Jo Groebel

Jo Groebel

Jo Groebel (* 11. November 1950 in Jülich) ist ein deutscher Medienpsychologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Jo Groebel ist seit 2006 Direktor des (aus ihm selbst als einzigem Wissenschaftler bestehenden)[1] „Deutschen Digital-Instituts“ Berlin. Zuvor war er Generaldirektor des Europäischen Medieninstituts Düsseldorf/Paris (1999-2006).

Groebel gehört zu den Gründern der modernen empirischen Medienpsychologie. Er gründete in den 1980er Jahren zusammen mit Peter Winterhoff-Spurk und Peter Vitouch die Zeitschrift „Medienpsychologie“, gab mehrere Anthologien und Lehrbücher zu dem Fach heraus und leitete zahlreiche Studien zum Thema Medienwirkungen.

Groebel war ebenso Mitautor der „Enquete zur Lage der Medienwirkungsforschung in Deutschland“ für die Deutsche Forschungsgemeinschaft. In den 1990er Jahren verfasste er verantwortlich die Gewaltprofilanalyse des Deutschen Fernsehens, die neben der Beachtung innerhalb der Wissenschaft zu einer öffentlichen Debatte über Aggression und Angst in den Medien führte. Neben seinen deutschen Forschungsaktivitäten wirkte Groebel seit Ende der 1980er Jahre zunehmend im internationalen Rahmen. Dazu gehören Kooperationen mit der Harvard- und der Cambridge-Universität, an der er zusammen mit dem dortigen Verhaltensforscher Robert A. Hinde zwei Bücher zu „Aggression und Krieg“ und „Kooperation“ (beide Cambridge-University-Press) herausgab.

1998 leitete er die größte international vergleichende empirische Studie zu Medien und Gewalt mit 5.500 12-Jährigen aus 23 Ländern aller Kontinente für die UNESCO. 1999 war er Mitbegründer des „World Internet Project“ mit Jeffrey Cole, heute University of Southern California. Seit dem Jahr 2000 ist Groebel verstärkt mit medienpolitischen Fragen befasst.

In diesem Zusammenhang entstanden mehrere Buchpublikationen, so zu den Themen „Privatheit und Öffentlichkeit“ und „Digitalisierung“ sowie Beratungen nationaler und internationaler Medien, Unternehmen und politischer Institutionen. Hier kam es auch zu persönlichen Konsultationen über Medienfragen mit Staats- und Regierungschefs, unter anderem mit Präsident Clinton und der deutschen Regierung. Seit 2004 kooperiert Groebel verstärkt mit der Columbia University in New York. Aus dieser Zusammenarbeit entstammen zwei in den USA erschienene Bücher über Internetfernsehen und Mobilmedien.

Seine öffentlichen Auftritte haben in Deutschland einige Kritiker auf den Plan gerufen. So bezeichnen manche seine hauptberuflichen Aktivitäten in Deutschland als weitgehend erfolglos, da das von ihm vorübergehend geleitete Europäische Medieninstitut in Ermangelung von Aufträgen geschlossen worden war.[2] Andere sehen seine internationalen Erfolge und schätzen, dass er medienpsychologische Erkenntnisse in verständlicher Weise auch an die Öffentlichkeit bringt. Als omnipräsenter „Medienexperte“ ist Groebel jedenfalls selbst ein Medienphänomen geworden.[3]

Auszeichnungen

  • Outstanding Contributions Award, International Council of Psychologists, Tokio, 1990
  • Socrates-Lezing, Humanistisch Verbond, Amsterdam, 1996
  • Ehrenmitgliedschaft Association of European Journalists, 2001.

Literatur (Auswahl)

  • Jo Groebel & Robert A.Hinde (eds.). Aggression and War. Cambridge University Press, 1991
  • Robert A.Hinde & Jo Groebel (eds.). Cooperation and Prosocial Behaviour. Cambridge University Press, 1992
  • Jo Groebel & Uli Gleich. Gewaltprofilanalyse des deutschen Fernsehens. Leske & Budrich, 1992
  • Jo Groebel & Gernot Gehrke. Deutschland und die digitale Welt. Leske & Budrich, 2002
  • Eli Noam, Jo Groebel & Darcy Gerbag (eds.). Internet Television. Lawrence Erlbaum Publishers, 2004
  • Jo Groebel, Eli Noam & Valerie Feldmann (eds.). Mobile Media. Lawrence Erlbaum Publishers, 2006
  • Jo Groebel. Polittalk: (K)Ein Nachruf. In: Sascha Michel/Heiko Girnth (Hgg.): Polit-Talkshows - Bühnen der Macht. Ein Blick hinter die Kulissen. Bonn: Bouvier. 2009. S. 68-82.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Interview mit Jo Groebel, Frankfurter Rundschau vom 13. September 2010
  2. Bericht auf media.nrw.de vom 8. Oktober 2004
  3. Niggemeier, 2008, Jo Groebel, in: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

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