Joachim Camerarius d. Ä.

Joachim Camerarius d. Ä.
Joachim Camerarius

Joachim Camerarius d. Ä. (auch: Joachim Kammermeister; * 12. April 1500 in Bamberg; † 17. April 1574 in Leipzig) war ein deutscher Humanist, Universalgelehrter und Dichter.

Leben

Der Sohn des bischöflichen Erbkämmerers und Ratsherrn Johannes Kammermeister besuchte zunächst die Schule in Bamberg und bekam ab 1512 in Leipzig Unterricht bei dem Humanisten Georg Helt. Er studierte dort gleichzeitig an der Universität, wo er sich ab 1516 bei Petrus Mosellanus dem Studium des Griechischen widmete.

Ab 1518 studierte er an der Universität Erfurt, wo er durch Eobanus Hessus in den dortigen Humanistenkreis eingeführt wurde, dem unter anderem auch Euricius Cordus und Mutianus Rufus angehörten. 1521 setzte Camerarius sein Studium an der Universität Wittenberg fort und schloss dort Freundschaft mit Philipp Melanchthon. 1522 erhielt er die Professur für Zoologie, in der er über die "Naturalis Historia" und die "Institutio oratoria" des Quintilian las. 1525 übernahm er die Professur für Griechische Sprache und Literatur und auf Melanchthons Empfehlung wurde er 1526 Lehrer für Griechisch und Latein an dem neu gegründeten Ägidiengymnasium in Nürnberg.

Auf dem Augsburger Reichstag 1530 fertigte Camerarius eine Nachschrift der dort verlesenen Confutatio, die er Melanchthon überließ, der nach dieser Nachschrift seine Apologie verfasste. 1532 erschien seine lateinische Übersetzung von Albrecht Dürers Underweysung der Messung unter dem Titel De Sym[m]etria partium in rectis formis hu[m]anorum corporum.

1535 erhielt er einen Ruf an die Universität Tübingen, wo er an der Reorganisation der Universität wesentlich mitwirkte. Von 1541 bis zu seinem Tod war Camerarius Professor an der Universität Leipzig.

Camerarius gab Werke zahlreicher antiker Autoren heraus, so beispielsweise von Demosthenes, Äsop, Herodot, Homer, Quintilian, Sophokles, Theokrit, Theophrast, Xenophon und Thukydides. Auch verfasste er zu zahlreichen Schriften, etwa von Caesar und Cicero, Kommentare.

Neben diesen antiken Schriften verfasste er auch Arbeiten zur Geschichte, Theologie, Pädagogik, Mathematik und Astronomie. Neben seinen Beiträgen zur altphilologischen Forschung hat sich Camerarius besonders durch seine pädagogischen Ausführungen in der Wissenschaft verdient gemacht. Bereits lange vor Comenius entwickelte er ein pädagogisches System, auf das Comenius in seiner Didactica Magna nachweislich immer wieder zurückgegriffen hat.

Aus seiner Ehe mit Anna Truchseß von Grünberg sind die Kinder Anna (verh. mit Esrom Rüdinger, gest. 16. September 1558 in Wittenberg), Magdalena (23. Dezember 1529 in Nürnberg; verheiratet 1558 in Leipzig mit Johannes Hommel, Johannes (* 29. Juli 1531 in Nürnberg; gest. 6. Dezember 1592 in Königsberg), Martha (* 29. Dezember 1532 in Nürnberg, gest. vor 17. Februar 1558), Joachim, Philipp, Ursula (1539–1604 verh. mit Dr. Caspar Jungermann, Ludwig (* 25. Juni 1542 in Leipzig; gest 14. Juni 1582 in Karlsbad) und Gottfried (* 16. Juli 1546 in Leipzig) bekannt.

Literatur

  • Friedrich Stählin: Camerarius, Joachim. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 3, Duncker & Humblot, Berlin 1957, S. 104.
  • Adalbert Horawitz: Joachim Camerarius I.. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 3, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 720–724.
  • Theodor Kolde: Camerarius, Joachim. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 3, Hinrichs, Leipzig 1897, S. 687–689.
  • Stephan Kunkler: Zwischen Humanismus und Reformation. Der Humanist Joachim Camerarius (1500-1574)im Wechselspiel zwischen pädagogischem Pathos und theologischem Ethos, Hildesheim/Zürich/New York 2000 (Theologische Texte und Studien, Band 8)
  • Heinz Scheible: Melanchthons Briefwechsel Personen 11
  • Wolfgang Klose: Das Wittenberger Gelehrtenstammbuch: das Stammbuch von Abraham Ulrich (1549-1577) und David Ulrich (1580-1623), Halle: Mitteldt. Verl., 1999, ISBN 3-932776-76-3

Weblinks


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