Jean Henri Fabre

Jean Henri Fabre
Jean-Henri Fabre
Jean-Henri Fabre, Aufnahme Nadar

Jean-Henri Fabre (* 21. Dezember 1823 in Saint-Léons du Lévézou; † 11. Oktober 1915 in Sérignan-du-Comtat, Vaucluse) war ein französischer Entomologe und Autor. Er gilt als einer der wesentlichen Wegbereiter der Verhaltensforschung.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Jean-Henri Fabre - Großvater des Künstlers Jan Fabre - war größtenteils Autodidakt und ist berühmt für seine Studien über Insekten. Er schrieb viele Bücher über die Anatomie und das Verhalten von Insekten. Dabei ergründete er vor allem das angeborene Verhalten, den Instinkt, den er „das Genie des Tieres“ nannte. Berühmt machten ihn seine Souvenirs Entomologiques (frei übersetzt: Entomologische Erinnerungen), mit denen er ein Vorläufer der Verhaltensforschung wurde. Der Schriftsteller Victor Hugo nannte ihn wegen seiner anschaulichen und sprachlich eleganten Schilderungen den „Homer der Insekten“. Zu seinen Verehrern gehörten auch die Dichter Maurice Maeterlinck, Edmond Rostand und Romain Rolland. So wurde Fabre, der auch Lieder und Gedichte in provenzalischer Sprache verfasste, 1904 für den Literaturnobelpreis vorgeschlagen. Eines seiner markantesten Zitate lautet: „Je ne crois pas en Dieu. Je le vois.“ („Ich glaube nicht an Gott. Ich sehe ihn.“)

Obwohl Fabre als Einzelgänger seine Forschungen außerhalb der akademischen Wissenschaften – die er häufig und scharf angriff – pflegte, fanden seine Erkenntnisse, die er aus geduldigen Beobachtungen und Experimenten gewann, rasch Eingang in die internationale wissenschaftliche Diskussion. So korrespondierte Fabre unter anderem mit Charles Darwin, dessen Evolutionstheorie er jedoch ablehnte. Befreundet war Fabre zudem mit dem Philosophen John Stuart Mill. In Deutschland allerdings ist Fabre nach wie vor nur einem kleinen Kreis von Lesern bekannt. Zwar begann der Verlag Franckh-Kosmos bereits 1908 unter dem Titel Bilder aus der Insektenwelt damit, eine Auswahl aus den Souvenirs Entomologiques ins Deutsche zu übersetzen. Diese populärwissenschaftlichen Ausgaben litten jedoch unter Übersetzungsfehlern und mitunter starken redaktionellen Kürzungen. Der Beginn des Ersten Weltkriegs brachte dann ein abruptes Ende dieser frühen Fabre-Rezeption. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg gab es wieder Versuche, sich dem Werk und der Person Fabres zu nähern. Am glücklichsten gelang dies dem Schweizer Kurt Guggenheim mit der von ihm vorgenommenen Übersetzungsauswahl Das offenbare Geheimnis. Aus dem Lebenswerk des Insektenforschers und der autobiografisch gefärbten Studie Sandkorn für Sandkorn. Die Begegnung mit Jean-Henri Fabre (1959). Auch nach Veröffentlichung weiterer, ins Deutsche übertragener Ausgaben steht eine vollständige und wissenschaftlich editierte deutsche Übersetzung noch aus.

1951 entstand in Frankreich unter dem Titel Monsieur Fabre eine Verfilmung des Lebens Fabres mit Pierre Fresnay in der Titelrolle.

Wohnhaus und Garten von Jean-Henri Fabre in Sérignan-du-Comtat sind von Frühjahr bis Herbst der Öffentlichkeit als Museum zugänglich (siehe unten, Weblinks).

Werke (Auswahl)

Französische Gesamtausgaben

  • Souvenirs Entomologiques. Études sur l'instinct et les mours des insectes - I. Première a cinquième série. Robert Laffont, Paris 2001, ISBN 2-221-05462-8
  • Souvenirs Entomologiques. Études sur l'instinct et les mours des insectes II. Sixième a dixième série. Robert Laffont, Paris 1998, ISBN 2-221-05463-6

Deutschsprachige Ausgaben

  • Bilder aus der Insektenwelt. Erste bis vierte Reihe in zwei Bänden. Stuttgart: Kosmos, Franckh'sche Verlagshandlung, Bd. I: o.J., Bd. II: 1914
  • Das offenbare Geheimnis. Aus dem Lebenswerk des Insektenforschers (Souvenirs Entomologiques - Études sur l'instinct et les mours des insectes [Auswahl]). Artemis, Zürich und München 1987, ISBN 3-7608-0716-X
  • Wunder des Lebendigen. Aus der vielfältigen Welt der Insekten (Souvenirs Entomologiques - Études sur l'instinct et les mours des insectes [Auswahl]). Artemis, Zürich und München 1989, ISBN 3-7608-1014-4
  • Bilder aus der Insektenwelt. Einmalige Edition der Kosmos-Originalausgaben von 1908 bis 1914 * Erste bis vierte Reihe (Souvenirs Entomologiques [Auswahl]). Franckh-Kosmos, Stuttgart 2003, ISBN 3-440-09642-4
  • Ein Blick ins Käferleben (Souvenirs Entomologiques [Auswahl]). Franckh-Kosmos, Stuttgart 1910
  • Der Sternhimmel. Vorlesungen für jung und alt aus dem Gebiete der Himmelskunde (bearbeitet von R. Graff). Franckh-Kosmos, Stuttgart 1911
  • Die Luft (L'air, nécessaire à la vie). Friedenauer Presse, Berlin 1985, ISBN 3-921592-18-6
  • Ich aber erforsche sie mitten im Leben! Von der Poesie der Insekten Heinrich und Hahn Verlag, Frankfurt/M. 2008 (Auswahl aus den Souvenirs Entomologiques)

Literatur

  • Kurt Guggenheim: Sandkorn für Sandkorn. Die Begegnung mit Jean-Henri Fabre. Frankfurt/M. [u.a.]: Ullstein, 1980. ISBN 3-548-20069-9
  • Martin Auer: Ich aber erforsche das Leben. Die Lebensgeschichte des Jean-Henri Fabre. Weinheim, Beltz 1995. ISBN 3-407-80829-1
  • Peter Steinbach: Die wunderbare Welt des Jean-Henri Fabre. Hörspiel, DeutschlandRadio, Berlin 2004, ISBN 3-937458-07-7
  • Ralf Nestmeyer: Französische Dichter und ihre Häuser. Frankfurt am Main 2005. ISBN 3-458-34793-3
  • Yves Delange: Fabre, L'homme qui aimait les insectes. Paris/Genf 1986. ISBN 2-05-100733-0 (auch: Paris 1999, ISBN 2-7427-2188-6)

Weblinks


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