James Taggart

James Taggart

Atlas wirft die Welt ab (englischer Originaltitel Atlas Shrugged), jüngst auch unter dem Titel Wer ist John Galt? wieder veröffentlicht, ist ein 1957 erschienener Roman von Ayn Rand.

Das mit einfachen schriftstellerischen Mitteln arbeitende Buch ist eines der einflussreichsten politischen Bücher in den USA des 20. Jahrhunderts. Die Phrase »Wer ist John Galt?« durchzieht leitmotivisch den Roman und ist in den USA mittlerweile sprichwörtlich für Passivität und Hoffnungslosigkeit. Außerhalb der USA wurde Rands Werk wie auch die objektivistische Philosophie, die es zu vermitteln sucht, kaum beachtet oder für die Verfechtung eines rücksichtslosen Libertarismus kritisiert.

Inhaltsverzeichnis

Philosophie

Der Roman ist eine Streitschrift für Rands Auffassung, dass unabhängiges Denken und daraus folgend Kreativität, Erfindergeist sowie Tüchtigkeit und Arbeitsbereitschaft der Motor sei, der die Welt am laufen halte. Diese Tugenden seien einerseits unter den Menschen unterschiedlich ausgeprägt (Kreativität, Erfindergeist), andererseits aufgrund persönlicher Vorlieben mehr oder weniger vorhanden (Tüchtigkeit, Arbeitsbereitschaft). Das Thema von Atlas Shrugged ist Rands Vision, was passieren würde, wenn die Men of the mind streiken würden: die Welt würde antriebslos werden und die Zivilisation kollabieren.

Nach Rands Aussage in diesem Buch hängen der Erfolg und das Wohlergehen einer Gesellschaft einzig und allein davon ab, inwieweit unabhängigem Handeln und persönlichen Erfolgen Freiheit gegeben wird. Ihrer Auffassung nach geschieht dies am besten, wenn Eigentumsrechte strikt eingehalten werden und die Gesellschaft einen Laissez-faire-Kapitalismus zulässt.

Sozialistische und kommunistische Systeme werden im Buch als fundamental fehlerhaft dargestellt. Ebenso kritisiert sie im Buch das Christentum. Selbstaufopferung wird als besonders negative Eigenschaft dargestellt, da Handeln im wohlverstandenen Eigeninteresse Rands Auffassung nach positives Handeln ist. Selbstaufopferung steht diesem Ideal gegenüber oder existiert nur als Maske (vgl. u.a. entsprechende Gedanken aus Dantons Tod). Persönliche Freiheit und Erfolgsstreben werden als Tugenden propagiert. Selbstaufopferung für z.B. Familie, Freunde oder selbstgesteckte "höhere" Ziele gilt, Rands Logik folgend, als eigennützig.

Nach einer gemeinsamen 1991 durchgeführten Umfrage der Library of Congress und dem Book of the Month Club unter US-amerikanischen Autoren wird Atlas Shrugged von diesen als nach der Bibel einflussreichstes Buch für die heutige USA in der Kategorie "Books That Made a Difference in Readers' Lives" anerkannt.[1]

Inhalt

Rands Wer ist John Galt ist ein suggestiv angelegter Roman, der in den 30er bis 50er Jahren der USA, vor der Kulisse von Eisenbahnlinien und Bohrtürmen, Hochöfen und Kupferminen zu spielen scheint. An einigen Stellen gibt es Hinweise auf den technischen Stand der Zeit (» Der Taggart Tunnel ... wurde von dem Enkel von Nathaniel Taggart in der Zeit der sauberen, rauchlosen Diesel-electrischen Lokomotiven gebaut. « Auch ist von einem „Cyclotron“ die Rede, das Zurückwechseln (als Zeichen des Niedergangs) von Kohlen- auf Holzbefeuerung bei den Dampflokomotiven wird geschildert, andererseits stellen Diesellokomotiven den neueren Stand der Technik dar. Gegen Ende des Romans werden Science-Fiction-ähnliche Erfindungen und Waffen genannt). Vor diesem zeitlichen Hintergrund ist der Roman auch als eine Abrechnung mit dem damals weltweit, auch in den USA, vorherrschenden Keynesianismus zu verstehen.

Die Protagonistin des Romans, Dagny Taggart, ist die Erbin einer großen Eisenbahnlinie. Sie verkörpert den amerikanischen Pioniergeist, den auf sich selbst und der eigenen Tatkraft fußenden Individualismus:

»Sie saß mit zurückgeworfenem Kopf am Zugfenster. [...]. Ihr Gesicht war streng. Ihren sinnlichen Mund mit seinen scharfen Konturen hielt sie fest geschlossen. Ihre Hände steckten in den Manteltaschen. In ihrer Haltung drückte sich eine Untätigkeit hassende Spannung aus [...]«.

Dagnys Bruder James Taggart hingegen, der die ererbte Unternehmung leitet, ist hierzu im Gegensatz als ebenso dekadenter wie entscheidungsunfähiger Antitypus entworfen:

»James Taggart [...] sah wie ein Mann um die Fünfzig aus, der, ohne je jung gewesen zu sein, vom Kind gleich zum alten Mann geworden war. Er hatte schmale, heruntergezogene Lippen und dünnes, auf einer Halbglatze klebendes Haar. Seine Haltung war schlaff und von einer jede Bewegung erfassenden Nachlässigkeit [...] Er wirkte wie ein dümmlicher Flegel. Seine Haut war blass und weich. Seine Augen farblos und verhangen [...]«

Die in ihrer bis in die Beschreibung physischer Merkmale hineinreichende klischeehafte Kontrastierung der Figuren liefert eine Polarisierung von good guys (Schaffenden, Leistungswilligen usw.) zu bad guys (Schmarotzenden, Arglistigen usw.), die nicht nur über die Länge des Romanes erhalten bleibt, sondern dessen Inhalt auch maßgeblich bestimmt. So werden überbetriebliche Gewerkschaften, Politiker, auch die auf Staatshilfe setzenden Kapitalisten und Wissenschaftler zu institutionalisiertem Parasitentum:

»Wir sind fähig zu handeln; sie nicht. Darum werden wir schließlich siegen, ganz gleich, was sie uns antun.«

Auch wenn, durch die Heldin bestimmt, Rands Roman eine bis in die Gegenwart reichende ambivalente Aufnahme innerhalb der amerikanischen Frauenbewegung fand, gerät die story doch zu einer fast kitschigen Liebesgeschichte, wenn mit Hank Rearden ein weiterer bis zur Selbstaufgabe seinem unternehmerischen Ziel verpflichteter Pionier eingeführt wird, der dann die selbstbewusste Dagny sogar zum Erröten zu bringen vermag. Während dies auf die Heldin als sexuelles Stimulans wirkt, bleibt Hank hier zunächst den herkömmlichen Moralvorstellungen verpflichtet, die er aufgrund lebenslanger Übung als ratio empfindet - er entlarvt seine Begierde als »seelenlosen, körperlichen Trieb« und lehnt sich »gegen den Gedanken auf, dass sein Fleisch frei wählen konnte und diese Wahl über seinen Willen triumphierte«. Rand lässt ihn erst im Laufe der Geschichte entdecken, dass dieser Wille zur Selbstaufopferung für seine ihn verachtende Familie seinem eigenen Glück entgegensteht.

Die Frage »Wer ist John Galt?« durchzieht leitmotivisch den Roman und wird jedes Mal dann gestellt, wenn etwas nicht funktioniert, wenn etwas verkommt, ein Unternehmen Konkurs geht, niemand sich für Probleme zuständig fühlt oder ein Leistungsträger nach dem anderen verschwindet. Die Wirtschaft wird von den Politikern um James Taggart schrittweise einer zentralen Planung unterworfen. Wagemutige, als unsozial bezeichnete Unternehmer verschwinden nach und nach, sie scheinen einem unbekannten Zerstörer zum Opfer zu fallen. Mit sozialen Argumenten werden dagegen angepasste Konzerne über Wasser gehalten.

Außerhalb der USA wurde Rands Werk wie auch die objektivistische Philosophie, die es zu vermitteln sucht, kaum beachtet oder für die Verfechtung eines kompromisslosen Libertarismus kritisiert. Kritik am Kapitalismus erscheint im Roman als unmoralisch, weil lebensfeindlich. Die Skrupel eines Scrooge dürften unverständlich, wenn nicht abstoßend erscheinen auf der Folie Randschen Gedankengutes. Denn die ungebundene Tatkraft, die Unkonventionalität, der Kapitalismus ist letztlich gleichbedeutend mit der Freiheit.

Literatur

  • Ayn Rand: Atlas wirft die Welt ab. Goldmann, München 1989. ISBN 3442068266
  • Ayn Rand: Wer ist John Galt? GEWIS, Hamburg 1997. ISBN 3932564030

Einzelnachweise

  1. Books That Made a Difference in Readers' Lives

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