Jakob Friedrich Eisenlohr

Jakob Friedrich Eisenlohr
Eisenlohr im Kreise seiner Freunde, Gemälde von Friedrich Mosbrugger
Skizze vom Nemisee, die Eisenlohr auf seiner Italienreise anfertigte
Zeichnung eines Tores in Perugia, 1827
Blick auf den Golf von Sorrent
Der Heidelberger Bahnhof 1840
Der Mannheimer Bahnhof 1840

Jakob Friedrich Eisenlohr (meist nur Friedrich Eisenlohr genannt, * 23. November 1805 in Lörrach; † 27. Februar 1855 in Karlsruhe) war ein deutscher Architekt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Vetter Wilhelm Eisenlohrs studierte zunächst in Freiburg im Breisgau, dann an der Bauschule von Friedrich Weinbrenner in Karlsruhe. 1826 bis 1828 bereiste er Italien, ehe er Baueleve und 1830 Baupraktikant wurde. Ab 1832 arbeitete er als Lehrer an der Polytechnischen Oberschule in Karlsruhe, 1839 wurde er dort Professor für Konstruktionslehre. 1853 wurde er Baurat und Vorstand der Bauschule des Polytechnikums. Sein Stil war von der romanischen Zeit beeinflusst. Eine seiner ersten Aufgaben als Assistent von Heinrich Hübsch war die Bauleitung bei der Umsetzung der Kirche des Klosters Tennenbach nach Freiburg, wo sie als Ludwigskirche 1839 eingeweiht worden ist.

Bauten

Seit 1839 hatte er sich vor allem mit den Hochbauten der Badischen Eisenbahn befasst. Die Bahnhöfe in Mannheim und Heidelberg entstanden 1839/40, der Bahnhof Karlsruhe 1844 bis 1846, der Bahnhof Baden-Baden ebenfalls 1846. Eisenlohrs Mannheimer Bahnhof war keine lange Existenz beschieden. Der Bau war als Kopfbahnhof angelegt und musste verlegt und neu gestaltet werden, als die Rheinbrücke nach Ludwigshafen in Bau ging. Auch in Heidelberg befindet sich der Hauptbahnhof heute an anderer Stelle als zu Eisenlohrs Zeiten. An den ursprünglichen Standort erinnert noch die Bezeichnung der Bahnhofstraße. Der Karlsruher Bahnhof existierte als solcher ebenfalls nicht lange, wurde aber bis in die 1960er-Jahre als Markthalle weitergenutzt. Heute steht an seinem Standort das Badische Staatstheater.

Eisenlohrs intensive Beschäftigung mit Bauwerken für die Eisenbahn führten dazu, dass er sich bei einem Wettbewerb um die Neugestaltung des Gehäuses der klassischen Kuckucksuhr im Jahr 1850 an der Gestaltung der Bahnwärterhäuschen seiner Zeit orientierte. Sein Entwurf der Bahnhäuslesuhr lieferte das Vorbild für die Kuckucksuhren, die seitdem produziert wurden.

Aber außer den Eisenbahnbauten sind auch andere öffentliche und private Gebäude Eisenlohrs zu erwähnen, etwa das Schloss Ortenberg (1838–1843), das Wohnhaus des Weinguts Wolf in Wachenheim aus der Zeit um 1840 und das Kurhaus und die Trinkhalle in Badenweiler (1851–1853).

Neben den Profanbauten entstand die Kapelle des Alten Friedhofs in Karlsruhe (1842). Die evangelische Stiftskirche in Lahr wurde in den Jahren 1848 bis 1851 nach Plänen Eisenlohrs restauriert und erweitert und nach seinem Tod entstanden noch die von ihm geplanten evangelischen Stadtkirchen in Baden-Baden und Offenburg. Allerdings wurde hier längst nicht mehr alles verwirklicht, was Eisenlohr vorgesehen hatte. In Offenburg wurde die Planung zunächst dem Architekten Eduard Hermann übertragen, der vor allem den Turm anders konzipierte als von Eisenlohr geplant. Aber auch Hermann starb über der Bauzeit und sein Nachfolger Ludwig Arnold veränderte die Pläne noch weiter. Außerdem wurde die Bauzeit durch Geldmangel hinausgezogen. Die Kirche wurde 1886 durch einen Sturm beschädigt und geriet durch die Bombardierungen des Offenburger Bahnhofs im Zweiten Weltkrieg in Gefahr. Mehrere Fialen und die Chorfenster fielen den Kampfhandlungen zum Opfer. In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg wurden mehrfach Sanierungsarbeiten und Umgestaltungen vorgenommen.

Schriften

  • Ornamentik in ihrer Anwendung aufs Baugewerbe (ab 1849)
  • Mittelalterliche Bauwerke im südwestlichen Deutschland und am Rhein, Karlsruhe 1853–57
  • Holzbauten des Schwarzwaldes, Karlsruhe 1853
  • Entwürfe zu Gebäuden verschiedener Gattung, Karlsruhe 1852–1859
  • Sammlung von Hochbauten der Großherzoglich Badischen Eisenbahn, enthaltend Bahnhöfe, Stationen und Bahnwartshäuser, Ansichten, Schnitte und Grundrisse. Bd. 1–3, Karlsruhe 1865–1873
  • Bauverzierungen in Holz, Karlsruhe² 1868–70

Literatur

  • Hans Joachim Clewing: Friedrich Eisenlohr. Der Zeichner und Baumeister. In: Badische Heimat. 36, 1956, S. 23ff. 
  • Mathias Bäbler, Marie Therese Bätschmann: Mit Zirkel und Palette. Theodor Zeerleder (1820–1868), Berner Architekt, Zeichner, Orientreisender. Stämpfli, Bern 2006, ISBN 3-7272-1223-3 (passim). 

Weblinks


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