Amphitryon (Kleist)

Amphitryon (Kleist)
Daten des Dramas
Titel: Amphitryon
Gattung: Tragikomödie
Originalsprache: Deutsch
Autor: Heinrich von Kleist
Erscheinungsjahr: 1807
Uraufführung: 1899
Ort der Uraufführung: Neues Theater in Berlin
Personen

Amphitryon ist eine Tragikomödie in drei Akten von Heinrich von Kleist, die im Sommer 1803 in Dresden entstand. Der Erstdruck erschien 1807 in Dresden. Die Uraufführung fand 1899 am Neuen Theater in Berlin statt.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Alkmene erwartet die Rückkehr ihres Gatten Amphitryon aus dem Krieg gegen die Athener. Statt seiner, erscheint ihr jedoch Jupiter in der Gestalt ihres Gatten und die beiden verbringen zusammen eine Liebesnacht. Als am nächsten Morgen der echte Amphitryon nach Theben zurückkehrt und Alkmene ihm von der vermeintlich gemeinsam durchlebten Nacht erzählt, fühlt dieser sich von seiner Frau betrogen. Jupiter erscheint Alkmene erneut in der Gestalt ihres Gatten und erklärt ihr, dass der Donnergott selbst sie besucht habe, weil sie durch Abgötterei seine Rache geweckt habe. Als sich am Ende die beiden Amphitryon-Gestalten gegenüberstehen, halten sowohl die Feldherren als auch Alkmene den Jupiter-Amphitryon für den wahren. Jupiter klärt das Missverständnis auf und gewährt Amphitryon einen Wunsch als Wiedergutmachungsleistung. Amphitryon wünscht sich einen von Jupiter mit Alkmene gezeugten Sohn, woraufhin ihm Jupiter die Geburt des Herkules prophezeit. Spiegelbildlich dazu gibt es eine komische Ebene, auf der Merkur die Gestalt des Sosias annimmt, es im Gegensatz zu Jupiter aber unterlässt, dessen Gattin Charis zu verführen.

Werkanalyse

Entstehungshintergrund

Anfangs hatte Kleist nur eine deutsche Übersetzung von Molières Stück geplant. Mit der Zeit entfernte er sich aber immer weiter vom französischen Original und gab der reinen Gesellschaftskomödie Molières einen tieferen Sinn. Kleists Stück trägt auch heute noch den Untertitel „ein Lustspiel nach Molière“.

Inhaltliche Aspekte

Thematische Schwerpunkte

Amphitryon handelt von der Erkenntnis des Ichs, der Begründung und Infragestellung der wahren Selbstgewissheit und der Bewältigung der Identitätskrise. Das Stück ist also nicht wie bei Molière nur eine Gesellschaftskomödie.

Ort und Zeit

Das Stück spielt im mythologischen Theben in sagenhafter Vorzeit.

Stoff

Der Ursprung des Amphitryon-Stoffes ist die Sage von der Zeugung und der Geburt der Halbbrüder Herakles und Iphikles. Es gibt eine lange Kette dramatischer Bearbeitungen, z. B. durch Plautus und Molière. Heute gibt es über 50 verschiedene Werke, die diesen Stoff behandeln.

Formale Aspekte

Aufbau und Gliederung

1. Akt (5 Szenen), 2. Akt (6 Szenen), 3. Akt (11 Szenen).

Die Handlung beschränkt sich auf einen Ort.

Zeitstruktur

Das Stück weist die typische Zeitstruktur antiker Tragödien auf. Die Handlung beschränkt sich auf weniger als 24 Stunden.

Quellen

Neben Molières Amphitryon (1668), den er in der Pariser Edition von 1734 benutzte, und J. D. Falks Amphitruon (Halle 1804) scheint Kleist auch Rotrous Les Sosies (1636) gekannt zu haben.

Textüberlieferung

Erstdruck: Heinrich von Kleists Amphitryon, ein Lustspiel nach Molière. Herausgegeben von Adam H. Müller. Dresden, in der Arnoldischen Buchhandlung o. J. (Mai 1807). Danach Titelauflage: Neue wohlfeilere Ausgabe. Dresden. 1818 mit einer Vorrede des Herausgebers.

Literatur

  • Heinrich von Kleist: Sämtliche Werke und Briefe. Zweibändige Ausgabe in einem Band. Herausgegeben von Helmut Sembdner. München 2001
  • Walter Hinderer (Hrsg.): Kleists Dramen. Interpretationen. Reclam, Stuttgart 1997 (Universal-Bibliothek, 17502)
  • Tieste, Stefanie: Heinrich von Kleist. Seine Werke. Heilbronn: Kleist-Archiv Sembdner 2009. (Heilbronner Kleist-Materialien für Schule und Unterricht. Hrsg. von Günther Emig. 2).

Weblinks


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