Jesuiten-Reduktionen

Jesuiten-Reduktionen
Die Jesuitenreduktion La Santísima Trinidad
Die Jesuitenreduktion São Miguel das Missões, in Brasilien
Lage der wichtigsten Jesuitenredukrtionen in Argentinien, Brasilien und Paraguay, mit heutigen Landesgrenzen

Als Jesuitenreduktionen werden die von Jesuiten errichteten Siedlungen der indigenen Bevölkerung in Südamerika bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Auf Initiative des Jesuitenordens wurden ab 1604 mit Erlaubnis der spanischen Krone im Siedlungsgebiet des von Ackerbau lebenden Indio-Volkes der Guaraní Schutzgebiete für diese eingerichtet (siehe auch: Jesuitenreduktionen der Guaraní). Ziel war vor allem die christliche Missionierung[1] und der Schutz vor Übergriffen von Sklavenjäger und vor der Annexion durch Großgrundbesitzer.

Über die weiteren Aspekte dieser Missionsdörfer gehen die Meinungen auseinander. Sie reichen von "gelungener Entwicklungshilfe" (Conzelmann) über "Kolonisation mit anderen Mitteln" (Faßbinder, Otruba, Prien u.a.) bis zu "direkter jesuitischer Bereicherung (Kautsky). [2] Montesquieu, ein Zeitgenosse, beurteilte die Reduktionen positiv als eine „Verbindung der Religion mit der Idee der Menschlichkeit“.[3]

Die Jesuitenreduktionen erwirtschafteten bald große Überschüsse an Getreide, Zucker, Yerba (Mate) und Baumwolle. 1767 wurden die Reduktionen auf Befehl der spanischen Krone aufgehoben und die Jesuiten vertrieben. Die Gebiete der Reduktionen gehören heute teilweise zu Argentinien (Provinz Misiones), Brasilien, größtenteils aber zu Paraguay. In Bolivien (Departament Santa Cruz de la Sierra) gibt es die Reduktionen von Chiquitos und Moxos.

Die brasilianische Jesuitenreduktion São Miguel das Missões wurde 1983 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. 1984 wurde die Stätte unter dem Namen Jesuitenmissionen der Guaraní um vier argentinischen Reduktionen erweitert: San Ignacio Mini, Nuestra Señora de Santa Ana, Nuestra Señora de Loreto und Santa María la Mayor. Seit 1990 sind auch die Jesuitenmissionen der Chiquitos (Bolivien) als Welterbe anerkannt. 1993 folgten die Jesuitenreduktionen La Santísima Trinidad de Paraná und Jesús de Tavarangue in Paraguay.

Literatur

Fachliteratur

  • Philip Caraman: Ein verlorenes Paradies. Der Jesuitenstaat in Paraguay, München (Kösel) 1979.
  • Heinrich Krauss/Anton Täubl, Mission und Entwicklung. Der Jesuitenstaat in Paraguay, München 1979
  • Peter Claus Hartmann: Der Jesuitenstaat in Südamerika 1609-1768. Eine christliche Alternative zu Kolonialismus und Marxismus, Anton H. Konrad Verlag, Weißenhorn 1994, ISBN 3-87437-349-5
  • Gerd Kohlhepp: "Jesuitische Guaraní-Reduktionen in Nord-Paraná", in: Paulus Gordan (Hrsg.): Um der Freiheit willen. Eine Festgabe für und von Johannes und Karin Schauff, Neske, Pfullingen 1983, ISBN 3-7885-0257-6, S. 194-208
  • Horst Pietschmann, Staat und staatliche Entwicklung am Beginn der spanischen Kolonisation Amerikas, Münster 1980
  • Hans-Jürgen Prien, Die Geschichte des Christentums in Lateinamerika, Göttingen 1978
  • Wolfgang Reinhard, Gelenkter Kulturwandel im 17. Jahrhundert. Akkulturation in den Jesuitenmissionen als universalhistorisches Problem, in: Historische Zeitschrift 223 (1976) 535-575
  • Elman R. Service, Spanish-Guarani Relations in Early Colonial Paraguay, University of Michigan 1954

Belletristik

  • Alfred Döblin: Amazonas. Romantrilogie, München 1991 (dtv; erstmals Amsterdam 1937/38), ISBN 3-423-02434-8 (Roman)
  • Fritz Hochwälder: Das heilige Experiment, Stuttgart 1964 (Reclam), ISBN 3-15-008100-9 (Schauspiel)

Quellen

  • Ruiz de Montoya, Conquista Espiritual, Madrid 1639
  • Nicolás de Techo, Historia Provinciae Paracuaria Societatis Iesu, Lüttich 1673
  • A.Kobler (Hg): Pater Florian Baucke, ein Jesuit in Paraguay (1748-1766).Nach dessen eigenen Aufzeichnungen. Regensburg, Pustet, 1870

Film

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Heinrich Böhmer: Die Jesuiten, Stuttgart 1957
  2. Uwe Schmengler: Der Jesuitenstaat von Paraguay
  3. Christliche Mission in Argentinien – Von den Reduktionen der Jesuiten bis zur Entwicklungshilfe der Steyler Missionare (.rtf). Südwestrundfunk (16. März 2008).

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