Johann Christian Senckenberg

Johann Christian Senckenberg
Johann Christian Senckenberg, Gemälde von Anton Wilhelm Tischbein, 1771/72

Johann Christian Senckenberg (* 28. Februar 1707 in Frankfurt am Main; † 15. November 1772 ebenda) war ein deutscher Arzt, Stifter und Botaniker[1]. Er ist der Sohn des Physikus primarius Johann Hartmann Senckenberg.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johann Christian Senckenberg wurde am 28. Februar 1707 in der Frankfurter Hasengasse geboren. Das Studium absolvierte er mit Hilfe eines Stipendiums an der jungen preußischen Universität Halle ab 1730. Während seines dreisemestrigen Aufenthaltes begleiteten ihn seine Lehrer Friedrich Hoffmann und Georg Ernst Stahl. In Halle ließ sich der engagierte Senckenberg offenbar in theologische Auseinandersetzungen hineinziehen, die dazu führten, dass er diese Stadt bereits nach drei Semestern verlassen musste, obwohl er sehr fleißig studiert hatte. 1737 wurde er an der Georg-August-Universität Göttingen über die Heilkraft des Maiglöckchens in Medizin unter dem Vorsitz Albrecht von Hallers promoviert. Ursprünglich wollte er eine Dissertation über die Melancholie schreiben. Anschließend begann Senckenberg in Frankfurt am Main zu praktizieren.

Nach dem Tod seiner Mutter heiratete Senckenberg seine erste Frau, die zwei Jahre später am Kindbettfieber starb. Auch seine zweite Ehe endete bald mit dem Tod der Frau infolge einer Erkrankung an Tuberkulose. Ebenso starben die Kinder aus den beiden Ehen. Auch eine dritte Ehe endete nach zwei Jahren, da seine Frau an Krebs starb. Senckenberg blieb von da an Witwer.

Etablierung der Stiftung

Büste im Museum Senckenberg

Nach drei Ehen entschloss er sich, sein Vermögen pro bono publico patriae zur Verfügung zu stellen. Am 18. August 1763 errichtete er die Dr. Senckenbergische Stiftung, deren Ziel es war, das Frankfurter Medizinalwesen, die Krankenversorgung und die Ausbildung der Ärzte zu verbessern. Auf dem im Jahre 1766 erworbenen ersten Stiftungsgelände östlich des Eschenheimer Tores entstand in den folgenden Jahren ein medizinisches Institut mit Bibliothek, Laboratorium chymicum, Gewächshäusern und einem Theatrum anatomicum, sowie ein Bürgerhospital. Die Dr. Senckenbergische Anatomie, die sich aus diesem Theatrum anatomicum entwickelte, ist damit wesentlich älter als die im Jahre 1914 gegründete Johann Wolfgang Goethe-Universität. Sie ist auch eines der Gründungsinstitute dieser Universität.

Die Senckenbergische Bibliothek ist seit 1. Januar 2005 vereinigt mit der „Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main“ zur zentralen Bibliothek der Universität Frankfurt mit dem neuen Namen „Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg“.

Grab am Bürgerhospital

Johann Christian Senckenberg selbst hat die Fertigstellung seines Bürgerhospitals nicht mehr erlebt, er stürzte am 15. November 1772 tödlich vom Baugerüst der Kuppel des Hospitals. Nur zwei Tage später wurde sein Leichnam in dem von ihm gestifteten Theatrum anatomicum – wegen der gewaltsamen Todesursache – öffentlich seziert. Testamentarisch hatte Senckenberg jedoch eine Sezierung seines Leichnams abgelehnt.

Dieser unerwartete Tod tat dem Projekt nicht gut, die Stadt nutzte das Bürgerhospital als Verwahranstalt. Goethe kritisierte: der Stiftung fehle es nicht am Materiellen, sondern am Intellekt.

Aus der Senckenbergischen Stiftung gingen u. a. das Naturmuseum Senckenberg und die Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung hervor.

Bis heute warten etwa fünfzig Tagebuchbände von ihm, wissenschaftlich ausgewertet zu werden, was sich aber wegen seiner „Sauklaue“ und seines darin verwendeten Kauderwelsches aus Latein, Frankfurterisch und Deutsch mit eigenen Abkürzungen als äußerst schwierig darstellt. Der momentane Leiter des Forschungsinstitutes und Naturmuseums, Volker Mosbrugger, glaubt daher, dass dies am besten Lateinlehrern aus dem Frankfurter Raum gelingen könnte. [1].

Literatur

Westdeutsche Briefmarke (1953) der Serie Helfer der Menschheit
  • Rudolf Jung: Senckenberg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 34, Duncker & Humblot, Leipzig 1892, S. 1–5. - Familienartikel
  • August de Bary: Johann Christian Senckenberg (1707 - 1772). Sein Leben auf Grund der Quellen des Archivs der Dr. Senckenbergischen Stiftung dargestellt von Dr. August de Bary, Ffm., Waldemar Kramer (1947)
  • Thomas Bauer: Johann Christian Senckenberg, Eine Frankfurter Biographie 1707 - 1772. Societäts-Verlag, Frankfurt am Main 2007; Rezension Julia Voss in: Frankfurter Allgemeine Zeitung Nr. 50 Mittwoch, 28. Februar 2007 Seite 34 "Feuilleton. Neue Sachbücher"

Einzelnachweise

  1. Ludwig Spilger (1941): Senckenberg als Botaniker. Abhandlungen der senckenbergischen naturforschenden Gesellschaft 458:1-175

Weblinks

 Commons: Johann Christian Senckenberg – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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