichte in ein Luftschiff „20.000 Fuß über dem Meer“.

Verfilmungen

  • 20.000 Meilen unter dem Meer wurde 1907 von Georges Méliès unter dem französischen Originaltitel erstmals verfilmt.
  • Die nächste Verfilmung von Stuart Paton aus dem Jahre 1916 verbindet die beiden Jules-Verne-Romane (20.000 Meilen unter dem Meer und Die geheimnisvolle Insel) miteinander. Diese Fassung ist für ihre Unterwasseraufnahmen bemerkenswert, die zu den frühesten Zeugnissen der Unterwasserfotografie gehören.
  • 1954 entstand eine weitere Verfilmung von Walt Disney (20.000 Meilen unter dem Meer) unter der Regie von Richard Fleischer. Kapitän Nemo wurde von James Mason gespielt, Ned Land von Kirk Douglas, der Diener Conseil von Peter Lorre und Professor Aronnax von Paul Lukas.
  • Herbert Lom war 1961 Kapitän Nemo im Film Mysterious Island (Die geheimnisvolle Insel).
  • 1969 übernahm Robert Ryan die Rolle im Film Captain Nemo and the Underwater City (deutscher Titel: Kapitän Nemo).
  • 1973 entstand eine italienische Version von "Die geheimnisvolle Insel" mit dem Titel L'isola misteriosa e il Capitano Nemo / La Isla misteriosa (deutscher Titel: Herrscher einer versunkenen Welt) mit Omar Sharif als Nemo.
  • Auch in der Sowjetunion genoss das Werk von Jules Vernes eine große Popularität, was 1975 zum Fernsehfilm Kapitan Nemo (Капитан Немо) führte.
  • In den 1990er Jahren entstanden zwei Fernsehfilme nach 20.000 Meilen unter dem Meer. In einer Version wurde Kapitän Nemo von Michael Caine dargestellt.
  • In der Comic-Verfilmung Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen (2003) wurde Kapitän Nemo von Naseeruddin Shah gespielt.

Hörspiele

sowie[1]

  • 1957, Regie: ??, Verlag: Leipzig Blindenhörbuch (Hörbuch)
  • 1969. Regie: Ruth Scheerbarth, Verlag: Perl (Hörspiel)
  • 1975, Regie: Ruth Scheerbarth, Verlag: Auditon (Hörspiel)
  • 1975, Regie: Peter Folken, Verlag: PEG (Hörspiel)
  • 197x, Regie: Manfred Jenning, Verlag: Disneyland Records (Hörspiel)
  • 1992, Regie: Mat Willies, Verlag: Junior (Hörspiel)
  • 1995, Regie: Hans Eckardt, Verlag: Bibliothek der Jugendklassiker (Hörbuch)
  • 2000, Regie: ??, Verlag: Disky (Hörspiel)

Anmerkungen

  • Die Angabe „20.000 Meilen“ im Titel bezieht sich auf die heute ungebräuchliche metrische französische Meile (lieue), die 4 Kilometer der heutigem Norm misst. Eine exakt umrechnungsgetreue Übersetzung wäre also „80.000 km unter den Meeren“. Der Betrag entspricht einem Mehrfachen des (auch Jules Verne bekannten) Erddurchmessers und stellt daher keine Tiefen- sondern eine Längenangabe dar, also im Sinne einer 20.000 Meilen langen Reise unterhalb des Meeresspiegels, was dem doppelten Erdumfang entspricht und dem Titel so einen tieferen Sinn gibt.
  • Die Figur des Professors Arronax soll Jules Verne selber darstellen, was anhand der Illustrationen im Originalbuch oder Nachdruck belegt ist.
  • Anfangs war geplant, dass Kapitän Nemo aus Polen und nicht aus Indien stammen sollte.
  • Die Nautilus bzw. Kapitän Nemo tauchen immer wieder in mehreren Romanen von Jules Verne auf z. B. Die geheimnisvolle Insel und Der Pilot der Donau.

Bilder

Literatur

  • Heinrich Pleticha (Hrsg): Jules Verne Handbuch. Deutscher Bücherbund/Bertelsmann, Stuttgart und München 1992
  • Till R. Kuhnle: „Kapitän Nemo oder der Mythos des 19. Jahrhunderts“. In: ders.: Das Fortschrittstrauma. Vier Studien zur Pathogenese literarischer Diskurse, Stauffenburg-Verlag, Tübingen 2005, ISBN 3-86057-162-1, S. 24-82
  • Volker Dehs und Ralf Junkerjürgen: Jules Verne. Stimmen und Deutungen zu seinem Werk. Phantastische Bibliothek Wetzlar, Wetzlar 2005

Weblinks

Wikisource: Vingt mille lieues sous les mers - französischer Originaltext

Einzelnachweise

  1. „Jules-Verne-Hörspiele“

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