Jensen Interceptor

Jensen Interceptor
Jensen
Jensen-Interceptor.jpg
Interceptor
Hersteller: Jensen Motors
Produktionszeitraum: 1966–1976
Klasse: Sportwagen
Karosserieversionen: GT, Cabrio, Coupé
Motoren: 6,3- oder 7,2-l-Ottomotor
Länge: 4.775 mm
Breite: 1.750 mm
Höhe: 1.350 mm
Radstand: 2.670 mm
Leergewicht: 1.800 kg
Vorgängermodell: Jensen C-V8
Nachfolgemodell: keines

Der Jensen Interceptor war ein Sportwagen der GT-Klasse, den die britische Automobilmanufaktur Jensen zwischen 1966 und 1976 baute. Die Bezeichnung Interceptor hatte Jensen bereits 1950 für einen Vorgänger verwendet, der heute meist als Early Interceptor bezeichnet wird.

Inhaltsverzeichnis

Das Konzept

Der Jensen Interceptor löste den bis 1966 produzierten C-V8 ab, der vor allem durch seine ungewöhnliche Form auffiel, die von Beobachtern als veraltet, mitunter auch als hässlich wahrgenommen wurde.[1] Vom C-V8 übernahm der Interceptor das Rohrrahmenchassis und die Grundzüge der Aufhängung. Wie im Fall des Vorgängers waren die Vorderräder an Querlenkern und Schraubenfedern einzeln aufgehängt, hinten verwendete Jensen eine Starrachse mit Blattfedern und Panhardstab.[2] Als Antrieb diente nach wie vor ein Achtzylindermotor, den Jensen von Chrysler bezog.

Die Karosserie des Interceptor hatte demgegenüber keine Ähnlichkeit mit dem C-V8. Während der Aufbau des C-V8 und seines Vorgängers 541 aus glasfaserverstärktem Kunststoff gefertigt war, bestand die Karosserie des Interceptor aus Stahl. Die Formen waren in Italien entworfen worden, obwohl Jensen anfänglich erwogen hatte, den Nachfolger des C-V8 von der eigenen Designabteilung entwerfen zu lassen. Der daraufhin dort konstruierte Jensen P66 konnte allerdings aus formalen Gründen nicht überzeugen und ging nicht in die Serienproduktion. Stattdessen wurde die italienische Carrozzeria Touring in Mailand mit der Gestaltung des neuen Fahrzeugs beauftragt. Der Schweizer Jensen-Importeur und spätere Sportwagenhersteller Peter Monteverdi behauptete bis in die 1970er-Jahre hinein, er habe für Touring die Karosserie des Interceptor entworfen; ein von ihm angestrengter Prozess blieb indes ohne Erfolg.[3] Die ersten 50 Karosserien des Interceptor wurden in Italien bei Vignale in Turin gefertigt, schon 1967 baute aber das Stammwerk in West Bromwich die kompletten Fahrzeuge.

Karosserievarianten

Saloon (GT)

Besonderes Merkmal des Interceptor Saloon: Die gewölbte, komplett zu öffnende Heckscheibe.

Zu Beginn gab es den Interceptor nur als zweitürigen GT. Die moderne Karosserie mit Fließheck schließt mit der charakteristischen großen Heckscheibe ab, die im englischen Sprachraum häufig als „Goldfish bowl“ bezeichnet wird.[4] In der Bauzeit von 1966 bis 1976 gab es insgesamt drei Serien. Dem Interceptor der ersten Serie folgten die Modellreihen Interceptor Mk. 2 und Mk. 3. Die Baureihe erfuhr dabei zahlreiche Detailänderungen, die sich sowohl auf die Antriebstechnik als auch die Karosseriegestaltung und den Innenraum bezogen.

Interceptor Mk. 1

Für die Modelle der ersten Serie verwendete Jensen einen 6,3 Liter großen Achtzylindermotor von Chrysler, der bereits im Vorgänger C-V8 eingesetzt worden war. Das Triebwerk leistete 325 PS. Als Kraftübertragung diente serienmäßig ein ebenfalls von Chrysler entwickeltes Automatikgetriebe vom Typ Torqueflite, das drei Vorwärtsgänge aufwies; 23 Fahrzeuge wurden abweichend davon auf Kundenwunsch mit einem manuellen Vierganggetriebe ausgestattet. Die Fahrzeuge der ersten Serie verfügten noch nicht über eine Servolenkung. Äußerlich ist die erste Serie an schmalen, tief liegenden Stoßstangen zu erkennen; die vorderen Blinker waren über der Stoßstange installiert.

Interceptor Mk. 2

Die zweite, im Oktober 1969 eingeführte Serie erhielt im Hinblick auf amerikanische Sicherheitsbestimmungen höher angesetzte Stoßstangen; die vorderen Blinker befanden sich nun unterhalb der Stoßstange. Der Kühlergrill wurde ebenso überarbeitet wie das Armaturenbrett. Der Motor blieb dagegen unverändert.

Interceptor Mk. 3

Ab Oktober 1971 wurde die dritte Serie des Interceptor produziert. Die Karosserie entsprach weitgehend dem Mk. 2; der Wagen erhielt jedoch serienmäßig Leichtmetallräder sowie eine geänderte Innenausstattung. Ab November 1971 ersetzte Jensen zudem den 6,3 Liter großen Motor durch einen Achtzylindermotor mit 7,2 Liter Hubraum, der weiterhin von Chrysler bezogen wurde. Fahrzeuge mit Rechtslenkung erhielten noch bis Mai 1972 den Motor des Vorgängermodells. Grund für den Wechsel war die durch die amerikanischen Abgasgesetze verringerte Leistung der Motoren.[5] Immer striktere Gesetze erforderten eine zunehmend geringere Verdichtung, die zu einem erheblichen Leistungsverlust führte. Um das Defizit wenigstens ansatzweise auszugleichen, war Jensen wie andere Kunden Chryslers gezwungen, Motoren mit größerem Hubraum zu verwenden. Doch auch mit dem 7,2-Liter-Motor, der 285 PS lieferte, fiel der Mk. 3 hinsichtlich Sportlichkeit hinter die frühen Mk.-1-Modelle zurück, denn die größeren Motoren waren schwerer und schränkten die Handlichkeit der Fahrzeuge ein.

SP

Eine Sonderversion des Mk. 3 war der Jensen SP (für Six Pack[6]), der als Nachfolger für den wirtschaftlich wenig erfolgreichen FF gedacht war und eine deutlich erhöhte Leistung aufwies. Der 7,2-Liter-Motor hatte drei Doppelvergaser und lieferte 385 PS; allerdings wird das Ansprechverhalten zumeist als gewöhnungsbedürftig beschrieben. Der SP bedurfte aufmerksamer Wartung. In einigen Publikationen wird behauptet, dass die Vergaser in sehr kurzen Intervallen - gelegentlich wird von nur 500 Meilen gesprochen[7] - neu eingestellt werden mussten. Der sehr teure SP konnte, da er die amerikanischen Abgasgesetze nicht erfüllte, nicht in die Vereinigten Staaten exportiert werden, sodass er in erster Linie dem britischen Markt vorbehalten blieb. Bis 1973 entstanden 232 Exemplare, die zumeist eine Rechtslenkung erhielten.

Convertible (Cabriolet)

Jensen Interceptor Convertible

Der wichtige US-Markt veranlasste Jensen dazu, auch ein Cabriolet ins Modellprogramm aufzunehmen. Der 1974 vorgestellte Interceptor Convertible entsprach technisch dem Saloon Mk. 3. Es gilt als besonders elegant und gehört heute zu den gesuchten, aber auch teuersten Modellen der Marke. Anders als der Saloon wurde das Cabriolet mit seinem Zuschnitt auf den amerikanischen Markt vor allem als Linkslenker verkauft.

Coupé

Noch seltener als das Cabriolet ist das 1975 kurz vor dem Konkurs der Firma vorgestellte Coupé. Anders als der Saloon wies das Coupé ein Stufenheck auf. Es basierte auf dem Interceptor Convertible, erhielt jedoch anstelle des Verdecks ein Hardtop. Auffällig war die getönte Plexiglasscheibe über der hinteren Sitzreihe. Bis zum endgültigen Produktionsstop im Jahr 1976 verließen 46, nach anderen Quellen 47 Fahrzeuge das Werk in West Bromwich, von denen heute noch etwa 40 existieren.

Der Jensen FF

Hauptartikel: Jensen FF

Der Jensen FF war der erste Serien-PKW mit Allradantrieb. Genau genommen ist der FF jedoch kein Interceptor, sondern eine eigene Baureihe. Der Allradantrieb benötigte mehr Platz, sodass der gesamte Vorbau verlängert werden musste. Auch wenn der FF einem Interceptor recht ähnlich sieht, so ist er an der geänderten Frontpartie mit doppelten seitlichen Lüftungsschlitzen gut zu erkennen. Gebaut wurde er bis 1971.

Die Produktion

Die Produktionszahlen des Jensen Interceptor weichen in verschiedenen Veröffentlichungen teilweise voneinander ab. Die nachstehende Übersicht orientiert sich an den Angaben in einer Modellchronik der Zeitschrift British Classic Cars:

Aufbau Interceptor Mk.1
1966-1969
Interceptor Mk.2
1969-1971
Interceptor Mk.3
1971-1976
Interceptor SP
1971-1972
Saloon 1024 1128 4256 232
Convertible -- -- 508 --
Coupé -- -- 47 --

Die heutige Marktlage

Jensen Interceptor sind gesuchte Klassiker. Doch obwohl die Fahrzeuge zu ihrer Zeit ein ähnliches Ansehen genossen wie die Modelle von Aston Martin und teilweise deutlich teurer waren, sind sie als Oldtimer bei Weitem nicht so gefragt, was sich auch in den Preisen ausdrückt. Für einen Jensen Interceptor Mk. 3 in mangelfreiem Zustand wurde 2010 ein Preis von etwa 25.500 Euro veranschlagt; ein Aston Martin V8 in gleichem Zustand ist auf dem Gebrauchwagenmarkt mehr als doppelt so teuer. Ein Interceptor Convertible ist deutlich teurer als die geschlossene Version, aber auch sie bleibt weit hinter den Preisen für einen Aston Martin V8 Volanté zurück.[8] Der Grund für die Preisdifferenz zwischen Jensen und Aston Martin wird in der Literatur zumeist in der Verwendung eines weniger prestigeträchtigen amerikanischen Motors gesehen.[9]

Konkurrenten

Bilder

Literatur

  • Car Story: Jensen Interceptor. In: British Classic Cars, Heft 3/1010 (April und Mai 2010), S. 34 ff.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Classic Cars Spezial: Englische Oldtimer, Heft 2/1994, S. 68.
  2. Oleski, Lehbrink: Seriensportwagen, S. 310.
  3. Roger Gloor, Carl Wagner: „Monteverdi – Werdegang einer Schweizer Marke“, 1980 (vergriffen), S. 174.
  4. British Car Classic Cars 3/2010, S. 38.
  5. Richard Calver, Jensen History
  6. Jensen Motors Katalog 1973
  7. Die Modellchronik in der Zeitschrift British Classic Cars (Heft 3/2010, S. 39) spricht von einem Intervall von nur 500 Kilometern.
  8. Daten nach Zink: Oldtimer Katalog Nr. 19 (2010), S. 38 (Aston Martin) und 167 (Jensen).
  9. British Car Classic Cars 3/2010, S. 39. Dort heißt es: „Mit einem Wort: Hybrid“.

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