James Earl Ray

James Earl Ray
Fahndungsfoto des FBI

James Earl Ray (* 10. März 1928 in Alton, Illinois; † 23. April 1998 in Nashville, Tennessee) war ein US-amerikanischer Attentäter, der als der Mörder von Martin Luther King in die Geschichte einging.

Er schoss bei dem Attentat auf Martin Luther King laut Gerichtsurteil am 4. April 1968 in Memphis aus einem Toilettenfenster des gegenüberliegenden Motels. Er floh, ließ jedoch sein Gewehr am Tatort zurück, das er unvorsichtigerweise nicht von seinen Fingerabdrücken gereinigt hatte. So wurde er zwei Monate später, am 8. Juni 1968, in London gefasst, als er auf dem Weg nach Rhodesien (damals noch Apartheidsstaat) war. In die USA gebracht, riet ihm einer seiner Anwälte, die Tat zu gestehen, um der Todesstrafe zu entgehen. Am 10. März 1969 – seinem Geburtstag – legte er ein Geständnis ab und wurde zu 99 Jahren Haft verurteilt. Drei Tage später bestritt er aber, der Mörder von King zu sein, und plädierte auf nicht schuldig.

Inhaltsverzeichnis

Flucht 1977

Am 10. Juni 1977 gelang ihm und weiteren fünf Insassen die Flucht aus dem Hochsicherheitsgefängnis in Petros.[1] Durch einen Spürhund konnte er am 13. Juni etwa 8,5 Meilen (ca. 13,6 km) vom Gefängnis entfernt gefunden und verhaftet werden. Als Folge dieser Flucht wurde seine Strafe auf 100 Jahre erhöht.

Zweifel an Rays Täterschaft, Tod

Die Wiederaufnahme seines Verfahrens misslang ihm. In den folgenden Jahren wartete er wiederholt mit Verschwörungstheorien auf, die einander aber teilweise widersprachen und in denen er sich selbst als Sündenbock darstellte. So behauptete er immer wieder, dass ein Mann namens Raoul, den er Monate vor der Tat traf, ihm die Anweisung gegeben habe, King zu erschießen. Diese Behauptung variierte er immer wieder im Laufe der Jahre. Sein in dieser Hinsicht größter Erfolg war 1997 der Besuch von Dexter King, dem Sohn von Martin Luther King. Dexter schenkte den Behauptungen Rays Glauben und beschuldigte öffentlich die damalige Regierung, seinen Vater ermordet zu haben. Die King-Familie unterstützte Rays Forderung nach einer Wiederaufnahme des Verfahrens, was 1998 auch zu einem Erfolg führte. Loyd Jowers, Besitzer eines Restaurants nahe dem Tatort, wurde vor einem Zivilgericht angeklagt, Teil einer Verschwörung zur Ermordung Martin Luther Kings gewesen zu sein. Das Verfahren endete mit seinem Schuldspruch. Aus der King-Familie gab und gibt es wiederholt Forderungen nach einer umfassenden Untersuchung der Ereignisse. Im Jahr 2000 kam eine Kommission zu dem Schluss, dass es keine glaubwürdigen Beweise für eine Verschwörung gebe.

James Earl Ray starb am 23. April 1998 im Gefängnis an den Folgen eines Nierenversagens, welches wahrscheinlich durch Hepatitis C verursacht wurde. Der Autopsiebericht enthielt darüber hinaus Hinweise auf eine Leberzirrhose. Im Buch von William F.Pepper (Freund Martin Luther Kings und später Anwalt von James Earl Ray) wird darauf hingewiesen, dass bereits zwei Jahre vor seinem Tod im Gefängnis eine Hepatitis C diagnostiziert wurde, jedoch weder Ray, noch seinen Angehörigen mitgeteilt wurde: Vom Autor wird hier eine Hoffnung der Regierung auf Rays Tod in Betracht gezogen. Weiterhin werden im Buch Geheimdienstaktivitäten der Army im Bezug auf Kings Tod und damit Rays Unschuld beleuchtet, sowie die Hinauszögerung der Staatsanwaltschaft auf einen Prozess. Zur Inhaftierung von James Earl Ray habe kein Gerichtsverfahren geführt, da er sich schuldig bekannte. Sein Widerruf wurde über 25 Jahre von der Justiz ignoriert.

Kurz vor Rays Tod hatte der deutsche Autor, Regisseur und Produzent Thomas Giefer Gelegenheit, mit ihm im Gefängnis zu sprechen. Rays Stellungnahme – er bestritt weiterhin die Beteiligung an dem Mord – wurde Teil einer von Giefer gedrehten Fernsehdokumentation.[2] In dieser Dokumentation kommen auch zahlreiche weitere Personen zu Wort, die darzulegen versuchen, dass nicht Ray der Mörder gewesen sei, sondern es sich um ein Komplott gehandelt haben soll, dessen Drahtzieher in der Mafia, in Kreisen des Militärs und des FBI zu suchen seien. Diesbezüglich äußern sich in der Dokumentation unter anderem Anwälte, Detektive, der King-Biograph David Garrow und der frühere UNO-Botschafter der USA, Andrew Young.

Einzelnachweise

  1. Archiv der FBI Außenstelle in Knoxville (Link nicht mehr abrufbar)
  2. Tod in Memphis – Der rätselhafte Tod des Martin Luther King (im Rahmen der WDR-Reihe Politische Morde), zuletzt ausgestrahlt am 10. Juni 2008 um 00:15 Uhr auf WDR

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