Jesu, meine Freude (Bach)

Jesu, meine Freude (Bach)

Jesu, meine Freude ist eine Motette für fünfstimmigen Chor von Johann Sebastian Bach (BWV 227). Bach komponierte dieses Werk zwischen 1723 und 1735, vermutlich für eine Begräbnis- oder Gedächtnisfeier. Ob Instrumente zur Verstärkung des Chores vorgesehen waren, ist ungesichert.

Musikalisch im Ton einer Trauermusik gehalten, vermittelt der Text die Abkehr von den weltlichen Dingen und die Hinwendung zum Geist Jesu, der über alle Traurigkeit triumphiert (so der Schluss: „Dennoch bleibst du auch im Leide / Jesu, meine Freude“).

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Der Anlass für diese Motette ist nicht mit überliefert worden, wie bei den meisten der anderen Motetten auch. Eine chronologische Einordnung ist daher sehr schwierig. Man geht jedoch davon aus, dass es sich um eine Komposition aus Bachs Leipziger Zeit handelt, ferner existiert eine Abschrift aus dem Jahre 1735. Der Entstehungszeitraum ist somit auf die Jahre 1723 bis 1735 festgelegt.

Die Hypothese, dass diese Motette anlässlich des Begräbnisses von Johanna Maria Kees (geb. Rappold, Witwe des Leipziger Oberpostmeisters) am 18. Juli 1723 entstanden sei, gilt in der Forschung als äußerst zweifelhaft, konnte allerdings bislang auch nicht völlig ausgeschlossen werden.

Textstruktur

Das Werk, das aus elf Einzelsätzen besteht, ist aus zwei Texten zusammengesetzt. Das Grundgerüst bildet der Text des gleichnamigen Kirchenlieds von Johann Franck (1650). Zwischen den sechs Strophen steht jeweils eine Stelle aus dem Römerbrief (Röm 8,1-11).

Die Anfangstakte des einleitenden Chorals

Die Anfänge der Einzelsätze lauten:

  1. Jesu, meine Freude (1. Strophe)
  2. Es ist nun nichts Verdammliches (nach Röm 8,1 und 8,4)
  3. Unter deinem Schirmen (2. Strophe)
  4. Denn das Gesetz (à 3, nach Röm 8,2)
  5. Trotz dem alten Drachen (3. Strophe)
  6. Ihr aber seid nicht fleischlich (Fuge, nach Röm 8,9)
  7. Weg mit allen Schätzen (4. Strophe)
  8. So aber Christus in euch ist (à 3, nach Röm 8,10)
  9. Gute Nacht, o Wesen (à 4, 5. Strophe)
  10. So nun der Geist (nach Röm 8,11)
  11. Weicht, ihr Trauergeister (6. Strophe)

Musikalischer Aufbau

Zentralstück des Werkes ist die Fuge „Ihr aber seid nicht fleischlich“ (mit sinnbildlichen Koloraturen auf dem Wort „geistlich“), um welche die anderen Sätze symmetrisch gruppiert sind. Umschlossen wird das Werk von zwei musikalisch identischen Choralsätzen auf die Melodie von Johann Crüger. Zwei Spruchmotetten bilden den zweiten und den vorletzten Satz und greifen ebenfalls auf gemeinsames musikalisches Material zurück. Zwei dreisätzige Gruppen aus Choral, Terzett und freier Choralbearbeitung, deren Teile jeweils motivisch korrespondieren, vollenden die zentralsymmetrische Anordnung:

Choral Spruchmotette
Choral
Terzett
freier Choral
Fuge
Choral
Terzett
freier Choral
Spruchmotette Choral

Musikalische Bezüge bestehen damit zwischen folgenden Sätzen:

  • Choräle „Jesu, meine Freude“ (1) und „Weicht, ihr Trauergeister“ (11)
  • Spruchmotetten „Es ist nun nichts Verdammliches“ (2) und „So nun der Geist“ (10)
  • Choräle „Unter deinem Schirmen“ (3) und „Weg mit allen Schätzen“ (7)
  • Terzette „Denn das Gesetz“ (4) und „So aber Christus in euch ist“ (8)
  • freie Choräle „Trotz dem alten Drachen“ (5) und „Gute Nacht, o Wesen“ (9)

Literatur

  • Klaus Hofmann: „Johann Sebastian Bach. Die Motetten“, Bärenreiter, Kassel 2003, ISBN 3-7618-1499-2

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Jesu, meine Freude — ist eine Motette für fünfstimmigen Chor von Johann Sebastian Bach (BWV 227). Bach komponierte dieses Werk zwischen 1723 und 1735, vermutlich für eine Begräbnis oder Gedächtnisfeier. Musikalisch im Ton einer Trauermusik gehalten, vermittelt der… …   Deutsch Wikipedia

  • Jesu meine Freude — Jesu, meine Freude ist eine Motette für fünfstimmigen Chor von Johann Sebastian Bach (BWV 227). Bach komponierte dieses Werk zwischen 1723 und 1735, vermutlich für eine Begräbnis oder Gedächtnisfeier. Ob Instrumente zur Verstärkung des Chores… …   Deutsch Wikipedia

  • Jesu, meine Freude — is a motet composed by Johann Sebastian Bach. The full title of the work is Motet No. 3 in E minor, BWV 227. The Work There are six authenticated funeral motets (BWV 225 230) written for St Thomas s Church, Leipzig between 1723 7. A seventh has… …   Wikipedia

  • Jesu, meine Freude BWV 610 — (en français Jésu ma joie ) est un choral de Jean Sébastien Bach en do mineur pour un clavier et pédalier, cette pièce est issue de l Orgelbüchlein (le petit livre d orgue). Le tempo est d environ 72 à la croche. Contrairement à ce que le titre… …   Wikipédia en Français

  • Jesu, meine Freude — Первая страница мотета Jesu, meine Freude (Иисусе, моя радость, BWV 227) мотет Иоганна Себастьяна Баха. Написан в ми миноре. Содержание 1 Описание произведения …   Википедия

  • Bach-Werke-Verzeichnis — Das Bach Werke Verzeichnis (BWV) ist das bekannteste Verzeichnis der Werke von Johann Sebastian Bach. Es ist thematisch geordnet und wurde 1950 in seiner ersten Version vom Musikwissenschaftler Wolfgang Schmieder vorgelegt. Bei den geistlichen… …   Deutsch Wikipedia

  • Bach — Flüsschen; Wassergraben * * * Bach [bax], der; [e]s, Bäche [ bɛçə]: kleiner natürlicher Wasserlauf von geringer Breite und Tiefe: der Bach rauscht. * * * Bạch 〈m. 1u〉 1. kleiner Fluss 2. 〈fig.; meist Pl.〉 kleines Rinnsal (Blut, Schweiß) ● etwas… …   Universal-Lexikon

  • Jesu, Joy of Man's Desiring — is the title of a transcription by the English pianist Myra Hess (1890 1965) of the chorale that ends each part of the cantata Herz und Mund und Tat und Leben , BWV 147 composed by Johann Sebastian Bach. Hess s transcription was published in 1926 …   Wikipedia

  • Jesu, Joy of Man's Desiring — Jesus bleibet meine Freude …   Wikipedia Español

  • List of compositions by Johann Sebastian Bach — There are over 1000 known compositions by Johann Sebastian Bach. Listed here are about half of these in the order of the BWV catalog, including the spurious works in the BWV Anhang ( Appendix ). The complementary pages listing the other known… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”