Jakowlew Jak-36

Jakowlew Jak-36
Jakowlew Jak-36
Jak-36 im Fliegermuseum Monino
im Fliegermuseum Monino
Typ: Prototyp eines VTOL-Kampfflugzeuges
Entwurfsland: Sowjetunion
Hersteller: OKB Jakowlew
Erstflug: 9. Januar 1963
Indienststellung: Wurde nie in Dienst gestellt
Produktionszeit: Wurde nie in Serie produziert
Stückzahl: 12

Die Jakowlew Jak-36 (NATO-Codename: „Freehand“) war ein Technologieträger der Sowjetunion zur Entwicklung eines VTOL-Kampfflugzeuges. Die Maschine bildet die Grundlage für die spätere Jakowlew Jak-38.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Nachdem in den 1950er Jahren einige Studien über Senkrechtstarter (z.B. mit dem fliegenden Tisch "Toorbolyot") in der Sowjetunion erfolgreich verlaufen waren, erteilten die Regierungsbehörden im Februar 1961 den Auftrag zur Entwicklung eines einsitzigen Jagdbombers, der ursprünglich durch zwei R21M-300 Triebwerke angetrieben werden sollte, an das OKB Jakowlew.[1]

Das Flugzeug ist ein Ganzmetall-Mitteldecker in Halbschalenbauweise. Die trapezförmigen Tragflächen besitzen nur eine geringe Streckung von 2,7 und Vorderkantenpfeilung von 40°. Sie sind eine Einholmkonstruktion und verfügen über keine Vorflügel aber einteilige Querruder und Klappen an der Hinterkante. Das vierteilige Fahrwerk besteht aus einem zentralem doppelt bereiften, nach hinten einziehbarem Hauptfahrwerk, einem einfach bereiften und nach vorn einziehbarem Bugfahrwerk und zwei nach hinten in die zigarrenförmigen Flügelendbehälter einziehbaren Fahrwerksbeinen. Die Fahrwerkskonstruktion wurde durch die Anordnung der Triebwerke bedingt, die keinen Platz für ein konventionelles Dreibeinfahrwerk ließen. Die beiden Triebwerke wurden durch einen großen elliptischen zweigeteilten Einlass im Bug mit Luft versorgt, an deren senkrechter Teilung auch ein Landescheinwerfer angebracht war. Zur Erhöhung der Leistung beim Senkrechtstart wurde am Kompressor der Triebwerke ein Methanol/Wasser Gemisch eingespritzt. [1]

Linke Schubdüse der Jak-36

Die Senkrechtstartkonstruktion basierte ähnlich wie die britische Harrier auf Schubvektorsteuerung. Angetrieben wurde die Maschine durch zwei Triebwerke, die hinter und unter der Pilotenkanzel angebracht waren. Der Abgasstrahl wurde durch Luftschlitzdüsen, die im Schwerpunkt um 90° drehbar angebracht waren, geleitet. Der Mechanismus zur Drehung der beiden Schubdüsen war aus Sicherheitsgründen (um asymmetrischen Schub auch im Fehlerfall zu vermeiden) mechanisch miteinander gekoppelt ausgelegt. An beiden Tragflächenenden, im Heckkonus und in einem Ausleger am Flugzeugbug befanden sich Steuerdüsen, die mit Triebwerkszapfluft betrieben wurden. Die Steuerung selbst erfolgte für Neigungs- und Rollkontrolle durch einen zweifach redundanten Autopiloten und den Steuerhebel; die Richtungskontrolle erfolgte über die Ruderpedale wobei insgesamt bis zu 10 % des Luftdurchsatzes der Triebwerke für die Steuerdüsen verwendet wurden. Bei einer Geschwindigkeit von mehr als 400 km/h wurden die Steuerdüsen automatisch abgeschaltet. Im Schwebeflug war die Schleudersitzauslösung nicht nur manuell möglich, sondern sie konnte bei kritischen Werten auch innerhalb von 0,4 Sekunden durch den Bordcomputer erfolgen. Dazu musste das System ab einer Flughöhe von 5 Metern bei Start und Landung manuell aktiviert werden.

Der erste gefesselte Schwebeflug erfolgte am 9. Januar 1963 mit Yuriy A. Garnayev[Anmerkung 1] am Steuer, wobei sich die ganze Komplexität eines Senkrechtstarts zeigte. So gab es Anfangs Probleme mit dem Ansaugen von Abgas der Triebwerke (was deren Ausfall oder eine ungleichmäßige Verbrennung hervorrief), Ansaugeffekte durch das Abgas am Boden (was eine höhere Triebwerksleistung nötig machte) und einige Probleme mit Steuerungssystem. Dies machte einige konstruktive Änderungen notwendig. Am 23. Juni 1963 erfolgte dann der erste ungefesselte Flug, gefolgt von der ersten vollen Transition in den Horizontalflug am 16. September 1963. Am 24. März 1966 fand der erste komplette VTOL Flug (Start und Landung senkrecht) mit Valentin G. Mookhin am Steuer statt. Die erste öffentliche Vorstellung der Maschine erfolgte am 9. Juli 1967 bei der auf der Flugschau in Moskau-Domodedowo zum 50. Jahrestag der Oktoberrevolution.

Die Jak-36 hatte zwei Unterflügelstationen für Bomben, Maschinenkanonen und Raketen; jedoch war die Reichweite der Maschine zu gering, um sie mit voller Kampflast wirkungsvoll einsetzen zu können. Insgesamt wurden eine Bruchzelle und zwei fliegende Exemplare gebaut; diese wurden versuchsweise mit zwei Behältern für ungelenkte Raketen ausgestattet. Die Bruchzelle ging an das Flugzeugmuseum in Monino, der erste Prototyp diente 1972 zum Test der Belastungen die von VTOL-Flugzeugen ausgehen auf einem Mockup des Flugdecks des späteren Typ 1143 Flugdeckträgers, der zweite Prototyp diente als Trainingsflugzeug für die Testpilotenausbildung und wurde im Februar 1971 bei einer sehr harten Landung durch Leonid Rybikow zerstört.

Aus der Jak-36 wurde die Jak-38 entwickelt, die als Jak-36MP zum ersten Mal 1971 flog.

Technische Daten

Kenngröße Daten
Länge 17,00 m
Spannweite 10,0 m
Höhe 4,50 m
Flügelfläche 17 m²
Leergewicht 5300 kg
Startgewicht 8900 kg (11.700 beim konventionellen Start)
Treibstoffkapazität 2600 kg
Dienstgipfelhöhe 12.000 m
Schwebeflughöhe 1900 m
Höchstgeschwindigkeit 1000 km/h
Steigrate 140 m/s
Reichweite 370 km
Besatzung 1
Triebwerke Zwei Sojus Tumanski/Katschaturow R-27-300 mit einem Schub von je 5300 kgp

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. a b Yefim Gordon: Yakovlev Yak-36, Yak-38 & Yak-41. 2008, ISBN 978-1-85780-287-0.

Anmerkungen

  1. Garnayev starb am 7. August 1967 beim Absturz eines Feuerlöschhubschraubers in der Nähe von Marseilles, worauf Valentin G. Mookhin seine Aufgabe als Testpilot einnahm.

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