Ammertalbahn

Ammertalbahn
Tübingen–Herrenberg
Kursbuchstrecke (DB): 764
Streckennummer (DB): 4633
Streckenlänge: 21,4 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Streckenklasse: D4
Maximale Neigung: 1:59 = 17 
Minimaler Radius: 215 m
Legende
Strecke – geradeaus
Neckar-Alb-Bahn von Plochingen
Bahnhof, Station
0,0 Tübingen Hbf
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach links
Zollernalbbahn nach Sigmaringen
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach links
Obere Neckarbahn nach Horb
   
Infrastrukturgrenze DB Netz AG / ZÖA
Brücke über Wasserlauf (groß)
0,7 Neckar
Tunnel – bei mehreren Tunneln in Folge
0,9 Schlossbergtunnel (288 m)
Bahnhof, Station
1,6 Tübingen West
Brücke über Wasserlauf (groß)
4,3 Ammer
   
4,5 Ammern
Haltepunkt, Haltestelle
4,8 Unterjesingen Sandäcker
Haltepunkt, Haltestelle
5,9 Unterjesingen Mitte
Bahnhof, Station
7,5 Pfäffingen
Bahnhof, Station
10,0 Entringen
   
11,4 Breitenholz
Haltepunkt, Haltestelle
14,6 Altingen (Württ)
Haltepunkt, Haltestelle
17,3 Gültstein
Haltepunkt, Haltestelle
18,9 Herrenberg Zwerchweg
Abzweig – in Gegenrichtung: nach rechts
Gäubahn von Singen
Bahnhof, Station
21,4 Herrenberg
Strecke – geradeaus
Gäubahn nach Stuttgart
Bahnhof Altingen
Bahnhof Herrenberg
Das Abfahrtsgleis der Ammertalbahn ist das Stumpfgleis ganz links, welches in der Abbildung teilweise durch das Empfangsgebäude verdeckt ist
Bei Unterjesingen

Die Ammertalbahn in Baden-Württemberg verbindet die Universitätsstadt Tübingen mit Herrenberg im Landkreis Böblingen und verläuft dabei größtenteils durch das Tal des namensgebenden Flüsschens Ammer. Die eingleisige, nicht elektrifizierte Nichtbundeseigene Eisenbahn befindet sich heute im Besitz des Zweckverband ÖPNV im Ammertal (ZÖA) (Eisenbahninfrastrukturunternehmen), mit der Betriebsführung ist jedoch weiterhin die DB Regio AG beauftragt (Eisenbahnverkehrsunternehmen). Darüber hinaus werden einzelne Leistungen von der Hohenzollerischen Landesbahn (HzL) gefahren, welche in diesem Fall als Subunternehmer der DB Regio AG agiert.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 12. August 1909 wurde der Streckenabschnitt Herrenberg–Pfäffingen eröffnet, der Abschnitt Pfäffingen–Tübingen folgte erst am 1. Mai 1910, unter anderem weil der Bau des Schlossbergtunnels noch nicht abgeschlossen war. Man hatte außerdem dem sumpfigen Untergrund im Ammertal zu wenig Beachtung geschenkt. 13 Meter lange Eichenstämme mussten in den Boden getrieben werden, um das Gleis zu stabilisieren. Nicht zuletzt hatte sich eine Bürgerinitiative gegen das von Tübingens Oberbürgmeister Hermann Haußer befürwortete Bahnprojekt gewandt. Gelehrte und Künstler sahen ihre beliebten Spazierwege entlang von Alleen durch das Bahngleis gefährdet. Der Zwist wurde unter dem Namen „Tübinger Alleenstreit“ bekannt. Im Umfeld dieser Auseinandersetzung wurde 1909 der Schwäbische Heimatbund gegründet. Er hatte damals zum Ziel, dass die Industrialisierung nicht mehr des Alten zerstört, als wirklich notwendig.[1]

Ein viel beachteter Sonderzug rollte am 11. März 1972 vom Tübinger Hauptbahnhof durch den Schlossbergtunnel bis zum Tübinger Westbahnhof. Es war der Schnellzug 2444/24415 samt Salon- und Speisewagen für Bundeskanzler Willy Brandt, der bei einer Wahlkampfveranstaltung in der Tübinger Hepperhalle eine Rede halten sollte.[1]

Am 25. September 1966 stellte die Deutsche Bundesbahn den Personenverkehr im Abschnitt Entringen–Herrenberg ein. Der Abschnitt Entringen–Gültstein wurde bis zum 31. Januar 1998 noch im Güterverkehr betrieben, der Abschnitt Gültstein–Herrenberg wurde damals ganz aufgegeben und schließlich 1973 abgebaut. Der Abschnitt wurde jedoch juristisch nie stillgelegt, das heißt, er wurde nicht entwidmet, sondern war fortan lediglich außer Betrieb.

Am 26. Juli 1995 wurde der Zweckverband ÖPNV im Ammertal (ZÖA) gegründet, der die Strecke 1996 von der Deutschen Bahn AG kaufte. Das 4,1 Kilometer lange Teilstück zwischen Gültstein und Herrenberg wurde wieder aufgebaut, so dass die Strecke am 1. August 1999 im Personenverkehr auf voller Länge reaktiviert werden konnte. Die eingleisige, nicht elektrifizierte Strecke wurde dabei komplett modernisiert und für den Betrieb mit bis zu 100 km/h hergerichtet. Die Bahnhöfe Tübingen West, Pfäffingen und Entringen sind Kreuzungsbahnhöfe mit zwei Gleisen. Der Bahnhof Entringen ist Systemkreuzungsbahnhof. Im Bahnhof Herrenberg fahren die Züge ausschließlich vom Gleis 102 ab, in Tübingen von Gleisen 1, 2 oder 13. Die Strecke wird im Zugleitbetrieb befahren, der Zugleiter befindet sich im Stellwerk Tübingen. 2008 nutzten im Schnitt über 7000 Fahrgäste pro Werktag die Strecke.[2]

Unter Eisenbahnfreunden erlangte die Strecke Ende der 1990er-Jahre bundesweite Bekanntheit, da hier bis zum 21. Mai 1999 die letzten Uerdinger Schienenbusse der Baureihen 796 beziehungsweise 996 im planmäßigen Einsatz standen.

Betrieb

Auf der Ammertalbahn verkehren Regio-Shuttles (Baureihen 650.0, 650.1 und 650.3) der DB ZugBus Regionalverkehr Alb-Bodensee, einer Tochtergesellschaft der DB Regio AG. Einzelne Fahrten werden täglich durch die Hohenzollerischen Landesbahn durchgeführt. Montags bis freitags wird die Strecke im Halbstundentakt bedient, am Wochenende im Stundentakt. Einzelne Schülerzüge fahren zwischen Tübingen und Entringen.

Während die Regio-Shuttles auf dem westlichen Linienast immer in Herrenberg enden, fahren sie von Tübingen stündlich weiter nach Wendlingen und von dort aus zweistündlich weiter nach Plochingen. Des Weiteren bestehen werktags acht Direktverbindungen von Herrenberg nach Bad Urach.

Eigentümer der Strecke ist der Zweckverband ÖPNV im Ammertal, an dem der Landkreis Böblingen zu 20 Prozent und der Landkreis Tübingen zu 80 Prozent beteiligt sind.[3]

Bahnhöfe

Tübingen West

Der Bahnhof Tübingen West wurde als letzter Zwischenbahnhof der Ammertalbahn im Jahr 1910 eröffnet. Die Anlage bestand aus einem stattlichen Empfangsgebäude, einem freistehenden Güterschuppen, Kreuzungsgleis mit Seitenbahnsteigen, Kopf- und Seitenrampe, einer Gleiswaage (32 Tonnen), einem kleinen Überladekran, einem mechanischen Fahrdienstleiterstellwerk und mehreren Privatgleisanschlüssen.

Nach der Übernahme des Betriebs durch die Ammertalbahn wurde das mechanische Stellwerk 1999 außer Betrieb genommen, die Güterverkehrsanlagen aufgelassen und ein Mittelbahnsteig zwischen den Hauptgleisen gebaut, der über einen schienengleichen Übergang am ehemaligen Empfangsgebäude erreichbar ist. Die fernbedienten Weichen wurden durch Rückfallweichen ersetzt, Zugfahrten werden durch zuggesteuerte Lichtein- und ausfahrsignale gesichert. Empfangsgebäude und Güterschuppen sind noch vorhanden, werden aber privat genutzt.

Planungen

Seit einigen Jahren bestehen Überlegungen, die Ammertalbahn in eine nach dem Karlsruher Modell aufzubauende Regionalstadtbahn Neckar-Alb zu integrieren. Im Rahmen der Vorstudien dazu wird die Einrichtung zusätzlicher Haltepunkte geprüft, unter anderem Gültstein Industriegebiet, Unterjesingen Enzbach und ein weiterer im Tübinger Stadtgebiet.[4] Auch ein zweigleisiger Begegnungsabschnitt bei Entringen ist im Gespräch.[5]

Literatur

  • Sannwald, Wolfgang (Hg.): angeLOKt. 100 Jahre Ammertalbahn im Landkreis Tübingen. Verlag Schwäbisches Tagblatt, Tübingen 2009.
  • Peter-Michael Mihailescu, Matthias Michalke: Vergessene Bahnen in Baden-Württemberg. Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1985, ISBN 3-8062-0413-6, S. 197–200. 

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Michael Petersen: 100 Jahre Ammertalbahn – Nächste Station Saloniki Hauptbahnhof, Stuttgarter Zeitung vom 15. Juni 2009.
  2. http://www.zugbus-rab.de/db_zb_alb_bodensee/view/special/ammertalbahn.shtml Homepages des Betreibers DB ZugBus Alb-Bodensee (RAB)
  3. Zweckverband ÖPNV im Ammertal Landkreis Böblingen
  4. Liniennetzplan Stadtbahn Neckar-Alb lt. Machbarkeitsstudie
  5. Eisenbahn-Magazin 10/2009, S. 22

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