Jakob der Lügner (1974)

Jakob der Lügner (1974)
Filmdaten
Deutscher Titel Jakob der Lügner
Produktionsland DDR, ČSSR
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1974
Länge ca. 100 Minuten
Altersfreigabe FSK 12
Stab
Regie Frank Beyer
Drehbuch Jurek Becker, Frank Beyer
Produktion Herbert Ehler
Musik Joachim Werzlau
Kamera Günter Marczinkowsky
Schnitt Rita Hiller
Besetzung
Synchronisation

Jakob der Lügner ist ein DEFA-Film aus dem Jahr 1974. Es handelt sich hierbei um eine Verfilmung von Jurek Beckers Roman Jakob der Lügner. Eine weitere Verfilmung stammt aus dem Jahr 1999.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Der Film orientiert sich stark an Jakob der Lügner. Er verzichtet allerdings auf die parallele Geschichte über Professor Kirschbaum.

Hintergrund

Der Roman wurde 1974 von der DEFA in Zusammenarbeit mit dem Fernsehen der DDR verfilmt und - als einziger DEFA-Film der DDR - für den Oscar in der Kategorie bester ausländischer Film nominiert.[1] Neben dieser Nominierung erhielt der Film den Nationalpreis der DDR zweiter Klasse und in der BRD bei den 25. Internationalen Filmfestspielen Berlin den Silbernen Bären.[1]

Ursprünglich plante die DEFA, das ursprüngliche Drehbuch von Jurek Becker bereits im Jahresplan 1966 zu produzieren. Jedoch scheiterte diese Produktion an den polnischen Behörden, die zunächst die Erlaubnis für Dreharbeiten in Krakau gaben, diese jedoch wieder zurückzogen mit der Begründung, mit zwei sowjetischen Produktionen sei man ausgelastet. Zusätzlich wurde der Regisseur Frank Beyer strafweise an das Dresdner Theater versetzt, nachdem sein umstrittener Film Spur der Steine 1966 in die Kinos kam. Aus diesen Gründen wurde die Produktion aus dem Jahresplan gestrichen und Jurek Becker verarbeitete das Drehbuch zu einem Roman.

Der Erfolg des Romans schließlich ließ die DEFA über die Produktion noch einmal nachdenken und mit dem 10. Februar 1972 fiel die Entscheidung zur Produktion. Der geplante Drehbeginn war der 12. Februar 1974 mit einem neuen Drehbuch, das auf die parallele Geschichte über den Professor Kirschbaum verzichtete. Erneut stellten sich die polnischen Behörden quer, indem diese am 18. Februar 1974, nachdem sie ein übersetztes Drehbuch erhalten hatten, erklärten, dass keine polnischen Schauspieler an der Produktion teilnehmen würden. Der Regisseur Frank Beyer wollte jedoch nicht ohne polnische Schauspieler die Produktion angehen, so dass erst das Eingreifen Günther Kleins, des Stellvertreters des Ministers für Kultur in der DDR, dieses Problem löste.

Die Rolle des Jakob sollte zunächst der bekannte westdeutsche Schauspieler Heinz Rühmann spielen. Jedoch wurde diese Entscheidung in der Besetzung letztlich durch Erich Honecker persönlich getroffen, mit der Begründung, dass es ein Verstoß gegen das Prinzip zweier grundsätzlich verschiedener deutscher Staaten wäre, wenn Heinz Rühmann mitspielen würde. Statt ihm spielte der bekannte tschechische Schauspieler Vlastimil Brodský, der bereits von Frank Beyer für die gescheiterte Produktion von 1966 ins Auge gefasst war, daneben wirkten Erwin Geschonneck und Henry Hübchen mit.

Die Premiere fand im DDR-Fernsehen am Sonntag, dem 22. Dezember 1974 in schwarz-weiß statt, anschließend wurde der Film am 17. April 1975 im Kino als dortige Premiere gezeigt.

Synchronisation

Die tschechischen und ungarischen Darsteller wurden in der deutschen Originalfassung von folgenden Sprechern synchronisiert:

Rolle Darsteller Deutscher Sprecher
Jakob Vlastimil Brodský Norbert Christian
Herr Frankfurter Dezső Garas Wolfgang Dehler
Frau Frankfurter Zsuzsa Gordon Ruth Kommerell
Josefa Litwin Margit Bara Gerda-Luise Thiele

Kritik

Kinopremiere 1975

Das Lexikon des Internationalen Films urteilt, der Film sei „eine gelungene Romanverfilmung aus den DEFA-Studios, konventionell inszeniert, doch hervorragend gespielt. Ein Zeugnis tiefer Menschlichkeit.“

Hans-Christoph Blumenberg resümiert für Die Zeit: „Seine bemerkenswerte Qualität bezieht dieser leise Film nicht zuletzt aus einer Fülle von hervorragenden schauspielerischen Leistungen. Vor allem der Tscheche Vlastimil Brodsky und Erwin Geschonneck vom Berliner Ensemble überzeugen mit Charakterstudien fern von larmoyanten Klischees.“[2]

Literatur

  • Jurek Becker: Jakob der Lügner. Roman. Welt-Edition. A. Springer, Berlin 2009, ISBN 978-3-941711-16-7, 285 S.
  • Thomas Jung: „Widerstandskämpfer oder Schriftsteller sein …“: Jurek Becker – Schreiben zwischen Sozialismus und Judentum. Eine Interpretation der Holocaust-Texte und deren Verfilmungen im Kontext. Osloer Beiträge zur Germanistik (Band 20). Lang, Frankfurt am Main / Berlin / Bern / New York / Paris / Wien 1998, ISBN 3-631-33860-0, 255 S.
  • Olaf Kutzmutz: Hoffnung in Not – eine Unterrichtsreihe zu Jurek Beckers Roman »Jakob der Lügner« und seinen Verfilmungen (9./10. Klasse). RAAbits Deutsch, Stuttgart 200.2

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Nominierungen und Auszeichnungen laut Internet Movie Database
  2. Filmtips. In: Die Zeit, Nr. 11/1976, Hans-Christoph Blumenberg

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